Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild)
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild)

Der Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen.

  • Hamas übergibt weitere Gaza-Geiseln an Rotes Kreuz

  • Bericht: Mindestens fünf Gruppen halfen Hamas bei Terrorüberfall

  • Schusswechsel im Norden des Gazastreifens trotz Waffenruhe

  • Kreise: CIA-Direktor und Mossad-Chef zu Gaza-Verhandlungen in Katar

  • Fast 1000 antisemitische Vorfälle in Deutschland nach Hamas-Angriff dokumentiert

  • Katar: Können Zahl der verbleibenden Geiseln nicht bestätigen

  • Scholz: Einsatz mit ganzer Kraft für weitere Geisel-Freilassung

  • Angehörige deutscher Gaza-Geiseln: «Haben Traumatisches durchgemacht»

  • Kaum Hilfe für verletze und traumatisierte Kinder im Gazastreifen

+++ Hamas übergibt weitere Gaza-Geiseln an Rotes Kreuz +++

Die islamistische Hamas hat eine weitere Gruppe von Geiseln im Rahmen der Feuerpause im Gaza-Krieg dem Roten Kreuz übergeben. Es handle sich um zehn Israelis sowie zwei Ausländer, teilte die israelische Armee am Dienstag mit. Im Gegenzug sollen 30 weitere palästinensische Häftlinge entlassen werden. Es war bereits die fünfte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause am Freitag freikam.

Die am Freitagmorgen begonnene zunächst viertägige Feuerpause war unter den bislang geltenden Bedingungen um zwei Tage verlängert worden. Damit könnte sie bis Donnerstagmorgen dauern. Ob sie danach erneut verlängert werden würde, war zunächst unbekannt.

+++ Bericht: Mindestens fünf Gruppen halfen Hamas bei Terrorüberfall +++

Mindestens fünf bewaffnete Palästinenserorganisationen haben sich laut einem Bericht des britischen Senders BBC an dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel beteiligt. Fünf Gruppen hätten im Anschluss an das Hamas-Massaker am 7. Oktober Videos veröffentlicht, die beweisen sollten, dass sie bei dem Terrorüberfall dabei gewesen waren. Dies berichtete die BBC. Bei dem Überraschungsangriff wurden nach israelischen Angaben mindestens 1200 Menschen getötet und rund 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Laut BBC teilten drei weitere Palästinensergruppen auf Telegram lediglich schriftlich mit, sie wären ebenfalls an dem Massaker am 7. Oktober beteiligt gewesen.

Insgesamt haben demnach drei der Gruppen angegeben, sie hätten selbst Geiseln an dem Tag in den Gazastreifen verschleppt. Darunter ist auch die Terrororganisation Islamischer Dschihad. Alle Angaben sind derzeit nicht unabhängig zu überprüfen.

Insgesamt befinden sich laut Israel noch 173 Geiseln im Gazastreifen. Der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madschid al-Ansari, sagte dagegen am Dienstag, die Zahlen zu verbliebenen Geiseln könne er nicht endgültig bestätigen. Es gebe dazu viele Schätzungen. Katar vermittelt wie auch die USA und Ägypten zwischen Israel und der Hamas.

Von der Hamas entführte Geiseln: Auf einer Leinwand mit Fotos wird deren Freilassung gefordert.
Von der Hamas entführte Geiseln: Auf einer Leinwand mit Fotos wird deren Freilassung gefordert.

Die US-Regierung hatte am Montag mitgeteilt, sie gehe davon aus, dass nicht alle Geiseln in Hand der Hamas seien. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, nannte dabei keine genaue Zahl. Der Sender CNN berichtete unter nicht namentlich genannten diplomatischen Quellen von schätzungsweise 40 Geiseln.

Laut BBC hatte die Hamas seit 2020 mit verschiedenen militanten Gruppen unter anderem Angriffstaktiken trainiert, wie jene, die am 7. Oktober angewandt wurden. Dazu gehörten auch Geiselnahmen. Auf in sozialen Netzwerken veröffentlichten Videos seien zehn verschiedene Gruppen neben der Hamas zu sehen gewesen, schrieb die BBC. Diese Gruppen seien anhand ihrer Kopfbänder und Abzeichen zu identifizieren gewesen.

