Landtagswahlen in Bayern und Hessen: Das Wichtigste im Überblick

In Bayern und Hessen haben am Sonntag die Landtagswahlen stattgefunden. Die Abstimmungen gelten auch bundespolitisch als wichtiger Stimmungstest. Die Wahllokale sind seit 18.00 Uhr geschlossen. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

In Bayern bleibt die CSU von Ministerpräsident Markus Söder trotz leichter Verluste stärkste Partei im Freistaat. (Bild: Sven Hoppe/dpa)
In Bayern bleibt die CSU von Ministerpräsident Markus Söder trotz leichter Verluste stärkste Partei im Freistaat. (Bild: Sven Hoppe/dpa)

Bayern-Wahl: Hochrechnung von 23:20 Uhr (Quelle: ARD/infratest dimap)

Ergebnis 2023 in %

Vergleich zu 2018 in %

CSU

36,6

-0,6

Freie Wähler

15,6

+4

Grüne

14,4

-3,2

AfD

15,7

+5,5

SPD

8,1

-1,6

FDP

2,9

-2,2

Sonstige

6,7

-1,9

Hessen-Wahl: Hochrechnung von 23:20 Uhr (Quelle: ARD/infratest dimap)

Ergebnis 2023 in %

Vergleich zu 2018 in %

CDU

34,6

+7,6

SPD

15,1

-4,7

Grüne

14,8

-5

AfD

18,5

+5,4

FDP

5

-2,5

Freie Wähler

3,5

+0,5

Sonstige

8,5

-1,3

Die aktuellen Entwicklungen und Stimmen zu den Wahlen im Überblick:

+++ Özdemir: Für Ampel-Schwäche bei Wahlen Bundesregierung verantwortlich +++

Berlin (dpa) - Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat das schlechte Abschneiden der Ampel-Parteien bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen vor allem der Bundesregierung zugeschrieben. «Das hat sehr viel mit der Bundespolitik zu tun und nicht soviel mit der Landespolitik», sagte Özdemir am Sonntagabend in der ARD-Sendung «Anne Will» vor allem mit Blick auf Hessen, wo die Grünen bisher mitregierten und auch Hoffnung hegten, den Ministerpräsidenten zu stellen. «Das ist nicht in Hessen vergeigt worden», betonte der Grünen-Politiker. Zugleich betonte er: «Wir sind besser als unser Ruf. Um so ärgerlicher, dass wir so wenig draus machen.» Ab Montag solle die Ampel-Koalition beginnen, Lösungen für die Probleme im Land zu präsentieren.

Politiker seien nicht dafür gewählt zu erklären, wofür sie nicht zuständig seien, sagte der Minister. Politiker sollten Probleme lösen. Die Ampel-Parteien hätten einen Regierungsauftrag, den sie nur in Teilen gut umsetzten.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. (Bild: Getty Images)
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. (Bild: Getty Images)

+++ Bayern-Wahl: Söder: Wahlergebnisse erfordern andere Migrationspolitik +++

München (dpa) - CSU-Chef Markus Söder sieht in den Ergebnissen der Landtagswahlen in Bayern und Hessen den Auftrag für eine andere Migrationspolitik. «Die Folgen heißen für mich - und das ist das Wichtigste überhaupt aus diesem Wahlergebnis - die nationale Aufgabe, die Migrationspolitik zu einer Wende zu führen, zu einem Pakt gegen unkontrollierte Zuwanderung», sagte Bayerns Ministerpräsident am Sonntagabend im ZDF-«heute journal». «Das, glaube ich, ist der eigentliche Auftrag, den wir aus den beiden Landtagswahlen am Ende ziehen können.»

Bei der Landtagswahl in Bayern hatten vor allem Parteien rechts von der CSU - die AfD und die Freien Wähler - Stimmen gewonnen. Söders Christsoziale landeten laut Hochrechnungen noch unter dem schlechten Ergebnis von 2018 (37,2 Prozent). «Es verändert sich was in der Demokratie in Deutschland», sagte Söder. «Wir müssen uns noch den Folgen widmen.»

In den ARD-«Tagesthemen» sagte der CSU-Chef: «Wir empfinden die AfD als eine rechtsextreme Partei.» Man dürfe jetzt nicht der AfD hinterherlaufen, sondern müsse Probleme lösen. Es brauche darum rasch eine andere Migrationspolitik. «Dann kann man die AfD auch deutlich zurückführen.»

Söder sah auch in der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt, in dessen Zentrum Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger im Wahlkampf stand einen Grund für das Abschneiden der CSU: «Vor dieser Flugblatt-Affäre lagen wir deutlich höher», sagte er im ZDF.

+++ Bayern-Wahl: Aiwanger und Weigert holen erste Direktmandate für Freie Wähler +++

München (dpa) - Bei der Landtagswahl in Bayern haben die Freien Wähler ihre bundesweit ersten Direktmandate errungen: Der bisherige Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und sein Staatssekretär Roland Weigert sicherten sich nach vorläufigem amtlichen Ergebnis die Parlamentssitze für ihre Stimmkreise. Parteichef Aiwanger erreichte am Sonntag im niederbayerischen Stimmkreis Landshut 37,2 Prozent der Erststimmen. Weigert lag im oberbayerischen Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen mit 31,6 Prozent vorne.

Aiwanger lag demnach deutlich vor seinem CSU-Kontrahenten Helmut Radlmeier, der 24,8 Prozent bekam. Auf den dritten Platz kam der AfD-Kandidat Bernhard Kranich mit 12,3 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 73,4 Prozent.

In Neuburg-Schrobenhausen landete der bislang gewählte Direktkandidat Matthias Enghuber von den Christsozialen mit 30,1 Prozent auf dem zweiten Platz. Mit 17,0 Prozent folgte die AfD-Kandidatin Christin Gmelch. Die Wahlbeteiligung lag bei 75,9 Prozent.

+++ Hessen-Wahl: SPD-Spitzenkandidatin Nancy Faeser geht im Wahlkreis leer aus +++

Frankfurt/M. (dpa) - SPD-Spitzenkandidatin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat das direkte Abgeordnetenmandat für den Landtag im Wahlkreis Main-Taunus I klar verpasst. Bei der Landtagswahl in Hessen am Sonntag landete sie nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis nur auf Platz drei bei den Wahlkreisstimmen. Den Wahlkreis gewann wie schon 2018 der CDU-Abgeordnete Christian Heinz, er zieht damit als direkt gewählter Abgeordneter in den Landtag ein.

+++ Merz gratuliert Söder und Rhein: «Sensationelles Ergebnis» +++

Berlin (dpa) - CDU-Chef Friedrich Merz hat den Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und Boris Rhein (CDU) zu deren Wahlergebnissen in Bayern und Hessen gratuliert und seine Partei zugleich zur Geschlossenheit aufgerufen. In einem Beitrag auf der Plattform X (früher Twitter) schrieb Merz am Sonntagabend an Rhein gerichtet von einem «sensationellen Ergebnis». Das zeige vor allem eines: «Geschlossenheit und klare Positionen zahlen sich aus. Wenn wir diesen Weg alle gemeinsam weitergehen, ist das Ampel-Chaos spätestens zur Bundestagswahl 2025 beendet.» CDU und CSU haben die Landtagswahlen in den beiden Ländern klar gewonnen.

In seiner Gratulation an CSU-Chef Söder verzichtete Merz auf diesen Hinweis, dort schrieb er: «Die Wählerinnen und Wähler in Bayern haben der CSU erneut einen ganz klaren Regierungsauftrag erteilt, die erfolgreiche bürgerliche Koalition kann fortgeführt werden.»

+++ Hessischer AfD-Spitzenkandidat wirbt für AfD als Koalitionspartner +++

Wiesbaden (dpa) - Die hessische AfD wirbt dafür, dass die rechtspopulistische Partei von anderen Parteien als Koalitionspartner in Betracht gezogen wird. Die AfD habe bei der Wahl in Hessen das beste Ergebnis der Partei jemals in Westdeutschland erreicht, sagte Spitzenkandidat Robert Lambrou. «Viele Menschen spüren, dass es so nicht weitergeht in diesem Land, dass es einen Politikwechsel braucht», sagte er. «Und mit der AfD könnte man das durchaus mal probieren», betonte er. «Ich denke, wir werden in den nächsten ein bis zwei Jahren Koalitionen erleben.»

+++ Hessen-Wahl: CDU-Spitzenkandidat Rhein bietet SPD, Grünen und FDP Gespräche an +++

Wiesbaden (dpa) - Hessens Ministerpräsident und CDU-Spitzenkandidat Boris Rhein hat nach dem Wahlerfolg seiner Partei sowohl SPD als auch Grünen und FDP Gespräche über eine mögliche Regierungszusammenarbeit angeboten. «Jetzt kommt es erst einmal darauf an, in Sondierungsgesprächen Schnittmengen zu finden und Schnittmengen zu suchen», sagte Rhein am Sonntagabend in Wiesbaden. «Dann ist es natürlich wichtig für uns, so viel CDU wie möglich umzusetzen.» Bislang regiert in Hessen ein schwarz-grünes Bündnis. Nach den Hochrechnungen hätten die beiden Parteien auch künftig eine Mehrheit zusammen.

+++ Günther: Wahlen in Bayern und Hessen schwerer Schlag für Ampel +++

Kiel (dpa) - Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat die Ergebnisse der Landtagswahlen in Bayern und Hessen als schweren Schlag für die Bundesregierung in Berlin gewertet. «Alle Ampelparteien haben bei den Wahlen Verluste erlitten», kommentierte der Landesvorsitzende der Nord-CDU am Sonntagabend. Die SPD sei in beiden Ländern auf ihr historisch schlechtestes Ergebnis zurückgefallen. «Der immense Vertrauensverlust in die Regierung Scholz schlägt hier durch und führt zum weiteren Erstarken der AfD.»

In Bayern lag die CSU von Ministerpräsident Markus Söder klar vorn, in Hessen die CDU von Regierungschef Boris Rhein. In beiden Ländern schaffte die AfD den Hochrechnungen zufolge mehr als 15 Prozent.

