Lothar Matthäus prophezeit "Torwartdiskussion", da erntet er bösen Nagelsmann-Blick
Am Ende ist's ein eher schmeichelhaftes 2:1: Die DFB-Elf rumpelt sich zum Testspiel-Sieg gegen Griechenland. Die RTL-Experten rumpeln sieben Tage vor dem EM-Auftakt mit - und sind nicht ganz so couragiert, als der Bundestrainer vors Mikro kommt.
EM-Generalprobe am Freitagabend. Deutschland gegen Griechenland. RTL gegen die Fußballfans. Die Kölner beginnen knapp 30 Minuten vor Anstoß mit einer Fünferkette: Florian König und Lothar Matthäus außen, dazwischen drei VIPs von RTL, Adidas und Telekom. Die verkünden Großartiges: Sie verlosen in der "größten Trikot-Aktion aller Zeiten" 2024 Trikotsätze für Kinder- und Jugendmannschaften.
Gute Idee, denkt man sich kurz, da müssen die Kids im Stadion endlich nicht mehr Toni/Florian/Ilkay oder wen auch immer mit Pappschildern um ihr Trikot anbetteln. Als aber wenig später im Hintergrund über eine Werbebande "Win a matchworn Jersey" flimmert, ist man doch etwas irritiert: Hatte Lothar nicht eben behauptet, die ganze Aktion hätten RTL, Adidas und Telekom angeleiert, damit der Fußball-Nachwuchs eben nicht mehr in gebrauchten Trikots herumlaufen muss? (An dieser Stelle können alle Eltern beruhigt sein, es ist wohl anders gemeint. Wer mehr wissen will: www.2024trikots.de.)
Matthäus meckert nach Gündogan-Interview: "Das ist mir alles zu positiv!"
Knappe 95 Spielminuten und ebenso viele Werbepausen später stehen bei RTL nur noch König und Matthäus auf dem Platz, beziehungsweise im Studio. Das eher schmeichelhafte 2:1 für die DFB-Elf verleitet Ersteren dazu, poetisch zu werden: "Man muss auch über die Schwächen sprechen!" Ein Satz wie aus einem Mark-Forster-EM-Song. Lothar Matthäus meckert denn auch prompt nach dem Field-Interview mit Ilkay Gündogan: "Das ist mir alles zu positiv!"
Thema des Abends ist für ihn Manuel Neuers kapitaler Fehlgriff vor dem Führungstreffer der Griechen. Matthäus prophezeit eine neue "Torwartdiskussion". Will dann aber doch nicht über den Torwart diskutieren, als Julian Nagelsmann ihn deshalb aus 1,90 Meter Höhe vorwurfsvoll niederstarrt.
Nach ungefähr jedem dritten Satz wird übrigens der Werbeclip "Nur noch sieben Tage" (bis zum Turnier) eingespielt. Ebenso oft erwähnt Florian König die Allianz von RTL und MagentaTV. Das könnte ein prima Trinkspiel werden, denkt man sich, und schaut in der nächsten Werbepause nach, was man noch so im Schrank stehen hat.
Johannes B. Kerner: schlagfertig und ohne Furcht vor sinnlosen Metaphern
Erst kurz vor Schluss kommt mit einem Ergänzungsspieler doch noch Schwung ins RTL-Studio. "Im Halbdunkel" warte ein Gast, freut sich der König. Und man freut sich mit, weil der Kaiser kommt. Der Roland Kaiser. Sieht jedenfalls für einen Moment so aus, bis der Gast im Scheinwerferlicht steht und es doch nur Johannes B. Kerner ist. Der demonstriert Florian König dann allerdings in 30 Sekunden, wie man sich als Fußball-Moderator zu präsentieren hat: gut gelaunt, schlagfertig und ohne Furcht vor sinnlosen Metaphern.
Wie man "Schweißflecken abhaken" kann, würde wohl nicht nur den Fuchs aus der Waschmittelwerbung interessieren. Am Ende sind sich dann alle Experten einig, dass man alles auf keinen Fall allzu positiv sehen, sich aber jetzt doch gefälligst auf das Turnier freuen solle. Matthäus ist für RTL und MagentaTV (Prost!) am 16. Juni beim Spiel Polen - Niederlande dabei - falls er das Stadion findet. In Hamburg kenne er sich nämlich nicht mehr so gut aus, erklärt er. "Ich mache dir eine Wegbeschreibung", verspricht König.
Gut so, schließlich sollte Lothar schon rechtzeitig ankommen. Bis zum Eröffnungsspiel sind es ja nur noch sieben Tage! Prost!