Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild)
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild)

Der Ticker ist für heute beendet.

  • Hamas-Behörde: Zahl der Toten in Gaza steigt auf fast 16 250

  • UN: Not der Binnenflüchtlinge in Gaza übersteigt Kapazitäten

  • Israels Militär: Soldaten kesseln Chan Junis im Süden Gazas ein

  • Baerbock: Israel muss humanitäres Völkerrecht in Gaza einhalten

  • Erneut Raketenalarm in Tel Aviv und Zentrum Israels - ein Verletzter

  • Katar bemüht sich weiter um Feuerpause im Gaza-Krieg

  • UN: Zahl der in Gaza getöteten Zivilisten «nimmt rapide zu»

  • Rakete aus Gaza trifft Haus in Israel - zwei Leichtverletzte

  • Greta Thunberg bezichtigt Israel des Völkermordes

+++ Hamas-Behörde: Zahl der Toten in Gaza steigt auf fast 16 250 +++

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Beginn des Gaza-Kriegs nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf 16 248 gestiegen. Mehr als 42 000 Menschen seien verletzt worden, teilte das Ministerium am Dienstag mit. Tausende Menschen würden zudem weiter vermisst. Am Montag hatte die Behörde noch von fast 15 900 Toten gesprochen.

Die Opferzahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen, die Vereinten Nationen und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.

Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt haben. Auf israelischer Seite sind mehr als 1200 Menschen getötet worden, darunter mindestens 850 Zivilisten. Die Hamas wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.

+++ UN: Not der Binnenflüchtlinge in Gaza übersteigt Kapazitäten +++

Mit dem Voranschreiten des Gaza-Kriegs wächst die Kritik am Vorgehen des israelischen Militärs. Die Lage der Zivilbevölkerung ist laut UNRWA katastrophal - und die Hilfe für sie ungenügend.

Gaza (dpa) - Angesichts der heftigen Kämpfe und einer neuen Massenflucht im Süden des Gazastreifens sieht sich das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA nicht mehr im Stande, alle Schutz suchenden Menschen zu versorgen. Israel fordere die Menschen in Chan Junis, der größten Stadt im Süden, auf, «nach Rafah zu ziehen, um Hilfe zu erhalten - aber wir sind nicht in der Lage, Hunderttausende Binnenflüchtlinge zu versorgen», schrieb der UNRWA-Direktor für Gaza, Thomas White, am Dienstag auf der Plattform X, vormals Twitter.

Israels Armee ist nach der Ausweitung ihrer Bodeneinsätze in dem abgeriegelten Küstenstreifen nun auch nach Chan Junis vorgedrungen. Zivilisten wurden dazu aufgerufen, Teile der Stadt zu verlassen, weil diese nun Kampfgebiet seien. Hunderttausende waren zuvor aus dem bereits seit Wochen umkämpften Norden in den Südteil des Gazastreifens geflohen. White schrieb, seine Organisation werde am Dienstag ihre letzten 300 Zelte verteilen. «Tausende leben ohne Obdach im Freien.» Es werde noch mehr Tote geben, warnte er.

Die Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen ist vielerorts desolat. Menschen kampieren in provisorischen Zeltlagern oder im Freien. Angesichts des Leids wächst auch die internationale Kritik am Vorgehen des Militärs. Israel reagiert mit seinen Angriffen auf das Hamas-Massaker vom 7. Oktober mit mehr als 1200 Toten.

Seither sind nach Angaben des UNRWA-Generalkommissars Philippe Lazzarini auch 130 Mitarbeiter der UN-Organisation in dem Küstenstreifen ums Leben gekommen. «Niemand bleibt verschont - eine verheerende und endlose menschliche Tragödie», schrieb er auf X.

+++ Israels Militär: Soldaten kesseln Chan Junis im Süden Gazas ein +++

Nach Angaben der israelischen Armee umstellen Soldaten die größte Stadt im Süden des Gazastreifens. «Unsere Kräfte kreisen nun den Raum Chan Junis ein», sagte Israels Generalstabschef Herzi Halevi am Dienstag. Die Armee gehe nun auch gegen Hochburgen der islamistischen Hamas im Süden des Küstengebiets vor. Vor einigen Tagen hatte Israels Militär bereits angekündigt, seine Bodeneinsätze auf den gesamten Gazastreifen auszuweiten.

