Kriege und Konflikte seit 1945 in Europa und den Ex-Sowjetrepubliken
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg haben bewaffnete Konflikte in Europa und den früheren Sowjetrepubliken Hunderttausende Menschenleben gekostet. Diese sechs waren besonders folgenschwer:
UKRAINE: Auf den Sturz einer gewählten prorussischen Regierung in Kiew 2014 reagiert Russland mit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim. Zudem unterstützt es prorussische Separatisten im Osten des Landes, gegen die Kiew seit 2014 militärisch vorgeht. Nach UN-Schätzungen kamen dabei bisher mehr als 14.000 Menschen ums Leben. Mit Abkommen von 2014 und 2015, unterzeichnet in der belarussischen Hauptstadt Minsk, versucht ein Quartett aus Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine, den Konflikt zu beenden. Mit Russlands Anerkennung der Separatistenregionen Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten und der angekündigten Entsendung russischer Soldaten in die Ostukraine erreicht der Konflikt eine neue Dimension.
GEORGIEN: Im August 2008 löst der fünftägige Krieg zwischen Russland und Georgien die bis dahin schwerste Krise zwischen Ost und West seit Ende des Kalten Krieges aus. Georgien verliert dabei endgültig die Provinzen Südossetien und Abchasien. Nach dem Zerfall der Sowjetunion hatten sich Anfang der 1990er Jahre beide von Georgien losgesagt, danach kam es mehrfach zu bewaffneten Konflikten. Die abtrünnigen Regionen sind weiter von Russland abhängig, das ihre staatliche Souveränität anerkannt hat. EU und USA sehen die Gebiete aber weiter als Teil Georgiens an.
BERG-KARABACH: Zu Beginn der 1990er Jahre spaltet sich die vorwiegend von christlichen Armeniern besiedelte Region vom muslimisch geprägten Aserbaidschan ab. Zwischen den Ex-Sowjetrepubliken kommt es zum Krieg mit rund 30.000 Toten, in dem Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet im Südkaukasus verliert. 2020 werden bei neuerlichen Kämpfen weitere 6.500 Menschen getötet, Aserbaidschan holt sich große Teile des verlorenen Territoriums zurück. Im November 2020 vermittelt Russland ein Waffenstillstandsabkommen.
TSCHETSCHENIEN: Die islamisch geprägte Teilrepublik im russischen Nordkaukasus gilt seit Jahrzehnten als Konfliktregion. Nach dem Ende der Sowjetunion verhindert Moskau ab 1994 eine Abspaltung des Gebiets in zwei Kriegen mit Zehntausenden Toten. Terroristen tragen den Kampf immer wieder nach außen - so bei der Geiselnahme in einer Schule in der nordossetischen Stadt Beslan 2004 mit Hunderten Toten. Radikale Islamisten streben weiterhin ein von Moskau unabhängiges Emirat an.
BALKAN: Nach dem Zerfall des Vielvölkerstaats Jugoslawien kostet eine Serie von Kriegen auf dem Balkan in den 1990er Jahren mehr als 200.000 Menschen das Leben. Unter Präsident Slobodan Milosevic versucht Serbien, sich mehrheitlich serbisch besiedelte Gebiete in anderen Teilrepubliken einzuverleiben. Vor allem in Bosnien und Kroatien kommt es zu ethnisch motivierten Vertreibungen. Um Massaker in der vor allem von Albanern bewohnten serbischen Provinz Kosovo zu beenden, beschließt die Nato 1999 Luftangriffe, an denen sich auch Deutschland beteiligt - der erste Kampfeinsatz deutscher Soldaten nach 1945. 2008 erklärt sich das Kosovo für unabhängig.
ZYPERN: Der Konflikt zwischen der griechisch-zyprischen Mehrheit und der türkisch-zyprischen Minderheit prägt die jüngere Geschichte der Insel. 1974 putschen griechische Nationalisten gegen den damaligen Präsidenten, Erzbischof Makarios III., Zypern erlebt die blutigste Phase seiner Geschichte. Um einen Anschluss an Griechenland zu verhindern, landen türkische Truppen und besetzen den Nordteil Zyperns. Es folgen Vertreibungen auf beiden Seiten und die Teilung. Die 1983 proklamierte Türkische Republik Nordzypern wird bis heute nur von Ankara anerkannt. 2004 wurde die gesamte Insel EU-Mitglied, im Norden gilt EU-Recht aber vorerst nicht.
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