Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker.
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker.

Der Ticker wird fortlaufend aktualisiert

  • Scholz: Israel hat das Recht zum Sieg über die Hamas

  • UNRWA: Fast 1,9 Millionen Binnenflüchtlinge im Gazastreifen

  • Ärztin: Junge Geiseln nach Freilassung wie «Schatten von Kindern»

  • IKRK-Präsidentin Spoljaric im Gazastreifen: Leid ist «unerträglich»

  • Hamas-Behörde: Zahl der Toten in Gaza steigt auf fast 15 900

  • Hilfsorganisationen schlagen Alarm: «Horror» im Gazastreifen

  • Baerbock an Israel: Ziviles Leid im Gazastreifen lindern

  • Israels Armeesprecher: Haben Hamas im Norden noch nicht besiegt

Die aktuelle Lage im Newsstream

+++ Scholz: Israel hat das Recht zum Sieg über die Hamas +++

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat vor dem Hintergrund der Angriffe des israelischen Militärs im Gazastreifen nach dem Ende der humanitären Feuerpause das Selbstverteidigungsrecht Israels verteidigt. «Unser Standpunkt ist, dass das eben bedeutet, dass Israel auch das Recht haben muss, die Hamas zu besiegen und daran zu hindern, solche Terrortaten weiter durchzuführen», sagte er in Berlin nach den zweiten deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen bei einem gemeinsamen Auftritt mit Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva.

Man habe sich für humanitäre Pausen im Krieg eingesetzt, ergänzte er, und fügte hinzu: «Aber eben nicht, dass das jetzt zu Ende geht, sondern dass die Möglichkeit von Israel weiter verfolgt werden können muss, die Hamas zu besiegen.» Eine Zweistaatenlösung zwischen Israel und den Palästinensern «wird sicherlich nicht gehen mit einer Hamas, die Israel überfallen will und zehn Millionen Menschen, die in Israel leben, das Leben in ihrem Staat verbieten will».

Luiz Inácio Lula da Silva (links) und Olaf Scholz.
Luiz Inácio Lula da Silva (links) und Olaf Scholz.

Lula sagte laut offizieller Übersetzung, die palästinensische Bevölkerung zahle den Preis für den terroristischen Anschlag der Hamas vom 7. Oktober. Er warf den Vereinten Nationen vor, nicht eingegriffen zu haben. «Man kann nur über Frieden diskutieren, wenn man sich an den Verhandlungstisch setzt. Das ist die Rolle der Vereinten Nationen und diese Rolle erfüllt sie einfach nicht.» Die einzige Lösung des Konflikts sei eine Zweistaatenregelung, sagte Lula, fügte aber an: «Ich habe den Eindruck, dass die Lösung noch weit entfernt ist.»

Er wolle in der G20-Runde der führenden und aufstrebenden Wirtschaftsmächte, deren Vorsitz Brasilien seit dem 1. Dezember hat, über eine Reform des UN-Sicherheitsrats diskutieren, sagte Lula. So müssten Deutschland, Brasilien, Japan und Indien sowie zwei oder drei Länder aus dem afrikanischen Kontinent im UN-Sicherheitsrat vertreten sein. «Der Welt-Sicherheitsrat der UNO ist doch nicht das Privileg der UNO-Gründer. (...) Die Geopolitik von 1945 ist nicht die Geopolitik von 2023. Viele Dinge haben sich in der Welt geändert.»

Scholz sagte, er verspreche sich von der brasilianischen G20-Präsidentschaft, dass man bei den Anstrengungen zur Reform des UN-Sicherheitsrats «in dem einen oder anderen Bereich dort Fortschritte erzielen werden».

+++ UNRWA: Fast 1,9 Millionen Binnenflüchtlinge im Gazastreifen +++

Rund zwei Monate nach Beginn des Gaza-Kriegs sind im Gazastreifen nach Angaben des Palästinenserhilfswerkes UNRWA fast 1,9 Millionen Menschen auf der Flucht. Dies seien mehr als 80 Prozent der Bevölkerung, teilte UNRWA mit. Fast eine Million Binnenflüchtlinge würden sich in 99 Einrichtungen im Zentrum des Küstengebietes sowie in Chan Junis und Rafah im Süden aufhalten. Im Gazastreifen leben mehr als 2,2 Millionen Menschen - auf einer Fläche, die nur etwas größer als jene der Stadt München ist.