CDU und CSU könnten in beiden Ländern weiterhin stabile Regierungen anführen können, erklärte Günther. Regierungschef Rhein und die CDU in Hessen hätten gezeigt, dass auch in diesen Zeiten mit einem Kurs der Mitte Wahlen gewonnen werden. «Die Wählerinnen und Wähler honorieren es, wenn Politik nicht mit schrillen Tönen, sondern an der Sache orientiert arbeitet.» Es sei der richtige Kurs, sich klar von der AfD abzugrenzen.

Die SPD sei in beiden Ländern klar hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben, sagte die SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli. «Es war weder in Bayern noch in Hessen möglich, eigene landespolitische Themen zu setzen.» Die Ergebnisse seien Warnsignale an die Ampel-Koalition in Berlin. «Das müssen wir ernst nehmen und es in Berlin besser machen.»

«Das sind katastrophale Ergebnisse für unsere Partei», kommentierte der FDP-Landesvorsitzende Oliver Kumbartzky. «Es ist völlig klar, dass die Performance der Koalition in Berlin ein ganz maßgeblicher Faktor für das schlechte Abschneiden ist.» Die FDP lag in Bayern unter und in Hessen um fünf Prozent.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther. (Bild: Getty Images)
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther. (Bild: Getty Images)

+++ Bayern-Wahl: Söder zur K-Frage: «Kommt für mich nicht infrage» +++

München (dpa) - Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) strebt nach eigene Angaben keine Kanzlerkandidatur für die Union bei der nächsten Bundestagswahl an. «Mit einer so starken AfD braucht es auch einen sehr starken Ministerpräsidenten», sagte der CSU-Chef am Sonntag nach der bayerischen Landtagswahl im ZDF. «Alles andere kommt für mich nicht infrage.» Auf den Einwand, dass dies kein klares Nein sei, antwortete er: «Doch.» Er betonte: «Es bleibt dabei: Ich habe einen Regierungsauftrag für Bayern.»

+++ Hessen-Wahl: Faeser lässt Zukunft als SPD-Landesvorsitzende in Hessen offen +++

Wiesbaden (dpa) - Die SPD-Spitzenkandidatin Nancy Faeser hat nach dem enttäuschendem Abschneiden der Sozialdemokraten bei der Landtagswahl in Hessen ihre Zukunft als Chefin der Landespartei offen gelassen. Auf die Frage, ob sie Vorsitzende der hessischen SPD bleibe, sagte sie am Sonntagabend im ZDF: «Das werden wir sehen in den nächsten Tagen und Wochen. Unsere Partei steht sehr solidarisch zusammen.» Es zeichne die SPD aus, gerade in Krisenzeiten zusammenzustehen. «Wir gewinnen gemeinsam, aber wir verlieren auch gemeinsam», sagte Faeser.

+++ SPD-Chef Klingbeil räumt «zwei Niederlagen für die SPD» ein +++

Berlin (dpa) - SPD-Chef Lars Klingbeil hat das schlechte Abschneiden seiner Partei bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen unumwunden eingeräumt. «Das sind zwei Niederlagen für die SPD», sagte er am Sonntagabend in der ARD. «Wir hatten für was anderes gekämpft, ich hatte mir was anderes erhofft.» Er gratulierte CDU und CSU jeweils zu Platz eins.

«Wir werden das Ergebnis jetzt aufarbeiten», kündigte Klingbeil an. Das solle sowohl in den Ländern aber auch in Berlin geschehen. Im Vordergrund stünden landespolitische Entscheidungen, die Ergebnisse seien aber auch «ein Signal an die drei Ampel-Parteien, dass es ein anderes Tempo braucht, wenn es darum geht, die Probleme der Bürgerinnen und Bürger in diesem Land zu lösen». Er nannte bezahlbare Mieten und Energiepreise, gute Löhne und stabile Renten. Deutschland müsse wieder zu einer starken Wirtschaftsnation gemacht werden.

«Es gibt viele Krisen der letzten Jahre, die dazu beigetragen haben, dass die Situation gerade (ist) wie sie ist», sagte Klingbeil. «Daran ist nicht die Ampel schuld. Aber wir müssen das lösen. Wir haben die Verantwortung dafür. Und da erwarte ich von der Ampel-Regierung ein anderes Tempo und auch einen anderen Stil als in den letzten Monaten.»

Er verteidigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die als Spitzenkandidatin in Hessen angetreten war. Diese habe beim Thema Migration große Erfolge vorzuweisen und bei der Reform des europäischen Asylsystems «einen großen Verhandlungserfolg» erzielt.

SPD-Chef Lars Klingbeil. (Bild: Reuters)
SPD-Chef Lars Klingbeil. (Bild: Reuters)

+++ Wissler: Wahlergebnisse für Linke bitter +++

Wiesbaden (dpa) - Die Linke-Parteivorsitzende Janine Wissler ist schwer enttäuscht vom Abschneiden ihrer Partei bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern. Wissler sprach am Sonntag in der ARD von einem «bitteren Abend». «Es ist so bitter, dass wir unsere Arbeit nicht weiter fortsetzen können», sagte sie mit Blick auf ihr Heimatland Hessen, wo die Linke voraussichtlich nicht mehr im Landtag vertreten sein wird. Immens geschadet hätten auch die Spekulationen über eine Parteineugründung durch die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. «Natürlich ist das ein Problem».

Linke-Parteivorsitzende Janine Wissler. (Bild: Reuters)
Linke-Parteivorsitzende Janine Wissler. (Bild: Reuters)

+++ Bayern-Wahl: Söder und Aiwanger wollen weiter regieren +++

München (dpa) - Markus Söder (CSU) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wollen ihre Regierung in Bayern fortsetzen. Nach der Wahl müsse gelten, was vor der Wahl versprochen worden sei, sagte Söder am Sonntagabend in der ARD. Er wolle eine bürgerliche Regierung fortsetzen und noch in dieser Woche die ersten Gespräche führen. Aiwanger sagte im ZDF, man wolle keine Unklarheiten aufkommen lassen, sondern innerhalb weniger Tage «klar Schiff» machen und zeigen, dass man weiter gut zusammenarbeite.

Söder betonte, ihm sei wichtig klar zu machen: «Die CSU ist klar die Nummer eins und gibt dann auch die Richtlinien der Politik mit vor in einer guten Koalition.»

«Dieser klare Regierungsauftrag ist an die CSU», sagte Söder. «Und ich darf das sagen: Wie ich gesehen habe, dass über 60 Prozent der Meinung sind in Bayern, dass auch dieser Ministerpräsident gute Arbeit macht, sind auch ein klarer Auftrag an die CSU und mich persönlich, eine starke und stabile Regierung für und in Bayern zu bilden.»

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. (Bild: Getty Images)
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. (Bild: Getty Images)

+++ Hessen-Wahl: Al-Wazir wertet Grünen-Wahlergebnis trotz Verlusten als Erfolg +++

Wiesbaden (dpa) - Der hessische Grünen-Spitzenkandidat Tarek Al-Wazir wertet das Ergebnis seiner Partei bei der Landtagswahl trotz Verlusten als Erfolg. «Wir werden unser historisch zweitbestes Ergebnis erreichen. Und das ist auch ein Erfolg», sagte er am Sonntagabend. «Alle Parteien, die an der Bundesregierung beteiligt sind, hatten keinen Rückenwind. Und wir mussten bergauf kämpfen», erklärte Al-Wazir vor Parteimitgliedern. «Wir hätten uns natürlich ein besseres Ergebnis gewünscht, aber wenn ihr euch die Hochrechnungen anschaut, dann ist das einfach so.»

Die Wahl zeige auch, dass es in Hessen keine Wechselstimmung gebe. «Und ich finde, das ist auch ein deutlicher Hinweis darauf, was die Bürgerinnen und Bürger auch von uns in den nächsten Wochen erwarten», sagte Al-Wazir mit Blick auf eine mögliche Fortsetzung der Koalition von CDU und Grünen in dem Bundesland.

+++ Hessen-Wahl: SPD-Spitzenkandidatin Faeser von Wahlergebnis sehr enttäuscht +++

Wiesbaden (dpa) - Die hessische SPD-Spitzenkandidatin Nancy Faeser hat sich von den Verlusten ihrer Partei bei der Landtagswahl schwer enttäuscht gezeigt. «Wir hatten viel Gegenwind, wir haben es in den Umfragen gesehen. Deswegen ist es auch nicht ganz so überraschend, aber trotzdem sehr enttäuschend», sagte Faeser, die auch Bundesinnenministerin ist, am Sonntagabend mit Blick auf das schwache Ergebnis ihrer Partei.

Die SPD sei mit ihren Themen leider überhaupt nicht durchgedrungen, sagte Faeser. Sie habe als Spitzenkandidatin natürlich eine besondere Rolle. «Mit dieser konnte ich euch leider nicht helfen in diesen Tagen», sagte sie vor Parteimitgliedern.

Die hessische SPD-Spitzenkandidatin Nancy Faeser ist enttäuscht. (Bild: Reuters)
Die hessische SPD-Spitzenkandidatin Nancy Faeser ist enttäuscht. (Bild: Reuters)

+++ Bayern-Wahl: FDP-Spitzenkandidat Hagen: Trauriger Tag für Liberalismus in Bayern +++

München (dpa) - Aus Sicht von FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen ist der Wahlsonntag ein trauriger Tag für den Liberalismus in Bayern. «Die FDP hat ihr Wahlziel, den ersten Wiedereinzug seit 1978 in den Bayerischen Landtag zu schaffen, verfehlt», sagte Hagen kurz nach 18 Uhr auf der Wahlparty seiner Partei in München. «Es ist uns in aufgeheizten und polarisierten Zeiten nicht gelungen, mit unserer Botschaft bei den Wählern durchzudringen.»

Er übernehme als Spitzenkandidat «natürlich» die Verantwortung für das Wahlergebnis, sagte Hagen. «Wir werden die Ursachen dieser Niederlage in den Parteigremien umfassend analysieren.» Jetzt drücke man den Parteifreunden in Hessen die Daumen, denn «für die ist noch ein langer Wahlabend.»

