Locarno-Festival feiert 75jähriges Jubiläum: 17 Filme wollen Goldleoparden
75 Jahre - und noch immer jung! Das Filmfestival von Locarno in der Schweiz hat nicht nur die Piazza Grande, auf der unter freiem Himmel die bewegendsten Streifen gezeigt werden, sondern auch ein ganz eigenes Profil: Hier trauen sich die Macher noch was, mischen geschickt Programmkinoformate und Dokus mit großem Kino, Spaß und Spannung.
Locarno, das sind zehn Tage für 226 Filme - und ein Sonderpreis für Aaron Taylor-Johnson. Der Mann kann vom Sonnyboy bis zum Schurken einfach alles spielen (und zwar so richtig gut). Dafür bekommt der britische Schauspieler nun den "Excellence Award Davide Campari".
Matt Dillon für Lebenswerk geehrt
Einen Preis für sein Lebenswerk erhielt der Hollywoodstar Matt Dillon, der unter anderem in "Drugstore Cowboy" und "Verrückt nach Mary" spielte. "Ich habe viel erreicht. Aber ich gebe zu, dass ich mich noch längst nicht angekommen fühle", sagte der 58-Jährige im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Da kommt noch was."
Dillon betonte: "Ich bin immer noch ein Lernender. Und das ist gut. Wenn man aufhört zu lernen, hört man auf, kreativ zu sein." Den wesentlichen Anspruch an seine Arbeit skizzierte er so: «Wir müssen gute, wahrhaftige Geschichten erzählen, voller ehrlicher Gefühle. Wenn wir das tun, können wir dem Publikum etwas von Gewicht geben, etwas, das das Leben der Menschen bereichert."
Um den Hauptpreis, den goldenen Leoparden, konkurrieren 17 Filme. Konzipiert ist das Treffen nicht in erster Linie als Starrummel mit Schickimicki-Drumherum, sondern als Festival für kinobegeisterte Menschen, die sich für gut erzählte Geschichten interessieren. Es geht also weniger um Blitzlichtgewitter und "große Namen", als um gute Stories und Inhalte. Denn in Locarno gilt seit einem dreiviertel Jahrhundert das Motto: "Hier sind die Filme die Stars!"
Deutsche Filme im Wettbewerb
Zwei in Deutschland lebende Regisseurinnen sind im internationalen Wettbewerb um den Goldenen Leoparden dabei: Helena Wittmann verfolgt in «Human Flowers of Flesh» eine Zeitgenossin im Kampf gegen patriarchalische Strukturen. Ann Oren zeigt in «Piaffe» eine junge Frau in der Welt des Pferdesports.
Mit besonderer Spannung wird der Film des deutschen Regisseurs Kilian Riedhof erwartet: "Meinen Hass bekommt ihr nicht". Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch des Franzosen Antoine Leiris. Der Journalist beschreibt darin sein Leben nach der Ermordung seiner Frau bei den Terroranschlägen 2015 auf den Pariser Musikclub Bataclan. Der Film läuft außerhalb des Hauptwettbewerbs, hat aber eine Chance auf den begehrten Publikumspreis für einen der im Freien aufgeführten Filme.
Schon vor Beginn des Festivals war in Locarno so einiges zu sehen, im "Vor-Festival" (ebenfalls auf der Piazza Grande unter freiem Himmel) beispielsweise der Animationsfilm "Zutritt für Hunde und Italiener untersagt". Die 70-minütige italo-luso-französisch-belgisch-schweizerische Koproduktion erzählt die Geschichte einer norditalienischen Migrantenfamilie, die ihr Glück jenseits der Alpen in Frankreich sucht ("Interdit aux chiens et aux Italiens", 2022).
Das Festival von Locarno läuft noch bis zum 13. August.