Zuletzt hatten UN-Organisationen noch von rund 1,8 Millionen Binnenflüchtlingen gesprochen. Gut fünf Wochen nach Beginn der Bodenoffensive im Norden hat das israelische Militär seine Einsätze im Kampf gegen die islamistische Hamas am Boden auf den gesamten Küstenstreifen aufgeweitet.

Hunderttausende Palästinenser waren nach Aufforderung der israelischen Armee aus dem umkämpften Norden in den Süden geflohen, wo es nun auch verstärkt Kämpfe am Boden geben dürfte.

+++ Ärztin: Junge Geiseln nach Freilassung wie «Schatten von Kindern» +++

Israelische Kinder und Jugendliche haben laut einer Kinderärztin direkt nach ihrer Freilassung aus der Hamas-Geiselhaft nur noch wie «Schatten von Kindern» gewirkt. Efrat Bron-Harlev, Leiterin des Schneider-Kinderkrankenhauses bei Tel Aviv, sagte, die jungen Freigelassenen seien anfangs sehr eingeschüchtert gewesen. In der ersten Zeit im Krankenhaus hätten viele von ihnen kaum gesprochen oder nur geflüstert. «Ein Junge hat gefragt, ob er aus dem Fenster schauen darf.»

Viele hätten während der Geiselhaft wochenlang nicht duschen können. «Wenn sie Glück hatten, konnten sie sich mit kaltem Wasser aus einem Eimer waschen.» Ärzte berichten von Misshandlungen durch die Geiselnehmer, viele Kinder und Jugendliche seien stark unterernährt gewesen. Teilweise seien sie unter Drogen gesetzt worden.

«Das erste Lächeln vieler dieser Kinder haben wir nach 24 oder 48 Stunden gesehen», erzählte Bron-Harlev. Dies habe den Ärzten Hoffnung gemacht. «Kinder sind unglaublich stark.» Deshalb hoffe sie, dass sie sich langfristig von ihren schlimmen Erfahrungen erholen könnten.

Nach dem ersten Lächeln seien viele Fragen von Seiten der Kinder gekommen und viele Geschichten aus der Zeit als Geiseln. «Viele Geschichten, die man sich kaum vorstellen kann.» Ein dreijähriges Mädchen habe von einem «roten Mann» erzählt, den sie gesehen habe. Dabei habe es sich um einen blutüberströmten Bekannten gehandelt.

Einer 13-Jährigen hätten die Hamas-Entführer gesagt, niemand suche nach ihr und sie sei allen egal. Sie müsse nun erst einmal das Vertrauen in ihre Eltern wiedergewinnen.

Das Ärzteteam habe sich gefragt, wie man dafür sorgen könne, «dass diese Erinnerung sie in 40 oder 50 Jahren zu besseren und stärkeren Menschen macht, und dass es keine Erinnerung sein wird, die ihr Leben zerstört».

Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen hatten am 7. Oktober in Israel mehr als 1200 Menschen getötet und rund 240 Geiseln verschleppt. Insgesamt seien bisher 36 Kinder und Jugendliche freigekommen und behandelt worden, sagte Bron-Harlev. «Was diese Kinder durchgemacht haben, ist unvorstellbar.» Man müsse ihnen nun dabei helfen, «sich von dieser Katastrophe zu erholen».

+++ Israel erhöht in neuem Reisehinweis Gefahrenstufe für Deutschland +++

Israel hat seine Reisehinweise angepasst und die Gefahrenstufe für israelische Bürger bei Reisen nach Deutschland erhöht. Die Hinweise für zahlreiche weitere Länder seien ebenso angepasst und erhöht worden, teilte Israels Nationaler Sicherheitsstab mit. Für Deutschland gilt nun die zweite von insgesamt fünf Stufen, die Israelis zu erhöhter Vorsicht aufruft. In vielen Ländern sei ein deutlicher Anstieg der Hetze, versuchter Anschläge sowie Antisemitismus zu verzeichnen, hieß es weiter.

