Lawrow: London legt Beziehung zu Moskau bewusst auf Eis

Nach dem Giftanschlag von Salisbury wirft Russland der britischen Regierung ein zu schnelles Urteil vor. Zudem treibe London die internationalen Partner in eine "verlogene Solidarität". Das sagte Außenminister Lawrow bei einem Treffen mit seinem japanischen Amtskollegen. "Ich habe Außenminister Kono über unsere erfolglosen Bemühungen informiert, die Fakten mit den britischen Kollegen zu klären. Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Führung in London das russisch-britische Verhältnis bewusst zu schwächen versucht. Sollte Großbritannien diesen Kurs fortführen und weitere Maßnahmen gegen Moskau ergreifen, dann werden wir selbstverständlich mit eigenen Maßnahmen reagieren." Moskau habe außerdem konkrete Fragen an die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen gestellt – und dränge auf eine rasche Antwort. "Wir lassen uns nicht von Emotionen leiten, wie das bei der britischen Regierung der Fall zu sein scheint. Für sie gibt es derzeit nur zwei Möglichkeiten: Entweder steckt der Kreml selbst hinter dem Angriff oder er hat die Kontrolle über eine chemische Waffe verloren. Ich möchte daran erinnern, dass wir unsere chemischen Waffen zerstört haben. Das wurde im vergangenen Herbst von einer Chemiewaffenorganisation bestätigt", so der russische Außenminister in Tokio. Um seine Sicht der Dinge darzulegen, hat Moskau alle akkreditierten Botschafter zu einem Treffen eingeladen. Großbritannien, Frankreich, Deutschland und China lehnten ab, sandten aber Vertreter. Hintergrund ist die Vergiftung des Ex-Doppelagenten Sergej Skripal Anfang März in der englischen Stadt Salisbury. Dabei soll das Mittel Nowitschok verwendet worden sein, das gegen Ende des Kalten Krieges in der Sowjetunion entwickelt wurde. Die britische Regierung machen Moskau für den Anschlag verantwortlich. Die westlichen Verbündeten stellten sich hinter sie.