Zuvor waren nach Aufforderung der israelischen Armee Hunderttausende Schutzsuchende aus dem bislang heftiger umkämpften Norden in den Süden des abgeriegelten Küstengebiets geflüchtet. Angesichts des Leids der Zivilbevölkerung im Gazastreifen wächst international die Kritik am Vorgehen der Armee. Ganze Stadtteile liegen in Schutt und Asche. Israels Soldaten fänden in fast jedem Gebäude Waffen und in vielen Häusern auch kämpfende Terroristen, sagte Halevi über den Grund für die große Zerstörung des Küstengebiets. Die Armee unternimmt seinen Worten nach «große Anstrengungen, um den Schaden für die Zivilbevölkerung so gering wie möglich zu halten».

+++ Baerbock: Israel muss humanitäres Völkerrecht in Gaza einhalten +++

Außenministerin Annalena Baerbock hat Israel angesichts der dramatischen humanitären Lage im Gazastreifen zur Einhaltung des Völkerrechts aufgerufen. «Israel hat das Recht, seine Bevölkerung im Rahmen des Völkerrechts zu schützen. Entscheidend ist aber, wie Israel in dieser neuen Phase vorgeht», sagte die Grünen-Politikerin nach einem Treffen mit der slowenischen Außenministerin Tanja Fajon in der Hauptstadt Ljubljana. «Israel hat die Verantwortung, das humanitäre Völkerrecht einzuhalten, ziviles Leid zu lindern und die zivile Bevölkerung dabei zu schützen», ergänzte Baerbock. «Denn diesem Konflikt sind schon zu viele Palästinenserinnen und Palästinenser zum Opfer gefallen.»

Man arbeite «mit vereinten Kräften für eine erneute Feuerpause», sagte Baerbock. Nötig sei vor allem der Schutz der Menschen. Zugleich brauche es «das Eintreten von arabischen Ländern, dass die andauernde Sicherheitsgefahr auf Israel durch Hamas so nicht weitergehen kann». Deswegen sei es wichtig, dass immer wieder auch der politische Horizont einer Zweistaaten-Lösung aufgezeigt werde.

Nach der Aufforderung durch Israel seien Hunderttausende von Menschen in den Süden des Gazastreifens gegangen, sagte Baerbock. «Deswegen müssen sie dort im Süden auch sicher sein.» Sie fügte hinzu: «Israel trägt die Verantwortung dafür, dass die Menschen eine Chance haben, sich aus der Gefahrenzone zu begeben. Und das muss nicht nur theoretisch so sein, sondern das muss faktisch so sein.» Dass es von der islamistischen Hamas aus ziviler Infrastruktur heraus fortdauernd Angriffe auf Israel gebe, entbinde «Israel nicht von der Verantwortung, dieses unglaubliche Leid in Gaza zu lindern und die Zivilbevölkerung - Kinder, Familien - zu schützen». Humanitäre Hilfe müsse auch weiterhin die Gebiete im Norden erreichen.

+++ Erneut Raketenalarm in Tel Aviv und Zentrum Israels - ein Verletzter +++

Erneut haben palästinensische Extremisten aus dem Gazastreifen Raketen in Richtung Tel Aviv und dem Zentrum Israels abgefeuert. Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete von insgesamt 15 Geschossen, die von dem Küstengebiet aus auf den Großraum Tel Aviv abgefeuert worden seien. Ein Mann wurde nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom von einem Raketensplitter leicht verletzt. Der TV-Sender N12 berichtete zudem, eine Schule im Norden Tel Avivs sei von Raketenteilen getroffen worden. Auf Bildern im israelischen Fernsehen war zu sehen, dass auch in anderen Teilen der Stadt Raketenteile eingeschlagen waren. Berichte über weitere größere Schäden gab es zunächst nicht.

Der bewaffnete Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, bekannte sich zu der Attacke. Extremistische Palästinenser im Gazastreifen haben seit dem Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober israelischen Angaben zufolge rund 10 000 Raketen auf Israel abgeschossen.

Zuvor gab es auch im Süden Israels mehrfach Raketenalarm. Insbesondere die Ortschaften in der Nähe des Gazastreifens waren betroffen.