Der Nationale Sicherheitsstab erklärte, dass der Iran sowie seine Verbündeten verstärkt versuchten, israelische und jüdische Ziele in der ganzen Welt anzugreifen. Israelische Bürger sollten deshalb ihre Reiseziele mit Bedacht wählen und empfohlene Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Seit Beginn des Gaza-Kriegs führe man regelmäßig Lagebeurteilungen durch. Wegen der erhöhten Bedrohungslage seien die Gefahrenstufen nun entsprechend angepasst worden.

Zu den Vorsichtsmaßnahmen zählt etwa, Reisen in arabische Länder gänzlich zu verschieben. Israelis sollen demnach auch vermeiden, ihre israelische und jüdische Identität durch entsprechende Symbole offen zu zeigen. In Westeuropa wurde neben Deutschland auch für Großbritannien und Frankreich die Gefahrenstufe erhöht.

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel und dem Beginn des Gaza-Kriegs haben Meldestellen in Deutschland eine Zunahme an antisemitischen Vorfällen dokumentiert. Viele Juden erleben laut der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) antisemitische Vorfälle im Alltag und fühlen sich unsicher.

+++ Israelische Armeeeinsätze im Westjordanland - drei Palästinenser tot +++

Bei einer Razzia der israelischen Armee und Polizei in Kalkilia im nordwestlichen Westjordanland sind zwei militante Palästinenser getötet worden. Nach Angaben der israelischen Einsatzkräfte soll es sich bei den Getöteten um Terroristen handeln. Der bewaffnete Arm der Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas teilte mit, die beiden seien Mitglieder der Al-Aksa-Brigaden gewesen.

Zudem wurde dem Gesundheitsministerium in Ramallah zufolge ein 33-Jähriger bei einem Armeeeinsatz in Kalandia bei Ramallah getötet. Berichten zufolge kam es dabei zu bewaffneten Zusammenstößen. Unklar war zunächst, ob der Tote Mitglied einer militanten Gruppierung gewesen war. Die Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall, verwies aber auf mehrere Militäreinsätze im Westjordanland. Das Gesundheitsministerium hatte zunächst von vier Schwerverletzten nach dem Armeeeinsatz in Kalandia berichtet.

Bei der Razzia in Kalkilia wurden nach Angaben des Militärs 29 Verdächtige festgenommen, fünf von ihnen sollen Verbindungen zur Hamas haben. Auch in anderen Orten hätten Soldaten Anti-Terror-Einsätze durchgeführt. Mehrere Personen wurden demnach bei Razzien festgenommen und etliche Waffen beschlagnahmt. Seit Beginn des Gaza-Kriegs seien im Westjordanland insgesamt rund 2150 Verdächtige festgenommen worden, 1100 sollen Verbindungen zur Hamas haben.

+++ IKRK-Präsidentin Spoljaric im Gazastreifen: Leid ist «unerträglich» +++

Im Gazastreifen ist laut der Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Mirjana Spoljaric, derzeit keine angemessene humanitäre Hilfe möglich. Dafür sei die «militärische Belagerung» verantwortlich, sagte die Schweizer Diplomatin bei einem Besuch in dem umkämpften Palästinensergebiet. «Das Ausmaß des menschlichen Leids ist unerträglich», sagte sie. Es sei inakzeptabel, dass es für die Bevölkerung keine sicheren Zufluchtsorte gebe.

Spoljaric forderte Schutz und Hilfe für die Zivilisten im Gazastreifen. «Hilfsgüter müssen ungehindert und regelmäßig nach Gaza gelangen dürfen», forderte sie. Die IKRK-Präsidentin setzte sich auch erneut für die Freilassung weiterer Geiseln durch die islamistische Palästinenserorganisation Hamas ein.

(deutsch: Ich bin in Gaza angekommen, wo das Leid der Menschen unerträglich ist. Ich wiederhole unseren dringenden Appell, dass die Zivilbevölkerung im Einklang mit dem Kriegsrecht geschützt wird und dass Hilfsgüter ungehindert ins Land gelangen können. Die Geiseln müssen freigelassen werden und @ICRC muss sie sicher besuchen dürfen.)

