Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker.
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Israel: Feuerpause nur gegen Geiseln - Kämpfe gehen weiter

  • Washington: Israel stimmt regelmäßigen humanitären Pausen in Gaza zu

  • Israels Armee: Drohne trifft Zivilgebäude in Eilat - Herkunft unklar

  • Baerbock setzt Krisendiplomatie am Golf und in Israel fort

  • UN-Hochkommissar wirft Hamas und Israel Kriegsverbrechen vor

  • Scholz nennt Ausgrenzung von Juden eine «Schande»

  • Gaza: Gespräche über Feuerpause und Freilassung einiger Geiseln

  • Armee: Hamas-Stützpunkt in Gaza nach heftigem Kampf eingenommen

  • Nach Hamas und Samidoun: Faeser kündigt weitere Verbote an

Die aktuelle Lage im Newsstream:

+++ Israel: Feuerpause nur gegen Geiseln - Kämpfe gehen weiter +++

Die israelische Regierung beharrt auf ihrer Forderung, dass es ein Waffenstillstand mit der Hamas nur gegen die Freilassung der von den Islamisten festgehaltenen Geiseln geben wird. «Die Kämpfe gehen weiter und es wird keine Feuerpause ohne die Freilassung unserer Geiseln geben», hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Büros des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Zuvor hatte das Weiße Haus verkündet, Israel habe täglichen vierstündigen «humanitären Pausen» bei den Kämpfen im nördlichen Gazastreifen zugestimmt. Auf die Frage, ob es sich bei der Stellungnahme des Büros des Ministerpräsidenten um ein Dementi der US-Ankündigung handele, ging ein Sprecher Netanjahus am Donnerstag nicht ein.

Netanjahus Büro verwies auf einen Fluchtkorridor für Zivilisten im Gazastreifen vom Norden in den Süden, auf dem Israel den Menschen zurzeit täglich für einige Stunden eine sichere Passage zusagt. Am Mittwoch hätten 50 000 Menschen die Fluchtroute genutzt, hieß es.

+++ Washington: Israel stimmt regelmäßigen humanitären Pausen in Gaza zu +++

Israel hat nach Angaben des Weißen Hauses täglichen vierstündigen humanitären Pausen bei den Kämpfen im nördlichen Gazastreifen zugestimmt. Diese Pausen würden drei Stunden im Voraus angekündigt, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. «Israel ist verpflichtet, das Völkerrecht in vollem Umfang einzuhalten, und wir glauben, dass diese Pausen ein Schritt in die richtige Richtung sind», so Kirby weiter. Dies gelte insbesondere, um sicherzustellen, dass die Zivilbevölkerung die Möglichkeit habe, sich in sicherere Gebiete abseits der aktiven Kämpfe zu begeben.

US-Präsident Joe Biden habe sich für diese Pausen stark gemacht, hieß es weiter. Während dieser Pausen werde es etwa möglich sein, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen. Sie könnten auch ein «ausreichendes Zeitfenster bieten, um den Menschen zu helfen, aus der Gefahrenzone zu kommen», betonte Kirby. Außerdem seien sie eine Möglichkeit, Geiseln sicher aus dem Gazastreifen zu bringen. Nähere Details dazu nannte das Weiße Haus allerdings nicht. Die erste Pause solle bereits an diesem Donnerstag von den Israelis angekündigt werden.

Joe Biden. (Bild: REUTERS/Leah Millis)
Joe Biden. (Bild: REUTERS/Leah Millis)

Die US-Regierung bemüht sich bereits seit einiger Zeit um mögliche zeitlich begrenzte Feuerpausen im Gaza-Krieg. Erst am Montag hatten Biden und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu über das Thema gesprochen. Die beiden hätten die Möglichkeit «taktischer Pausen» erörtert, um der Zivilbevölkerung die Möglichkeit zu geben, Kampfgebiete zu verlassen, um humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen bereitzustellen und um die Befreiung weiterer Geiseln zu ermöglichen, hieß es aus dem Weißen Haus. Einen generellen Waffenstillstand lehnt die US-Regierung dagegen derzeit ab und argumentiert, dies würde nur der Hamas in die Hände spielen und der Gruppe Zeit geben, sich neu aufzustellen für weitere Attacken.

