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Bei "Maischberger": Dieter Nuhr prangert "religiöse Wahrheitssicherheit" der Grünen an

Einst war Dieter Nuhr Gründungsmitglied der Grünen. Am Handeln der Partei heute übte der Kabarettist nun bei "Maischberger" harte Kritik. Einen früheren Witz über die Körperfülle von Parteichefin Ricarda Lang verteidigte Nuhr. Er habe Zweifel an deren Expertentum "in Ernährungsfragen".

Dieter Nuhr war einst Gründungsmitglied der Grünen. Nun übte er bei
Dieter Nuhr war einst Gründungsmitglied der Grünen. Nun übte er bei "Maischberger" harte Kritik an der Partei. (Bild: ARD)

Im April 2022 - also wenige Wochen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges - wandten sich einige Prominente um Initiatorin Alice Schwarzer in einem offenen Brief an Olaf Scholz. Ihre Forderung lautete, keine Waffen in die Ukraine zu liefern. Auch Dieter Nuhr setzte damals seine Unterschrift unter das Schreiben. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich genau wüsste, was richtig ist", sagte der Kabarettist im ARD-Talk "Maischberger" nun über seine Entscheidung von damals. Mittlerweile aber habe der 62-Jährige seine Meinung geändert - und deshalb unterstütze er auch das "Manifest für Frieden" von den Initiatorinnen Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer nicht.

In den ersten Wochen des Krieges sei laut Nuhr nicht nur die Intention eines solchen Eingreifens nicht klar gewesen, "auch die Eskalationsangst war erheblich höher als heute". Er fügte hinzu: "Heute halte ich die Forderung nach Verhandlungen für völlig irreal, weil mit wem soll man verhandeln?" Zwar sei die Angst vor einem Weltkrieg weiter präsent, das aktuelle Vorgehen sei aber alternativlos, argumentierte Nuhr.

Mit Sandra Maischberger sprach Dieter Nuhr auch über sein Selbstverständnis als Kabarettist. (Bild: ARD)
Mit Sandra Maischberger sprach Dieter Nuhr auch über sein Selbstverständnis als Kabarettist. (Bild: ARD)

Dieter Nuhr wünscht sich "differenziertere" Berichterstattung in den Medien

Was ihm abgesehen von der Lage in der Ukraine Sorgen bereite, sei die Meinungsbildung und die Diskussionskultur in der Bevölkerung, merkte Dieter Nuhr im ARD-Talk an: "Wir sind ganz schnell dabei, Diskussionen abzuwürgen, indem wir einen richtigen Standpunkt ausrufen, und jede Abweichung davon ist verrückt." Das habe er bereits während der Corona-Pandemie beobachtet. Bei der "Art, wie mit abweichenden Meinungen umgegangen wurde", habe er ein schlechtes Gefühl gehabt.

Auch die Medien würden dabei eine Rolle spielen, kritisierte der Kabarettist: "Wenn wir von gespaltener Gesellschaft reden, dann reden wir hauptsächlich von der Spaltung der medialen Gesellschaft." In der Gesellschaft gebe es durchaus differenziertere Standpunkte als ein reines Schwarz-Weiß-Denken. Doch das "findet in den Medien oft keinen Widerhall".

Dieter Nuhr fühlt sich "oft missverstanden"

Als "Mann der klaren Worte" wollte sich Nuhr von Gastgeberin Sandra Maischberger derweil nicht betiteln lassen. "Das wird oft missverstanden. Ich glaube, dass ich ganz oft infragestelle, was scheinbar eindeutig ist. Ich nehme eben nicht eine extreme Position ein, wie mir oft vorgeworfen wird, sondern ich stelle die extrem klare Position infrage. Das ist meine Aufgabe als Kabarettist."

Außerdem fällte Nuhr, der einst Gründungsmitglied der Grünen war, ein hartes Urteil über "seine" einstige Partei. Auf die Frage Maischbergers, was ihn an den Grünen von heute störe, entgegnete er: "Diese Verbotskultur, dieses Patriarchalische, was sie bei anderen Leuten anprangern, haben sie ja selber." Die Partei wolle "wie strenge Eltern von früher" den Staatsbürgern erklären, was zu tun sei. "Und jemand, der das anders sieht, hat keine andere Meinung, sondern liegt falsch. Das hat so was von religiöser Wahrheitssicherheit, die ich überhaupt nicht teile."

Derweil verteidigte Dieter Nuhr sich selbst in Bezug auf den Shitstorm, den er kürzlich wegen eines Witzes aufkosten der Körperfülle von Grünen-Politikerin Ricarda Lang gemacht hatte. "Wenn Ricarda Lang sich hinstellt und uns versucht, als Volk in Ernährungsfragen pädagogisch zu betreuen, bekomme ich Zweifel, ob ich es mit einem Experten zu tun habe", sah er kein Fehlverhalten bei sich. Der Frage Maischbergers nach Nuhrs persönlicher Geschmacksgrenze setzte er vage entgegen: "Die kann man nicht genau ausformulieren."

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