Bayerns FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen. (Bild: Reuters)
Bayerns FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen. (Bild: Reuters)

+++ Bayern-Wahl: Leutheusser-Schnarrenberger: FDP zwischen zwei Bewegungen zerrieben +++

München (dpa) - FDP-Urgestein Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat für das schlechte Abschneiden ihrer Partei bei der Landtagswahl in Bayern zwei Ursachen ausgemacht. Die FDP sei zwischen zwei «Bewegungen» etwas zerrieben worden, sagte die frühere Bundesjustizministerin am Sonntag im Bayerischen Rundfunk. «Auf der einen Seite, wenn es ein sehr emotionalisierter, zugespitzter Wahlkampf ist, ist das für eine liberale Partei, die auf Ratio setzt, auf Vernunft, schonmal eine ganz schwierige Situation.»

Zweitens sei ganz gezielt «mit Fakten, aber auch mit Desinformation gegen die Ampel gebasht, also wirklich gegen die Ampel gewettert» worden, sagte Leutheusser-Schnarrenberger. Gerade wenn viele Menschen Angst vor einem materiellen Abstieg hätten, spiele es eine große Rolle, wenn die Ampel-Koalition in Berlin ihre Politik nicht überzeugend vermitteln könne. Den ersten Hochrechnungen zufolge wird die FDP den Wiedereinzug in den Landtag diesmal deutlich verpassen.

+++ Hessen-Wahl: CDU will allen demokratischen Fraktionen Gespräche anbieten +++

Wiesbaden (dpa) - Nach ihren Zugewinnen bei der hessischen Landtagswahl will die CDU «allen demokratischen Fraktionen» Sondierungsgespräche anbieten. Das sagte die CDU-Fraktionsvorsitzende im hessischen Landtag, Ines Claus, am Sonntagabend. Den Prognosen zufolge steigerte die CDU ihr Ergebnis bei der Landtagswahl im Vergleich zu 2018 deutlich.

Claus sagte, es zeichne sich «ein herausragendes Ergebnis für die CDU in Hessen ab». «Das ist ein toller Abend für uns, das ist etwas ganz Besonderes.» Ihre Partei habe einen Wahlkampf geführt, «der nach Sound und Stil immer anständig war», sagte die CDU-Politikerin. Das sei ein tolles Ergebnis für Ministerpräsident Boris Rhein.

+++ Hessen-Wahl: Stark-Watzinger: Regierungshandeln aus Berlin schlägt sich nieder +++

Wiesbaden (dpa) - Die hessische FDP-Vorsitzende Bettina Stark-Watzinger hat das Landtagswahlergebnis auch auf die Politik der Ampel-Koalition im Bund zurückgeführt. «Wir sehen natürlich, dass das Regierungshandeln aus Berlin auch auf die Landtagswahlen sich niederschlägt», sagte Stark-Watzinger, die auch Bundesbildungsministerin ist, am Sonntagabend in Wiesbaden. «Alle drei Koalitionsparteien haben Einbußen hier in Hessen hinnehmen müssen.»

Die FDP-Politikerin betonte: «Wir haben Wahlkampf geführt in einer Zeit, in der die Frage des Migrationsthemas wirklich mit voller Wucht auch in den Wahlkampf gekommen ist.» Das habe die politischen Ränder ein Stück weit stärker werden lassen.

Die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an die Bundesregierung seien nicht erfüllt worden. In den nächsten Wochen müssten auf die Themen, die die Menschen bewegten, nun die richtigen Antworten gefunden werden, um das Vertrauen in das Regierungshandeln in Berlin zu stärken.

Die hessische FDP-Vorsitzende Bettina Stark-Watzinger. (Bild: Reuters)
Die hessische FDP-Vorsitzende Bettina Stark-Watzinger. (Bild: Reuters)

+++ Bayern-Wahl: Grünen-Politikerin Roth: CSU sollte mit Grünen reden +++

München (dpa) - Die bayerische Grünen-Bundespolitikerin Claudia Roth hat an die CSU appelliert, nach der Landtagswahl in Bayern mit den Grünen Gespräche über eine Regierungsbildung aufzunehmen. Demokraten sollten miteinander gemeinsam überlegen, «was die beste Regierung für Bayern wäre», sagte die Kulturstaatsministerin im Bund am Sonntagabend in München. Demokraten sollten miteinander reden und sondieren, was das Beste wäre für das Land, sagte sie im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks.

+++ Weidel: AfD-Ergebnisse auch Zeichen für Unzufriedenheit mit Ampel +++

Wiesbaden (dpa) - Die AfD-Vorsitzende Alice Weidel hat sich hocherfreut über das Abschneiden ihrer Partei bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen gezeigt. Weidel sprach am Sonntagabend in der ARD von Rekordergebnissen in beiden Bundesländern. «Unsere Politik gibt uns Recht», sagte Weidel. Sie wertete die Stärke ihrer Partei auch als Zeichen für die Unzufriedenheit der Menschen mit der «Verbotspolitik» der Bundesregierung. Mit Blick auf den Bund sprach sie von einer realistischen Chance auf eine Regierungsbeteiligung 2025.

AfD-Vorsitzende Alice Weidel. (Bild: Reuters)
AfD-Vorsitzende Alice Weidel. (Bild: Reuters)

+++ CDU-Generalsekretär: Bleiben bei Zeitplan für K-Frage +++

Berlin (dpa) - Die CDU will auch nach den Landtagswahlen in Bayern und Hessen nicht am Zeitplan für die Nominierung eines Unions-Kanzlerkandidaten rütteln. Es bleibe dabei: «Nach dem Sommer, im frühen Herbst, werden wir diese Entscheidung fällen», sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann am Sonntagabend im ZDF. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der mit seiner CSU bei der Landtagswahl nach einer ersten Hochrechnung ganz klar vorne liegt, wird als möglicher Unions-Kanzlerkandidat gehandelt.

+++ Grünen-Vorsitzende Lang: Haben zwei stabile Ergebnisse +++

München (dpa) - Trotz der Verluste der Grünen bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen spricht die Bundesvorsitzende Ricarda Lang von stabilen Ergebnissen. «Es sind stabile Ergebnisse, auch wenn es nicht das ist, was wir uns vielleicht gewünscht hätten», sagte Lang am Sonntag im ZDF nach den ersten Prognosen. Das sei eine gute Basis für die Zukunft, in Bayern hätten die Grünen außerdem noch die Chance, auf den zweiten Platz hinter der CSU zu kommen. Mit Sorgen beobachte man, dass alle drei Ampel-Parteien, also SPD, Grüne und FDP, nicht dazugewinnen konnten.

Die Grünen stünden bereit, auch in Bayern Regierungsverantwortung zu übernehmen, betonte Lang. «Und es wäre auch anständig von Markus Söder, mit allen demokratischen Parteien hier zu sprechen.»

Bundesvorsitzende der Grünen Ricarda Lang. (Bild: Reuters)
Bundesvorsitzende der Grünen Ricarda Lang. (Bild: Reuters)

+++ Hessen-Wahl: AfD-Spitzenkandidat kündigt starke Opposition im Landtag an +++

Wiesbaden (dpa) - Der Spitzenkandidat der hessischen AfD, Robert Lambrou, hat eine starke Oppositionsarbeit seiner Partei im Landtag angekündigt. Sehr viele Bürger in Hessen hätten zum ersten Mal AfD gewählt, sagte er am Sonntagabend. «Es ist ein enormer Vertrauensvorschuss, dem wir uns als würdig erweisen werden.» Er freue sich auf die nächsten fünf Jahre im Landtag «mit einer ganz starken Stimme bürgerlich, konservativ, freiheitlich».

+++ Kühnert: Bitterer Abend für SPD in Bayern und Hessen +++

Berlin (dpa) - SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat das Ergebnis der Landtagswahlen in Hessen und Bayern als bitter für seine Partei und für die Ampel-Koalition gewertet. «Wir sind heute Abend ausdrücklich nicht die Wahlsieger», sagte Kühnert am Sonntag im ZDF. Die drei Parteien der Ampel-Koalition hätten in beiden Bundesländern verloren. «Wir sollten die Signale alle miteinander in der Ampel-Koalition erkennen: In diesem Wahlergebnis liegt auch eine Botschaft für uns», sagte Kühnert. In der ARD sagte er, man müsse erkennen, dass «die allgemeine Stimmungslage den Menschen aufs Gemüt drückt und dass mehr Orientierung erforderlich ist».

Der SPD-Generalsekretär stärkte zugleich der hessischen SPD-Spitzenkandidatin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser den Rücken. Ihre Autorität als Bundesministerin sei nicht beschädigt, sagte er. «Da kann ich auch für die gesamte Parteispitze sprechen.» Es sei ein landespolitisches Votum gewesen. «Sie hat unseren klaren Rückhalt als Bundesinnenministerin», betonte Kühnert. In der ARD sagte er: «Wir stehen zu Nancy Faeser, und zwar aufgrund der Bilanz, die sie vorzuweisen hat.» Er verwies auf die Bemühungen zur Reform des europäischen Asylsystems sowie den Kampf gegen den Rechtsextremismus.

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. (Bild: Reuters)
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. (Bild: Reuters)

+++ Nouripour: Grüne stabil - AfD-Resultate Auftrag für Ampel-Koalition +++

Berlin (dpa) - Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour hat die Wahlergebnisse seiner Partei bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen als stabil bezeichnet. Die Grünen hofften, bei beiden Wahlen zweitstärkste Kraft zu werden, sagte Nouripour am Sonntagabend in der ARD. In Hessen, wo CDU und Grüne bisher regierten, gebe es keine Wechselstimmung. Der «Ball liegt bei Boris Rhein», sagte Nouripour mit Blick auf den Ministerpräsidenten von der CDU. Die Grünen stünden für Verantwortung. Seine Partei hat den Prognosen zufolge in BAyern leicht und in Hessen deutlich verloren.

Als «erschreckend» bezeichnete er das Abschneiden der AfD, die in beiden Ländern hinzugewonnen hat. Das sei auch ein Auftrag für die Ampel-Koalition, wieder Vertrauen zurückzugewinnen.

