Lauterbach verteidigt Maßnahmen im ZDF: "Weiterleben wie vorher - das lehnen wir ab!"
Die neuen Corona-Schutzmaßnahmen der Bundesregierung sorgen für Irritationen. Im "heute journal" (ZDF) verteidigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach seine Pläne: "Ich glaube, es wird im Moment sehr viel Verwirrung gestiftet durch Leute, die Verwirrung stiften wollen."
Ob bei der Maskenpflicht ab Herbst oder beim Aufruf zur vierten Impfung für alle: Die geplanten Corona-Regeln von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) stiften dieser Tage einige Verwirrung. Marietta Slomka versuchte im "heute journal" am Dienstag ein wenig Klarheit zu schaffen, indem sie mit dem derzeit in häuslicher Isolation weilenden Lauterbach sprach.
Zunächst ging es ums Thema Impfen: Schon im Oktober rechnet Lauterbach mit neuen Vakzinen, die besser vor einer Ansteckung mit Omikron schützen sollen. Aber: "Dass sie perfekt schützen, glaube ich nicht", räumte der Bundesgesundheitsminister ein. Doch einen Punkt verstand Slomka nicht: "Wenn man in drei Monaten solche Impfstoffe hat, warum rufen Sie dann jetzt dazu auf, dass sich alle schon eine vierte Impfung holen sollen?" Schließlich würde der Arzt ihr dann, wenn die optimierten Impfstoffe zur Verfügung stünden, womöglich sagen: "Jetzt musst du aber erst noch ein bisschen warten mit der nächsten Impfung."
Lauterbach: Vierte Impfung für Jüngere nur auf ärztlichen Rat
Lauterbach ging in die Defensive: "Das tu ich ja nicht", beteuerte der SPD-Politiker: "Das wird immer wieder falsch dargestellt." Er rufe ältere Menschen, Pflegebedürftige und diejenigen, die ein hohes Risiko tragen, zur vierten Impfung auf. Alle anderen, so fuhr er fort, sollten die vierte Impfung derzeit nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt erwägen. Diese Meinung teile er mit "fast allen internationalen Wissenschaftlern".
Verwirrend seien auch die neuen Maskenregeln, die Lauterbach und Buschmann ausgehandelt haben, fuhr Moderatorin Slomka fort: "Dass diejenigen, die vor spätestens drei Monaten geimpft worden sind, im Herbst in Innenräumen keine Masken tragen müssen. Wer soll das denn kontrollieren?"
Slomka: "Das ist doch irgendwie so ein löchriger Käse"
Auch hier wich Lauterbach aus: "Ich glaube, es wird im Moment sehr viel Verwirrung gestiftet durch Leute, die Verwirrung stiften wollen." Die allgemeine Regel sei "ganz simpel": "Die Maskenpflicht ist grundsätzlich gültig, das heißt, ins Restaurant geht man, wenn die Länder das umgesetzt haben, mit der Maske." Das Gleiche gelte für öffentliche Veranstaltungen jeder Art. "Es wird aber eine Ausnahme angeboten für diejenigen, die frisch geimpft sind", erklärte er.
Das habe sie schon verstanden, sagte Slomka, dennoch zweifelt die "heute journal"-Moderatorin an der Umsetzung: "Steht dann jemand am Restauranteingang und schaut sich den Impfausweis an? Und was ist, wenn man einen Tag über den drei Monaten ist? Das ist doch irgendwie so ein löchriger Käse, der da geschaffen wird."
"Das ist nicht löchrig", antwortete Lauterbach: "Mit Grenzwerten arbeiten wir ja immer. Geplant ist, dass auf der Corona-Warn-App einfach, solange die drei Monate noch nicht um sind, eine andere Farbe hat." Die Gaststätten hätten Erfahrungen gesammelt: "Früher war es doch viel komplizierter, 2G+ zu kontrollieren oder 3G zu kontrollieren. Hier wird einfach die Corona-Warn-App dem Restaurantbesitzer entgegengehalten."
"Viele wollen jetzt einfach so weiterleben wie vorher"
"Meinen Sie, dass das so durch den Bundestag gehen wird, in Anbetracht der Kritik aus den Ländern", wollte Slomka abschließend von ihrem Gast wissen. Die Regeln an sich seien nicht das Problem, antwortete Lauterbach: "Wir wollen zum Teil an Regeln anknüpfen, die wir schon mal gehabt haben, und viele wollen das nicht. Die wollen jetzt einfach so weiterleben wie vorher. 'Corona ist zu Ende, der Herbst kann doch so einfach sein. Wir lassen es auf eine Durchseuchung ankommen.' Das lehnen wir regierungsseitig ab." In diesem Ansinnen sei er sich auch mit Justizminister Buschmann einig.