+++ Hamas-Behörde: Zahl der Toten in Gaza steigt auf mehr als 10 800 +++

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn vor einem Monat nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf 10 818 gestiegen. Mehr als 27 000 Menschen seien verletzt worden, teilte die Behörde mit. Unter den Toten seien 4412 Kinder und Jugendliche. Am Mittwoch hatte die Behörde noch von mehr als 10 500 getöteten Palästinensern berichtet. Die Zahlen und Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Den Angaben zufolge handelt es sich um die mit Abstand höchste Zahl von Toten unter Palästinensern während eines Krieges in der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts.

Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt haben. Auf israelischer Seite sind dabei und in den Tagen darauf mehr als 1400 Menschen getötet worden, darunter auch viele Frauen, Kinder und Jugendliche.

+++ Israels Armee: Drohne trifft Zivilgebäude in Eilat - Herkunft unklar +++

Eine Drohne hat in der südisraelischen Stadt Eilat Armeeangaben zufolge ein ziviles Gebäude getroffen. Die Herkunft der Drohne sowie der Vorfall insgesamt würden überprüft, teilte das Militär mit. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.

Israelische Medien meldeten unter Berufung auf das Militär, eine Schule sei beschädigt worden. Mehrere Menschen wurden Berichten zufolge wegen Angstzuständen behandelt. Bisher erklärte sich niemand verantwortlich für den möglichen Angriff.

+++ Baerbock setzt Krisendiplomatie am Golf und in Israel fort +++

Außenministerin Annalena Baerbock setzt ihre Krisendiplomatie im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg mit weiteren Gesprächen im Nahen Osten fort. Geplante Stationen der an diesem Freitag beginnenden Reise seien die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Israel, teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin mit. Die Grünen-Politikerin wird Israel bereits zum dritten Mal seit Beginn der Terrorattacken der islamistischen Hamas auf das Land am 7. Oktober besuchen.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, im Zentrum der Gespräche würden unter anderem die Freilassung der deutschen Geiseln, die dramatische humanitäre Lage in Gaza und die deutschen Bemühungen um die Verhinderung eines regionalen Flächenbrands stehen.

Annalena Baerbock. (Bild: REUTERS/Liesa Johannssen)
Annalena Baerbock. (Bild: REUTERS/Liesa Johannssen)

Saudi-Arabien und die Emirate gelten wie Katar als einflussreiche mögliche Vermittler, etwa wenn es um die Befreiung der Hamas-Geiseln geht. Die Hamas hatte bei ihrem Angriff auf Israel mindestens 240 Menschen als Geiseln genommen. Nach Angaben der Familien sind etwa 20 Menschen unter den Verschleppten, die auch den deutschen Pass haben. Bei den Gesprächen Baerbocks dürften auch Bemühungen um mögliche erste Schritte hin zu einer politischen Zwei-Staaten-Lösung stehen.

+++ Zentralrat der Muslime: Augen nicht vor Antisemitismus verschließen +++

Anlässlich des 85. Jahrestags der NS-Pogromnacht hat der Zentralrat der Muslime zu größeren Anstrengungen gegen Antisemitismus aufgerufen. «Heute zum 9. November gedenken auch wir deutsche Muslime der getöteten Juden. Der barbarische Völkermord und Holocaust erwuchs aus Antisemitismus und Judenhass heraus», sagte der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag).

Antisemitismus habe heute viele Facetten und speise sich auch «aus dem politischen Konflikt des israelisch-palästinensischen Konflikts». Mazyek sagte: «Davor können und dürfen wir als Muslime nicht die Augen verschließen und diesen müssen wir durch noch mehr Angebote und religiöse Aufklärung dekonstruieren.»

Der Zentralrat gehört zu den großen muslimischen Dachverbänden in Deutschland. Nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel Anfang Oktober war Kritik laut geworden, dass die Verbände sich zu spät geäußert und die Taten der Hamas nicht eindeutig genug verurteilt hätten.

+++ Palästinenser: Neun Tote bei Militäreinsatz Israels in Dschenin +++

Bei einem israelischen Militäreinsatz in Dschenin im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben mindestens neun Menschen getötet worden. 13 weitere seien verletzt worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit.

Die israelische Armee teilte mit, eine Drohne habe während des Einsatzes bewaffnete Einwohner des Flüchtlingsviertels in Dschenin angegriffen. Diese hätten die Truppen gefährdet, indem sie auf die Soldaten schossen und Sprengsätze warfen. Mit schwerem Gerät hätten die Truppen Dutzende von versteckten Sprengsätzen identifiziert und zerstört.

