Kopftuch-Boykott: Schachweltmeisterin gibt Titel auf

Frauen, die das traditionelle islamische Kleidungsstück Abaya tragen. Eine Touristin wird von einem Sicherheitsbeamten ermahnt, weil sie das Kopftuch hebt. (Symbolbild: ddp)
Frauen, die das traditionelle islamische Kleidungsstück Abaya tragen. Eine Touristin wird von einem Sicherheitsbeamten ermahnt, weil sie das Kopftuch hebt. (Symbolbild: ddp)

Anna Musytschuk sollte in Saudi-Arabien eigentlich gerade ihren Titel verteidigen. Doch die 27-Jährige möchte sich nicht wie „eine Kreatur zweiter Klasse fühlen“. So reagiert das Netz auf ihren Kopftuch-Boykott!

Sie ist 27 Jahre alt, kommt aus der Ukraine und trägt den Weltmeistertitel im Schnell- und Blitzschach. Und Anna Musytschuk hat eine klare Vorstellung davon, was sie zu opfern bereit ist, um ihren Titel zu halten. Ihren hübschen Kopf auf der Schachweltmeisterschaft mit einem Tuch zu verhüllen, gehört eindeutig nicht dazu. Deshalb ist Musytschuk Anfang der Woche nicht in den Flieger nach Saudi-Arabien gestiegen. Mit ihrem Boykott möchte sie ein Zeichen setzen – und das bedeutet ihr mehr als die Siegerprämie.

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„Ich werde in einigen Tagen meine zwei Weltmeistertitel verlieren, weil ich entschieden habe, nicht nach Saudi Arabien zu reisen. Nicht nach deren Regeln zu spielen, keine Abaya (Anm. d. Redaktion: traditionelles islamisches Kleidungsstück mit Kopftuch) zu tragen, nicht mit Begleitung nach draußen zu gehen – alles in allem mich nicht wie eine Kreatur zweiter Klasse zu fühlen. Genau vor einem Jahr habe ich diese Titel gewonnen und ich war die glücklichste Person in der Schachwelt. Doch dieses Mal bin ich sehr traurig“, erklärt Musytschuk ihre Entscheidung auf Facebook.

Vor diesem Post hatte der saudi-arabische Schachverband erklärt, dass alle Spielerinnen die Abaya inklusive Kopftuch tragen müssten. Diese Kleiderregel gelte zwar nicht während des Turniers, aber außerhalb des Veranstaltungsortes.

Für ihren Boykott erhält die Ukrainerin viel Unterstützung auf Facebook: „Größter Respekt für deine Entscheidung! Das ist das richtige Signal“, schreibt ein User. Eine andere meint: „Schön, dass du für deine Werte aufstehst!“ oder „Es ist ihre freie Entscheidung, nicht anzutreten, um zu protestieren und das ist es, was bewundernswert ist.“

Einige wenige Stimmen finden die Entscheidung der Schachweltmeisterin zweifelhaft: „Wer sich dem Unbekannten aussetzt, wird bisweilen positiv überrascht. Es gibt großartige, weltoffene, starke Saudi-Araberinnen, von denen auch Feministinnen im Westen etwas lernen könnten“, schreibt eine Twitter-Userin.

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