Ein Mann im Hundepelz: Das sind die Heimkino-Highlights der Woche
"Good Boy", "Helgoland 513" und "All of Us Strangers": Das sind die DVDs und Blu-rays der Woche.
"Braver Junge", so loben Menschen gerne ihre Hunde, wenn sie ihnen ein Stöckchen bringen oder auf Kommando angelaufen kommen und "Sitz" machen. "Good Boy" ist die englische Entsprechung von "Braver Junge" und zugleich der Titel eines vollkommen abgedrehten norwegischen Horrorthrillers von Regisseur und Autor Viljar Bøe. Der "Good Boy" in diesem Film folgt auch ganz brav, wenn sein Herrchen ruft. Er liebt es, wenn man ihn knufft und streichelt. Er frisst, so wie man es von den Vierbeinern kennt, aus einem Napf. Aber eigentlich ist er gar kein Hund ... "Good Boy" erscheint nun ebenso wie die Sky Original Serie "Helgoland 513" und das phantastische Melodram "All of Us Strangers" auf DVD und Blu-ray.
"Good Boy" (VÖ: 28. Juni)
Ausgangspunkt der Geschichte in "Good Boy" ist ein Rendezvous zwischen der Studentin Sigrid (Katrine Lovise Øpstad Fredriksen) und Millionärssohn Christian (Gard Fartein Løkke Goli). Die beiden lernen sich über eine Dating-App kennen. Nach einem ersten Treffen landen sie im Bett. Und davor sitzt und hechelt, als es gerade richtig zur Sache geht: Frank. Ein bisschen komisch, aber Hunde machen so etwas eben manchmal. Erst auf den zweiten Blick erkennt Sigrid, dass Frank ein Mensch im Hundepelz ist. Ihre erste Reaktion ist absolut natürlich und nachvollziehbar. "Du sagtest, du hättest einen Hund. Keinen verdammten Mann im Hundekostüm!" Bitte kein Gerede von Kostümen oder dergleichen, warnt Christian. Man müsse Frank unbedingt wie einen echten Hund behandeln. Er selbst, Christian, sei "nicht sehr gut im Umgang mit Menschen", fährt er fort, und Frank habe schon "sehr viel durchmachen" müssen. "Keiner war für ihn da, außer mir." In der echten Dating-Welt würde Sigrid besser so schnell wie möglich verschwinden. Weil sie aber Christians riesiges Erbe im Hinterkopf hat und irgendwie auch mehr über Frank erfahren will, bleibt sie. Eine schlechte Entscheidung ...
Preis DVD: circa 15 Euro
NO, 2022, Regie: Viljar Bøe, Laufzeit: 76 Minuten
"Helgoland 513" (VÖ: 28. Juni)
Mit "Helgoland 513" legte Sky im Frühjahr seine letzte deutsche Original-Serie vor: In sieben Folgen unternimmt die Dramaserie einen recht deprimierenden Ausflug in die Tristesse des Jahres 2039. Ein ominöses Virus, dessen Symptome und Schrecken sich peu à peu entfalten, hat die deutsche Gesellschaft dahingerafft. Nur auf Helgoland hat es der lebensgefährliche Erreger noch nicht geschafft - der rigiden Abschottungspolitik von Insel-Chefin Beatrice Westphal (Martina Gedeck) sei Dank. Doch nicht nur Asylbedürftige von außen werden von der inseleigenen Miliz zur Not mit Waffengewalt ferngehalten, auch auf der Insel garantiert ein teils drakonisches System den exakten Fortbestand der titelgebenden 513: Die Zahl legt den Einwohnerstamm Helgolands fest. Inmitten dieses unwirtlichen Umfeldes liegen viele Hoffnungen auf Arzt Marek (Alexander Fehling). In einem hermetisch abgeschirmten Labor forscht er mit Sohn Linus (Tobias Resch) an einem Impfstoff. Helgoland als Rückzugsort der Überlebenden einer Pandemie? Diese Annahme erweist sich in "Helgoland 513" als Irrtum. Zwar ist das Virus auf dem Eiland nicht so präsent wie auf dem Festland, dafür hat sich die Inselzivilisation auf anderen Ebenen entmenschlicht. Aus Angst, im Dorfranking abzusteigen, brechen sich Spitzelei und Denunziantentum Bahn.
Preis DVD: circa 24 Euro
DE, 2024, Regie: Robert Schwentke, Laufzeit: 333 Minuten
"All of Us Strangers" (VÖ: 28. Juni)
Zwei schwule Londoner Männer, die in direkter Nachbarschaft wohnen, werfen sich aus der Ferne interessierte Blicke zu. Irgendwann macht einer den ersten Schritt, die beiden kommen sich näher und verlieben sich - so beginnt die Romanze zwischen Drehbuchautor Adam (Andrew Scott) und Harry (Paul Mescal). "All of Us Strangers", eine queere Liebesgeschichte? Ja und nein. Denn dahinter verbirgt sich ein origineller Twist, der über Fragen der sexuellen Orientierung weit hinausgeht. Bei einem seiner Treffen erzählt er Harry, dass seine Eltern gestorben sind, als er noch nicht einmal zwölf Jahre alt war. Dann reist Adam durch eine Zeitschleife 30 Jahre zurück in die Vergangenheit und trifft seine Eltern. Er sitzt mit ihnen am Tisch, die drei essen gemeinsam. Und sie reden. "Unser Junge ist zurück!", staunt Adams Vater (Jamie Bell). Und die Mutter (Claire Foy): "Sieh dich an. Du warst noch ein Kind. Und jetzt bist du's nicht mehr." Andrew Haigh inszeniert das Treffen von Adam und seinen Eltern nicht als geisterhafte Begegnung, sondern als sehr reales, greifbares Ereignis. Nicht leicht zu durchschauen, das alles, aber aus psychologischer Sicht hochinteressant. Verlust, Trauerbewältigung, alte Traumata und Selbstfindung, das sind wichtige Themen in diesem Film. Als lose Vorlage diente der japanische Roman "Ijintachi to no natsu" von Taichi Yamada. Hauptdarsteller Andrew Scott wurde für seine Leistung mit einem Golden Globe ausgezeichnet.
Preis DVD: circa 15 Euro
GB, 2023, Regie: Andrew Haigh, Laufzeit: 101 Minuten