+++ WHO: Alle zehn Minuten wird in Gaza Kind oder Jugendlicher getötet +++

Wegen der permanenten israelischen Angriffe im Gazastreifen wird die Lage dort nach Angaben des Repräsentanten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in dem Küstengebiet, Richard Peeperkorn, immer unerträglicher. «Die Situation verschlechtert sich von Stunde zu Stunde», berichtete er aus Rafah an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten. Er sprach über eine Videoverbindung mit Reportern in Genf. «Alle zehn Minuten wird ein Kind oder Jugendlicher in Gaza getötet», sagte Peeperkorn.

Der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder, kritisierte die Aufrufe Israels, die Menschen sollten Stadtviertel verlassen und in sichere Zonen gehen. Es gebe keine sicheren Zonen im Gazastreifen, sagte Elder über Videolink aus Kairo. Solche Zonen müssten Gesundheitseinrichtungen haben, Wasser und Essen, es handele sich aber lediglich um kleine Brachflächen, oder manchmal nur Bürgersteige. «Ich glaube die Behörden wissen dies, und ich finde das herzlos. Es untermauert die Gleichgültigkeit gegenüber Kindern und Frauen, und diese Gleichgültigkeit ist tödlich.»

Statt medizinisches Material auszuliefern, habe die WHO zudem noch Hals über Kopf zwei Lagerhäuser in der südlichen Stadt Chan Junis räumen müssen. Das sei ihr von der israelischen Armee nahegelegt worden, mit dem Hinweis, dass die Lager in einem Stadtteil lägen, in dem es Kämpfe geben dürfte. Die WHO habe ein kleineres Lager in der Nähe von Rafah gefunden und bereits 90 Prozent des Materials umgeräumt, sagte Peeperkorn. Die israelische Armee hatte am Montag bestritten, zur Räumung der Lager aufgefordert zu haben.

Peeperkorn sprach von «Horrorszenen» in den wenigen verbliebenen Krankenhäusern. Sie hätten oft mehr als doppelt so viele Patienten wie Betten. Patienten lägen am Boden mit teils schweren Verletzungen und könnten nicht behandelt werden. Von den 3500 Krankenhausbetten, die es bis vor Kriegsbeginn am 7. Oktober gegeben habe, seien nur noch weniger als 1500 in Betrieb.

+++ Katar bemüht sich weiter um Feuerpause im Gaza-Krieg +++

Bemühungen zur Wiederherstellung einer Feuerpause und zur Freilassung von im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln und von palästinensischen Häftlingen laufen nach katarischen Angaben weiter. «Leider standen wir vor einigen Herausforderungen, die dazu führten, dass die Feuerpause gestoppt und nicht verlängert wurde», sagte der katarische Ministerpräsident und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs des Golf-Kooperationsrats in der Hauptstadt Doha.

Diplomatische Bemühungen sowohl mit Ägypten als auch mit den USA seien weiter im Gang. «Eine humanitäre Feuerpause und die Freilassung von Geiseln haben Priorität», sagte er. Das finale Ziel sei aber eine nachhaltige Beendigung des Kriegs.

Unter der Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA hatten sich Israel und die islamistische Hamas auf eine mehrtägige Feuerpause im Gaza-Krieg geeinigt, was zur Freilassung von Geiseln und zur Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen führte. Die Waffenruhe lief am vergangenen Freitag jedoch wieder aus und wurde nicht verlängert. Ein israelisches Verhandlungsteam verließ Katar daraufhin. Seit Freitag wird in dem abgeriegelten Küstenstreifen wieder gekämpft.

+++ UN: Zahl der in Gaza getöteten Zivilisten «nimmt rapide zu» +++

Die Ausweitung der israelischen Angriffe im Süden des Gazastreifens führt nach Angaben der Vereinten Nationen zu immer mehr Todesopfern unter der Zivilbevölkerung. «Die Zahl der getöteten Zivilisten nimmt rapide zu», schrieb der Generalkommissar des Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, am Montag (Ortszeit) in einer Mitteilung. Zivilisten, darunter Frauen, Kinder, Ältere, Kranke und Menschen mit Behinderungen, seien die Hauptleidtragenden des Krieges. Mit der Wiederaufnahme der Militäroperation und ihrer Ausweitung im Süden Gazas «wiederholen sich die Schrecken der vergangenen Wochen», beklagte Lazzarini.