+++ Schusswechsel im Norden des Gazastreifens trotz Waffenruhe +++

Trotz einer mehrtägigen Waffenruhe im Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist es am Dienstag zu einem Schusswechsel im nördlichen Gazastreifen gekommen. Nach Angaben der israelischen Armee wurden israelische Soldaten beschossen. Diese hätten zurückgeschossen. Zudem seien insgesamt drei Sprengsätze neben Soldaten an zwei Standorten explodiert. Damit sei der Rahmen der Waffenruhe «verletzt worden», hieß es.

Die Hamas bestätigte eine Konfrontation mit der israelischen Armee. Die Terrororganisation warf Israel eine Verletzung der Waffenruhe im Norden des Gazastreifens vor. Die Hamas betonte allerdings, sie fühle sich weiter an die Vereinbarung gebunden, solange Israel sich ebenfalls verpflichtet fühle. Die Hamas rief die Vermittler Katar und Ägypten dazu auf, Israel zur Einhaltung der Waffenruhe zu drängen.

Laut Armee wurden mehrere Soldaten leicht verletzt. Die Soldaten hätten sich an den im Rahmen der Waffenruhe vereinbarten Standorte aufgehalten.

+++ Israel: Drei tote Soldaten am 7. Oktober nach Gaza verschleppt +++

Bei dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober sind nach israelischen Angaben auch die Leichen von drei Soldaten in den Gazastreifen verschleppt worden. Zwei 19-Jährige und ein 20-Jähriger seien bei dem Massaker im Süden Israels getötet und ihre Leichen von Terrororganisationen mitgenommen worden, teilte die Armee am Dienstag mit. Die Leichen befänden sich noch im Gazastreifen.

+++ Kreise: CIA-Direktor und Mossad-Chef zu Gaza-Verhandlungen in Katar +++

CIA-Direktor William Burns und der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, sind nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Doha eingetroffen, um sich mit dem katarischen Ministerpräsidenten Abdulrahman Al Thani zu treffen. Dabei gehe es um die Ausweitung der Bemühungen zur Feuerpause im Gaza-Krieg und um die nächsten Phasen eines möglichen Abkommens, sagte eine mit den Gesprächen in der katarischen Hauptstadt vertraute Person der dpa. Auch ägyptische Vertreter nehmen demnach an dem Treffen teil.

Katar sowie Ägypten hatten in Absprache mit den USA in den vergangenen Wochen zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Vor allem Katar hat sehr gute Kontakte zur Hamas, in dem Emirat am Golf lebt auch die Hamas-Führungsspitze.

+++ Fast 1000 antisemitische Vorfälle in Deutschland nach Hamas-Angriff dokumentiert +++

Im ersten Monat nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel haben Meldestellen in Deutschland bundesweit 994 antisemitische Vorfälle dokumentiert. Rechnerisch seien das 29 Fälle pro Tag, 320 Prozent mehr als der tägliche Durchschnitt 2022, berichtete der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) in Berlin. Die Auswertung umfasst den Zeitraum 7. Oktober bis 9. November 2023.

Viele Jüdinnen und Juden erlebten antisemitische Vorfälle im Alltag und fühlten sich unsicher, so Rias. Allein 59 Vorfälle im Wohnumfeld seien gemeldet geworden. Zum Beispiel seien in Gießen zwei Männer gewaltsam in die Wohnung eines Israeli eingedrungen, um eine aus dem Fenster hängende Israelflagge zu entfernen.

Auch an den Universitäten nähmen Antisemitismus und antiisraelische Propaganda zu. Insgesamt seien 37 antisemitische Vorfälle an Hochschulen dokumentiert worden. Jüdische Studierende hätten berichtet, dass sie von Kommilitonen für das Verhalten Israels verantwortlich gemacht worden seien. Einige seien nicht mehr zur Uni gegangen. In Franken sei an einer Hochschule das Bild einer Person, die sich gegen Antisemitismus engagiere, mit Hassparolen markiert worden.

Die Zahlen seien erschreckend, aber nicht verwunderlich, erklärte Hanna Veiler, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland. «Junge Jüdinnen und Juden berichten seit dem 7. Oktober ununterbrochen, wie stark der Antisemitismus, den sie in ihrem alltäglichen Leben wahrnehmen, vor allem im universitären Kontext, zugenommen hat.»