Bei dem Einsatz sei auch eine Mitarbeiterin des Palästinensischen Roten Halbmonds verletzt worden, teilte die Organisation mit. Einer ihrer Krankenwagen sei angegriffen und die Mitarbeiterin angeschossen worden, teilte der Rote Halbmond mit.

Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Es kommt dort immer wieder zu Razzien der israelischen Armee.

+++ Weitere 106 Lastwagen im Gazastreifen eingetroffen +++

Im Gazastreifen sind 106 weitere Lastwagen zur Versorgung der notleidenden Zivilbevölkerung eingetroffen. Diese hätten unter anderem Essen, Wasser und Arzneimittel geladen, teilte der Palästinensische Rote Halbmond am Mittwochabend mit. Insgesamt seien seit Wiederöffnung des Grenzübergangs Rafah nach Ägypten am 21. Oktober damit 756 Lastwagen in dem Küstengebiet eingetroffen. Nach UN-Angaben sind täglich 100 Lastwagen-Ladungen notwendig, um die gut zwei Millionen Menschen im Gazastreifen mit dem Nötigsten zu versorgen.

+++ UN-Hochkommissar wirft Hamas und Israel Kriegsverbrechen vor +++

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat sowohl der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas als auch Israel im Gaza-Krieg Kriegsverbrechen vorgeworfen. Er äußerte sich nach einem Besuch am Grenzübergang Rafah am Mittwoch.

Über die Terrorangriffe der Hamas im Süden Israels sagte Türk: «Die von bewaffneten palästinensischen Gruppen am 7. Oktober verübten Gräueltaten waren abscheulich, brutal und schockierend, sie waren Kriegsverbrechen - ebenso wie die anhaltende Geiselnahme.»

(deutsch: In #Rafah stand ich vor den Toren dessen, was in #Gaza ein lebender Albtraum ist. Ich spüre in meinem Innersten den Schmerz und das immense Leid jedes Menschen, dessen geliebter Mensch getötet wurde. Wir müssen alle diesen gemeinsamen Schmerz spüren und diesen Albtraum beenden.)

Anschließend sagte er über die Militärschläge Israels und die Abriegelung des Gazastreifens, die humanitäre Hilfe behindert: «Die kollektive Bestrafung palästinensischer Zivilisten durch Israel stellt ebenfalls ein Kriegsverbrechen dar, ebenso wie die unrechtmäßige Zwangsevakuierung von Zivilisten.»

Es dürfe bei der Beschreibung der Situation keine doppelten Standards geben, sagte Türk. Die Menschenrechtsstandards seien sehr klar: Konfliktparteien seien verpflichtet, die Zivilbevölkerung und zivile Einrichtungen zu schützen. Als Besatzungsmacht müsse Israel dafür sorgen, dass die Menschen im Gazastreifen mit dem Nötigsten versorgt werden. «Die Handlungen einer der Parteien entbinden die andere Partei nicht von ihren Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht», sagte Türk. Angriffe auf medizinische Einrichtungen, medizinisches Personal sowie Verwundete und Kranke seien verboten.

Türk verlangte dringend eine Feuerpause. Es müsse humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gebracht werden. Die Geiseln, die in den Gazastreifen verschleppt wurden, müssten umgehend bedingungslos freigelassen werden. Zudem müsse der politische Rahmen geschaffen werden, um die Besetzung des Gazastreifens auf der Basis des Rechts auf Selbstbestimmung der Israelis und der Palästinenser und legitimer Sicherheitsinteressen zu beenden.

(deutsch: Die Menschen in #Gaza ersticken unter anhaltenden Bombardierungen, trauern um ihre Familien und kämpfen um Wasser, Nahrung, Strom und Treibstoff. @volker_turk fordert die Parteien auf, einem Waffenstillstand auf der Grundlage zentraler Menschenrechtserfordernisse zuzustimmen)

+++ Hilfsorganisationen fordern Öffnung weiterer Grenzübergänge nach Gaza +++

Humanitäre Organisationen haben bei einer internationalen Hilfskonferenz in Paris auf das Öffnen weiterer Grenzübergänge für Lieferungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen gepocht. Die humanitäre Lage verschlechtere sich zusehends und eine Feuerpause sei notwendig, damit grundlegende Hilfe die Menschen erreichen könne, sagten Verantwortliche internationaler Organisationen.

