Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Kiew (dpa) - Die Ukraine hat im Krieg mit Russland nach eigenen Angaben erneut erfolgreich auf dem Territorium des Gegners operiert. So hätten Saboteure zwei Flugzeuge und einen Hubschrauber auf einem Militärflugplatz bei Moskau zerstört, teilte der ukrainische Militärgerheimdienst HUR mit.

Außerdem hat ein Drohnenangriff nach Medienberichten am Mittwoch einen Brand in einem Treibstofflager in der südrussischen Küstenstadt Sotschi ausgelöst. Moskau wiederum hat mit Marschflugkörpern eine Raffinerie in der Ukraine beschädigt. Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew wurde die Ukraine in der Nacht mit insgesamt 24 Drohnen attackiert. 17 davon seien vernichtet worden. Nach Angaben aus London kommt die ukrainische Gegenoffensive nahe der Stadt Bachmut im Osten des Landes voran.

Saboteure sprengen Flugzeuge bei Moskau

Auf dem streng bewachten Flugplatz Tschkalowski sei Sprengstoff an den Maschinen angebracht worden, der am vergangenen Montag explodierte, teilte die Behörde am Mittwoch auf ihrem Telegram-Kanal mit. Beim Hubschrauber, einer Mi-28, sei das Heckteil durch die Sprengung kaputt gegangen. Die Schäden an den beiden Flugzeugen, einer An-148 und einem Aufklärungsflugzeug vom Typ Il-20, präzisierte HUR nicht, sondern teilte lediglich mit, dass eine schnelle Reparatur nicht zu erwarten sei.

Alle beschädigten Maschinen gehören demnach zum 354. Flugregiment, das aktiv an der Drohnenbekämpfung rund um Moskau beteiligt war. Offiziell bekannt hat sich der ukrainische Geheimdienst nicht zu der von ihm gemeldeten Aktion. Moskau wiederum hat den Anschlag bisher nicht bestätigt.

Medium: Kamikaze-Drohne trifft Diesel-Reservoir

Nach dem Treffer einer mutmaßlichen Kamikaze-Drohne ist dem russischen Online-Nachrichtenportal Baza zufolge ein Dieselreservoir nahe dem Flughafen von Sotschi im Stadtteil Adler ausgebrannt. Laut Regionalverwaltung wurde niemand verletzt. Die Ursachen der Explosion sollen nach Regierungsangaben noch geklärt werden.

Im Internet veröffentlichte Bilder und Videos zeigen den Moment der Explosion, dem ein senkrechter Einschlag eines unbekannten Flugobjekts in den Treibstoffspeicher um 5.16 Uhr Ortszeit (4.16 MESZ) vorangeht. Auf einem weiteren Video ist das typische Anfluggeräusch einer Drohne kurz vor der Explosion zu hören.

Russische Militärstützpunkte auf Krim attackiert

Auf der seit 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim seien Militärstützpunkte mit Raketen angegriffen worden, sagte der Sprecher des Militärgeheimdienstes in Kiew, Andrij Jussow. Medienberichten zufolge wurden Ziele im Gebiet der Militärflughäfen Belbek und Katscha angegriffen.

Während in sozialen Netzwerken Videos verbreitet wurden, auf denen Explosionen zu hören und Rauchwolken zu sehen sind, teilten die Behörden der seit 2014 von Moskau annektierten Krim mit, alle Angriffe seien abgewehrt worden. «Den neuesten Informationen zufolge hat unsere Flugabwehr eine Raketenattacke auf Sewastopol abgewehrt», teilte der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Hafenstadt, Michail Raswoschajew, mit.

Ukrainische Raffinerie getroffen

Bei erneuten russischen Drohnenangriffen auf die Ukraine ist in der Nacht eine Raffinerie in der Stadt Krementschuk beschädigt worden. «Es gab einen Brand. Vor Ort arbeiten alle Einsatzkräfte», teilte der Militärgouverneur der Region Poltawa, Dmytro Lunin, am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal mit.

Die Raffinerie sei vorerst stillgelegt worden. Tote oder Verletzte habe es nicht gegeben. Krementschuk ist eine Industriestadt in der Ukraine. Die Ölverarbeitung ist dabei ein wichtiger Wirtschaftssektor. Wegen der strategischen Bedeutung wurden die Stadt und die Raffinerie während des russischen Angriffskriegs schon mehrfach beschossen.

London: Fortschritte Kiews bei Kampf um Bachmut

Nach Erkenntnissen des britischen Verteidigungsministeriums hat die Ukraine im Kampf um Bachmut weitere Erfolge erzielt. Die Rückeroberung der Dörfer Klischtschjiwka und Andrijiwka südlich der Stadt bringe die ukrainischen Truppen näher an eine der Hauptversorgungsrouten der russischen Besatzer heran, die Straße T 05-13.

Zudem sei die russische Verteidigung von Bachmut geschwächt, nachdem russische Luftlandetruppen an die Front im südukrainischen Saporischschja verlegt worden seien. «Russland hält jedoch weiterhin die Eisenbahnlinie, die zwischen Klischtschjiwka und der T 05-13 entlang einer Böschung verläuft und ein leicht zu verteidigendes Hindernis darstellt», hieß es in London weiter.

Russischer Kampfjet stürzt bei Trainingsflug ab

Im westrussischen Gebiet Woronesch ist ein Kampfjet vom Typ Su-34 offiziellen Angaben zufolge bei einem Trainingsflug abgestürzt. «Die zweiköpfige Crew des Flugzeugs hat sich herauskatapultiert und wurde zum Heimatflughafen gebracht», teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Mittwoch laut Nachrichtenagentur Interfax mit.

Beide Piloten sind demnach wohlauf. «Ursache des Absturzes könnte ein technisches Versagen sein», so das Verteidigungsministeriums. Im Zuge des von Russland begonnenen Angriffskriegs gegen die Ukraine sollen den Waffenanalysten der Investigativgruppe Oryx mindestens 20 Flieger dieser Art zerstört worden oder abgestürzt sein.

Bürgermeister: Risiko bei AKW Saporischschja

Der Bürgermeister der von russischen Soldaten besetzten ukrainischen Kraftwerksstadt Enerhodar warnt vor einem wachsenden Risiko atomarer Unfälle im frontnahen Atomkraftwerk Saporischschja.

«Die Befürchtung wird mit jedem Tag größer, weil es gleich mehrere gefährliche Faktoren gibt», sagte Dmytro Orlow der Deutschen Presse-Agentur. Groß sei die Gefahr einer technischen Katastrophe, sagte Orlow. Die Militarisierung der Atomanlage inmitten der Kämpfe sei eine Gefahr an sich. «Russland hat die Anlage zu einem Militärlager ausgebaut, in dem 1000 Mann ständig vor Ort sind», sagte Orlow.