Gegen jeden Antisemitismus: Eine Demonstration in Düsseldorf stellt sich dem Hass entgegen.
Gegen jeden Antisemitismus: Eine Demonstration in Düsseldorf stellt sich dem Hass entgegen.

Die Rias-Meldestellen erfassten bundesweit 177 antisemitische Versammlungen. Desinformation trage zur Mobilisierung bei, so etwa ungeprüfte Meldungen über einen angeblichen Angriff der israelischen Armee auf das Al-Ahli Krankenhaus am 17. Oktober, hieß es. Danach habe sich die Zahl antisemitischer Versammlungen im Vergleich zur Woche davor verdoppelt.

«Die Propagandaerfolge der Hamas haben auf den Zu- und Verlauf von Demonstrationen in Deutschland einen größeren Einfluss als das Agieren des israelischen Militärs selbst», sagte Rias-Geschäftsführer Benjamin Steinitz. Medien hätten die Verantwortung, Bilder und Opferzahlen genau zu prüfen.

+++ Katar: Können Zahl der verbleibenden Geiseln nicht bestätigen +++

Nach Verlängerung der Feuerpause im Gaza-Krieg sollen nach Angaben des Vermittlers Katar an diesem Dienstag und Mittwoch insgesamt 20 im Gazastreifen festgehaltene Geiseln freikommen. «Wir haben die Bestätigung, dass 20 Geiseln in Gaza innerhalb von zwei Tagen freigelassen werden können», sagte der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madschid al-Ansari, bei einer Pressekonferenz.

Zahlen zu verbliebenen Geiseln im Gazastreifen könne Katar nicht endgültig bestätigen. Es gebe dazu viele Schätzungen. «Aber wir können keine dieser Zahlen bestätigen», so Al-Ansari. «Was wir bestätigen oder zumindest mit Sicherheit sagen können ist, dass wir eine Zahl von 20 Geiseln haben, die innerhalb von 48 Stunden freigelassen werden können. Zu einer anderen Zahl kann ich im Moment keine Aussage machen», sagte der Sprecher.

Das Golfemirat Katar bemühe sich demnach weiter um eine Verlängerung der Feuerpause. Ziel sei ein dauerhafter Waffenstillstand.

+++ Scholz: Einsatz mit ganzer Kraft für weitere Geisel-Freilassung +++

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den vollen Einsatz der Bundesregierung für die Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der Hamas im Gaza-Streifen zugesagt. Scholz zeigte sich in einer Regierungserklärung im Bundestag erleichtert, dass nun Geiseln aus der Hand der Terroristen in Freiheit gekommen seien.

«Dass unter den Freigelassenen auch mehrere Deutsche sind, ist ein weiterer Grund zur Freude», sagte Scholz. Der Kanzler dankte allen, die sich «durch unermüdliche Diplomatie» für ihr Schicksal eingesetzt hätten. Noch immer halte die Hamas aber mehr als hundert Frauen, Männer und Kinder in ihrer Gewalt. «Auch sie müssen nun unverzüglich freigelassen werden», sagte Scholz. «Die Bundesregierung wird dazu weiter mit ganzer Kraft beitragen.»

Olaf Scholz.
Olaf Scholz.

Am Montagabend hatte die Hamas weitere elf Geiseln freigelassen, darunter zwei Deutsche. Seit Freitag kamen damit 69 Geiseln frei, darunter zehn deutsche Doppelstaatsbürger. Nach einer Verlängerung der Feuerpause im Gaza-Krieg besteht nun Hoffnung auf die Freilassung weiterer Geiseln.

+++ Angehörige deutscher Gaza-Geiseln: «Haben Traumatisches durchgemacht» +++

Nach der Freilassung einer Gruppe deutsch-israelischer Geiseln aus dem Gazastreifen versucht die Familie, wieder ins Leben zu finden. Dies sei für ihre Tante, ihre Cousine und deren zwei Kinder ein langer Prozess, sagte Shira Havron der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag am Telefon. «Sie alle haben Traumatisches durchgemacht.»