+++ Bayern-Wahl: Dobrindt: Haben stabilen Regierungsauftrag in Bayern +++

München (dpa) - Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, sieht nach den Prognosen zur bayerischen Landtagswahl einen klaren Regierungsauftrag für die CSU. «Die Koalition ist bestätigt worden», sagte Dobrindt am Sonntagabend in der ARD. Die CSU habe in den vergangenen Wochen noch einmal zulegen können. «Und deswegen liegt der Regierungsauftrag ja eindeutig bei der CSU.» Dobrindt sprach von einem guten Ergebnis.

Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt. (Bild: Reuters)
Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt. (Bild: Reuters)

+++ Hessen-Wahl: Wagenknecht: Faeser nach Wahl als Ministerin entlassen +++

Berlin/Wiesbaden (dpa) - Nach der Hessen-Wahl hat die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht die Entlassung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser gefordert. Hintergrund ist das schwache Abschneiden der hessischen SPD mit Faeser als Spitzenkandidatin. Ersten Prognosen von ARD und ZDF vom Sonntag zufolge liegen die Sozialdemokraten bei 15,5 bis 16,0 Prozent. «Wer in Wiesbaden scheitert, ist in Berlin fehl am Platz», sagte Wagenknecht der Deutschen Presse-Agentur. «Auf die Rote Karte der Wähler sollte die Entlassung durch den Kanzler folgen.»

Das Innenministerium sei eines der wichtigsten Ministerien und «die Flüchtlingskrise mindestens so dramatisch wie 2015», meinte Wagenknecht. «Hier braucht es an der Spitze keine Wahlverliererin, sondern maximale Handlungsfähigkeit.» Sie warf Faeser vor, dass sie «die Schleuserindustrie machen lässt». Die Bundesregierung solle sich an Ländern wie Dänemark orientieren und den Zuzug minimieren, sagte Wagenknecht.

Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. (Bild: Reuters)
Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. (Bild: Reuters)

+++ Bayern-Wahl: Freie-Wähler-Chef Aiwanger nach erster Prognose zufrieden +++

München (dpa) - Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hat sich nach der ersten Prognose zur bayerischen Landtagswahl zufrieden gezeigt. «14 Prozent wären schon ganz ordentlich», sagte Bayerns stellvertretender Ministerpräsident im Bayerischen Rundfunk kurz nach Schließung der Wahllokale. Er gehe davon aus, dass der Wert für die Freien Wähler noch nach oben gehe, doch es sei schon jetzt ein hervorragendes Ergebnis. «Wir sind zufrieden», sagte er. Bei der vergangenen Landtagswahl hatten die Freien Wähler 11,6 Prozent erreicht.

+++ CDU-Generalsekretär hocherfreut nach Landtagswahlen +++

Berlin (dpa) - CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat sich sehr zufrieden mit dem Abschneiden von CDU und CSU bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern gezeigt. «Markus Söder hat einen tollen Wahlkampf gemacht», sagte Linnemann am Sonntagabend in der ARD über den CSU-Chef. Dieser habe in Bayern nun den Regierungsauftrag.

Das Abschneiden der CDU in Hessen bezeichnete Linnemann als «sensationelles Ergebnis». Boris Rhein sei ein toller Spitzenkandidat, der genau die richtigen Themen adressiert habe. CDU-Chef Friedrich Merz habe ihn unterstützt. Der Wahlkampf in Hessen habe eine Vorbildfunktion auch für den Bundestagswahlkampf.

+++ Bayern-Wahl: Panne in Unterfranken: Briefwahlunterlagen verloren +++

Burkardroth (dpa/lby) - Im unterfränkischen Markt Burkardroth bei Bad Kissingen haben mindestens 13 Personen ihre Briefwahlunterlagen nicht erhalten. Die Briefe seien beim Versanddienstleister verloren gegangen, sagte ein Sprecher des Ortes am Sonntag. Zuvor hatte die «Main-Post» darüber berichtet. Laut dem Sprecher bekamen elf Personen noch rechtzeitig neue Unterlagen. Zwei hätten sich jedoch erst am Wahltag gemeldet und nicht wählen können. Um die ursprünglichen Stimmzettel für ungültig zu erklären, sei es zu spät gewesen.

Pannen bei der Briefwahl gab es heuer auch andernorts in Bayern. In Würzburg waren im September aufgrund eines technisches Defektes 3000 Briefwahlunterlagen zunächst nicht gedruckt und versandt worden. In Oberbayern waren vereinzelte Fälle bekannt geworden, bei denen die Klebestreifen kaum oder gar nicht hafteten. In der Oberpfalz war neben falsch ausgeteilten Unterlagen ein falsch zugeschnittener Stimmzettel aufgefallen.

+++ Bayern-Wahl: Bis Mittag geringere Wahlbeteiligung in München, Nürnberg und Augsburg +++

In München lag die Wahlbeteiligung - einschließlich Briefwählern - um 15.30 Uhr bei 61,3 Prozent und damit etwas niedriger als vor fünf Jahren. In Nürnberg war die Wahlbeteiligung um 14 Uhr mit 41,4 Prozent minimal geringer als bei der letzten Landtagswahl. In Nürnberg wurden um 14 Uhr nur drei Fünftel der ausgestellten Briefwahlunterlagen mitgezählt. In Augsburg blieb die Wahlbeteiligung um 14 Uhr mit 31,2 Prozent deutlich hinter der Beteiligung vor fünf Jahren zurück. In der Stadt Bamberg hatten bis 15 Uhr 65,2 Prozent der Stimmberechtigten - einschließlich Briefwählern - abgestimmt.

+++ Bayern-Wahl: Farbanschlag auf AfD-Bürgerbüro in Rosenheim +++

In Rosenheim gab es einen Farbanschlag auf das AfD-Bürgerbüro. Mit verschiedenen Farben gefüllte Christbaumkugeln seien auf Fenster und Fassade geworfen worden, teilte die Polizei mit. Die Landtagsabgeordneten Franz Bergmüller und Andreas Winhart erstatteten Anzeige und lobten am Sonntag 500 Euro Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter aus.

+++ Hessen-Wahl: Spitzenkandidaten halten mögliche Koalitionsoptionen offen +++

Schwalbach am Taunus (dpa) - Am Tag der hessischen Landtagswahl haben die Spitzenkandidaten von CDU, Grünen und SPD mögliche Koalitionsoptionen offengehalten. Ministerpräsident Boris Rhein sagte am Sonntag in Frankfurt zur Frage nach einem möglichen Koalitionspartner, auch da werde es einen Fingerzeig des Wählers geben, und «dann schauen wir mal, wie sich die Dinge gestalten. Ich glaube, Demokraten müssen untereinander anschlussfähig sein.» Es sei sein Auftrag gewesen, die Union zur stärksten Kraft zu machen. «Dann werden wir als stärkste Kraft Gespräche anbieten unserem Koalitionspartner, aber natürlich auch der SPD und der FDP.» Derzeit regiert eine schwarz-grüne Koalition in Hessen.

Der Grünen-Spitzenkandidat und hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir erklärte: «Ich bin der felsenfesten Auffassung, dass alle Demokratinnen und Demokraten miteinander gesprächs- und im Zweifel auch koalitionsfähig sein müssen. Dann werden wir sehen, was das Wahlergebnis bringt, und danach werden wir sprechen», so Al-Wazir nach seiner Stimmabgabe in Offenbach.

SPD-Spitzenkandidatin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser antwortete auf die Frage, ob sie sich ein Bündnis mit der CDU vorstellen könne: «Also ich finde, dass man als demokratische Parteien immer alle miteinander arbeiten können muss». Es gebe einen Ausschluss, den sie von Anfang an im Wahlkampf gemacht habe: «Es wird keine irgendwie geartete Zusammenarbeit oder auch nur Tolerierung mit der AfD geben können,» sagte Faeser nach ihrer Stimmabgabe in Schwalbach am Taunus. Mit allen anderen demokratischen Parteien müsse man aber in einer Demokratie arbeiten können, «jetzt kämpfe ich aber erstmal für eine starke SPD», so Faeser.

Die Sozialdemokratin hatte stets betont, dass sie nur von Berlin nach Wiesbaden wechseln will, falls sie Ministerpräsidentin wird. In den Umfragen lag die SPD deutlich hinter der CDU. Zur Frage, ob sie ihr Amt als Bundesinnenministerin niederlegen werde, falls die Wahlergebnisse nicht so ausfallen, wie sie möchte, sagte Faeser: «Heute geht es um Wahl hier in Hessen, und deswegen werbe ich noch um jede Stimme für Hessen, ich möchte gerne nach Hessen wechseln als Ministerpräsidentin.»

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein hält sich zahlreiche Koalitionsoptionen offen. (Bild: Reuters)
Hessens Ministerpräsident Boris Rhein hält sich zahlreiche Koalitionsoptionen offen. (Bild: Reuters)

+++ Hessen-Wahl: Bislang reibungsloser Ablauf - mehr Briefwähler als 2018 +++

Die hessische Landtagswahl ist nach den Worten von Landeswahlleiter Wilhelm Kanther bis Sonntagnachmittag ohne Probleme verlaufen. An den Urnen zeichnete sich bis nachmittags zunächst eine niedrigere Wahlbeteiligung als bei der vorherigen Landtagswahl im Jahr 2018 ab. Bis 14.00 Uhr lag die Wahlbeteiligung ohne Briefwähler bei 27,7 Prozent, wie Abfragen in den fünf kreisfreien Städten Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden, Offenbach und Kassel ergaben. Bei der vorangegangenen Landtagswahl war um die gleiche Zeit ein Wert von 38,8 Prozent ohne Briefwähler ermittelt worden. Insgesamt hatten bei der damaligen Landtagswahl 67,3 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Wegen der Briefwähler gilt die Aussagekraft der Werte allerdings als begrenzt. Im Vergleich zu 2018 dürfte deren Zahl deutlich zugelegt haben, sagte Kanther - wie viele genau es waren, war zunächst nicht bekannt. Kanther rief zugleich alle Wahlberechtigten, die ihre Stimmen bis zum Nachmittag noch nicht abgegeben hatten, dazu auf, noch von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

In der Landeshauptstadt Wiesbaden lag die Wahlbeteiligung ohne Briefwähler bis 14.00 Uhr bei 30 Prozent und damit um elf Prozentpunkte unter dem Wert zur gleichen Uhrzeit bei der Landtagswahl 2018. Offenbach meldete bis 14.00 Uhr eine Wahlbeteiligung von 21,8 Prozent gegenüber 28,6 Prozent bei der vorangegangenen Landtagswahl.

