Zitter-Wahl in Türkei: Erdogan unter 50 %, Vorwürfe der Manipulation
Bei der Wahl in der Türkei zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Erdogan und seinem Herausforderer Kilicdaroglu ab. Die Opposition zweifelt die Daten der Staatsagentur an und wirft der Regierung "taktische Manöver" vor.
Nach Auszählung von 93 % der Stimmen werden die Präsidentschaftswahlen in der Türkei voraussichtlich in die Stichwahl gehen - keiner der Kandidaten hat die absolute Mehrheit erreicht.
Laut der Nachrichtenagentur Anadolu liegt der Amtsinhaber Erdogan bei 49,83 % und verpasst damit die Mehrheit. Mit einem finalen Ergebnis der Stimmauszählung kann es noch dauern. Bleibt es bei unter 50 %, finden am 28. Mai Stichwahlen statt.
Oppositionsführer Kilicdaroglu liegt bei 44,40 %. Tendenziell ist also damit zu rechnen, dass die Zustimmung für den Amtsinhaber noch sinken wird, da die staatliche Agentur Anadolou in der Regel zunächst die Ergebnisse aus Erdogan-Hochburgen veröffentlicht.
Die größte Oppositionspartei CHP warf der islamisch-konservativen AKP Erdogans zudem vor, bewusst Einspruch gegen die Ergebnisse in Hochburgen der Opposition einzulegen. Dadurch werde die Auszählung verlangsamt und das Ergebnis falle zunächst zugunsten der Regierung aus.
Erdogan bezeichnete die Äußerungen der Opposition während der laufenden Auszählung auf Twitter als "Raub des nationalen Willens" weil sie Ergebnisse frühzeitig bekannt gebe.
Ertim Orkun, Chef der unabhängigen Wahlbeobachter-Organisation Oy ve Ötesi sagte, es gebe noch Wahlurnen, die ausgezählt würden. Dort gebe es noch kein Abschlussprotokoll. Es gebe auch Einspruch gegen Daten, die schon bei der Wahlbehörde YSK eingegangen seien.
Auch im Parlament deutete sich ein knappes Rennen an. Nach Öffnung von 82,7 Prozent der Wahlurnen hat die Erdogan-Allianz nach Angaben von Anadolu eine knappe Mehrheit von 50,5 Prozent der Stimmen. Das Bündnis um Kilicdaroglu käme demnach nur auf 34,5 Prozent der Stimmen. Selbst mit der Unterstützung der Allianz um die prokurdische HDP (9,5 Prozent) kämen sie nicht auf eine absolute Mehrheit.