Über die Bedingungen und die Erlebnisse ihrer Geiselhaft darf Havron eigenen Angaben nach aber nicht sprechen.

Die islamistische Hamas hatte ihre Verwandten am Samstag im Rahmen eines Abkommens mit der israelischen Regierung freigelassen. Die vier haben neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Mehr dazu auch im Video:

Ihrer 67 Jahre alten Tante Shoshan, deren 38 Jahre alten Tochter Adi sowie deren beiden Kindern gehe es nach ihrer Freilassung aus dem Gazastreifen körperlich gut, sagte Havron. «Aber der Mann meiner Cousine wird noch immer dort festgehalten.» Ohne den 38 Jahre alten Tal sei das Bild nicht komplett.

Adi und Tal seien mit ihren zwei Kindern am Tag des Hamas-Massakers bei Adis Verwandten im Kibbuz Beeri zu Besuch gewesen. Palästinensische Terroristen fielen am 7. Oktober in dem Ort ein und ermordeten dabei auch Shoshans Mann, ihre Schwester und deren Mann. «Das Haus meiner Tante ist total runiert», sagte ihre Nichte. Die Terroristen hätten es in Brand gesteckt.

Nach der Freilassung der beiden Frauen und der zwei Kinder nach sieben Wochen Geiselhaft kamen die vier am Samstagabend zunächst in eine Klinik. Am Montag seien sie dort entlassen worden. Seitdem wohnen sie Havron zufolge vorübergehend mit Adis Geschwistern in einem Haus in einer Kleinstadt im Norden von Tel Aviv zusammen. Die Unterkunft hätten Angehörigenvertreter der Geiseln ihnen zur Verfügung gestellt. «Die Familie will jetzt erstmal zusammen sein», sagte sie.

+++ Kaum Hilfe für verletze und traumatisierte Kinder im Gazastreifen +++

Im weitgehend kriegszerstörten Gazastreifen sind Kummer und Traurigkeit nach Angaben eines UN-Sprechers an jeder Straßenecke zu spüren. James Elder, Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, berichtete von verheerenden Zuständen. Er sprach aus der Stadt Gaza zu Reportern in Genf. «Es ist noch schlimmer, als ich befürchtet hatte», sagte er. «Kummer und Traurigkeit haben in Gaza Wurzeln geschlagen.»

Elder berichtete von einem Jungen, der bei einem Angriff seine beiden Eltern und seinen Zwillingsbruder verloren hatte. Der Junge sprach mit fest geschlossenen Augen über das, was ihm passiert war. Auf die Frage, warum, habe ihm eine Übersetzerin erklärt, der Junge habe große Angst, zu vergessen, wie seine Familie aussehe und halte die Augen geschlossen, um sie in Erinnerung zu behalten.

Ein Junge, dem durch eine Bombe ein Bein abgerissen wurde, habe vier Tage mit seinem Vater in einem Bus gebraucht, um in den Süden zu gelangen. Der Stumpf sei entzündet gewesen. Er habe zudem Granatsplitter im Kopf gehabt und Brandwunden am ganzen Körper und musste im Krankenhaus trotzdem stundenlang auf Hilfe warten. Kinder mit verheerenden Wunden hätten auf dem Parkplatz vor einem Krankenhaus gelegen, wo Ärzte mit wenigen Mitteln versuchten, ihr Leben zu retten.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Not deutlich größer als das Gesundheitspersonal bewältigen kann. In Auffanglagern seien Babys mit Durchfall, für die es keine Medikamente gebe. Sie drohten zu sterben. Chronisch Kranke bekämen ihre Medikamente nicht mehr, etwa für Herz- oder andere Krankheiten.

Die WHO und Partner hätten seit der Feuerpause mehr als 160 Lastwagen mit Material in den Gazastreifen geschafft. Darunter war vor allem Bedarf zur Versorgung der vielen Wunden, aber auch Medikamente. «Es ist nur ein Rinnsal, der Bedarf ist viel größer», sagte eine WHO-Sprecherin in Genf. WHO und Unicef verlangten, dass Israel Bombardierungen ein für alle Mal beendet, um Menschen versorgen zu können. «Wir haben ja eigentlich den menschlichen Instinkt, Kinder zu beschützen, aber ich frage mich hier, ob wir den verloren haben», sagte Elder.