«Heute ist die Lage ernst und verschlechtert sich jeden Tag weiter», sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der das internationale Treffen gut einen Monat nach Beginn des Gaza-Krieges anberaumt hatte. «Wir brauchen eine sehr schnelle humanitäre Pause und müssen auf einen Waffenstillstand hinarbeiten. Es muss der Raum geschaffen werden, den die humanitären Akteure benötigen, um in Gaza tätig zu werden.» Frankreich will mit der Konferenz dazu beitragen, dass die Hilfe für den Gazastreifen besser koordiniert und verstärkt wird.

(deutsch: Live aus Paris: Präsident @EmmanuelMacron eröffnet die internationalen Hilfskonferenz für die Zivilbevölkerung in #Gaza)

An der eintägigen Konferenz nehmen Vertreter von Staaten, internationalen Organisationen und in Gaza tätigen NGOs teil. Es könnten neue Finanzzusagen für die Bevölkerung in dem abgeriegelten Gebiet gemacht werden.

+++ Scholz nennt Ausgrenzung von Juden eine «Schande» +++

Am 85. Jahrestag der Pogromnacht der Nationalsozialisten hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, sich aktiv gegen die Ausgrenzung von Juden zu stellen. Ausgrenzung treffe Jüdinnen und Juden seit Jahrhunderten besonders und trotz des Zivilisationsbruchs des Holocausts auch heute noch, sagte Scholz bei einer Gedenkfeier des Zentralrats der Juden in der Berliner Synagoge Beth Zion. «Das ist eine Schande. Mich empört und beschämt das zutiefst.»

Olaf Scholz
Olaf Scholz

Der Kanzler erinnerte an einen versuchten Brandanschlag auf die Synagoge wenige Tage nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel. Zwei Unbekannte hatten Mitte Oktober Brandsätze in Richtung des Gebäudes geworfen. Wenn so etwas heute in Deutschland geschehe, «dann gerät in der Tat etwas aus den Fugen», sagte Scholz. Es komme nicht darauf an, ob Antisemitismus politisch oder religiös motiviert sei, ob er von links oder rechts komme, ob er hier gewachsen sei oder von außen ins Land getragen werde. «Jede Form von Antisemitismus vergiftet unsere Gesellschaft. So wie jetzt islamistische Demonstrationen und Kundgebungen. Wir dulden Antisemitismus nicht. Nirgendwo.»

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+++ Palästinenser: Sieben Tote bei Militäreinsatz Israels in Dschenin +++

Bei einem israelischen Militäreinsatz in Dschenin im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben mindestens sieben Menschen getötet worden. 13 weitere seien verletzt worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit.

Die israelische Armee teilte mit, eine Drohne habe während des Einsatzes bewaffnete Einwohner des Flüchtlingsviertels in Dschenin angegriffen. Diese hätten die Truppen gefährdet, indem sie auf die Soldaten schossen und Sprengsätze warfen. Mit schwerem Gerät hätten die Truppen Dutzende von versteckten Sprengsätzen identifiziert und zerstört.

Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Es kommt dort immer wieder zu Razzien der israelischen Armee.

Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas am 7. Oktober noch deutlich verschärft. Insgesamt 165 Palästinenser wurden laut palästinensischem Gesundheitsministerium getötet. Es gibt auch verstärkt Berichte über Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser.

+++ Gaza: Gespräche über Feuerpause und Freilassung einiger Geiseln +++

Im Gaza-Krieg gibt es Verhandlungen über die Freilassung von etwa einem Dutzend Geiseln in Gewalt der Hamas sowie eine zwei bis drei Tage lange Feuerpause. Das bestätigte eine Person mit Kenntnis dieser Gespräche der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe dabei um die «Freilassung von 10 bis 15 Geiseln im Gegenzug für eine 48 bis 72 Stunden lange humanitäre Pause» der Kämpfe.

Mahnwache für die Geiseln in Jerusalem.
Mahnwache für die Geiseln in Jerusalem.

Die israelische Zeitung «Jediot Achronot» berichtete von einem möglichen Deal unter Vermittlung Katars und mit Beteiligung des CIA-Chefs William Burns. Es war die Rede von der Freilassung von 50 bis 60 Geiseln, vor allem ältere Frauen, Kinder und Mütter. Nach Angabe israelischer Repräsentanten sei dieser aber «noch weit entfernt vom Abschluss».