(deutsch: Der Evakuierungsbefehl zwingt die Menschen, sich auf weniger als ein Drittel des Gazastreifens zu konzentrieren. Sie brauchen alles: Nahrung, Wasser, Unterkunft und vor allem Sicherheit. Wir haben es wiederholt gesagt. Wir sagen es noch einmal. Kein Ort in Gaza ist sicher.)

Das Bombardement der israelischen Streitkräfte dauere an, nachdem ein weiterer Evakuierungsbefehl zur Verlegung von Menschen aus der Stadt Chan Junis nach Rafah erlassen worden sei. «Dieser Befehl löste Panik, Angst und Unruhe aus», hieß es. Mindestens 60 000 weitere Menschen seien gezwungen worden, in bereits überfüllte UNRWA-Unterkünfte umzuziehen, weitere würden um Schutz bitten, schrieb Lazzarini weiter. Viele der Menschen seien bereits mehrmals vor dem Krieg in andere Teilen des abgeriegelten Gebiets geflohen.

Der Evakuierungsbefehl dränge die Menschen auf weniger als ein Drittel des Gazastreifens zusammen. «Sie brauchen alles: Nahrung, Wasser, Unterkunft und vor allem Sicherheit. Die Straßen in den Süden sind verstopft», hieß es. Behauptungen, die Vereinten Nationen verfügten über Tausende von Zelten und plane die Eröffnung neuer Flüchtlingslager in Rafah, seien falsch, erklärte der UN-Vertreter. Kein Ort in Gaza sei sicher, weder im Süden noch im Südwesten, weder in Rafah noch in irgendeiner ausgewiesenen «sicheren Zone».

+++ Rakete aus Gaza trifft Haus in Israel - zwei Leichtverletzte +++

Eine Rakete aus dem Gazastreifen ist nach israelischen Angaben in ein Haus in der Küstenstadt Aschkelon eingeschlagen. Das berichtete die Polizei. Nach Angaben des Rettungsdienstes wurden zwei Frauen durch Raketensplitter leicht verletzt. Israels Armee hatte zuvor berichtet, dass es mehrfach Raketenalarm gegeben habe, darunter in Aschkelon. Extremistische Palästinenser im Gazastreifen haben seit dem Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober israelischen Angaben zufolge rund 10 000 Raketen auf Israel abgeschossen.

+++ Frankreich friert Ressourcen von Hamas-Chef Sinwar ein +++

Frankreich friert mögliche Vermögen des Chefs der islamistischen Hamas im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, ein. Ein entsprechender Erlass wurde heute im Amtsblatt veröffentlicht. Demnach sind auch solche Güter in Frankreich betroffen, die Menschen oder Organisationen gehören, die von Sinwar kontrolliert werden. Die Ressourcen sollen für sechs Monate eingefroren werden. Zuvor hatte Frankreich bereits angeordnet, Vermögenswerte des Kommandeurs des bewaffneten Hamas-Arms, Mohammed Deif, einzufrieren. Beide stehen seit dem Massaker am 7. Oktober im israelischen Grenzgebiet ganz oben auf der Abschussliste Israels.

+++ Nach Huthi-Angriffen im Roten Meer - Iran weist Verwicklung zurück +++

Nach erneuten Angriffen auf Schiffe im Roten Meer durch jemenitische Huthi-Rebellen hat der Iran eine Verwicklung erneut zurückgewiesen. Die Islamische Republik erteile keine Befehle an Rebellengruppen in der Region, um auf Israels Angriffe im Gazastreifen zu reagieren, erklärte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Naser Kanaani, auf der Plattform X (vormals Twitter). «Diese Gruppen handeln und entscheiden nach ihren eigenen Prinzipien und Prioritäten», schrieb er weiter.

(deutsch: Der Sprecher des iranischen Außenministeriums hat den Vorwurf der britischen Regierung, Iran stehe in Zusammenhang mit den Angriffen auf Schiffe im Roten Meer, als unbegründet zurückgewiesen.)

Britische Vorwürfe einer iranischen Beteiligung an den Angriffen entbehrten jeder Grundlage, erklärte er. Neben London hat auch die US-Regierung Iran als Drahtzieher hinter den Angriffen der von ihm unterstützen schiitischen Rebellengruppe bezeichnet.