Bis zum Ende der Waffenruhe zwischen Israel und Hamas am Freitag hatte das IKRK einige Tage lang den Transport freigelassener Geiseln aus dem Gazastreifen nach Ägypten organisiert. In die damit verbundenen Verhandlungen war die Organisation nicht involviert.

Spoljaric plant in den kommenden Wochen auch einen Besuch in Israel.

+++ Hamas-Behörde: Zahl der Toten in Gaza steigt auf fast 15 900 +++

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf 15 899 gestiegen. Etwa 42 000 Menschen seien verletzt worden, teilte ein Sprecher mit. Tausende Menschen würden zudem weiter vermisst. Am Sonntag hatte die Behörde noch von mehr als 15 500 Toten gesprochen.

Die Opferzahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen, die Vereinten Nationen und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.

Es handelt sich den Angaben nach um die mit Abstand höchste Zahl getöteter Palästinenser während eines Kriegs in der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts.

+++ Organisationen verklagen Niederlande wegen Rüstungsexport nach Israel +++

Menschenrechts- und Friedensorganisationen haben den niederländischen Staat wegen des Exports von militärischem Material nach Israel verklagt. Durch die Lieferung von Ersatzteilen für Kampfflugzeuge vom Typ F-35 sei der Staat für mögliche Verletzungen des Kriegsrechts im Gazastreifen mitverantwortlich, sagte die Anwältin der Organisationen, Liesbeth Zegveld, vor dem Zivilgericht in Den Haag. Sie verlangte, dass die Richter den Export mit einer einstweiligen Verfügung stoppen.

Zu den Klägern gehören unter anderen Amnesty International, Pax und Oxfam Novib. Das Urteil wird in der kommenden Woche erwartet.

(deutsch: Morgen wird das Eilverfahren verhandelt, das wir zusammen mit @PAXvoorvrede und @TheRightsForum gegen den niederländischen Staat wegen der fortgesetzten Lieferung von Teilen für F-35-Kampfflugzeuge an Israel eingereicht haben. [...])

Auf dem Luftwaffenstützpunkt Woensdrecht im Süden des Landes befindet sich das europäische Lager des US-Herstellers für Ersatzteile der F-35. Beamte hatten das Außenministerium Medienberichten zufolge vor der Genehmigung des Exports gewarnt.

Da die Lieferungen nicht verhindert worden seien, mache sich der Staat mitschuldig, sagte Zegveld. «Die totale Verwüstung, die vielen zivilen Toten und Aussagen von israelischen Ministern und Offizieren zeigen, dass Israel die grundlegenden Prinzipien des Kriegsrechts nicht beachtet.»

Der Veteidiger des Staates wies die Vorwürfe zurück. Israel habe das Recht sich zu verteidigen. Dies müsse innerhalb der Regeln des Kriegsrechts geschehen. «Es ist nicht festgestellt worden, dass das Kriegsrecht mit den F-35 absichtlich verletzt wurde», sagte Anwalt Reimer Veldhuis.

+++ Hilfsorganisationen schlagen Alarm: «Horror» im Gazastreifen +++

«Horror» und «unerträgliches menschliches Leid»: Hilfsorganisationen warnen angesichts der Ausweitung der israelischen Bodeneinsätze auf den gesamten Gazastreifen vor dramatischen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung in dem Küstengebiet. Sie kritisieren zudem die desolate humanitäre Lage dort. Keiner fühle sich sicher, wenn alle zehn Minuten Bomben fallen würden, sagte etwa der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder, der britischen BBC. Er bezeichnete die Lage als «Horror».

