Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage
Donezk (dpa) - Beim Beschuss eines Marktes in der von russischen Truppen besetzten ostukrainischen Stadt Donezk sind nach örtlichen Behördenangaben mindestens 25 Menschen getötet worden. Es gebe auch 20 Verletzte, teilte der Chef der von Russland annektierten Region Donezk, Denis Puschilin, mit. Die Behörden hatten die Angaben zu Toten und Verletzten immer weiter nach oben korrigiert. Von ukrainischer Seite gint es bisher keine Reaktion. Die Angaben sind von unabhängiger Stelle nicht überprüfbar. Laut Puschilin wurde der Markt am Morgen beschossen, als dort viele Menschen Sonntagseinkäufe erledigten.
Auch einige ukrainische Medien verbreiteten Fotos und Videos von einem verwüsteten Markt. Das russische Staatsfernsehen zeigte Bilder einer schweren Explosion. In den Aufnahmen, deren Echtheit nicht überprüft werden kann, sind auch auf der Straße liegende Menschen zu sehen. Unter den Schwerverletzten seien auch zwei Kinder, sagte Puschilin. Er sprach den Angehörigen der Toten sein Beileid aus.
Der Donezker Bürgermeister Alexej Kulemsin nannte den Beschuss durch die ukrainischen Streitkräfte ein «barbarische Attacke» auf einen zivilen Bereich der Stadt. Laut Behörden gab es dort kombinierte Artillerieschläge mit großkalibriger Munition.
Vorwürfe gegen Ukraine und Westen aus Moskau
Das russische Außenministerium warf dem «Kiewer Regime» ein Kriegsverbrechen vor; mit Hilfe der USA und ihrer Verbündeten sei erneut ein Terroranschlag gegen die Zivilbevölkerung verübt worden. Russland kritisiert immer wieder die westlichen Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine, die die Hilfe vor allem für die Verteidigung gegen Moskaus Angriffskrieg nutzt.
Der Markt in Donezk sei mit den vom Westen gelieferten Waffen aus der ostukrainischen Stadt Awdijiwka beschossen worden, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums in Moskau. Das zeige nicht nur erneut, dass der Westen verwickelt sei in den Krieg, sondern auch den «Hass» des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gegen die Menschen in Donezk. Russland forderte die internationale Gemeinschaft auf, das Verbrechen an den Zivilisten zu verurteilen. Schweigen hingegen könne Selenskyj zu neuen Gräueltaten ermutigen, hieß es.
Gasterminal in Russland in Brand geraten
Auf dem Gelände des russischen Erdgasproduzenten Novatek im Gebiet Leningrad ist in der Nacht zu Sonntag ein Terminal in Brand geraten. Verletzte habe es durch das Feuer im Ostseehafen Ust-Luga nicht gegeben, das Personal sei evakuiert worden, sagte der Gouverneur der Region, Alexander Drosdenko, laut Nachrichtenagentur Tass. Im Bezirk Kingisepp sei höchste Alarmbereitschaft ausgerufen worden. Ust-Luga liegt nahe der Grenze zum Nato-Mitglied Estland.
Das ukrainische Onlinemedium «Ukrajinska Prawda» berichtete am Sonntagnachmittag unter Berufung auf Quellen in der Führung in Kiew, dass der Zwischenfall Ergebnis einer «Spezialoperation» des ukrainischen Geheimdienstes sei. Das Terminal sei mit Drohnen angegriffen und in Brand gesetzt worden. Eine Bestätigung oder Erklärung von russischer Seite dazu gibt es bisher nicht.
Die «Ukrajinska Prawda» veröffentlichte auf der Plattform X (vormals Twitter) Videos, auf denen die in Brand geratene Gasanlage zu sehen sein soll. Auf den Aufnahmen ist zu erkennen, wie Flammen hoch in den nächtlichen Himmel schlagen.
Litauen und Polen wollen militärisch enger zusammenarbeiten
Indessen wollen Litauen und Polen ihre Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich ausbauen. «Wir werden die militärische Kooperation stärken. Wir werden gemeinsame Übungen abhalten, wir werden nach zusätzlichen Formen für die gemeinsame Ausbildung unserer Streitkräfte suchen, wir werden die militärische Mobilität stärken», sagte der litauische Präsident Gitanas Nauseda nach einem Treffen mit seinem polnischen Kollegen Andrzej Duda in Vilnius.
Litauen und Polen grenzen an die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad und an Russlands engen Verbündeten Belarus. Die Nachbarländer sorgen sich vor einer Ausweitung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Zwischen den beiden EU- und Nato-Staaten verläuft ein schmaler Landkorridor - die sogenannte Suwalki-Lücke. Russland könnte das Baltikum durch dessen Einnahme vom restlichen Nato-Gebiet abschneiden. Duda betonte, dass der Suwalki-Korridor besondere Aufmerksamkeit, Überwachung und Konzentration erfordere.
Nordkorea: Putin bereit für baldigen Besuch
Der russische Präsident Wladimir Putin hat nordkoreanischen Angaben zufolge seine Bereitschaft erklärt, das isolierte kommunistische Land bald zu besuchen. Putin habe sich für die Einladung für einen Besuch Pjöngjangs bedankt und seine Bereitschaft bekundet, Nordkorea zu einem baldigen Zeitpunkt zu besuchen, berichtete Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Man sei bereit, «den engsten Freund des koreanischen Volkes mit größter Aufrichtigkeit zu begrüßen».
Im Ausland wird die Annäherung zwischen Moskau und Pjöngjang mit großem Misstrauen gesehen. Im Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Russland nicht nur Artilleriemunition, sondern zuletzt angeblich auch ballistische Raketen aus Nordkorea eingesetzt. Befürchtet wird, dass Russland dem diktatorisch regierten Land in Fernost technisch bei dessen Waffenprogrammen helfen könnte.
VIDEO: 25 Tote bei Angriff auf Markt am Stadtrand von Donezk