LaBrassBanda im München-Krimi: Diese Band mischte den "Tatort" auf
Der "Tatort: Königinnen" führte die Münchner Ermittler in die Welt der Produktköniginnen. Für Stimmung sorgte dabei die Chiemgauer Band LaBrassBanda, die nicht nur die Filmmusik beisteuerte, sondern auch selbst einen Auftritt im Krimi hatte.
Im "Tatort: Königinnen" verschlug es die Münchner Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) in den fiktiven Ort Gmeining. Dort ermittelten sie auf dem "Königinnentag" und bekamen es unter anderem mit Honig-, Spargel- und Zwiebelregentinnen zu tun. Untermalt wurde das Spektakel von launiger Blasmusik. Doch wer ist die Band, die nicht nur für die gesamte Filmmusik verantwortlich zeichnete, sondern auch selbst im Krimi zu sehen war?
Worum ging es?
Josef Gehrling (Wolfang Fierek), der Präsident des Bavaria-Bundes, wurde mit einem Bolzenschussgerät attackiert - ausgerechnet am Tag des großen Produktköniginnen-Umzugs. Während er auf im Krankenhaus um sein Leben kämpfte, fahndete die Münchner Kripo im fiktiven Örtchen Gmeining nach seinem potenziellen Angreifer.
Wahrscheinlich, so nahm man zunächst an, hatte sich Gehrling die Verletzung selbst zugefügt. "Der bringt sich nicht auf seiner eigenen Veranstaltung um", zweifelte Leitmayr (Udo Wachtveitl), der den Braten im "Tatort: Königinnen" ebenso früh roch wie sein Kollege Batic (Miroslav Nemec).
Worum ging es wirklich?
Es war ein schöner Krimi, den Rudi Gaul (Regie, "Tatort: Videobeweis") und Robert Löhr (Drehbuch, "Tatort: Mord unter Misteln") dem Münchner Team quasi auf den Leib geschneidert haben; einer, der mit besonders viel Menschlichkeit seitens der Kommissare daherkam. Und trotzdem dürfte der dritte und letzte München-"Tatort" in diesem Jahr dem ein oder anderen Zuschauer Bauchschmerzen bereitet haben. Schließlich handelte "Königinnen" nicht nur von Kürbis-, Wein- und Karpfenköniginnen, sondern auch von Machtmissbrauch und sexueller Belästigung.
Der wahre Bösewicht, daran ließ der Film bereits zu Beginn wenig Zweifel, war der Verletzte selbst. Gehrling entpuppte sich als Chauvinist der übelsten Sorte: Er gaffte, grapschte, machte anzügliche Bemerkungen und schrak auch sonst vor keiner Schandtat zurück. Dutzende Produktköniginnen hatte er im Laufe der Jahre belästigt oder gar zum Sex genötigt.
"Zugegeben: Es hat etwas Anachronistisches, Frauen in ein Dirndl zu stecken, ihnen einen Korb und ein Zepter in die Hand zu drücken und damit die Weißwurst zu bewerben", fasst Drehbuchautor Robert Löhr die Quintessenz des Gemüsemonarchie-Wahnsinns zusammen. Es sei "ein Spiel mit Mädchenträumen und Männertrieben", das man im 94. Münchner "Tatort" habe abbilden wollen. Das alles resultiert in einen klugen und durchgehend spannenden Krimi.
Gibt es Produktköniginnen in der Realität?
In den Vereinigten Staaten repräsentierten junge Frauen - zum Beispiel "Dairy Princesses" oder "Apple-Queens" - bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts bestimmte Marken, Regionen und Produkte. Hierzulande kürte man ab den 1930er-Jahren Weinköniginnen, in den 80-ern kamen Milchköniginnen dazu.