(deutsch: Ungeachtet aller Zusicherungen sind die Angriffe im Süden von #Gaza genauso brutal wie die Angriffe im Norden. Irgendwie wird es für Kinder und Mütter immer schlimmer. Ihre Stimme ist wichtig. Wir müssen daran glauben, dass wir Teil von "Stopping The War on Children" sein können... Schweigen ist Komplizenschaft)

«Wenn ich sehe, wie ein Kind nach dem anderen hereingerollt wird, wie Eltern mit schrecklichen Kriegsverletzungen auf Bahren schreien - dann sind sie weder in Krankenhäusern noch in Unterkünften sicher», sagte Elder. Für die Menschen im Süden des Gazastreifens komme neben der Gefahr vor Angriffen erschwerend hinzu, dass sie schon von der Flucht aus dem Norden erschöpft seien.

Auf Fotos war zu sehen, wie Menschen in provisorischen Zeltlagern und im Freien zwischen Trümmern und zerstörten Gebäuden kampierten.

Save the Children warnte vor den enormen Risiken der Kämpfe im Süden des Gazastreifens für Kinder. Nach neuen Aufforderungen von Israels Militär, Gebiete zu evakuieren, gebe es keinen einzigen sicheren Ort mehr für Kinder in Gaza, erklärte Landesdirektor Jason Lee. «Für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen wird eine beispiellose humanitäre Krise nun endgültig zur Katastrophe.»

(deutsch: "Ein Waffenstillstand ist die einzige Möglichkeit, Kinder zu schützen." - Jason Lee @save_children ist nach #Gaza gereist, wo die Situation schlimm ist. Unser Team und unsere Partner sind bereit, lebensrettende Hilfe zu leisten, aber wir brauchen eine endgültige Lösung #CeasefireNOW, um das Leiden der Kinder zu beenden.)

+++ Baerbock an Israel: Ziviles Leid im Gazastreifen lindern +++

Außenministerin Annalena Baerbock hat das israelische Selbstverteidigungsrecht im Gaza-Krieg betont und Israels Regierung zugleich aufgerufen, die Menschenrechte zu achten. «Die zentrale Frage ist, wie dieses Recht auf Selbstverteidigung ausgeführt wird. Dass es gerade in dieser Phase eine Verantwortung gibt, ziviles Leid zu lindern», sagte die Grünen-Politikerin bei einer Konferenz der Bundestagsfraktion ihrer Partei in Berlin zum Thema «Universell und unteilbar - Menschenrechte weltweit stärken: 75 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte». «Denn es sind schon zu viele Palästinenserinnen und Palästinenser gestorben», ergänzte sie.

Sie mache bei ihren Gesprächen auch in Israel immer wieder deutlich, «dass der grausame Terror der Hamas gegen Israel nur enden kann, wenn wir gemeinsam alles dafür tun, Palästinenserinnen und Palästinensern ebenso eine Zukunftsperspektive zu geben», sagte Baerbock. Sie betonte: «Das eigene Leid wird nicht leichter, indem man das Leid der anderen ausblendet, sondern das eigene Leid kann nur enden, wenn man das Leid des anderen beenden will.»

Genauso versuche sie gegenüber ihren arabischen Gesprächspartnern deutlich zu machen, dass es im Interesse der Palästinenser sei, gemeinsam den Terrorismus zu bekämpfen, damit diese in Frieden, Sicherheit und Freiheit leben könnten, sagte Baerbock. Nötig sei eine Zwei-Staaten-Lösung, die Israelis und Palästinensern Sicherheit gebe. «Wir werden das als Weltgemeinschaft nur gemeinsam schaffen können.» Für sie sei Kern von 75 Jahren allgemeiner Erklärung der Menschenrechte: «Weil jedes Menschenleben gleich viel wert ist, werden wir für jedes Menschenleben einstehen.»

+++ Israels Armeesprecher: Haben Hamas im Norden noch nicht besiegt +++

Israels Bodentruppen stoßen nun im Süden des Gazastreifens vor, doch der seit Wochen andauernde Einsatz gegen die islamistische Hamas im Norden ist noch nicht beendet. «Wir haben sie im Norden noch nicht vollständig militärisch besiegt, aber wir haben gute Fortschritte gemacht», erklärte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus dem US-Sender CNN. Man habe von Anfang gesagt, dass der Kampf gegen die Hamas nicht leicht werde und Zeit benötige. Man habe es mit einem Feind zu tun, «der kein Problem damit hat, Zivilisten für seine militärische Sache zu opfern», so Conricus.

