Landtag wehrt sich gegen ungewollte Facebook-Seite

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Der Hessische Landtag ist zurück auf Facebook – unfreiwillig. Aufgrund von zu wenig Resonanz stellte die Verwaltung die Aktivität ein. Nun will es ein Politik-Blogger besser machen und zeigen, dass Landespolitik sexy sein kann.

Keine Lust mehr auf Facebook? Quasi über Nacht ist Anfang Dezember die Facebook-Seite des Hessischen Landtags verschwunden. Politik-Berater und Blogger Martin Fuchs versuchte noch, den Ältestenrat zu überzeugen, die Seite nicht zu löschen: “Ich hatte Vorschläge gemacht, warum und wie der Landtag diese weiterbetreiben soll. In einer Mail machte man mir dann unmissverständlich klar, dass es in Zukunft keine FB-Kommunikation mehr geben wird”, erklärt Fuchs. “Da dachte ich mir: Dann muss ich selber aktiv werden.” Seinen ersten Beitrag im Namen des Hessischen Landtags postete er am 28. Dezember.

Die offizielle Seite des Landtags war von Mai bis Anfang Dezember im sozialen Netzwerk vertreten: „Wir wollten testen, wie viele Menschen wir darüber erreichen können“, sagt der Pressesprecher des Hessischen Landtages, Pascal Schnitzler. 1.500 Nutzer schenkten der Seite ihr „Like“ – ein begrenzter Erfolg. Aufwand und Ertrag hätten nicht im Verhältnis gestanden, begründet er die Entscheidung, die eigene Facebook-Seite zu löschen.

Jugendbildung laut Landtag auch ohne soziale Medien möglich

Knapp zwei Wochen lang war die Seite weg. Dann tauchte sie wieder auf, wie zuerst die Hessenschau berichtete. Wenn auch ausdrücklich gegen den Willen des Landtags. Politikberater Martin Fuchs sieht es als Experiment. Werbung für die Seite hat er bisher noch nicht betrieben: “Bis gestern Abend 18 Uhr wusste außer dem Hessischen Rundfunk niemand von der Seite, ich habe bisher keine PR gemacht.“ Erst in ein paar Wochen, wenn die Seite „richtig läuft“, wolle er damit loslegen. Dann könne er sich auch vorstellen, diese wieder an den Landtag zu übertragen. Daran hat der Hessische Landtag jedoch kein Interesse: “Auch der Bundestag und der Bundesrat sind nicht in sozialen Netzwerken vertreten. Das, was wir als Hessischer Landtag mitteilen wollen, findet man bei uns auf der Website”, sagt Schnitzler.
Er betont, dass Jugendbildung nach wie vor ein Schwerpunkt des Hessischen Landtages ist. “Wir arbeiten an einem neuen Internetauftritt, dafür müssen wir nicht auf soziale Medien zurückgreifen. Mittels QR-Codes verlinken wir auf unsere Website.”

Mittlerweile 100 Fans für die inoffizielle Seite

Fuchs, der die Seite mittlerweile in “Hessischer Landtag von unten” umbenannt hat, um keine Namensrechte zu verletzten und das Löschen des Auftritts zu vermeiden, hält das nach wie vor für einen Fehler. Darauf spielt auch das Profilbild mit dem Daumen nach unten an. In Zeiten, in denen Bündnisse wie Pegida und rechtskonservative Parteien wie die AfD soziale Medien benutzen, sei es wichtig, dass auch der Landtag in sozialen Netzwerken vertreten sei. Demokratie erklären und Infos für die Nutzer möglichst objektiv aufbereiten, das seien Fuchs zufolge Aufgaben, die übernommen werden sollten.

Bisher funktioniert seine Seite mit mittlerweile mehr als 100 Fans auch aus der Ferne gut. Fuchs betreibt sie von Hamburg aus. “Vieles was im #hlt (Hessischen Landtag) passiert ist auch digital verfügbar.” Er beobachtet sämtliche wichtige Netzwerke. “Und nicht zu vergessen, es gibt den ein oder anderen Informanten, der mich auf spannende Sachen hinweist.“

Foto: Screenshot/Facebook

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