+++ Hessen-Wahl: Viel Zeit für Koalitionsgespräche +++

Nach der Landtagswahl in Hessen bleibt den Parteien viel Zeit, um eine Regierungskoalition zu schmieden. Die fünfjährige Wahlperiode des bisherigen Landtags endet erst am 17. Januar 2024, einen Tag später tritt laut Landesverfassung der neue Landtag zu seiner ersten Sitzung zusammen.

+++ Bayern-Wahl: Wegen Marathon - Manche Münchner müssen Umwege gehen +++

Wegen des am Sonntag in München stattgefundenen Marathon war der Weg für den ein oder anderen Münchner Wähler mit einem Umweg verbunden. Parallel zur Landtags- und Bezirkswahl starteten am Sonntagmorgen in der bayerischen Landeshauptstadt mehr als 20.000 Läufer und Läuferinnen. Entlang der 42,195 Kilometer langen Strecke wurden bis in den Nachmittag hinein zahlreiche Straßen gesperrt. Bis zum Mittag verlief jedoch laut Polizei alles friedlich.

Die Streckenführung sei bei der Einteilung der Stimmbezirksgrenzen wo immer möglich berücksichtigt worden, hieß es aus dem Münchner Kreisverwaltungsreferat (KVR). Daher müssen nur weniger als ein Prozent der Stimmberechtigten die Laufstrecke überqueren, um zu ihrem jeweiligen Wahllokal zu kommen. Für die Betroffenen wurden eigens acht Querungsmöglichkeiten eingerichtet. Laut KVR hatte aber die Hälfte der Betroffenen allerdings Briefwahl beantragt.

+++ Bayern-Wahl: Hubert Aiwanger hat nun auch gewählt +++

Hubert Aiwanger, der Spitzenkandidat der Freien Wähler und stellvertretender Ministerpräsident von Bayern, hat in einem Wahllokal in Rottenburg An der Laaber seine Stimme abgegeben.Aiwanger sagte bei der Stimmabgabe im Feuerwehrhaus im niederbayerischen Rottenburg an der Laaber: «Wir sind Ideengeber und Akzentsetzer in dieser Koalition. Ich bin überzeugt, dass der Wähler das honorieren wird.» Die Staatsregierung stehe im Vergleich zur Bundesregierung hervorragend da, und seiner Partei dürfte auch die Flugblattaffäre letztlich geholfen haben.

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hat ihn Rottenburg An der Laaber seine Stimme abgegeben, (Bild: Reuters)
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hat ihn Rottenburg An der Laaber seine Stimme abgegeben, (Bild: Reuters)

+++ Bayern-Wahl: Bisher höhere Wahlbeteiligung als 2018 +++

In München lag die Wahlbeteiligung - einschließlich Briefwählern - um 10.30 Uhr bei fast 44 Prozent und damit deutlich höher als vor fünf Jahren. In Nürnberg war die Wahlbeteiligung um 10 Uhr mit über 11 Prozent etwas höher als bei der letzten Landtagswahl. In Nürnberg sei dabei aber zu diesem Zeitpunkt nur ein Fünftel der ausgestellten Briefwahlunterlagen mitgezählt worden, sagte ein Sprecher des Wahlamts. In Augsburg lag die Wahlbeteiligung am Vormittag mit 7,6 Prozent unter der Beteiligung vor fünf Jahren.

+++ Bayern-Wahl: Gloria Burkandt stimmt für Papa Markus Söder +++

Am Morgen des Wahltags hat Gloria Burkandt ihre Wahlentscheidung getroffen und diese auch gleich bei Instagram verraten. Ihren 201.000 Followern ließ die 24-Jährige wissen: "Heute Morgen für meinen tollen Vater Markus Söder gestimmt und jetzt geht's ab zum Flughafen. Tschüss Deutschland, ich bin eine Zeit lang in New York! Ich werde meine Projekte von dort aus fortsetzen."

+++ Hessen-Wahl: SPD-Spitzenkandidatin Faeser gibt Stimme ab +++

Die SPD-Spitzenkandidatin in Hessen, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), hat am Sonntagvormittag ihre Stimme in Schwalbach am Taunus in ihrem Wahlkreis Main-Taunus I abgegeben. Der SPD in Hessen droht Umfragen zufolge erneut das schlechteste Ergebnis aller Zeiten. Deutlich vorn liegt die CDU von Ministerpräsident Boris Rhein.

Faeser hat als Ziel der Landtagswahl ausgegeben, die CDU nach beinahe einem Vierteljahrhundert wieder in die Opposition zu drängen. Im Fall einer Wahlschlappe will sie Bundesministerin bleiben. In dieser Position steht sie seit längerem massiv unter Druck, etwa in der Debatte um steigende Migrationszahlen oder wegen der Versetzung des ehemaligen Chefs der Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm.

Die SPD-Spitzenkandidatin in Hessen, Nancy Faeser, hat ihre Stimme abgegeben. (Bild: Reuters)
Die SPD-Spitzenkandidatin in Hessen, Nancy Faeser, hat ihre Stimme abgegeben. (Bild: Reuters)

+++ Bayern-Wahl: Ministerpräsident Söder gibt in Nürnberg Stimme ab +++

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat bei der Landtagswahl in Bayern seine Stimme abgegeben. Söder und seine Frau Karin Baumüller-Söder warfen am Sonntagmorgen in ihrem Wahlkreis in Nürnberg ihre Wahlzettel in die Urne ein. Der Wahlsieg der CSU gilt als sicher, dennoch muss die Partei den Umfragen zufolge fürchten, ihr schlechtestes Landtagswahlergebnis seit 1950 zu holen.

Markus Söder gibt zusammen mit seiner Frau Karin in der Theodor-Billroth-Schule seine Stimme ab (Bild: Daniel Karmann/dpa)
Markus Söder gibt zusammen mit seiner Frau Karin in der Theodor-Billroth-Schule seine Stimme ab (Bild: Daniel Karmann/dpa)

+++ Landtagswahl in Bayern - 9,4 Millionen Menschen dürfen wählen +++

In Bayern wird am Sonntag ein neuer Landtag gewählt. Etwa 9,4 Millionen Menschen sind stimmberechtigt. Darunter sind rund 554 000 Bayerinnen und Bayern, die erstmals ihre Stimme abgeben dürfen. Die Wahllokale sind von 8.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Die CSU von Ministerpräsident Markus Söder lag bis zuletzt in allen Umfragen unangefochten vorne, kam aber mit 36 bis 37 Prozent nicht über ihr schon historisch schlechtes Wahlergebnis von 2018 hinaus. Mit Spannung wird auch erwartet, wer hinter der CSU Platz zwei belegt, die Grünen, die Freien Wähler oder vielleicht die AfD.

+++ Hessen wählen neuen Landtag - Kann Schwarz-Grün weiterregieren? +++

Rund 4,3 Millionen Hessen sind am Sonntag dazu aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen. Nach den jüngsten Umfragen geht die CDU um Ministerpräsident und Spitzenkandidat Boris Rhein als klarer Favorit in die Wahl. Die Christdemokraten können damit rechnen, erneut stärkste Kraft zu werden. Dahinter wird ein enges Rennen um Platz zwei zwischen SPD, Grünen und AfD erwartet. Derzeit regiert in Hessen eine schwarz-grüne Koalition.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser, zugleich Spitzenkandidatin der SPD Hessen, und SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert (2.v.r) applaudieren bei einer Kundgebung auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz zusammen mit Landrat Landkreis Marburg-Biedenkopf Jens Womelsdorf (l) und MdB Sören Bartol (Bild: Christian Lademann/dpa)
Bundesinnenministerin Nancy Faeser, zugleich Spitzenkandidatin der SPD Hessen, und SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert (2.v.r) applaudieren bei einer Kundgebung auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz zusammen mit Landrat Landkreis Marburg-Biedenkopf Jens Womelsdorf (l) und MdB Sören Bartol (Bild: Christian Lademann/dpa)

Eine Fortsetzung des Bündnisses scheint ebenso möglich wie eine Koalition aus CDU und SPD. Die SPD-Spitzenkandidatin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser bevorzugt eine Ampel-Koalition mit Grünen und FDP, dazu müssten die drei Parteien im Vergleich zu den Umfragen aber noch zulegen. Eine Zusammenarbeit mit der AfD haben die anderen Parteien ausgeschlossen.

Die Grünen waren erstmals mit einem eigenen Ministerpräsidenten-Kandidaten, Tarek Al-Wazir, angetreten. Auf den Einzug in den hessischen Landtag hoffen außerdem FDP, Linke und Freie Wähler. Parallel wird am Sonntag auch in Bayern ein neuer Landtag gewählt.

(Grafik: S. Stein/dpa)
(Grafik: S. Stein/dpa)

CDU-Spitzenkandidat Rhein kündigte in einem Interview des Nachrichtensenders Welt an, bei einem Wahlerfolg mit Grünen, SPD und FDP über eine Regierungsbildung sprechen zu wollen. Es gehe dabei um die Frage: «Wo kann man am meisten von seiner Politik umsetzen und mit wem passt es am besten?» Eine Koalition nur aus CDU und FDP hätte nach den Meinungsumfragen zuletzt aber keine Mehrheit.

+++ AfD kann in Bitterfeld-Wolfen ersten Oberbürgermeister stellen +++

Bei der Wahl zum neuen Oberbürgermeister von Bitterfeld-Wolfen hat Henning Dornack am Sonntag die Chance, als erster AfD-Politiker ein solches Amt zu erringen. Um seine Wahl in der 37 000-Einwohner-Stadt im Südosten Sachsen-Anhalts zu verhindern, hat ein überparteiliches Bündnis für Demokratie und Toleranz eine Online-Petition initiiert.