Vorwürfe von Hilfsorganisationen, den Hunderttausenden von Zivilisten im völlig überfüllten Süden des abgeriegelten Küstenstreifens werde von Israels Armee nicht genug Zeit gegeben, sich vor Angriffen in Sicherheit zu bringen, wies der Armeesprecher zurück. Man tue alles, um Zivilisten zu schützen. «Wenn sich die Hamas außerhalb städtischer Gebiete hinbegeben hätte und uns dort bekämpfen würde, dann wäre die Zivilbevölkerung natürlich nicht betroffen. Aber das hat die Hamas nicht getan, sie nutzt die Zivilisten, sagte Conricus.

Kämpfe nach Waffenruhe. (Grafik/Redaktion: S. Stein)
Kämpfe nach Waffenruhe. (Grafik/Redaktion: S. Stein)

Der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder, hatte die israelischen Angriffe zuvor scharf kritisiert. Im Süden finde ein «Blutbad» statt. Die Angaben über sogenannte «sichere Zonen» für die Bevölkerung in Gaza bezeichnete Elder als «Falschdarstellung».

+++ Auswärtiges Amt fordert sichere Orte für Zivilisten im Gazastreifen +++

Das Auswärtige Amt hat das Ende der Feuerpause zwischen Israel und der Hamas-Organisation als herben Rückschlag bezeichnet. Dies gelte für die Geiseln, die in Tunneln festgehalten würden, wie auch für die auf humanitäre Hilfe angewiesene Bevölkerung in Gaza, die um ihr Leben fürchten müsse, sagte ein Sprecher des Auswärtiges Amtes in Berlin. Die Ausweitung der Kämpfe auf den gesamten Gazastreifen betreffe nun auch Gebiete, in denen Menschen auf Aufforderung Israels Schutz gesucht hätten.

«Es droht sich die humanitäre Not zu verstärken», sagte er. Und: «Deshalb unser Appell - hier von dieser Stelle in den letzten Wochen und jetzt auch wieder - die notwendige humanitäre Hilfe, einschließlich Treibstoffen in den Gazastreifen reinzulassen, um die Menschen zu versorgen.»

Im südlichen Teil des Gazastreifens sollen sich 1,8 Millionen Menschen aufhalten, 80 Prozent der Bevölkerung, sagte der Sprecher. «Und das erhöht natürlich dann auch noch mal das Risiko, dass Zivilistinnen und Zivilisten bei Militäroperationen zu Schaden kommen.» Es sei Deutschland wichtig, dass Israels Vorgehen diesem Umstand Rechnung trage und ziviles Leid vermeide. «Und es ist genauso wichtig, dass sich Israel an das humanitäre Völkerrecht hält», forderte er. Das werde auf allen Gesprächskanälen betont.

Das Auswärtige Amt hoffe und gehe davon aus, dass es im Gazastreifen weiterhin die Möglichkeit gebe, sich aus der Gefahrenzone zu begeben. Erwartet werde, dass Israel Zivilisten nicht nur auffordere, die Gefahrenzone zu verlassen, «sondern dass diese auch tatsächlich und faktisch in der Lage sind, an anderer Stelle sichere Unterkunft zu finden».

+++ Erdogan will Netanjahu wegen Gaza vor Kriegsverbrechertribunal sehen +++

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu wegen der Offensive im Gazastreifen vor dem Kriegsverbrechertribunal sehen. Netanjahu werde «nicht nur als Kriegsverbrecher, sondern darüber hinaus bestimmt auch als Schlächter von Gaza vor Gericht gestellt werden, wie auch Milosevic vor Gericht gestellt wurde», sagte Erdogan in Istanbul.

Er nahm damit Bezug auf den früheren serbischen Machthaber Slobodan Milosevic, der vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien in Den Haag angeklagt worden war. Milosevic starb vor dem Ende seines Prozesses 2006 im UN-Gefängnis an einem Herzinfarkt.

