"Lieber Kurt", der nächste große Hit für Til Schweiger? Das sind die Kino-Highlights der Woche

Kurt (Til Schweiger) und sein "Kurti" (Levi Wolter): Die Tragikomödie "Lieber Kurt" erzählt von einer kleinen Patchwork-Familie, die an einer großen Tragödie zerbricht. (Bild: Filmwelt Verleihagentur/Gordon Timpen)
Kurt (Til Schweiger) und sein "Kurti" (Levi Wolter): Die Tragikomödie "Lieber Kurt" erzählt von einer kleinen Patchwork-Familie, die an einer großen Tragödie zerbricht. (Bild: Filmwelt Verleihagentur/Gordon Timpen)

"Ticket ins Paradies" mit George Clooney und Julia Roberts, die gefeierte neue David-Bowie-Würdigung "Moonage Daydream" und "Lieber Kurt", eine Tragikomödie von und mit Til Schweiger: Das sind die Kino-Neustarts am 15. September.

"Ich liebe dich von hier bis zur Sonne und zum Mond und zurück", sagt der Papa. Und der Sohn, der noch einen draufsetzen möchte (Eltern kennen das Spiel): "Ich liebe dich von hier bis zur Sonne, zweimal rum und zurück." Es ist eine Szene, bei der vielen Müttern und Vätern im Kino die Tränen kommen könnten. Zumindest, wenn sie wissen, was dann kommt. Der Junge wird sterben. Ein sechsjähriger Bub, ein richtiges Engelchen, von einem Moment auf den anderen aus dem Leben gerissen. Wie sollen diejenigen, die zurückbleiben, danach überhaupt weitermachen? Das ist die zentrale Frage in "Lieber Kurt", dem neuen Film von Til Schweiger.

Um große Namen drehen sich auch zwei weitere prominente Kino-Neustarts in dieser Woche: In der Komödie "Ticket ins Paradies" spielen George Clooney und Julia Roberts ein Ex-Ehepaar auf spezieller Mission, in "Moonage Daydream" würdigt Filmemacher Brett Morgen den großen David Bowie mithilfe bislang unbekannter Archiv-Aufnahmen.

Seit einiger Zeit getrennt, im Kummer wieder vereint: Kurt (Til Schweiger) und Jana (Jasmin Gerat) trauern um ihren Sohn. (Bild: Filmwelt Verleihagentur/Gordon Timpen)
Seit einiger Zeit getrennt, im Kummer wieder vereint: Kurt (Til Schweiger) und Jana (Jasmin Gerat) trauern um ihren Sohn. (Bild: Filmwelt Verleihagentur/Gordon Timpen)

Lieber Kurt

Til Schweiger produzierte "Lieber Kurt", führte Regie und übernahm eine der Hauptrollen als Papa Kurt. Zu Beginn des Films zieht Kurt mit seiner neuen Freundin Lena (Franziska Machens) in die Brandenburger Pampa, um näher bei seinem Sohn (Levi Wolter) zu sein - der kleine "Kurti" wohnt bei seiner Mutter Jana (Jasmin Gerat). Jeder in dieser Geschichte hat nur die besten Absichten. Alles unternehmen, damit es funktioniert mit der Patchwork-Familie. Alles für den kleinen Kurt. Dann zerschmettert ein tragischer Unfall das ohnehin fragile Familienglück.

Kurt, Jana und Lena versuchen, jeder und jede für sich, das Geschehene zu verarbeiten und einen Weg zurück ins Leben zu finden. Oder wie Kurt es sagt, wenigstens irgendwie weiter zu "funktionieren". Es wird ein langer Weg. "Die Zeit heilt alle Wunden", sagt irgendwann jemand, aber das ist Quatsch. Diese Wunde bleibt, und sie wird immer wehtun. Aber vielleicht gibt es ja trotzdem einen Weg in "ein neues, anderes Weiter-Leben"?

Wenn Eltern ihr Kind verlieren, ist das eine der größten Tragödien, die man sich überhaupt vorstellen kann - ein absolutes Horrorszenario. Für Til Schweiger allerdings könnte diese Geschichte mal wieder ein großer Hit werden. Seine letzten Filme ("Die Hochzeit", "Die Rettung der uns bekannten Welt") waren zwar nur mäßig erfolgreich, auf dem schmalen Grat zwischen Wohlfühl-Kino und Drama hat er aber auch schon ein paar große Film-Momente geschaffen - man denke etwa an "Honig im Kopf" (2014) mit Dieter Hallervorden.

Mit "Lieber Kurt", immerhin, landete Schweiger zuletzt schon in der deutschen Vorauswahl für den Auslands-Oscar, und die Massentauglichkeit des Stoffs ist auch erprobt: Als Vorlage diente der Roman "Kurt" von Sarah Kuttner, einer der großen Bestseller 2019. Das Drehbuch zum Film erarbeitete Til Schweiger gemeinsam mit Vanessa Walder, zum hochkarätig besetzten Cast gehören unter anderem auch Peter Simonischek ("Toni Erdmann"), Heiner Lauterbach und Marie Burchard.