+++ Das müssen Sie zur Bayern-Wahl wissen +++

Am 8. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Was muss man dazu wissen? Ein kurzer Überblick:

Wahlberechtigte: Etwa 9,4 Millionen Menschen sind diesmal stimmberechtigt. Darunter sind rund 554 000 Bayerinnen und Bayern, die erstmals an einer Landtagswahl im Freistaat teilnehmen können.

Kandidaten: Insgesamt bewerben sich 1811 Kandidatinnen und Kandidaten um einen Sitz im Bayerischen Landtag. Dies sind 112 Personen weniger als vor fünf Jahren. Der Frauenanteil liegt bei gut 34 Prozent. Insgesamt werden bei der Landtagswahl 91 Direkt- und 89 Listenmandate vergeben. Das Parlament kann aber am Ende auch mehr als 180 Mitglieder haben, durch sogenannte Überhang- und Ausgleichsmandate.

Wahlergebnis 2018: Die CSU stürzte vor fünf Jahren um mehr als 10 Prozentpunkte auf nur noch 37,2 Prozent ab. Sie war fortan wieder auf einen Koalitionspartner angewiesen - und entschied sich für die Freien Wähler, die 11,6 Prozent holten. Die Grünen konnten ihr Ergebnis mit 17,6 Prozent damals mehr als verdoppeln, die AfD zog mit 10,2 Prozent erstmals ins Maximilianeum ein. Die SPD stürzte auf 9,7 Prozent ab. Die FDP schaffte mit 5,1 Prozent den Einzug in den Landtag. Das Parlament wuchs somit auf sechs Fraktionen an. In der nun zu Ende gehenden Legislaturperiode hatte der Landtag aufgrund von 10 Überhang- und 15 Ausgleichsmandaten insgesamt 205 Mitglieder.

Aktuelle Umfragen: Die CSU liegt in allen Umfragen unangefochten vorne. Weshalb es keinen Zweifel gibt, dass Markus Söder (CSU) Ministerpräsident bleibt. Allerdings rutschte die CSU mit 36 Prozent zuletzt noch unter ihr Ergebnis von 2018, teils stieg sie dann wieder auf 37 Prozent. Die Freien Wähler befanden sich nach der Flugblatt-Affäre um ihren Chef Hubert Aiwanger zeitweise auf einem Höhenflug von bis zu 17 Prozent - dann ging es aber wieder etwas zurück, auf um die 15 Prozent. Die Grünen lagen zuletzt bei 14 bis 16 Prozent, die AfD bei meist bei 14 Prozent, die SPD bei 9 Prozent. Die FDP (3 bis 4 Prozent) muss um den Wiedereinzug zittern.

Besonderheiten: Das bayerische Wahlrecht weist eine Besonderheit auf: Zwar hat, wie bei der Bundestagswahl, jede und jeder Wahlberechtigte zwei Stimmen, Erststimme und Zweitstimme. Es gibt aber einen zentralen Unterschied - und der ist für die Zusammensetzung des Landtags von enormer Bedeutung: Zur Ermittlung der Sitzverteilung werden alle Erst- und Zweitstimmen zusammengezählt und in Mandate umgerechnet. Die Anzahl dieser «Gesamtstimmen» entscheidet am Ende darüber, welche Partei künftig wie viele Abgeordnete im Landtag hat.

+++ Das bayerische Landtagswahlrecht und seine Besonderheiten +++

Auf den ersten Blick ist es genau wie bei der Bundestagswahl: Auch bei der Landtagswahl in Bayern hat jede und jeder Wahlberechtigte zwei Stimmen, Erststimme und Zweitstimme. Es gibt aber einen ganz zentralen Unterschied - und der ist für die künftige Zusammensetzung des Landtags von enormer Bedeutung: Zur Ermittlung der Sitzverteilung im Landesparlament werden alle Erst- und Zweitstimmen zusammengezählt und in Mandate umgerechnet.

Die Anzahl der Gesamtstimmen entscheidet also darüber, welche Partei künftig wie viele Abgeordnete im Landtag hat. Das heißt: Die Erststimme ist für die Sitzverteilung genau gleich wichtig wie die Zweitstimme. Das ist der große Unterschied zur Bundestagswahl, wo allein die Zweitstimme für die Sitzverteilung ausschlaggebend ist.

Mit der Erststimme wählt man eine Kandidatin oder einen Kandidaten in einem der insgesamt 91 Stimmkreise direkt. Wer dort jeweils die meisten Stimmen bekommt, gewinnt. Die einfache Mehrheit reicht. Voraussetzung für einen Einzug der Stimmkreis-Gewinner und -Gewinnerinnen in den Landtag ist aber, dass deren Partei landesweit mindestens fünf Prozent aller gültigen Gesamtstimmen erhält.

Die Zweitstimme ist eine Listenstimme - wobei die Parteien nicht landesweit mit einer Bayern-Liste antreten, sondern mit bis zu sieben selbstständigen Listen in den sieben bayerischen Regierungsbezirken (Wahlkreisen). Auch die Zweitstimme ist personenbezogen: Man kann damit einen Wahlkreis-Kandidaten einer Partei auswählen und ankreuzen, egal auf welchem Listenplatz dieser steht. Kreuzt man keinen einzelnen Kandidaten an, sondern allgemein eine Partei oder Wählergruppe, wird die Stimme nicht ungültig, sondern am Ende der betreffenden Partei bei der Sitzverteilung zugerechnet.

Insgesamt werden bei der Landtagswahl 91 Direkt- und 89 Listenmandate vergeben. Der Landtag kann aber am Ende auch mehr als 180 Mitglieder haben - durch sogenannte Überhang- und Ausgleichsmandate: Wenn einer Partei mehr Direktmandate zufallen, als ihr nach dem Stimmenverhältnis eigentlich zustehen würden (Überhangmandate), so erhöht sich auch die Zahl der Mandate der anderen Parteien entsprechend dem tatsächlichen Stimmenverhältnis (Ausgleichsmandate).

In der zu Ende gehenden Legislaturperiode hatte der Landtag aufgrund von 10 Überhang- und 15 Ausgleichsmandaten insgesamt 205 Mitglieder.

+++ Von Söder bis Hagen: Die Spitzenkandidaten im Überblick +++

Markus Söder (CSU, oben l-r), Ministerpräsident von Bayern, Ludwig Hartmann und Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Bayern, Hubert Aiwanger, Bundesvorsitzender der Freien Wähler, stellvertretender Ministerpräsident von Bayern und bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Landentwicklung und Energie, Katrin Ebner-Steiner und Martin Böhm, beide Landtagsabgeordnete der AfD, Florian von Brunn, Vorsitzender der SPD in Bayern, und Martin Hagen, Landesvorsitzender der FDP in Bayern (Bild: -/dpa)
Die Spitzenkandidaten der Landtagswahl in Bayern (Bild: -/dpa)

Die Mehrzahl der Parteien in Bayern geht diesmal mit altbekannten, aber höchst unterschiedlichen Spitzenkandidaten in die Landtagswahl. Ein Überblick über die Bewerber der Parteien, die den Umfragen zufolge fest mit einem Einzug ins Maximilianeum rechnen oder zumindest noch halbwegs realistisch darauf hoffen können:

CSU: Markus Söder (56)

Im März 2018 hatte der Nürnberger sein großes Lebensziel erreicht: Er wurde im Landtag erstmals zum bayerischen Ministerpräsidenten und Nachfolger seines ewigen Rivalen Horst Seehofer gewählt. Bei seiner ersten «eigenen» Landtagswahl ein halbes Jahr später kam die CSU freilich nicht über 37,2 Prozent hinaus, Söder musste eine Koalition mit den Freien Wählern eingehen. Seither durchlebte der einstige politische Ziehsohn von Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber, der schon CSU-Generalsekretär, Europa-, Umwelt- und Finanzminister war, wechselvolle Jahre: Er musste das Land unter anderem durch die Corona-Krise führen, genoss dafür anfangs auch bundesweit hohen Zuspruch, wäre fast Unions-Kanzlerkandidat geworden. Nun muss er kämpfen, nicht unter das Ergebnis von 2018 zu rutschen. Dafür reist der studierte Jurist, der Fan von Science-Fiction und ausgefallener Faschingsverkleidung ist, nimmermüde durchs Land, will den kümmernden Landesvater geben. Seinen Job als Regierungschef hat er sicher. Aber wie stark werden Söder und die CSU künftig noch sein?

Grüne: Katharina Schulze (38) und Ludwig Hartmann (45)

Auch bei den Grünen hat es keine Veränderung gegeben: Die Partei ist mit ihrem schon bekannten Spitzenduo im Rennen. Schulze ist der auffälligere Part der Doppelspitze. In Reden und Debatten ist sie derart kämpferisch und engagiert, dass politische Kontrahenten oft die Augen verdrehen. Das aber ist Schulze, die 2013 erstmals in den Landtag eingezogen war und seit 2017 Fraktionschefin ist, völlig gleich. Sie gilt als fleißige Arbeiterin, die sich leidenschaftlich für ihre Überzeugungen einsetzt.

Ludwig Hartmann und Katharina Schulze (Bild: REUTERS/Andreas Gebert)
Ludwig Hartmann und Katharina Schulze (Bild: REUTERS/Andreas Gebert)

Schulzes Kollege Hartmann sitzt seit 2008 im Landtag, gilt dort als versierter Energie- und Klimaexperte. Er ist ebenfalls ein Mann markiger Worte, der wenn nötig auch vor Streit nicht zurückschreckt. Die lauten Attacken auf Söder & Co. überlässt er aber oftmals lieber Schulze - die von Söder offenbar etwas gefürchtet wird: Direkten Duellen mit ihr geht er aus dem Weg.