Die Huthi-Rebellen hatten am Sonntag im Roten Meer Handelsschiffe angegriffen. Bereits zuvor drohten sie mit Angriffen auf «sämtliche Schiffe» mit Bezug zu Israel - als Reaktion auf den Krieg Israels gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen. Mitte November kaperten Huthi-Rebellen außerdem ein Frachtschiff, das zum Teil einem britisch-israelischen Geschäftsmann gehört. Eine Beteiligung wies der Iran auch hier nach Anschuldigungen seitens Israel zurück.

Gebiet der Huthi-Rebellen im Jemen. (Grafik: Mühlenbruch, Redaktion: Brühl)
Gebiet der Huthi-Rebellen im Jemen. (Grafik: Mühlenbruch, Redaktion: Brühl)

Vor der jemenitischen Küste im Roten Meer befindet sich einer der wichtigsten Schifffahrtswege der Welt, über den etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen. Mit zunehmenden Angriffen wachsen auch die Sorgen vor einer noch größeren Eskalation in der Region.

+++ Emir von Katar wirft Israel in Gaza Völkermord vor +++

Der Emir von Katar hat Israel mit seinem militärischen Vorgehen im Gazastreifen Völkermord vorgeworfen. Das Recht auf Selbstverteidigung erlaube keine genozidalen Verbrechen, wie Israel sie begehe, sagte Tamim bin Hamad Al Thani bei seiner Eröffnungsrede zum Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs des Golf-Kooperationsrats in Doha. «Es ist eine Schande für die internationale Gemeinschaft, diese abscheulichen Verbrechen fast zwei Monate lang zuzulassen, mit systematischen und absichtlichen Tötungen unschuldiger Zivilisten, einschließlich von Frauen und Kindern», sagte der Emir.

Tamim bin Hamad Al Thani in Doha.
Tamim bin Hamad Al Thani in Doha.

Katar hatte sich zuletzt als Vermittler zwischen Israel und der terroristischen Hamas eingebracht und eine bedeutende Rolle bei einer mehrtägigen Feuerpause und dem Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge gespielt. Gleichzeitig beherbergt Katar aber auch führende Hamas-Mitglieder.

+++ Greta Thunberg bezichtigt Israel des Völkermordes +++

Die Klimaaktivistin Greta Thunberg und weitere Mitglieder des schwedischen Ablegers der Klimaschutzgruppe Fridays for Future haben Israel Völkermord im Gazastreifen vorgeworfen. Dass die in Gaza herrschende islamistische Hamas bei «einem schrecklichen Angriff israelische Zivilisten ermordet» habe, könne die «anhaltenden Kriegsverbrechen Israels» nicht legitimieren, schrieben Thunberg und fünf weitere Unterzeichner in einem Meinungsbeitrag, der in den Zeitungen «Aftonbladet» (Schweden) und «Guardian» (Großbritannien) veröffentlicht wurde. «Völkermord zu begehen, ist weder Selbstverteidigung noch in irgendeiner Weise verhältnismäßig», schrieben sie.

(deutsch: "Ein Ende dieser Gewalt zu fordern ist eine Frage der grundlegenden Menschlichkeit und wir rufen alle dazu auf, dies zu tun. Schweigen ist Komplizenschaft. Bei einem Völkermord kann man nicht neutral sein." Heute schreiben wir in Aftonbladet, warum wir für Palästina eintreten müssen.)

Thunberg und ihre Mitverfasser betonten, sie sprächen nur für Fridays for Future in Schweden. Die Organisation habe sich immer zu Wort gemeldet, wenn Menschen leiden müssten oder getötet würden, egal ob in Kurdistan oder in der Ukraine und werde auch jetzt nicht schweigen. Sie beriefen sich auf den israelischen Historikers Ras Segal, der das Vorgehen Israels in Gaza schon wenige Tage nach Beginn des Konflikts als «Völkermord aus dem Lehrbuch» bezeichnet hatte.

Zugleich verurteilte die Gruppe antisemitische und islamfeindliche Vorfälle in Schweden. «Jeder, der sich an dieser Debatte beteiligt, hat die Verantwortung, zwischen Hamas, Muslimen und Palästinensern zu unterscheiden, genauso wie der israelische Staat vom jüdischen Volk und den Israelis unterschieden werden sollte», schrieben sie.