+++ Israel: Frauen und Kinder gehen bei Geiselfreilassungen vor +++

Bei der Freilassung weiterer Geiseln aus den Händen der islamistischen Hamas haben für Israel Frauen und Kinder Priorität. Das sagte Israels Regierungssprecherin Tal Heinrich dem US-Sender CNN in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit). «Und wir wollen nicht, dass Familien getrennt werden bei diesen Schüben, in diesen Geiselgruppen, die freigelassen werden», sagte sie.

Israel könne allerdings stets nur hoffen, dass «mehr Familien, oder das, was von ihnen übrig ist, wiedervereint werden», so Heinrich. Schließlich kontrolliere die Hamas die Listen mit den Namen von Geiseln, die sie als Nächstes freilassen könnten. «Sie entscheiden, wer rauskommt und wer nicht.»

Unter den zehn Geiseln, die «potenziell, hoffentlich» Dienstag freikommen könnten, seien ihrer Kenntnis nach auch zwei Frauen mit US-Staatsbürgerschaft, so die Regierungssprecherin.

Israel werde für jeweils zehn freigelassene Israelis die humanitäre Feuerpause um einen Tag verlängern, sagte Heinrich weiter.

Die Feuerpause ist unter den bislang geltenden Bedingungen um zunächst zwei Tage bis Donnerstag verlängert worden. Im Zuge der von Katar, Ägypten und den USA ausgehandelten Vereinbarung kamen bislang 69 Geiseln frei, unter ihnen zehn deutsche Doppelstaatsbürger. Im Gegenzug wurden seit Freitag 150 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen. Außerdem wurden im Zuge der Vereinbarung dringend benötigte humanitäre Hilfsgüter in den Gazastreifen geliefert.

+++ Hilfe erreicht auch Norden des Gazastreifens +++

Humanitäre Organisationen haben während der Feuerpause im Gazastreifen tonnenweise Hilfsgüter in den Norden des Gebiets gebracht. Darunter waren unter anderem Fertiggerichte, Trinkwasser, Zelte und Decken sowie Medikamente, wie das UN-Nothilfebüro OCHA berichtete. Wegen der Angriffe Israels und Kämpfen mit terroristischen Palästinenserorganisationen wie Hamas hatten sie dort seit Wochen keinen Zugang. Trotz der israelischen Aufrufe, den Norden des Gazastreifens zu räumen, halten sich dort nach Schätzungen noch Hunderttausende Menschen auf.

Geliefert worden sei auch Treibstoff zur Stromproduktion und Material für Entsalzungsanlagen, Wasserpumpwerke und eine Abwasserkläranlage. Sie waren wegen Strommangels in den vergangenen Wochen abgestellt worden. Das teils schwer beschädigte Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza habe mit neuem Treibstoff seine Dialyse-Station für nierenkranke Patienten wieder geöffnet. Für die Menschen im Süden werde Trinkwasser unter anderem über zwei Rohre aus Israel geliefert.

Die Ereignisse vom Vorabend im Überblick:

Nach der Verlängerung der Feuerpause im Gaza-Krieg um zwei Tage besteht große Hoffnung auf die Freilassung weiterer Geiseln. Am Abend einigten sich Israel und die islamistische Hamas auf eine Verlängerung der zunächst auf vier Tage angelegten Feuerpause bis Donnerstagmorgen.

Am Montagabend ließ die Hamas weitere elf Geiseln frei, darunter zwei Deutsche. Israel setzte im Gegenzug 33 palästinensische Häftlinge aus verschiedenen Gefängnissen auf freien Fuß. In der Nacht ging bei der israelischen Regierung eine weitere Liste mit für die Freilassung vorgesehene Menschen ein.

Liste der Geiseln wird geprüft

Die in der Liste der Hamas aufgeführten Menschen dürften schon heute freikommen, berichtete die «Times of Israel» unter Berufung auf das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu. Es wäre die erste Gruppe, die nach der Verlängerung der Feuerpause aus der Gewalt der Islamisten entlassen wird. Wie viele Geiseln freikommen könnten, ging laut der Zeitung nicht aus der Ankündigung hervor. Andere Medien berichteten von zehn Menschen.