Freie Wähler: Hubert Aiwanger (52)

Die Affäre um ein antisemitisches Flugblatt hat ihm noch größere Bekanntheit verschafft. Fakt ist aber schon lange: Ohne Hubert Aiwanger geht bei den Freien Wählern nichts. Der Agraringenieur ist Landes- und Bundesvorsitzender - und seit 2018 bayerischer Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident. Nebenbei mischt er sich auch gerne in allen agrarpolitischen Fragen ein. Im Landtag hält der Niederbayer mit seinem unbeschreiblichen Dialekt auch lange Reden ohne jedes Manuskript. In Bierzelten und auf anderen Bühnen ledert er gerne engagiert bis polemisch gegen die Ampel in Berlin. Mit seiner «Demokratie zurückholen»-Äußerung auf einer Kundgebung in Erding hatte er sich massive Kritik eingehandelt - ebenso wie zuletzt mit seinem mindestens zweifelhaften Krisenmanagement der Flugblatt-Affäre. Er selbst geht aber jetzt mit dem Vorwurf einer Schmutzkampagne auf Stimmenfang - erfolgreich, wenn man den Umfragen glaubt. Es sieht jedenfalls alles danach aus, als könnte Aiwanger weiter mit der CSU regieren. Und 2025 will er sein nächstes Ziel erreichen: die Freien Wähler in den Bundestag führen.

Hubert Aiwanger (Bild: REUTERS/Leonhard Simon)
Hubert Aiwanger (Bild: REUTERS/Leonhard Simon)

AFD: Katrin Ebner-Steiner (45) und Martin Böhm (59)

2018 hatte die AfD auf einen bayernweiten Spitzenkandidaten verzichtet. Diesmal entschied sie sich anders - auch deshalb, um in den sonst so kritisierten Medien ebenso mit ihrem Spitzenpersonal vorzukommen wie alle anderen. Der Kurs der Partei weist dabei immer weiter nach ganz rechts außen: Sowohl Ebner-Steiner als auch Böhm werden dem offiziell aufgelösten, völkisch-nationalen «Flügel» zugerechnet.

Alice Weidel und Katrin Ebner-Steiner (Bild: REUTERS/Wolfgang Rattay)
Alice Weidel und Katrin Ebner-Steiner (Bild: REUTERS/Wolfgang Rattay)

Vor allem Ebner-Steiner gilt als Vertraute von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke aus Thüringen. Sie ist dabei schon lange eines der bekanntesten Gesichter der Bayern-AfD. Nach der Landtagswahl 2018 wurde sie zunächst Fraktionschefin und konnte sich dort bis Herbst 2021 halten - dann aber wurde sie, weil inzwischen das gemäßigtere Lager die Mehrheit hatte, abgewählt. Nun sind die «Flügler» wieder auf dem Vormarsch.

SPD: Florian von Brunn (54)

Er hofft angesichts der SPD-geführten Bundesregierung auf einen Kanzlerbonus - und doch muss Florian von Brunn nun erstmals auch persönlich bei einer Landtagswahl liefern. Im April 2021 hatte er den SPD-Landesvorsitz übernommen, auf den er so lange hingearbeitet hatte, zusammen mit Ronja Endres. Das Duo setzte sich damals gegen den amtierenden Generalsekretär Uli Grötsch durch. Im Mai 2021 griff von Brunn auch nach dem Fraktionsvorsitz im Landtag - und gewann eine Kampfabstimmung gegen den damaligen Amtsinhaber Horst Arnold, wenn auch nur denkbar knapp mit 12 zu 10 Stimmen. In diesem Mai wurden von Brunn und Endres als Parteivorsitzende bestätigt. Fakt ist aber auch: Wegen seines forschen Auftretens und seines großen Ehrgeizes war von Brunn auch partei- und fraktionsintern nie unumstritten. Politische Gegner kritisieren ohnehin seine oftmals von lauten Attacken und scharfen Angriffen geprägten Reden im Landtag.

Florian von Brunn (Bild: Daniel Vogl/dpa)
Florian von Brunn (Bild: Daniel Vogl/dpa)

FDP: Martin Hagen (42)

Der FDP-Landtagsfraktionschef ist extrem redegewandt, argumentiert überzeugend - und kann quasi auf eine FDP-Karriere aus dem Bilderbuch verweisen: Politik-Studium, Arbeit in einer Unternehmensberatung, Pressesprecher der bayerischen FDP-Landesgruppe im Bundestag, acht Jahre lang Hauptgeschäftsführer der bayerischen FDP, dann wieder selbstständiger Strategie- und Kommunikationsberater. 2018 dann der große Erfolg: Als Spitzenkandidat führte Hagen die FDP nach fünf Jahren Pause zurück in den Landtag. In einer Urwahl hatte er sich damals gegen eine ganze Reihe von Mitbewerbern durchgesetzt, am Ende in einer Stichwahl auch gegen den ehemaligen Landeschef. Heute ist Hagen die unbestrittene Führungsfigur der Bayern-FDP, er sitzt zudem im Bundesvorstand. Nun aber steht er vor einer entscheidenden Bewährungsprobe: Schafft er am 8. Oktober mit seiner Partei den Wiedereinzug in den Landtag? Jüngste Umfragen ließen dies zweifelhaft erscheinen. Doch Hagen kämpft.

Martin Hagen von der FDP
Martin Hagen (Bild: REUTERS/Michele Tantussi)

+++ Das müssen Sie über die Hessen-Wahl wissen +++

Heute wird in Hessen ein neuer Landtag gewählt. Was muss man dazu wissen? Ein kurzer Überblick:

Wahlberechtigte: Rund 4,3 Millionen Wahlberechtigte können für den 21. hessischen Landtag ihre Kreuzchen machen. Insgesamt hat Hessen mehr als sechs Millionen Einwohner. Wahlberechtigt sind alle Deutschen, die am Wahltag das 18. Lebensjahr vollendet haben und seit mindestens sechs Wochen vor dem Wahltag ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt in Hessen haben. Mehr als 107 000 Erstwählerinnen und Erstwähler sind zur Wahl aufgerufen.

Kandidaten: 856 Kandidatinnen und Kandidaten treten an. 359 von ihnen kandidieren sowohl in einem Wahlkreis als auch auf der Landesliste ihrer Partei. Von den sechs derzeit im Wiesbadener Landtag vertretenen Parteien wurden insgesamt 515 Kandidaten nominiert, darunter 206 Frauen (Anteil 40 Prozent). Zugelassen sind insgesamt 21 Landeslisten von Parteien oder Wählergruppen.

Wahlergebnis 2018: CDU und SPD erlitten jeweils zweistellige Verluste. Die CDU wurde mit 27 Prozent stärkste Partei und hätte sowohl mit der SPD (19,8 Prozent) als auch mit den Grünen (ebenfalls 19,8 Prozent) regieren können. Nach Verhandlungen erneuerten CDU und Grüne ihr Koalitionsbündnis. Die AfD erreichte 13,1 Prozent, ebenfalls in den Landtag zogen die FDP (7,5 Prozent) und die Linke (6,3 Prozent) ein. Die Wahlbeteiligung lag bei 67,3 Prozent.

Aktuelle Umfragen: Erstmals könnten die Freien Wähler laut den jüngsten Umfragen den Sprung in den hessischen Landtag schaffen. Um das zu erreichen, müssen sie auf mindestens fünf Prozent der Stimmen kommen. Die CDU liegt laut dem am Donnerstagabend veröffentlichten ZDF-«Politbarometer» bei 32 Prozent. SPD und Grüne kommen auf je 17 Prozent, knapp vor der AfD (16 Prozent). Die FDP (5 Prozent) muss ebenso um den Wiedereinzug in den Landtag bangen wie die Linke (3 Prozent).

Wahlrecht: Jeder und jede Wahlberechtigte in Hessen hat zwei Stimmen. Mit der einen wird eine Landesliste einer Partei oder Wählergruppe gewählt. Dieses Landesstimmenergebnis ist maßgeblich für die Sitzverteilung im Landtag. Mit der anderen Stimme, der sogenannten Wahlkreisstimme, wird in jedem Wahlkreis eine Abgeordnete oder ein Abgeordneter mit einfacher Stimmenmehrheit direkt gewählt. Der Landtag besteht aus 110 Abgeordneten, 55 werden im Wahlkreis und 55 aus Landeslisten gewählt. Durch Überhang- und Ausgleichsmandate kann das Parlament am Ende auch mehr Mitglieder haben.

Regierungsbildung: Der neue Landtag trifft sich zu seiner ersten, konstituierenden Sitzung erst am 18. Januar 2024. Denn erst am Vortag endet die aktuelle Wahlperiode. Nach der Wahl nehmen die Parteien in der Regel sogenannte Sondierungsgespräche über eine mögliche Zusammenarbeit auf. Dabei geht es noch eher informell um gemeinsame Schnittmengen, aber auch Unterschiede. Sind die Gespräche erfolgreich, folgen Koalitionsverhandlungen, in denen die Partner einen Koalitionsvertrag aushandeln. Darin sind Projekte und Ziele des Bündnisses festgeschrieben, die während der gemeinsamen Regierungszeit umgesetzt werden sollen. Über diesen Vertrag wird dann jeweils auf Parteitagen abgestimmt. Sollte sich bis zur ersten Sitzung des neuen Landtags im Januar noch keine regierungsfähige Mehrheit gefunden haben, bleibt die bisherige Landesregierung geschäftsführend im Amt. Die derzeitige Landesregierung bleibt also erst einmal im Amt.

+++ Hessen: Die Spitzenkandidaten der Landtagsparteien in Kurzporträts +++

Bei der Hessen-Wahl an diesem Sonntag geht es nicht nur um die Wahlprogramme der verschiedenen Parteien - sondern auch um Köpfe. Die Spitzenkandidaten der im Landtag vertretenen Parteien im Kurzporträt:

CDU: Boris Rhein

Hessens Regierungschef hat schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Nun entscheiden die Wähler über seine Zukunft. Wie tickt Boris Rhein?

Dunkle Brille, weißes Hemd, oft keine Krawatte mehr, redegewandt und freundlich: Hessens CDU-Ministerpräsident Boris Rhein will bei der Landtagswahl an diesem Sonntag sein Amt verteidigen. Zum ersten Mal. Erst im Frühling 2022 ist er während der laufenden Wahlperiode Regierungschef geworden, als Nachfolger von Volker Bouffier (CDU). Zuvor war der heute 51-jährige Rhein Landtagspräsident gewesen, mit einem oft ausgleichenden Auftreten und viel Ironie.