+++ Irans Präsident Raisi und Putin planen Treffen in Moskau +++

Irans Präsident Ebrahim Raisi und Kremlchef Wladimir Putin wollen am Donnerstag in der russischen Hauptstadt Moskau zu Gesprächen zusammenkommen. Es sei ein Austausch zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit der beiden Länder und Gespräche über die Entwicklungen im Gazakrieg vorgesehen, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Raisi werde von einer Delegation begleitet, hieß es weiter. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte das Treffen gegenüber russischen Staatsmedien. Zum Inhalt des Besuches macht er jedoch keine Angaben.

Der Iran und Russland hatten sich in den vergangenen Wochen mehrfach für eine Feuerpause im Gazastreifen ausgesprochen. Der Iran gilt als wichtiger Unterstützer der in Gaza herrschenden islamistischen Hamas, eine direkte Verwicklung in den Konflikt hat die Führung in Teheran jedoch vehement bestritten. Auch Russland hatte nach Angaben des russischen Außenministeriums in diesem Jahr bereits mehrfach Kontakt zur Hamas.

+++ Kommunikationsdienste in Gaza teilweise wiederhergestellt +++

Die Telekommunikationsdienste im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben teilweise wiederhergestellt. Diese waren am Montag inmitten des Gaza-Krieges erneut flächendeckend ausgefallen. «Wir möchten die schrittweise Rückkehr der Kommunikationsdienste (Festnetz, Handy und Internet) im Zentrum und in südlichen Bereichen des Gazastreifens bekanntgeben», schrieb das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen Paltel auf Facebook.

(deutsch: Unser ehrenvolles Volk in unserer geliebten Heimat, wir möchten die Rückkehr der Kommunikationsdienste (Festnetz, Handy und Internet) ankündigen, die nach und nach in den zentralen und südlichen Regionen des Gazastreifens funktionieren, nachdem sie gestern von der israelischen Seite getrennt wurden. Möge Allah dich und unser Land beschützen)

Am Montag hatte es geheißen, der Grund für den Ausfall seien Schäden an Kernelementen des Netzwerkes durch die anhaltenden Angriffe. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober sind die Kommunikationsnetze in dem abgeriegelten Küstengebiet mehrfach ausgefallen. Verbindungen nach außen waren dabei nur noch mit Satellitenhandys und mitunter von hohen Gebäuden im Süden des Gazastreifens mit israelischen Sim-Karten möglich.

+++ Guterres fordert erneut dauerhaften Waffenstillstand in Gaza +++

UN-Generalsekretär António Guterres pocht angesichts der Ausweitung des israelischen Militäreinsatzes gegen die islamistische Hamas auf den Süden des abgeriegelten Küstengebiets auf einen Waffenstillstand. «Ich wiederhole meine Forderung nach einem dauerhaften humanitären Waffenstillstand im Gazastreifen, nach der bedingungslosen und sofortigen Freilassung aller Geiseln und nach einem ungehinderten und kontinuierlichen Fluss humanitärer Hilfe, um die Bedürfnisse der Menschen im gesamten Gazastreifen zu befriedigen», schrieb er am Montagabend (Ortszeit) auf der Plattform X (vormals Twitter).

(deutsch: Ich bekräftige meine Forderung nach einem dauerhaften humanitären Waffenstillstand in Gaza, der bedingungslosen und sofortigen Freilassung aller Geiseln und einem ungehinderten und dauerhaften Fluss humanitärer Hilfe, um den Bedürfnissen der Menschen im gesamten Gazastreifen gerecht zu werden.)

Guterres hatte bereits in der vergangenen Woche einen «echten humanitären Waffenstillstand» zwischen Israel und der islamistischen Hamas gefordert. Mittlerweile wächst unter anderem auch bei Hilfsorganisationen angesichts des Leids der Zivilbevölkerung die Kritik am Vorgehen der israelischen Armee.

Die Nacht im Überblick

Israels Armee rückt im Süden Gazas vor

Israels Armee stößt im Süden des Gazastreifens weiter vor und hat einem Medienbericht zufolge Ziele im Raum Chan Junis unter Beschuss genommen. Die «Times of Israel» zitierte in der Nacht palästinensische Berichte, wonach es intensive Angriffe der israelischen Streitkräfte in der größten Stadt des südlichen Teils des abgeriegelten Küstengebiets gebe. Zuvor seien Dutzende israelischer Panzer in den Süden Gazas vorgestoßen und seien nahe Chan Junis gesichtet worden. Augenzeugen hätten auch gepanzerte Mannschaftstransporter und Planierraupen gesehen, hieß es weiter.