Israel besteht demnach auf klare Abmachungen, um sicherzustellen, dass es nicht zu einer längeren Waffenruhe gedrängt wird, die als Sieg der Hamas gelten könnte. Nach Medienberichten befürchtet Israel, die angeschlagene Hamas könnte sich während einer längeren Feuerpause neu gruppieren. Diese könnte dann israelische Truppen im Gazastreifen gefährden. Unklar sei auch, ob im Rahmen einer Geiselfreilassung auch palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden sollen, schrieb die Zeitung.

+++ Einzigem Krankenhaus für Schwangere in Nordgaza droht Schließung +++

Das einzige Krankenhaus für Schwangere und Geburtshilfe im Norden des Gazastreifens hat nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA vor einer unmittelbar bevorstehenden Schließung gewarnt. Das Al-Auda-Krankenhaus in der Stadt Gaza könne seine Dienste ohne die Lieferung von Treibstoff für die Generatoren nicht aufrechterhalten, berichtete OCHA. Das Al-Kuds-Krankenhaus in der Stadt Gaza habe aus gleichem Grund bereits am Mittwoch wichtige Dienste eingestellt. Nach Angaben von OCHA halten sich im nördlichen Teil des Gazastreifens noch Hunderttausende Menschen auf. Sie kämpften jeden Tag, um ausreichend Essen und Trinkwasser zu besorgen.

Krankenhäuser im Gazastreifen. (Redaktion: B. Schaller; Grafik: R. Mühlenbruch/F. Bökelmann)
Krankenhäuser im Gazastreifen. (Redaktion: B. Schaller; Grafik: R. Mühlenbruch/F. Bökelmann)

+++ Armee: Hamas-Stützpunkt in Gaza nach heftigem Kampf eingenommen +++

Israelische Bodentruppen haben nach Darstellung der Armee nach heftigen Kämpfen im nördlichen Gazastreifen einen Stützpunkt der islamistischen Hamas eingenommen. Dieser liege im Flüchtlingsviertel Dschabalia, teilte das Miliär mit. An dem zehn Stunden langen Kampf seien neben Hamas auch der Islamische Dschihad beteiligt gewesen, hieß es.

(deutsch: Die Kämpfer des Kampfteams der Nahal-Brigade haben eine Operation zur Übernahme von Außenposten 17 abgeschlossen, einer militärischen Hochburg der Terrororganisation Hamas im Westen von Dschabalia im nördlichen Gazastreifen)

Die israelischen Truppen hätten in Dschabalia «Terroristen getötet, viele Waffen sichergestellt, Tunnelschächte aufgedeckt», hieß es in der israelischen Mitteilung. Einer der Tunnelschächte habe neben einem Kindergarten gelegen und führe zu einem weitverzweigten unterirdischen Tunnelsystem. In dem Stützpunkt sei auch «wichtiges operatives Material gefunden worden, in dem es um die Einsatzpläne des Feindes» gehe.

Vor gut einer Woche hatte ein israelischer Luftangriff auf ein Gebäude in Dschabalia schwere Folgen. Nach dem Angriff war ein Krater der Zerstörung in dem Flüchtlingsviertel zu sehen, von palästinensischer Seite war die Rede von Dutzenden Toten. Die Armee teilte mit, es seien in Dschabalia ein Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober sowie 50 weitere Terroristen getötet worden. Nach UN-Angaben ist Dschabalia das größte Flüchtlingsviertel im Gazastreifen.

+++ Nach Hamas und Samidoun: Faeser kündigt weitere Verbote an +++

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat bei einer Plenardebatte zum Schutz jüdischen Lebens in Deutschland weitere Verbotsverfügungen angekündigt. Die SPD-Politikerin sagte in Berlin, vor kurzem seien Betätigungsverbote für die islamistische Hamas-Bewegung und das Netzwerk Samidoun in Kraft getreten. Den deutschen Ableger von Samidoun habe sie aufgelöst. Die deutsche Demokratie setze sich also zur Wehr, sagte Faeser. Sie fügte hinzu: «Wir arbeiten schon an weiteren Verboten».