Georgia (Julia Roberts) und ihr Ex-Mann David (George Clooney) können sich eigentlich nicht ausstehen. Um ihre Tochter vor einem vermeintlich riesengroßen Fehler zu bewahren, machen sie in "Ticket ins Paradies" trotzdem gemeinsame Sache. (Bild: Universal Studios)
Georgia (Julia Roberts) und ihr Ex-Mann David (George Clooney) können sich eigentlich nicht ausstehen. Um ihre Tochter vor einem vermeintlich riesengroßen Fehler zu bewahren, machen sie in "Ticket ins Paradies" trotzdem gemeinsame Sache. (Bild: Universal Studios)

Ticket ins Paradies

"Die schlimmsten 19 Jahre meines Lebens", so beurteilt David (George Clooney) die längst geschiedene Ehe mit Georgia (Julia Roberts). Sie seien nur fünf Jahre lang verheiratet gewesen, korrigiert Georgia, aber grundsätzlich sieht sie es ähnlich. Die zwei? Ein großer Fehler! Das einzig Gute, was dabei herauskam, ist wahrscheinlich Tochter Lily (Kaitlyn Dever). Sie ist es auch, die ihre Eltern in "Ticket ins Paradies" unfreiwillig wieder zusammenführt.

Warum David und Georgia ins "Paradies" reisen: Sie wollen, erst getrennt und dann gemeinsam, ihre Tochter Lily vom vielleicht größten Fehler ihres Lebens abhalten. Die junge Frau hat sich auf Bali unsterblich verliebt, möchte jetzt sogar heiraten - ihre Eltern sind erschüttert. "Sie zerstört ihr Leben", fürchtet Georgia. "Wir müssen sie dazu bringen, ihn fallenzulassen." Und um die Hochzeitspläne von Lily zu vereiteln, schrecken David und Georgia wirklich vor nichts zurück.

Oliver Parker ("Eine Hochzeit zu dritt", "Mamma Mia! Here We Go Again") führte Regie bei "Ticket ins Paradies" und schrieb gemeinsam mit Daniel Pipski auch das Drehbuch. Das Ergebnis ist eine klassische Screwball-Komödie mit gesalzenen Dialogen, derben Slapstick-Momenten, Urlaubs-Romantik, traumhaften Kulissen und zwei Hollywood-Superstars, die trotz aller gespielter Abneigung zu einem echten Dream-Team werden. David und Georgia: Am Ende war vielleicht doch nicht alles so schlecht ...

Lily (Kaitlyn Dever, links) hat sich im Bali-Urlaub verliebt und möchte jetzt auch noch heiraten - eine ganz schlechte Idee, finden ihre Eltern. (Bild: Universal Studios)
Lily (Kaitlyn Dever, links) hat sich im Bali-Urlaub verliebt und möchte jetzt auch noch heiraten - eine ganz schlechte Idee, finden ihre Eltern. (Bild: Universal Studios)

Moonage Daydream

Vor sechs Jahren starb David Bowie, seitdem wird sein Schaffen intensiv aufgearbeitet - in immer neuen Ausstellungen, Büchern, Filmen. Bowie, der Musiker. Der Künstler. Die Mode-Ikone. Der Visionär, der sich selbst immer wieder neu erfand. Auf unterschiedlichsten Wegen wurde Bowie zuletzt gefeiert. Etwas, das Fans unbedingt gesehen oder gelesen haben müssten, war jedoch nur selten dabei - die Nachlassverwalter Bowies sind bei der Herausgabe von exklusivem Material ähnlich zurückhaltend wie es Bowie selbst stets war. Umso spannender ist das Projekt, das Brett Morgen ("Cobain: Montage of Heck") nun ins Kino bringt: "Moonage Daydream".

"Moonage Daydream" ist keine richtige Dokumentation, kein richtiges Porträt, kein richtiger Musikfilm, sondern irgendetwas dazwischen, aber die ersten Reaktionen fielen nach der Premiere in Cannes geradezu euphorisch aus. "Glorreich", "spektakulär", "hypnotisch", lauteten einige der ersten begeisterten Urteile zu dem 140-Minuten-Film, der bei seinen Quellen wie keine andere Würdigung zuvor aus dem Vollen schöpft.

Brett Morgen erhielt als erster Filmemacher quasi uneingeschränkten Zugang zu Bowies Archiven, sichtete dort Zeichnungen, Tagebücher sowie bislang unbekannte Ton- und Filmaufnahmen. Vier Jahre verbrachte Morgen alleine mit der Recherche und dem Sortieren seines Materials, weitere eineinhalb Jahre investierte er, um die Musik zu arrangieren, das Farbbild zu entwickeln und die Animationen zu gestalten. Was dabei entstand, wird in einer Pressemitteilung zum Film als "expressive Collage aus Bildern und Musik, Gedanken und Inspirationen" umschrieben. Für Fans sicher besonders reizvoll: David Bowie, der den Pop über sechs Jahrzehnte wie kein anderer prägte und doch immer ein Mysterium blieb, kommt in vielen Sequenzen auch selbst zu Wort.

Über sechs Jahrzehnte prägte er den Pop, immer wieder erfand er sich neu: In "Moonage Daydream" wird das Schaffen von David Bowie umfangreich wie selten zuvor gewürdigt. (Bild: Universal Pictures)
Über sechs Jahrzehnte prägte er den Pop, immer wieder erfand er sich neu: In "Moonage Daydream" wird das Schaffen von David Bowie umfangreich wie selten zuvor gewürdigt. (Bild: Universal Pictures)