"Layla"-Debatte: Das sagen Stars und Politiker

Erst Würzburg, dann Düsseldorf: Die Verbote des Ballermann-Hits "Layla" schlugen hohe Wellen. Und noch immer wird um den richtigen Umgang mit dem Party-Song gestritten.

Die Party ist zurück am Ballermann und mit ihr die große Sexismus-Debatte um den Sommerhit
Die Party ist zurück am Ballermann und mit ihr die große Sexismus-Debatte um den Sommerhit "Layla". (Bild: Sean Gallup/Getty Images)

Vermutlich hatten sich DJ Robin & Schürze die Kontroverse um ihren Song nicht so ausufernd vorgestellt, als sich der Chart-Erfolg abzeichnete. Seit drei Wochen steht "Layla" nun schon auf Platz eins der deutschen Charts, fast genau so lange hält nun schon die Kontroverse um den Inhalt des Ballermann-Hits an. Inzwischen haben sich die beiden Urheber des Liedes genau so geäußert, wie Politiker*innen, andere Künstler*innen und nahezu jedes deutsche Medium. Hintergrund der Debatte: Sollte "Layla" auf öffentlichen Festen verboten werden? Oder muss eine Gesellschaft auch eher geschmacksbefreite Hit-Songs aushalten können?

Aber der Reihe nach: Der Song wurde bereits Ende März veröffentlicht, lief aber weitestgehend unter dem Radar von Politik und Feuilleton, weil er zunächst nur in der Ballermann-Blase relevant war. Je näher allerdings der Sommer rückte und damit auch der Massentourismus an die einschlägigen Strände und ihre Clubs, desto mehr nahm auch "Layla" Fahrt auf. Und auf einmal war der Song als erster Ballermann-Hit überhaupt auf Platz eins der deutschen Charts.

Mit der "Puffmama" in die Charts

Während viele Menschen vermutlich noch nie von dem Lied oder von DJ Robin & Schürze gehört hatten, begann sich die Aufregungswelle langsam aufzubauen. Denn in den Lyrics geht es um eine Sexarbeiterin. Oder, wie es im Text genauer heißt: "Ich hab' 'nen Puff und meine Puffmama heißt Layla, sie ist schöner, jünger, geiler." So weit, so flach. Eigentlich nichts Neues für das Genre. Neu ist nur der umfassende Erfolg in den Charts.

Und so sollte das Lied auch jenseits der Playa de Palma für Aufregung sorgen. Dabei lief der Song sogar auf dem Landtag der Jungen Union Hessen. Doch spätestens, als die Stadt Würzburg entschied, dass "Layla" nicht auf dem Kiliani-Volksfest gespielt werden dürfe, war die Diskussion nicht mehr aufzuhalten. Wenig später zog auch Düsseldorf nach. Begründung: Sexistische Lieder seien auf den Volksfesten unerwünscht. Seitdem gibt es eine erhitzt geführte Debatte um eine vermeintliche Zensur des Songs und die Meinungsfreiheit.

"Ironische Distanz" fehlt

Im Bayrischen Rundfunk sagte Musikwissenschaftler Prof. Michael Fischer: "Einerseits ist er sexistisch, das ist gar keine Frage, andererseits ist es so übertrieben, dass es auch eine ironische Note bekommt." Er vermisst in der Debatte "jegliche ironische Distanz" in der Gesellschaft, man müsse sich auch fragen, wie ernst die Macher das Lied eigentlich nähmen, so Fischer. Doch die Meinungen driften weit auseinander, auch in der Politik. Während manche Politiker wie der Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) oder der Grüne Konstantin von Notz einhellig erklärten, man könne den Song "doof oder geschmacklos" (Buschmann) oder sogar "ätzend, prollig und unterirdisch" (von Notz) finden, sind beide eindeutig gegen ein behördliches Verbot.

Anders sieht das etwa Bayerns Sozial- und Frauenministerin Ulrike Scharf (CSU). Sie könne das Verbot der Stadt Würzburg für das Kiliani-Volksfest "absolut nachvollziehen", sagte Scharf laut BR. "Derartige Texte haben auf Volksfesten und anderweitig überhaupt nichts verloren! Schon Worte können verletzen. Dieses Lied ist ganz klar sexistisch, Prostitution wird darin verharmlost."

Schlagerstars supporten "Layla"

Stars der Schlagerszene stellen sich dagegen hinter den Hit. Ikke Hüftgold postete ein Bild von sich auf Instagram mit einem Schild in der Hand, auf dem "#FreeLayla" geschrieben steht. Ein ähnliches Motiv postete auch Pierre van Hooven.

Andere Stars der Ballermann-Szene wie Tobee ("Aua im Kopf") nannten das Verbot in der "Bild" Zeitung "eine bodenlose Frechheit". Mickie Krause sagte im Interview: "Alles, was verboten wird, wird ja irgendwann interessant. So war es auch bei 'Zehn nackte Frisösen' 1999. Die Friseur-Innung Hamburg wollte den Titel verbieten lassen und ich stand groß in der Bild-Zeitung."

Selbst "187"-Rapper GZUZ meldete sich zu Wort und schrieb: "Wo hörts denn auf? Was ist dann in zwei Jahren? Darf ich dann nicht mehr rappen oder was?"

Verbote als Werbung

Die beiden "Layla"-Interpreten stört der Rummel um den Song gar nicht. Sie machten sich sogar selbst auf den Weg durch eine Fußgängerzone und befragten Passant*innen, ob ihr Hit sexistisch sei. In einem weiteren Instagram-Post schrieb DJ Robin, der bürgerlich Robin Leutner heißt: "Wir wollten uns mal für die ganzen Berichte und Aufmerksamkeit unserer Personen danken. Zum Glück ist Layla gerade das größte Problem Deutschlands." An den Post fügte er den Hashtag #bestewerbung an.

Damit könnten sie recht behalten. Denn inwieweit die Verbote dem Erfolg des Songs eher genutzt, als geschadet haben, ist ohnehin die Frage. In den Charts ist "Layla" immer noch oben dabei, die Verkaufszahlen stiegen seit dem Würzburger Verbot noch einmal stark an. Mittlerweile tauchen immer wieder Videos in den sozialen Medien auf, in denen Fans auf Straßenfesten das Lied lautstark fordern.

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