Anlass der Debatte im Bundestag war die Pogromnacht vor 85 Jahren, als in Deutschland Synagogen und jüdische Geschäfte angezündet und zerstört worden waren. Aus der Erinnerung an den Zivilisationsbruch von damals heraus, sei es wichtig, heute nicht zu schweigen, wenn Jüdinnen und Juden zur Zielscheibe von Hass und Hetze würden, betonte Faeser. Sie sagte: «Wenn jüdische Kinder Angst haben müssen, zur Kita oder in die Schule zu gehen, wenn wir strengere Sicherheitskonzepte brauchen, um sie vor Übergriffen auf dem Weg zum Unterricht zu schützen, meine Damen und Herren, dann beschämt mich das und es bricht mir das Herz.»

Mit Blick auf den Gaza-Krieg, der nach dem Angriff der Hamas in Israel am 7. Oktober begonnen hatte, sagte Faeser, die Terroristen hätten an diesem Tag kaltblütig Jagd auf Männer, Frauen und Kinder gemacht. Jetzt gelte der Grundsatz: «Wir stehen fest an der Seite Israels, und ich sage es in aller Deutlichkeit, dieser Tage darf es kein Aber geben.» Auf der Tribüne saßen während der Debatte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, der israelische Botschafter, Ron Prosor, und die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, die am vergangenen Sonntag ihren 102. Geburtstag gefeiert hatte. Sie wurde besonders herzlich begrüßt.

+++ Irans Ex-Präsident Ruhani: Nicht weit vom Krieg entfernt +++

Irans ehemaliger Präsident Hassan Ruhani sieht sein Land am Rande eines Kriegs. «Es ist möglich, dass ein Fehler, eine falsche Entscheidung oder eine ungenaue Handlung die Flamme des Kriegs in unsere Richtung zieht», zitierte die Zeitung «Etemad» den 74 Jahre alten Politiker. «Wir befinden uns nicht im Kriegszustand, sind aber vom Krieg nicht weit entfernt», warnte er.

Ruhani, der zum Lager der Reformpolitiker zählt, war von 2013 bis 2021 Präsident. Während seiner Amtszeit drohte vor fast vier Jahren eine militärische Eskalation am Golf, nachdem die USA Anfang 2020 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump den iranischen General Ghassem Soleimani im Irak durch einen gezielten Drohnenangriff töteten. Ruhani zog sich nach seiner Präsidentschaft aus der Politik zurück.

Die Nacht im Überblick

Israels Militär will Korridor offenhalten

Angesichts der heftigen Gefechte mit der islamistischen Hamas im Norden des Gazastreifens wollen die israelischen Streitkräfte die Flucht von Zivilisten in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens weiter ermöglichen. «Wir werden diesen humanitären Korridor in den Süden weiterhin aufrechterhalten», sagte Militärsprecher Daniel Hagari am Mittwoch. Dies gelte auch für heute. Demnach hätten am Mittwoch schätzungsweise 50 000 Menschen den Evakuierungskorridor genutzt.

(deutsch: Den fünften Tag in Folge hat die IDF heute einen weiteren Evakuierungskorridor für Zivilisten im nördlichen Gazastreifen geöffnet, um nach Süden zu ziehen)

Unterdessen wuchs die Sorge vor einer Ausweitung des Gaza-Krieges auf die ganze Region. Als Reaktion auf die jüngsten Angriffe proiranischer Milizen flog das US-Militär im Osten Syriens einen weiteren Luftangriff. Ziel sei ein Waffenlager gewesen, das von Irans Revolutionsgarden sowie deren Verbündeten genutzt worden sei, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Bereits Ende Oktober hatten die USA im Osten Syriens Luftangriffe gegen zwei ähnliche Ziele geflogen. Dies verschärfte die Befürchtungen, dass sich der Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu einem größeren Konflikt ausweiten könnte.

Am 7. Oktober hatten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen bei Massakern und Angriffen im israelischen Grenzgebiet mehr als 1400 Menschen getötet und zahlreiche Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Die israelischen Streitkräfte flogen daraufhin Luftangriffe und rückten mit Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist nach Angaben des Hamas-kontrollierten Gesundheitsministeriums auf mehr als 10 500 gestiegen. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Netanjahu bekräftigt: Keine Waffenruhe ohne Freilassung von Geiseln

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte unterdessen eine Waffenruhe im Gazastreifen erneut von der Freilassung der Geiseln abhängig. «Ich möchte alle Arten von falschen Gerüchten, die wir aus allen möglichen Richtungen hören, beiseite legen und eines klarstellen: Es wird keine Waffenruhe ohne die Freilassung unserer Geiseln geben», sagte Netanjahu. Unklar war jedoch, ob er damit die Freilassung aller Geiseln auf einmal meinte. Zuvor hatte es unbestätigte Medienberichte zu Verhandlungen über eine humanitäre Waffenruhe im Gegenzug für die Freilassung von bis zu 15 Geiseln im Gazastreifen gegeben. Ein hochrangiges Mitglied der islamistischen Hamas sagte der Deutschen Presse-Agentur, es liefen «ernsthafte Verhandlungen».

