Kritik nach Horror-Crash immer größer
Es war wahrscheinlich der größte Spannungsmoment beim Großen Preis von Monaco: der Unfall zwischen Kevin Magnussen und Sergio Pérez in Runde eins, der auch Magnussens Haas-Teamkollegen Nico Hülkenberg mit ins Aus riss.
Zur Überraschung aller Experten wurde der Crash als Rennunfall abgetan, auf eine Strafe entsprechend verzichtet. Dabei waren sich die Beobachter einig: Magnussen hat mal wieder den Rüpel gespielt und hat die Auffahrt zum Casino übermotiviert unter die Räder genommen.
Kevin Magnussen – da war doch mal was? Genau: „Lutsch meine Eier“, hatte der Däne vor Jahren erwidert, als sein aktueller Teamkollege Nico Hülkenberg, damals noch in Diensten von Renault, ihn als den unsportlichsten Fahrer im Feld bezeichnet hatte.
Zuletzt stand der Sohn des ehemaligen Formel-1-Fahrers Jan Magnussen in Miami im Mittelpunkt der Diskussionen, als er sich teils über dem Limit gegen Lewis Hamilton verteidigte. Oder als er in Saudi-Arabien den F1-Zug hinter sich teils unfair einbremste, um Hülkenberg Punkte zu ermöglichen.
Formel 1: Rücksichtsloser Magnussen nimmt Unfall in Kauf
„Zu meiner Zeit wäre Magnussen längst nicht mehr so aggressiv unterwegs“, hatte Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve noch in Imola zu SPORT1 gesagt. „Den hätten wir bei all seinen Aktionen schon mal in die Mauer gedrückt und ihm klargemacht: So geht das nicht.“
Doch in der aktuellen Formel 1 ist Selbstjustiz nicht mehr angesagt, entsprechend schert sich Magnussen nicht um ungeschriebene Rennfahrerregeln. In Runde eins des GP in Monte-Carlo will er rechts an Pérez vorbei und unterschätzt, dass die Strecke einen leichten Knick macht.
Die Folge: Ihm geht die Straße aus und er kollidiert mit dem Mexikaner, der ihn im toten Winkel nur erahnen kann. Der Red Bull schlägt erst rechts, dann links hart in die Bande ein und reißt auch Magnussens Teamkollegen Nico Hülkenberg mit ins Aus.
„Ein normaler Mensch sieht da keine Lücke“
Auch wenn die Rennleitung es anders sieht, ist die Schuldfrage für Sky-Experte Ralf Schumacher klar: „Perez hat damit nicht gerechnet, denn ein normaler Mensch sieht da keine Lücke.“
Sein Kollege Timo Glock ergänzt: „Kevin Magnussen ist jemand, der vor nichts zurückschreckt. Er will mit aller Macht an Pérez vorbei. Dadurch, dass er nicht auf gleicher Höhe war, hätte er aber zurückstecken müssen. In meinen Augen war das sein Fehler. Er hätte den Unfall vermeiden können, der heftig war. Da hätten auch Unbeteiligte verletzt werden können.“ Tatsächlich musste ein Fotograf mit leichten Verletzungen durch Trümmerteile ins Medical Center der Formel 1.
Das ärgert auch Red Bulls Motorsportchefberater Helmut Marko: „Ich war überrascht, wie schnell der Vorfall ad acta gelegt wurde. Erstens war er gefährlich, zweitens beträgt der Schaden für uns zwei, drei Millionen Euro. Aufgrund der Budgetgrenze ist das ein echtes Handicap.“
Magnussen entgeht Rennsperre
Fest steht: Magnussen hatte Glück, dass die Rennkommissare außergewöhnliche Milde walten ließen. Denn ihm fehlen nur noch zwei Punkte bis zur Rennsperre.
Doch am meisten dürfte sich das Haas-Team selbst ärgern, denn der Däne, der für 2025 noch ohne Vertrag ist, riss seinen Teamkollegen Nico Hülkenberg gleich mit ins Aus. „Das war blöd zwischen Kevin und Checo, die sich da nicht einig geworden sind“, urteilt der Emmericher. „Pérez hätte Platz lassen können, gleichzeitig war Kevin ein bisschen zu optimistisch. Bitter für mich, denn ich war nicht involviert, bin aber trotzdem mit rausgenommen worden. Schade.“
Das dürfte auch ein Großteil der Formel-1-Fangemeinde so sehen, denn Magnussen ermöglichte mit der durch ihn ausgelösten roten Flagge der Spitze einen kostenlosen Reifenwechsel und damit ein Rennen ganz ohne Boxenstopp.
Der Grand Prix verkam so zur sonntäglichen Kaffeefahrt. „Ein stinklangweiliges Rennen, wo nur die Taktik zählte“, kritisierte Helmut Marko. Sein Starpilot Max Verstappen brachte es wohl am besten auf den Punkt: „Das war einfach ziemlich langweilig. Ich musste seit Runde 20 auf die Toilette, das war das Härteste an diesem Rennen.“ Bedanken kann er sich dafür bei Kevin Magnussen.