Seit Freitag kamen damit 69 Geiseln frei, darunter zehn deutsche Doppelstaatsbürger. Im Gegenzug wurde gestern erneut eine Gruppe von 33 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen entlassen, wie die israelische Gefängnisbehörde am Abend mitteilte. Dabei handelte es sich um Frauen und Jugendliche. Der jüngste Teenager war den Angaben zufolge 14 Jahre alt. Damit wurden seit Freitag bisher insgesamt 150 palästinensische Häftlinge freigelassen. Die bislang Freigekommenen waren unter anderem wegen Messerattacken auf Israelis, Brandstiftung sowie Attacken mit Brandbomben oder Steinen verurteilt worden.

Gaza-Karte u. wichtigste Punkte der Waffenstillstandsvereinbarung. Grafik: P. Massow/B. Bolte; Redaktion: B. Bolte
Gaza-Karte u. wichtigste Punkte der Waffenstillstandsvereinbarung. Grafik: P. Massow/B. Bolte; Redaktion: B. Bolte

Mit der verlängerten Kampfpause könnten laut «Times of Israel» ungefähr 20 weitere Geiseln freikommen, die bei der brutalen Terrorattacke am 7. Oktober durch die Hamas entführt wurden. Insgesamt verschleppten die Kämpfer damals rund 240 Menschen in den Gazastreifen. Etwa 1200 Menschen wurden getötet. Israel ging seitdem mit einer Bodenoffensive gegen die Hamas vor.

Auch Deutsche unter den Freigelassenen

Die Hamas übergab am Abend im Rahmen der Feuerpause elf Geiseln dem Roten Kreuz, wie die israelische Armee mitteilte. Nach israelischen Medienberichten handelt es sich um neun Kinder und Jugendliche sowie zwei Frauen. In der Geisel-Gruppe befanden sich zwei deutsche Teenager, wie Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf der Plattform X, ehemals Twitter, schrieb. Von den verschleppten Menschen hatten rund 20 auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Nach 52 Tagen Leid und Verzweiflung könne die Mutter der Teenager diese wieder in die Arme schließen, schrieb Baerbock auf X. «Ich denke an die Familien, die weiter bangen. Wir tun alles dafür, dass auch sie ihre Liebsten wieder in die Arme schließen können.» Laut einer Sprecherin israelischer Geiselfamilien handelte es sich bei den deutschen Staatsbürgern um zwei jugendliche Brüder.

Menschen sollen medizinisch untersucht werden

Die Gruppe vom Montag war bereits die vierte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause freikam. Die Menschen sollten zunächst medizinisch untersucht werden und anschließend ihre Familien treffen können. Neben den beiden Deutschen waren auch drei französische Kinder im Alter von 12 und 16 Jahren, wie das Außenministerium in Paris mitteilte. Nach Ministeriumsangaben werden weiterhin fünf Franzosen vermisst.

Der Sprecher der israelischen Regierung, Eilon Levi, sagte vor der Freilassung am Montag, es würden noch 184 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Davon seien 14 Ausländer sowie 80 Israelis mit einem Zweitpass. Die jüngste der Geiseln, ein zehn Monate altes Baby, war bisher nicht freigekommen. Der Junge war mit seinen Eltern und seinem vierjährigen Bruder entführt worden.

Antony Blinken.
Antony Blinken.

US-Außenminister will erneut nach Israel

Für weitere Gespräche über die Geiseln will US-Außenminister Antony Blinken in dieser Woche erneut Israel und das Westjordanland besuchen. Er werde auch das Selbstverteidigungsrecht Israels thematisieren und über den Schutz von Zivilisten während des israelischen Einsatzes im Gazastreifen diskutieren, teilte Außenministeriumssprecher Matthew Miller in Washington mit. Blinken wolle auch die weiteren Schritte zur Gründung eines palästinensischen Staates besprechen sowie die Notwendigkeit, eine Ausweitung des Konfliktes zu verhindern. Wann Blinken in der Nahost-Region eintreffen werde, teilte sein Ministerium nicht mit.

Im Video: Zwei Deutsche unter am Montag freigelassenen Hamas-Geiseln