UN: Konvoi mit Medikamenten erreicht Klinik im Gazastreifen

Ein Konvoi mit medizinischen Gütern erreichte nach Angaben der Vereinten Nationen das Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen. Dies sei erst die zweite Lieferung lebensrettender Hilfsgüter an die Klinik seit Beginn des Gaza-Kriegs, teilten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) mit. Die Lieferung sei zwar willkommen, reiche jedoch bei weitem nicht aus, um den enormen Bedarf im Gazastreifen zu decken. «Die medizinischen Bedingungen in dem größten Krankenhaus im Gazastreifen und einer der ältesten palästinensischen Gesundheitseinrichtungen sind katastrophal», hieß es in der Mitteilung.

(deutsch: Ein Hoffnungsschimmer für Patienten im Al-Shifa-Krankenhaus – zusammen mit @UNRWA hat der Konvoi von @WHO 56 zusätzliche Tonnen Gesundheitsgüter geliefert. Dies ist unsere zweite Lieferung an Al-Shifa seit dem 7. Oktober. Die von uns gelieferten Mengen sind zwar willkommen, reichen aber bei weitem nicht aus, um den ohnehin schon immensen und noch wachsenden Bedarf des größten Krankenhauses in Gaza zu decken. Wir fordern weiterhin einen dauerhaften, sicheren und erweiterten humanitären Zugang, den Schutz der Gesundheitsversorgung und einen humanitären Waffenstillstand.)

Zahl getöteter UN-Mitarbeiter im Gazastreifen steigt auf 92

Die Zahl der getöteten Mitarbeiter der Vereinten Nationen im Gaza-Krieg stieg auf 92. Die UN hätten weltweit noch in keinem Konflikt innerhalb eines Monats so viele Todesfälle zu verzeichnen gehabt, sagte der Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, in einem Interview des Schweizer Medienhauses Tamedia, wie die nationale Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Er warnte vor dem Kollaps der öffentlichen Ordnung. Mehr als 700 000 Menschen seien inzwischen in die Einrichtungen des Hilfswerks geflüchtet.

(deutsch: Seit dem abscheulichen Angriff in #Israel und dem brutalen Krieg + der engen Belagerung in #Gaza ist nun ein Monat vergangen. Es schmerzt mich sehr, dass in #Gaza 92 @UNRWA-Kollegen getötet wurden. Ohne sie werden wir niemals die gleichen sein. Noch einmal rufe ich zum Wohle der Menschheit zu einem Waffenstillstand auf.)

US-Regierung zur Zukunft Gazas: Haben viele Fragen, wenige Antworten

Die US-Regierung mahnte diplomatische Gespräche über die Zukunft des Gazastreifens an. «Ich denke, was wir haben, sind viele Fragen, aber nicht viele Antworten», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, im US-Fernsehsender CNN. «Wir wissen, was wir nach dem Konflikt in Gaza nicht sehen wollen. Wir wollen nicht, dass die Hamas die Kontrolle übernimmt. Wir wollen keine Rückeroberung durch Israel sehen.» Aber was eine gute Lösung für den Küstenstreifen sei, müsse man nun erst noch rausfinden. Die USA könnten das Problem nicht allein lösen. «Wir werden diplomatische Gespräche mit den Menschen in der Region führen müssen, um eine Lösung zu finden.»

Israel: Ganze Division von Reservisten im Gazastreifen im Einsatz

An der Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen ist nach Militärangaben eine ganze Division von Reservisten beteiligt. Eine Division umfasst für gewöhnlich mindestens 10 000 Soldaten. Es sei das erste Mal seit dem Libanon-Krieg 1982, dass eine ganze Division von Reservisten auf feindlichem Gebiet im Einsatz sei, teilte das Militär mit. Die 252. Division, die seit Samstag im Norden des Gazastreifens agiere, umfasse vier Infanteriebrigaden und eine Panzerbrigade. Außer der Division seien noch weitere Truppen beteiligt.