Mittlerweile ist das Phänomen in ganz Deutschland verbreitet. Hunderte Produktköniginnen aus allen deutschen Bundesländern vertreten ehrenamtlich Gurken, Honig, Kürbisse, Meerrettich, Porzellan, Spargel und zahlreiche weitere Produktgruppen, meist landwirtschaftliche Erzeugnisse, aus ihrer jeweiligen Heimat. Dafür treten sie ihm Rahmen von Paraden auf, reisen zu Messen und lassen sich für Kalender ablichten.
Wie im München-Krimi sind auch reale Produktköniginnen immer wieder mit Sexismus und Belästigung konfrontiert: Im Juni etwa riet ein bayerischer Abgeordneter den Königinnen bei einer Rede, "einfach im Bikini oder im String" zu erscheinen, um einen Prinzen zu finden.
Launiger Blasmusik-Pop: Wer steuerte die Filmmusik bei?
Trotz ernster Untertöne bereitete der Film viel Freude beim Zuschauen - nicht zuletzt aufgrund der musikalischen Untermalung. Die Musik zum "Tatort: Königinnen" steuerte die 2007 gegründete Band LaBrassBanda bei, die auch einen Auftritt im Film hatte. Die Chiemgauer wussten auf dem Königinnentag mit ihrer rustikalen Mischung aus Bläsern und poppigen Rhythmen für die richtige Stimmung zu sorgen.
LaBrassBanda besteht aus Trompeter und Sänger Stefan Dettl, Posaunist Manuel Winbeck, Tuba-Spieler Matthias Hoffmann, die Trompeter Jörg Hartl und Korbinian Weber, Schlagzeuger Manuel da Coll, Bassist Fabian Jungreithmayr sowie Gitarrist Julian Buschberger. Zu den bekanntesten Songs von LaBrassBanda zählen Titel wie "Autobahn" (2008), "Scheena Dog" (2017) und "Kaffee vs. Bier" (2020). "Yoga Symphony No. 1", das sechste und bislang letzte Album der Band, erschien im April 2021.
Bundesweite Bekanntheit erlangte die Gruppe, die bei ihren zahlreichen Konzerten und Festival-Auftritten stets barfuß und in Lederhose auf der Bühne steht, im Jahr 2013. Damals sahen die Chiemgauer beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest lange wie die sicheren Sieger aus, das Voting der Radiohörer hievte ihren Song auf Platz eins. Doch die Jury war von dem in bayerischer Mundart vorgetragenen Liedl "Nackert" nicht ganz so angetan. "Ein Siegersong muss international klingen", rechtfertigte ESC-Kommentator Peter Urban danach die Jury-Entscheidung pro Cascada. Der Ausgang des Finales sollte bekannt sein: Deutschland landete abgeschlagen auf dem 21. Platz.
Was sagt die Band zum "Tatort"-Auftritt?
"Wir waren von Anfang an hellauf begeistert, dass wir für die Filmmusik zum Münchner 'Tatort angefragt' wurden. Schon die ersten Gespräche mit dem Regisseur Rudi Gaul waren sehr inspirierend, und wir waren uns recht schnell einig, dass die Filmmusik einen sehr frischen, modernen und doch bayerischen Musikansatz haben soll", verrät Stefan Dettl, Frontmann und Gründungsmitglied der Band. "Die Zusammenarbeit wurde immer intensiver, und wir konnten im ganzen Produktionsprozess dabei sein. Diese Chance hat man bei den meisten Filmprojekten als Komponist zwecks Zeitdruck leider nicht mehr so oft."
Wie geht es mit dem München-"Tatort" weiter?
"Tatort: Königinnen" war der letzte Münchner Fall in diesem Jahr. 2024 geht es für Batic und Leitmayr weiter mit dem Film "Das Wunderkind" (Buch und Regie: Thomas Stiller), der in einem Gefängnis spielt. In "Schau mich an" (2024, Buch und Regie: Christoph Stark) finden die Münchner Ermittler einen Torso in der Kanalisation, der in Verbindung mit verstörenden Gewaltvideos aus dem Internet gebracht wird.