In seiner Politkarriere hat der Jurist Höhen und Tiefen erlebt. Nach einem steilen CDU-internen Aufstieg bis in die Landesregierung unterlag der damals 40-jährige Innenminister 2012 bei der Stichwahl um den Frankfurter Oberbürgermeisterposten dem SPD-Mann Peter Feldmann - für viele überraschend. Aber Rhein rappelte sich auf: 2014 gelangte er als Wissenschaftsminister in Hessens erste schwarz-grüne Landesregierung, 2019 rückte er an die Spitze des Landtags.

Hessens Landeswirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (l-r, Grüne), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) (Bild: dpa)
Hessens Landeswirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (l-r, Grüne), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) (Bild: dpa)

Der waschechte Frankfurter mit dem hessischen Zungenschlag war schon mit 27 Jahren ins Landesparlament gewählt worden. Sieben Jahre später kehrte er als Rechtsdezernent zur Stadt Frankfurt zurück. 2009 wurde Rhein Staatssekretär im Innenministerium - und später Ressortchef. Rhein kann auf Menschen zugehen - und auch zuhören. Vor allem als Innenminister profilierte er sich als Kämpfer für Recht und Ordnung, gilt inzwischen als Landesvater, aber auch als guter Vermittler. Mit den Grünen hat er bislang meist relativ geräuschlos regiert.

Boris Rhein ist mit Tanja Raab-Rhein, einer Richterin, verheiratet. Das am selben Tag geborene Paar lernte sich vor rund drei Jahrzehnten beim Jurastudium in Frankfurt kennen. Heute hat es zwei Söhne. Die Familie wohnt in Frankfurt. Freizeit hat Rhein wenig, zumal im Wahlkampf. «Um den Kopf frei zu bekommen, fahre ich gerne Fahrrad, vor allem Rennrad. Für einen guten Start in den Tag gehe ich morgens joggen», erzählt der amtierende Ministerpräsident.

SPD: Nancy Faeser

Bundesinnenministerin Nancy Faeser ist das prominente Gesicht der Hessen-SPD. Die 53-jährige Juristin ist im persönlichen Gespräch zugewandt - und oft gut gelaunt. Zuletzt wehte ihr in der Bundespolitik und auch im hessischen Wahlkampf etwa beim umstrittenen Thema Flüchtlinge der Wind schärfer ins Gesicht.

Mit ihrem Amt als Bundesinnenministerin hat Nancy Faeser in ihrer hessischen Heimat einen enormen Bekanntheitsschub erfahren. Bei einem Besuch auf dem Wiesbadener Weinfest diesen Sommer wird sie häufig von Passanten um Handy-Selfies gebeten. Faeser macht gerne mit, wechselt mit jedem ein freundliches Wort. Auf ihrer politischen Karriere von der Kommunalpolitik im Taunus über den hessischen Landtag bis nach Berlin hat sie sich ihr freundliches Wesen bewahrt.

Aber die 53-Jährige kann auch anders als fröhlich: Als Oppositionsführerin im Landtag zeigte sich die Innenexpertin oft angriffslustig und scharfzüngig - aber nie persönlich verletzend.

Im hessischen Wahlkampf hat sich Faeser auch mit Pannen herumschlagen müssen. Etwa mit dem «Übertragungsfehler» im SPD-Wahlprogramm, wonach Nicht-EU-Ausländer mit unbefristetem Aufenthalt in Deutschland hier schon nach sechs Monaten bei Kommunalwahlen abstimmen dürfen sollten – statt nach sechs Jahren. Oder mit einem umstrittenen SPD-Video, das eine Zusammenarbeit von CDU und AfD in Hessen als möglich dargestellt hat - und von den Sozialdemokraten flugs wieder gelöscht worden ist.

Zudem monierten politische Konkurrenten Faesers Ankündigung, sich bei einer Wahlniederlage in Hessen nicht auf die Oppositionsbank in Wiesbaden zu setzen, sondern Bundesinnenministerin zu bleiben. Die SPD-Spitzenkandidatin sei nicht mit vollem Herzen bei der Sache und halte sich ein Hintertürchen offen, heißt es. Faeser weist diese Vorwürfe von sich.

Die 53-Jährige ist seit mehr als 30 Jahren SPD-Mitglied, 2003 wurde sie erstmals in den hessischen Landtag gewählt. Mit der Vereidigung als Bundesministerin legte sie das Mandat nieder. Die hessische SPD-Chefin wurde in Bad Soden am Taunus geboren und lebt mit ihrer Familie im nahe gelegenen Schwalbach. Nach dem Jura-Studium in Frankfurt arbeitete sie unter anderem bei einer internationalen Wirtschaftskanzlei. Faeser ist verheiratet und hat einen Sohn.

Grüne: Tarek Al-Wazir und Angela Dorn

Tarek Al-Wazir, dessen arabischer Nachname «Der Minister» heißt, will erster grüner Regierungschef von Hessen werden.

Pressetermin in Wiesbaden. Tarek Al-Wazir zückt seine Aufzeichnungen - natürlich in grüner Handschrift. Typisch für Minister, typisch für seine Partei. Al-Wazir, 52, weiße Haare, schlank, Brille, weißes Hemd mit dunklen Knöpfen, silber-blaue Armbanduhr, ist grüner Superminister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen in Hessen. Schon seit fast einem Jahrzehnt sitzt er hier mit der CDU auf der Regierungsbank. Jetzt greift Al-Wazir selbst nach dem Amt des Ministerpräsidenten - dafür kandidiert er bei der hessischen Landtagswahl an diesem Sonntag.

Angela Dorn (Bild: Tim Würz/dpa)
Angela Dorn (Bild: Tim Würz/dpa)

Der Vizeregierungschef ist 1971 in Offenbach am Main als Sohn einer deutschen Mutter und eines jemenitischen Vaters zur Welt gekommen. Bis heute lebt Al-Wazir in dieser Stadt mit rund 160 Nationen. Auch seine Frau Bushra hat jemenitische Wurzeln. Das Paar hat zwei Söhne.

Der studierte Politologe Al-Wazir zählt zu Hessens beliebtesten Politikern. «Wir müssen Hessen noch grüner machen», betont er. «Wir werden 30 Millionen Bäume pflanzen bis 2030», verspricht er zum Beispiel für den Fall eines Wahlsieges.

Al-Wazir ist kein Parteilinker, sondern Pragmatiker, selbstbewusst und redegewandt. «In der Bevölkerung gibt es eine Menge schlechte Laune», konstatiert der grüne Spitzenkandidat. Der häufige Zwist innerhalb der Ampelkoalition in Berlin führe dazu, «dass die Politik nicht besonders gut im Kurs steht». Hier gelte es mit praktischen Erfolgen gegenzuhalten. Stolz ist Al-Wazir etwa auf die hessischen Flatrates für Schüler und Senioren in Bussen und Bahnen - diese seien ein Vorbild für das Deutschlandticket für bundesweite Fahrten im Nah- und Regionalverkehr gewesen.

Der Politiker mit einem deutschen und einem jemenitischen Pass führte die Grünen 2014 in das erste schwarz-grüne Regierungsbündnis eines Flächenlandes. Mit der CDU regierte er meist relativ geräuschlos.

Angela Dorn ist neben Al-Wazir Spitzenkandidatin der hessischen Grünen und steht formal auf Platz 1 der Landesliste. Die 41 Jahre alte Diplom-Psychologin ist seit 2019 hessische Wissenschaftsministerin. Zuvor saß sie bereits seit 2009 für die Grünen im Landtag. Von 2017 bis 2019 war sie Co-Landesvorsitzende ihrer Partei. Dorn ist verheiratet und hat drei Kinder.

AfD: Robert Lambrou

Robert Lambrou ist AfD-Fraktionsvorsitzender im Landtag und das bekannteste Gesicht der Partei in Hessen. Der 56 Jahre alte Co-Parteisprecher stammt aus Münster, hat einen griechischen Vater und eine deutsche Mutter. Der Diplomkaufmann ist verheiratet und war vor seinem Eintritt in die AfD kurzzeitig auch SPD-Mitglied. Die Masseneinwanderung aus vorwiegend muslimisch geprägten Ländern und die fehlende Integration von Einwanderern sehe er mehr als kritisch, betont Lambrou in einer Selbstdarstellung. «Meine politische Heimat konnte damit nur die AfD werden.»

Robert Lambrou (Bild: Helmut Fricke/dpa)
Robert Lambrou (Bild: Helmut Fricke/dpa)

FDP: Stefan Naas

Stefan Naas sitzt seit 2019 für die Liberalen im Landtag und ist unter anderem wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Der 49-Jährige aus Steinbach im Hochtaunuskreis trat 1992 in die FDP ein und ist seitdem kommunalpolitisch aktiv. Der gelernte Bankkaufmann studierte Jura und arbeitete unter anderem im hessischen Wirtschaftsministerium. Naas hatte betont, der Wirtschaft und Infrastruktur einen höheren Stellenwert geben zu wollen. «Dafür braucht es einen klaren marktwirtschaftlichen Kompass statt Ideologien», sagte der Vater einer Tochter.

Stefan Naas (Bild: Andreas Arnold/dpa)
Stefan Naas (Bild: Andreas Arnold/dpa)

Linke: Elisabeth Kula und Jan Schalauske

Elisabeth Kula ist seit 2021 Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, gemeinsam mit dem zweiten Spitzenkandidaten Jan Schalauske. Die 33-jährige verheiratete Politikwissenschaftlerin ist Sprecherin ihrer Fraktion für Jugend, Schule und Bildung.

Elisabeth Kula (Bild: Helmut Fricke/dpa)
Elisabeth Kula (Bild: Helmut Fricke/dpa)

Der 42-jährige Politikwissenschaftler Schalauske war von 2014 bis 2022 Co-Landesvorsitzender seiner Partei. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Im Wahlkampf hatte sich das Spitzenduo unter anderem für bezahlbare Mietwohnungen, eine Verkehrswende durch den Ausbau von Bus und Bahn sowie Fahrpreissenkungen ausgesprochen.

Jan Schalauske (Bild: Helmut Fricke/dpa)
Jan Schalauske (Bild: Helmut Fricke/dpa)