Macron ist von den Wahlplakaten seiner Kandidaten verschwunden

Frankreichs Präsident Macron ist nach seinem überraschenden Aufruf zu Neuwahlen selber von der Wahlplakaten verschwunden. Zahlreiche Kandidaten äußerten den Wunsch, sich auf Plakaten stattdessen mit Premierminister Attal zu zeigen. (Ludovic MARIN)
Frankreichs Präsident Macron ist nach seinem überraschenden Aufruf zu Neuwahlen selber von der Wahlplakaten verschwunden. Zahlreiche Kandidaten äußerten den Wunsch, sich auf Plakaten stattdessen mit Premierminister Attal zu zeigen. (Ludovic MARIN)

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist nach seinem überraschenden Aufruf zu Neuwahlen selber von der Wahlplakaten verschwunden. Zahlreiche Kandidaten seines Lagers äußerten den Wunsch, sich auf Plakaten und Handzetteln stattdessen mit Premierminister Gabriel Attal zu zeigen. "Ihnen gegenüber - Ein einziger Premierminister", so lautet auch das Motto der Parteijugend, die bislang als treuester Fanclub Macrons galt.

Ihr Plakat zeigt ein Porträt des 35 Jahre alten Premierministers neben Schwarz-Weiß-Fotos der beiden anderen möglichen Kandidaten für dieses Amt: der rechtspopulistische Parteichef Jordan Bardella und der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon, der aber in seinem eigenen Lager inzwischen Gegenwind bekommt. "Es gibt drei mögliche Entscheidungen", und Attal sei die "einzig richtige", meint Ambroise Méjean, Vorsitzender der Bewegung "Jugend mit Macron".

"Sie sind ja ganz gut, aber sagen Sie mal Ihrem Präsidenten, dass er den Mund halten sollte", sagte ein älterer Herr kürzlich zu Attal bei einem Besuch in Val-de-Marne. Der Premierminister, der von der Neuwahl auch erst kurz vor der Ankündigung erfahren hatte, tritt selber in einem Wahlkreis in einer wohlhabenden Pariser Vorstadt an. Er schneidet in Beliebtheitsumfragen regelmäßig besser ab als Macron.

Auf die Frage eines Kindes, ob Attal sein Bruder sei, antwortete Macron am Dienstag bei einem Ortstermin: "Er ist mein Premierminister. Das ist jemand, der von Anfang an mit mir zusammen ist. Also ist er wie mein kleiner Bruder."

Macron hat durch die Ausrufung von Neuwahlen viele bisherige Anhänger vor den Kopf gestoßen. "Die Auflösung der Nationalversammlung war die Entscheidung eines einzigen Mannes. Sie hat in unserem Land Unruhe, Unverständnis und teilweise Wut ausgelöst", sagte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire, der bislang zu den loyalen Unterstützern des Präsidenten zählte.

Kritiker werfen Macron vor, dass er die Neuwahlen ohne Not ausgerufen habe und damit den Rechtspopulisten den Weg zur Macht ebne. In den Umfragen liegt die rechtspopulistische Partei Rassemblement National (RN) mit etwa 30 Prozent vorn, gefolgt von der links-grünen Neuen Volksfront.

Nach dem Wahltriumph des RN bei der Europawahl am 9. Juni hatte Macron kurzfristig Neuwahlen zur Nationalversammlung ausgerufen. Die Wahl findet in zwei Runden bereits am 30. Juni und 7. Juli statt. Bei einem RN-Sieg könnte sich der Präsident gezwungen sehen, Parteichef Bardella zum Premierminister zu ernennen. Damit ginge er eine sogenannte Kohabitation ein, die seine Regierungsfähigkeit erheblich einschränken dürfte.

kol/mid