Unterdessen gab es an der Grenze zum Gazastreifen auf israelischer Seite erneut Raketenalarm. Wie die israelische Armee am Morgen meldete, heulten erneut die Sirenen. Israels Truppen bekämpfen die Hamas zwar nun auch verstärkt im Süden des Gazastreifens, doch ist der seit Wochen andauernde Einsatz gegen die Hamas im Norden des Küstengebiets noch nicht beendet. «Wir haben sie im Norden noch nicht vollständig militärisch besiegt, aber wir haben gute Fortschritte gemacht», hatte ein Armeesprecher am Vortag gesagt.

Karte Südlicher Gzastreifen. (Bild: Grafik: S. Stein, Redaktion: A. Brühl)
Karte Südlicher Gzastreifen. (Bild: Grafik: S. Stein, Redaktion: A. Brühl)

Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt haben. Auf israelischer Seite sind in der Folge mehr als 1200 Menschen getötet worden, darunter mindestens 850 Zivilisten.

Bei den israelischen Gegenangriffen sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums inzwischen fast 15 900 Menschen getötet worden. Die Opferzahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen, die Vereinten Nationen und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.

Wachsende Kritik an Israels Vorgehen

Nach der Ausweitung des israelischen Militäreinsatzes gegen die islamistische Hamas auf den Süden des abgeriegelten Küstengebiets wächst angesichts des Leids der Zivilbevölkerung die Kritik am Vorgehen der Armee. Hilfsorganisationen sprechen im Süden von «Horror» und «unerträglichem Leid der Zivilbevölkerung». Keiner fühle sich sicher, wenn alle zehn Minuten Bomben fallen würden, sagte der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder, der BBC.

(deutsch: Ungeachtet aller Zusicherungen sind die Angriffe im Süden von #Gaza genauso brutal wie die Angriffe im Norden. Irgendwie wird es für Kinder und Mütter immer schlimmer. Ihre Stimme ist wichtig. Wir müssen daran glauben, dass wir Teil von "Stopping The War on Children" sein können... Schweigen ist Komplizenschaft)

Zwei Krankenhäuser im Süden können nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen den Zustrom von Patienten kaum mehr bewältigen. Vor allem das Al-Aksa-Krankenhaus sowie das Nasser-Krankenhaus seien betroffen, teilte die Organisation am Montag mit. Israel wirft der Hamas vor, Angriffe aus Wohngebieten und Krankenhäusern heraus zu verüben und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

Armeesprecher: Kein Netz-Totalausfall in Gaza

Ein israelischer Armeesprecher dementierte unterdessen einen erneuten Totalausfall der Telekommunikationsdienste in dem Küstenstreifen. Er selbst habe Live-Übertragungen palästinensischer Propaganda-Leute auf TikTok gesehen, sagte Armeesprecher Jonathan Conricus dem US-Sender CNN in der Nacht. Die Netzwerke seien vielleicht nicht perfekt, aber einen vom palästinensischen Unternehmen Paltel zuvor gemeldeten Blackout in Gaza gebe es nicht, sagte der Armeesprecher.

(deutsch: Ich diskutiere mit @cnni @ErinBurnett die Nutzung lebensrettender Warnungen für Zivilisten und die Qualität der Mobilfunkabdeckung in Gaza. Unsere Lösungen sind vielleicht nicht perfekt, aber sie sind das Beste, was wir bieten können, während wir die Hamas zu ihren Bedingungen im Herzen der städtischen Zentren bekämpfen.)

Die israelische Armee hat eine Evakuierungskarte aktiviert, die den Gazastreifen in Hunderte kleiner Zonen unterteilt, um die Zivilisten über Kampfzonen zu informieren. Kritiker beklagen jedoch, dass die Menschen vielfach weder Strom noch Internet hätten, um sich die Karte anzusehen. Viele wüssten auch nicht, wie sie mit ihr umgehen sollten. Im Süden Gazas drängen sich Hunderttausende Palästinenser, die auf Israels Anweisung aus dem Norden des Gebiets dorthin geflohen waren.

Israel hat geheime Informationen zu Geiseln

Der Armeesprecher sagte unterdessen, man habe nachrichtendienstliche Hinweise zum Verbleib der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Auf die Frage, ob das Militär nachrichtendienstliche Informationen habe, wo sich die Geiseln befinden könnten, sagte Conricus: «Ja, haben wir». Nähere Angaben könne er nicht machen. Israel geht davon aus, dass noch 137 Geiseln festgehalten werden.

