Kultur Rückblick: Wie 9/11 Filme und Kunst verändert hat
Heute vor 22 Jahren wurden vier Passagierflugzeuge von Al-Qaida-Terroristen entführt. Zwei davon wurden in die Zwillingstürme des World Trade Center in New York City gelenkt. Ein weiteres Flugzeug stürzte in das Pentagon, das vierte Flugzeug stürzte nach einem Eingreifen der Passagiere in ein Feld. Bei den Anschlägen wurden neben den 19 beteiligten Terroristen 2.977 Menschen getötet.
Die von Osama bin Laden geplanten Anschläge leiteten den zwei Jahrzehnte währenden "Krieg gegen den Terror" ein, der auch die Invasion der USA im Irak und in Afghanistan einschloss. Es wird geschätzt, dass bis zu 4,6 Millionen Menschen durch diesen Krieg getötet wurden.
Auch kulturell hatte der 11. September große Auswirkungen und hat die Künste beeinflusst. Nach den weltweit relativ friedlichen 90er Jahren brachte der 11. September eine Atmosphäre der Angst in die USA. Terrorismus wurde zu einer weit verbreiteten Bedrohung, während viele Muslime in den westlichen Ländern jahrzehntelang eine zunehmende Islamophobie erlebten.
Unmittelbar nach den Anschlägen waren viele Werke unterschiedlicher Kunstformen betroffen. Solche, die visuelle Bezüge zu den zerstörten Türmen enthielten oder Szenen mit Terroranschlägen in Flugzeugen oder in New York zeigten, wurden verschoben oder verändert.
Ein berühmtes Beispiel war der Disney-Zeichentrickfilm Lilo & Stitch. Ursprünglich hatte der Film eine Szene, in der viele der Figuren eine Boeing 747 entführen und durch die Innenstadt von Honolulu fliegen. Die Szene wurde so bearbeitet, dass das Flugzeug durch ein außerirdisches Raumschiff ersetzt wurde.
Die 53. Primetime Emmy Awards wurden vom 16. September auf den 6. Oktober verschoben, um dann erneut auf den 4. November verschoben zu werden, als die USA am zweiten Termin mit der Bombardierung Afghanistans begannen.
Aus den Trailern und Plakaten für den kommenden Spider-Man-Film wurden Bilder der Zwillingstürme entfernt, und der Martin-Scorsese-Film Gangs of New York wurde um ein ganzes Jahr verschoben, um schließlich im Dezember 2002 veröffentlicht zu werden.
In der Musikbranche wurde die Veröffentlichung des massiv gehypten Debütalbums "Is This It" der Indie-Rock-Legenden The Strokes in den USA verschoben und der Song "New York City Cops" durch die B-Seite "When It Started" ersetzt. Man befürchtete, dass das amerikanische Publikum die kritischen Texte über die Polizeibeamten der Stadt nicht verstehen würde.
Es gibt viele weitere Beispiele für ähnliche Änderungen. Die Auswirkungen von 9/11 hielten bis in die 00er Jahre und darüber hinaus an. Romanautoren setzten sich damit auseinander, wie die Anschläge die nationale Stimmung veränderten, von Don DeLillos 2007 erschienenem Roman "Falling Man" bis zu Jonathan Safran Froers frühreifem Debüt "Extrem laut und unglaublich nah" (Deutscher Titel) von 2005.
Im Bereich Film war Oliver Stones Katastrophenfilm World Trade Center von 2006 mit Nicolas Cage in der Hauptrolle so vorhersehbar und manipulativ, wie man es sich nur vorstellen kann. Ein besserer Versuch, Menschlichkeit in dem Ereignis zu finden, war Paul Greengrass' United 93, der sich auf die Revolte der Passagiere im vierten Flugzeug konzentrierte und in Zusammenarbeit mit den Familien der Passagiere entstand.
Die Angst und der gewalttätige Patriotismus, die auf die Anschläge in den USA folgten, wurden - ob beabsichtigt oder nicht - in Clint Eastwoods Film American Sniper von 2014 gut eingefangen. Eastwoods Biopic über das Leben von Chris Kyle, dem tödlichsten Scharfschützen in der Geschichte des US-Militärs, enthält eine Fülle von gesichtslosen Muslimen, die zum Vergnügen der Zuschauer auf der Leinwand ermordet werden. Dieses Motiv wird in Katheryn Bigelows Oscar-prämiertem Film The Hurt Locker persifliert.
Der vielleicht beste Film, der die durch 9/11 veränderte Atmosphäre einfängt, kommt nicht aus den USA. Der Film Four Lions des britischen Komikers Chris Morris aus dem Jahr 2010 porträtiert eine Gruppe unfähiger Möchtegern-Terroristen, die einen Anschlag auf den Londoner Marathon planen. Der Film, in dem Riz Ahmed eine Hauptrolle spielte, fängt sowohl den Wahnsinn des Extremismus als auch die aggressive islamfeindliche Atmosphäre in Großbritannien perfekt ein.