Erdogan greift Netanjahu immer wieder scharf verbal an. Er hatte ihn bereits vergangene Woche als «Schlächter von Gaza» bezeichnet. Gaza gehöre den Palästinensern, und das werde auch so bleiben, sagte Erdogan bei seiner Rede weiter. Er machte zudem erneut deutlich, dass eine Zweistaatenlösung in den Grenzen von 1967 mit einem friedlichen Nebeneinander von Israelis und Palästinensern nötig sei.

+++ Wieder Beschuss an Grenze zum Libanon - israelische Soldaten verletzt +++

An der Grenze zwischen dem Libanon und Israel hat es wieder Beschuss gegeben. Israels Militär registrierte mehrere Abschüsse aus dem Libanon auf Ziele in Israel. Bei den Angriffen seien drei israelische Soldaten leicht verletzt worden. Die Armee attackierte demnach die Orte, von denen die Angriffe ausgingen.

Die Hisbollah im Libanon übernahm die Verantwortung für eine Attacke auf israelische Soldaten in der Nacht zu Montag sowie den Beschuss weiterer Ziele. Israel reagierte mit Gegenbeschuss. Die Armee teilte mit, es seien «eine Kommandozentrale, Terror-Infrastruktur und Militärgebäude der Terrororganisation Hisbollah auf libanesischem Boden» von der Luftwaffe angegriffen worden.

Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, israelische Kampfflugzeuge hätten mehrere Ziele im libanesischen Grenzgebiet angegriffen. Sie berichteten auch von rund 20 Raketen, die von der Hisbollah auf israelische Stellungen abgefeuert worden seien.

(deutsch: Vor kurzem wurden mehrere Starts aus dem Gebiet des Libanon in Richtung der Region Har Dov entdeckt, die in offenem Gelände einschlugen, sowie ein weiterer Start in Richtung der Region Meshgav. IDF-Truppen griffen die Quellen der Schießerei an. [...])

Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion. Auf beiden Seiten gab es bereits Todesopfer. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg im Jahre 2006. Die Hisbollah hat Verbindungen zur islamistischen Hamas im Gazastreifen, gilt aber als einflussreicher und schlagkräftiger.

+++ Israels Militär: 200 Hamas-Ziele in der Nacht zu Montag angegriffen +++

Israels Armee hat nach eigenen Angaben in der Nacht im Gazastreifen 200 Ziele der islamistischen Hamas angegriffen. Soldaten attackierten etwa die «Terror-Infrastruktur» in einer Schule in dem Ort Beit Hanun im Norden des Gazastreifens, wie das Militär mitteilte. Soldaten seien aus der Schule heraus angegriffen worden. Auf dem Gelände sollen sich demnach zwei Tunnelschächte befunden haben, einer sei unter anderem mit Sprengfallen versehen gewesen. Israel wirft der Hamas immer wieder vor, Zivilisten als Schutzschilde zu missbrauchen. Die Terrororganisation weist dies zurück.

(deutsch: In der Nacht griffen die IDF etwa 200 Ziele der Terrororganisation Hamas an; Bodentruppen kämpfen weiter; terroristische Infrastrukturen in Schulen im nördlichen Gazastreifen wurden zerstört. [...])

Israels Armee hat nach eigener Darstellung in mehreren Fällen zudem Angriffe auf ihre Einsatzkräfte im Gazastreifen durch Luftangriffe verhindert. Auch die Marine habe in der Nacht Ziele der islamistischen Hamas attackiert.

Extremistische Palästinenser feuerten heute erneut Raketen in Richtung Israel. In Grenzorten nahe des Gazastreifens wurde Armeeangaben zufolge Raketenalarm ausgelöst.

Die Nacht im Überblick

Sorge vor Eskalation im Nahost-Konflikt

Während Israels Bodentruppen ihre Kämpfe gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen ausweiten, befeuern die von Israels Erzfeind Iran unterstützten Huthi-Rebellen den Nahost-Konflikt durch erneute Attacken auf Handelsschiffe. Ein Zerstörer der US-Marine kam den Schiffen im Roten Meer zu Hilfe und schoss mehrere Drohnen ab. Es sei noch unklar, ob der US-Zerstörer «USS Carney» selbst Ziel gewesen sei, teilte das US-Militär mit. Die Huthis drohten mit weiteren Attacken auf israelische Frachter. Israel betonte dagegen, nichts mit den Schiffen zu tun zu haben.