Unter ihnen sind laut Verteidigungsminister Joav Galant 15 Frauen und zwei Kinder. Tausende Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen hatten Israel am 7. Oktober überfallen und ein Massaker angerichtet. Rund 1200 Menschen wurden ermordet, der Großteil davon Zivilisten. Rund 240 Menschen wurden an dem Tag in den Gazastreifen verschleppt. Vergangene Woche wurden während einer Feuerpause 105 Geiseln im Austausch gegen 240 palästinensische Gefängnisinsassen freigelassen.

Die Hamas will nach eigenen Angaben Verhandlungen über die Freilassung weiterer Geiseln erst nach Ende des Kriegs fortsetzen. Man wolle alle Geiseln zurückholen, sagte der israelische Armeesprecher Conricus in der Nacht. Falls dies nicht durch Verhandlungen möglich sei, werde man andere Mittel anwenden.

Bericht: Israel ist zur Flutung der Tunnel in der Lage

Israel hat einem Medienbericht zufolge ein System aus großen Pumpen zusammengebaut, mit denen es das ausgedehnte Tunnelnetz der islamistischen Hamas unter dem Gazastreifen mit Meerwasser fluten könnte. Wie das «Wall Street Journal» am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf Beamte der US-Regierung berichtete, sei nicht bekannt, ob die israelische Regierung diese Taktik anwenden wolle. Israel habe weder eine endgültige Entscheidung dazu getroffen, noch einen solchen Plan ausgeschlossen, wurden die Beamten zitiert. Der israelische Armeesprecher Richard Hecht sagte dazu lediglich: «Wir verwenden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, um gegen das Tunnelsystem vorzugehen.»

Die israelischen Streitkräfte hätten Mitte November die Montage großer Meerwasserpumpen nördlich des Flüchtlingslagers Al-Shati abgeschlossen, hieß es in dem Bericht. Jede der mindestens fünf Pumpen könne Wasser aus dem Mittelmeer entnehmen und Tausende von Kubikmetern Wasser pro Stunde in die Tunnel leiten, so dass diese innerhalb weniger Wochen überflutet wären, berichtete die Zeitung.

Mit einer solchen Taktik wäre Israel in der Lage, die Tunnel zu zerstören und die Terroristen aus ihrem unterirdischen Versteck zu vertreiben. Andererseits würde dies die Wasserversorgung des Gazastreifens bedrohen, hieß es. Israels Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Kriegs mehr als 800 Tunnelschächte gefunden. Rund 500 davon seien bereits zerstört worden, hieß es am Sonntag.

Viele Kilometer der unterirdischen Tunnelrouten seien zerstört worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Unter dem Gazastreifen gibt es ein ganzes Netz an Tunneln, die Dutzende von Kilometer lang sein sollen. Um israelischen Bomben aus der Luft widerstehen zu können, reichen manche der Tunnel Dutzende Meter unter die Erde. Zudem befinden sich dort nach Angaben von Militärexperten auch Kommando-, Kontroll- und Kommunikationsräumen, Vorratskammern und Abschussrampen für Raketen der Terroristen.

Erneut Gefechte an Israels Grenze zum Libanon

Israels Militär hat unterdessen in Reaktion auf Beschuss aus dem Libanon Stellungen der dortigen Hisbollah-Miliz angegriffen. Wie die israelische Armee in der Nacht mitteilte, hätten Kampfflugzeuge kurz zuvor Raketenstellungen der vom Iran unterstützten Schiiten-Miliz getroffen. Auch «Terrorinfrastruktur und ein Militärgelände» seien unter Feuer genommen worden. Man habe auf Beschüsse aus dem Libanon auf Ziele in Israel vom Vortag reagiert. Seit Beginn des Gaza-Krieges kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der Grenzregion zum Libanon. Auf beiden Seiten gab es schon Tote.

Libanon: Gebiete, in denen die Hisbollah entscheidenden Einfluss hat. (Grafik: J. Reschke, Redaktion: A. Brühl)
Libanon: Gebiete, in denen die Hisbollah entscheidenden Einfluss hat. (Grafik: J. Reschke, Redaktion: A. Brühl)