Manöver mit 90.000 Soldaten: NATO kündigt größte Übung seit Jahrzehnten an

Die Nato will ab Februar ein viermonatiges Großmanöver mit 90.000 Soldaten durchführen. Das wurde am Rande eines Treffens von militärischen Spitzenvertretern des Verteidigungsbündnisses in Brüssel bekannt.

Mit der Übung soll ein russischer Angriff auf alliiertes Territorium simuliert werden, der zum Ausrufen des sogenannten Bündnisfalls nach Artikel 5 des Nato-Vertrags führt. Dieser regelt die Beistandsverpflichtung in der Allianz, was bedeutet, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere Alliierte als ein Angriff gegen alle angesehen wird.

"Gesellschaft wird sich einmischen müssen"

Der große Unterschied zu vergangenem Jahr bestehe darin, dass sich in den Streitkräften und in den Verteidigungsorganisationen eine Menge getan habe, sagte der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Admiral Rob Bauer. "Was nicht geschehen ist, ist die Einsicht in unseren Gesellschaften, dass nicht nur das Militär in der Lage sein muss, in einem Konflikt oder in einem Krieg zu operieren. Die gesamte Gesellschaft wird sich einmischen müssen, ob es uns gefällt oder nicht. Ich sage nicht, dass es morgen schief gehen wird, aber wir müssen erkennen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir in Frieden leben, deshalb haben wir diese Pläne."

Bundeswehr nimmt mit 12.000 Soldaten teil

Die Übung namens "Steadfast Defender" wird die größte des Militärbündnisses seit dem Ende des Kalten Krieges. Trainiert werden soll insbesondere die Alarmierung und Verlegung von nationalen und multinationalen Landstreitkräften.

Teilnehmen werden alle 31 Bündnisländer sowie der Beitrittsanwärter Schweden. Die Bundeswehr wird eigenen Angaben zufolge unter anderem mit einem vierstufigen Manöver mit dem Namen "Quadriga 2024" an "Steadfast Defender" beteiligen. Bis Ende Mai sollen mehr als 12.000 Soldaten im Einsatz sein, vor allem die Fähigkeiten zur schnellen Verlegung von Kräften an die NATO-Ostflanke sollen trainiert werden.

Größte Übung seit Ende des Kalten Krieges

Im Jahr 2018 wurde die bislang größte Nato-Übung seit dem Ende des Kalten Krieges organisiert. An dem mit dem Schwerpunkt in Norwegen durchgeführten Manöver waren rund 51.000 Soldaten beteiligt.

Die letzten Nato-Übungen, die größer waren als das nun geplante Manöver, fanden vor der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 statt. An "Return of Forces to Germany" (Rückkehr von Streitkräften nach Deutschland) waren im Jahr 1988 beispielsweise etwa 125.000 Soldaten beteiligt.