"Last Exit Schinkenstraße": Heinz Strunk trifft Mickie Krause bei Amazon

Die eher unbeholfenen Mittfünfziger Torben (Marc Hosemann, links) und Peter (Heinz Strunk) werden vom Chef ihrer Hamburger Tanzband gefeuert. In der Amazon-Serie "Last Exit Schinkenstraße" versuchen sie das scheinbar Unmögliche: Sie wollen als Party-Könige am Ballermann von Mallorca durchstarten. (Bild: Amazon / Thomas Leidig)
Die eher unbeholfenen Mittfünfziger Torben (Marc Hosemann, links) und Peter (Heinz Strunk) werden vom Chef ihrer Hamburger Tanzband gefeuert. In der Amazon-Serie "Last Exit Schinkenstraße" versuchen sie das scheinbar Unmögliche: Sie wollen als Party-Könige am Ballermann von Mallorca durchstarten. (Bild: Amazon / Thomas Leidig)

Star-Literat und Studio Braun-Aktivist Heinz Strunk schrieb und spielt einen Ballermann-Musiker für die Amazon-Serie "Last Exit Schinkenstraße". Dabei trifft er Co-Stars wie Mickie Krause, HP Baxxter, Charly Hübner und Bjarne Mädel vor der Kamera. Ab 6. Oktober kann man entscheiden: irre oder genial?

Heinz Strunk weiß, wovon er spricht. Zwölf Jahre hat der Hamburger Komiker (Studio Braun) und Literat ("Der goldene Handschuh") als professioneller Tanzmusiker gearbeitet. Diese Zeit nutzte er schon als Inspiration für seinen Roman "Fleisch ist mein Gemüse". Mit der sechsteiligen Amazon-Serie "Last Exit Schinkenstraße" (ab 6. Oktober) geht das 61-jährige Multitalent nun noch mal eine Schamstufe weiter und spielt mit "Die Discounter"-Star Mark Hosemann ein arbeitslos gewordenes Tanzmusik-Duo, das sich mit Mitte 50 noch mal vornimmt, an Mallorcas Ballermann mit Stimmungshits durchzustarten. Dabei zeigt die mit ungeheurem Sprachwitz garnierte Serie brillant die Höhen und Tiefen des kommerziellen Party- und Musikgeschäftes. Dann nämlich, wenn die beiden Hamburger "Loser" es rund um die Schinkenstraße mit den Schlüpfrigkeits-Hits ihrer Kunstfigur Pierre Panade krachen lassen.

Auf ihrem Weg treffen die beiden Helden dabei zahlreiche Gaststars: Mickie Krause (als er selbst), HP Baxxter von Scooter sowie die Schauspielstar-Kollegen Charly Hübner, Bjarne Mädel und Katharina Wackernagel. Musiker und Literat Heinz Strunk hat alle Stimmungslieder der Serie selbst verfasst und man kann - egal wie man sie findet - eines über diesen "Soundtrack" sagen: Die Songs gehen einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf - egal wie irre, aber auch irre komisch deren Textkaskaden und fiesen Ohrwurmmelodien zum Beat-Gewummer sind.

Trompeter Torben (Marc Hosemann, links) und Saxofonist Peter (Heinz Strunk) auf der Promenade von El Arenal: Hier wollen sie mit Stimmungshits groß absahnen. Aber haben sie auch die Fähigkeiten dafür? Und was erzählt man der Familie daheim, die denkt, man wäre mit der alten Tanzband unterwegs? (Bild: Prime Video,  Pep Bonet, Juan Monserrat )
Trompeter Torben (Marc Hosemann, links) und Saxofonist Peter (Heinz Strunk) auf der Promenade von El Arenal: Hier wollen sie mit Stimmungshits groß absahnen. Aber haben sie auch die Fähigkeiten dafür? Und was erzählt man der Familie daheim, die denkt, man wäre mit der alten Tanzband unterwegs? (Bild: Prime Video, Pep Bonet, Juan Monserrat )

Persiflage-Pop, der auch "in echt" funktionoeren könnte?

Neben Jan Böhmermann, der sich auch immer wieder mal als genialer Pop-Satiriker erweist, dürfte Heinz Strunk mit der einzige deutsche Songkünstler sein, der Persiflage-Pop erschafft, welcher auch im echten Leben fast zum (Ballermann)-Hit werden könnte.

Natürlich ist der schräge, überdrehte Humor Strunks nicht jedermanns Sache. Und natürlich ist die Lebenshärte des männlichen Scheiterns - ein Leitmotiv in Strunks Arbeit - auch nicht immer leicht zu ertragen. Dennoch ist "Last Exit Schinkenstraße" gerade beim Mainstream-Anbieter Amazon ein großer Wurf. Schon allein deshalb, weil Humor hier ganz anders und durchaus fordernder als in üblichen deutschen Comedy-Zusammenhängen verhandelt wird.

Peter (Heinz Strunk) als seine eigene Kunstfigur Pierre Panade in einem Club am Ballermann. Die Partyszenen wurden sämtlich in Clubs vor Ort gedreht. Die meist spanischen Statisten im Publikum dürften nicht viel von den (irren) Strunk-Texten der Lieder verstanden haben. Sei's drum: Die fiesen Ohrwurm-Melodien und Beats funktionieren auch so! (Bild: Prime Video,  Pep Bonet, Juan Monserrat )