Der US-Zerstörer «USS Carney» im Jahr 2018.
Der US-Zerstörer «USS Carney» im Jahr 2018.

Diplomatische Bemühungen um Deeskalation

US-Vizepräsidentin Kamala Harris sprach auf ihrem Rückflug von der Klimakonferenz in Dubai mit Israels Staatspräsidenten Isaac Herzog sowie mit dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, über die Lage in Gaza, wie das Weiße Haus mitteilte. Außenminister Antony Blinken habe zudem mit dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, über «die laufenden Bemühungen, die sichere Rückkehr aller verbleibenden Geiseln zu ermöglichen und die Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu erhöhen», gesprochen.

(deutsch: Ich habe mit dem katarischen Premierminister Al Thani über die laufenden Bemühungen, die sichere Rückkehr aller Geiseln zu erleichtern und die Hilfe für die Zivilbevölkerung in Gaza weiter zu erhöhen, gesprochen.)

Immer mehr Todesopfer

Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde zufolge wurden im Gazastreifen bisher bereits mehr als 15 500 Menschen getötet und mehr als 41 000 weitere verletzt. Die Angaben lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen. Die Vereinten Nationen und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als glaubwürdig herausgestellt hätten.

Erneut Angriff der Huthi-Rebellen

Als Reaktion auf den Krieg Israels gegen die Hamas intensivieren die Huthi-Rebellen ihre Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer. Es seien alle Schiffe ein Ziel, die unter der Flagge Israels führen, die im Besitz israelischer Unternehmen seien oder die von israelischen Firmen betrieben würden, drohte Huthi-Militärsprecher Jahja Sari am Sonntag erneut. Israels Armeesprecher Daniel Hagari betonte, die attackierten Schiffe hätten keine Verbindung zum Staat Israel. Eines der Schiffe sei erheblich beschädigt worden. Es drohe zu sinken.

Machtverhältnisse in Nahost: Verbündete USA/Israel, Verbündete Iran (Grafik: A. Brühl)
Machtverhältnisse in Nahost: Verbündete USA/Israel, Verbündete Iran (Grafik: A. Brühl)

Seit dem Beginn des Gaza-Krieges haben Angriffe Iran-naher Gruppen auf US-Kräfte im Nahen Osten zugenommen, was Sorgen vor einer noch größeren Eskalation in der Region nährt. «Diese Angriffe stellen eine direkte Bedrohung für den internationalen Handel und die Sicherheit im Seeverkehr dar», so das US-Militär. «Wir haben auch allen Grund zur Annahme, dass diese Angriffe zwar von den Huthis im Jemen verübt, aber in vollem Umfang von Iran unterstützt werden.» Die USA würden in Abstimmung mit internationalen Partnern nun Maßnahmen diskutieren.

Harris: Palästinenser brauchen Perspektive

US-Vizepräsidentin Harris bekräftigte im Gespräch mit Israels Präsidenten Herzog die Unterstützung der USA für Israels Recht auf Selbstverteidigung. Zugleich äußerte sie aber auch ihre Besorgnis über Schritte, die zu einer Eskalation der Spannungen führen könnten, wie der Gewalt extremistischer israelischer Siedler im Westjordanland. Im Gespräch mit Abbas habe sie die Unterstützung der USA «für das palästinensische Volk und dessen Recht auf Sicherheit, Würde und Selbstbestimmung» zugesichert. Das palästinensische Volk brauche eine «klare politische Perspektive», hieß es weiter. Die USA wollen sich in dem Konflikt für eine Zweistaaten-Lösung einsetzen.

(deutsch: Israel hat das Recht, sich zu verteidigen. Wenn Israel dies tut, kommt es darauf an, wie. Zu viele unschuldige Palästinenser wurden getötet. Während Israel seine militärischen Ziele in Gaza verfolgt, glauben wir, dass Israel mehr tun muss, um unschuldige Zivilisten zu schützen.)