Landwirt will Wölfe abschießen und fühlt sich bei Lanz "vom Opfer zum Täter gemacht"
Seit mehr als 20 Jahren ist der Wolf zurück in Deutschland, nachdem er fast 150 Jahre als ausgerottet gegolten hatte. Bei "Markus Lanz" wetterte Landwirt Christian Lohmeyer über das Verfehlen der Politik und machte deutlich, wie bedrohlich die Lage ist.
Besonders im Nordosten des Landes steigt die Wolfspopulation stetig an. Inzwischen sollen über 1.300 sesshafte Wölfe nachgewiesen worden sein. Während dies für Tierschützer eine tolle Entwicklung ist, schlagen Landwirte Alarm. Einer von ihnen: Christian Lohmeyer.
Bei "Markus Lanz" schilderte der Talk-Gast die dramatische Lage für deutsche Weidetiere und machte deutlich, warum aus seiner Sicht ein legaler Abschuss von Wölfen dringend notwendig sei. "Sie können sich nicht vorstellen, wie oft ich gewarnt wurde jetzt vor der Sendung", erklärte Lohmeyer im Gespräch mit Lanz. Damit machte er deutlich, wie polarisierend das Thema Wolf im Land zu sein scheint.
Landwirt bei Lanz: "Die Grenze dessen, was wir ertragen können"
Der Landwirt steht jedoch auf dem Standpunkt, dass Betroffene viel mehr zu Wort kommen sollten, um auf die vielen Missstände und potenziellen Gefahren hinzuweisen. "Warum ist die Diskussion so aufgeheizt?", wollte Lanz zu Beginn der Sendung wissen. Der ehemalige Hobby-Schäfer Christian Lohmeyer redete sich daraufhin in Rage und kritisierte, dass der Schutz seiner Herdentiere "in der Praxis kaum noch umzusetzen" sei.
"Wir haben ein Problem, das müssen wir besprechen", bekräftigte Lohmeyer, der zudem erklärte, dass er mit seiner Schafzucht aufgehört habe, nachdem er bei seinem Nachbarn unzählige tote, vom Wolf gerissene Tiere entdeckt habe. "Das macht kein normaler Mensch mit", schilderte der Landwirt katastrophale Zustände in seiner niedersächsischen Gemeinde.
Er sprach von "lebenden Tieren, denen der Bauch raushängt" und kommentierte wütend: "Diese brutalen Bilder gibt es in keinem Stall und die gibt es in keinem Schlachthof. Das ist wirklich die Grenze dessen, was wir ertragen können." Die Realität, so Lomeyer weiter, sei leider "so grausam, dass ich mich ehrlich gesagt dafür schäme, dass wir in diesem Land, wo wir so auf Tierschutz achten, das einfach so geschehen lassen".
Tierärztin: "Es gibt Fälle von Tollwut"
Markus Lanz hakte daraufhin vorsichtig nach, ob Wölfe in der Regel vor Menschen Halt machen. Tierärztin Dr. Barbara Seibert versicherte zwar, dass der Wolf mehr Angst vor dem Menschen habe als umgekehrt. So gebe es "mehr Übergriffe durch Hunde als durch Wölfe". Der zweite Talk-Gast des Abends merkte jedoch auch an: "Es gibt Fälle von Tollwut."
Dass der Wolf erst durch Märchen und Mythen "in die Rolle des Bösen gekommen" sei, beruhigte ihr Gegenüber nicht. Christian Lohmeyer offenbarte, dass es in seinem Dorf mittlerweile fast täglich Wolf-Sichtungen gebe, was früher einem "Sechser im Lotto" geglichen habe. "Das Problem verschärft sich jeden Tag", versicherte Lohmeyer. In so einer Situation könne man es "keinem Menschen übel nehmen", wenn er "ein mulmiges Gefühl" habe. Lanz stimmte zu: "Wenn du da alleine so über die Wiese joggst und plötzlich stehst du wirklich vor einem Wolf. Da würde mir ein bisschen die Gänsehaut über den Rücken runterlaufen."
"Man fühlt sich als Tierhalter, als wenn du vom Opfer zum Täter gemacht wirst"
Für Christian Lohmeyer ist klar, dass die Politik sofort handeln müsse. Er forderte das gezielte Jagen von Wölfen und erklärte: "Wir haben in Deutschland mittlerweile die höchste Wolfsdichte fast der Welt - und das bei einer so hohen Anwohnerzahl. Dass sich das beißt, ist doch ganz klar! Und das erste Mal in der Geschichte lassen wir den Wolf an uns ran, ohne ihn abzuwehren."
Dem entgegnete Dr. Barbara Seibert schockiert: "Wenn Sie Wölfe abschießen (...), können Sie davon ausgehen, dass nach einem Jahr neue Wölfe da sind. Wölfe wandern." Die Tierärztin erklärte, dass funktionierende Elektrozäune sowie ein Untergrabenschutz eine größere Abhilfe schaffen könnten.
Lohmeyer konterte prompt, dass dies nichts nütze: "Ich habe weit über 20.000 Euro ausgegeben aus eigener Tasche, um meine Tiere zu schützen." Er kritisierte abschließend: "Man fühlt sich als Tierhalter, als wenn du vom Opfer zum Täter gemacht wirst, obwohl man wahnsinnigen Aufwand betrieben hat."
Im Video: Die Wölfe sind los - und die Europäische Union hat ein Problem