Mann will beweisen, dass es Bielefeld nicht gibt - doch ein Gericht entscheidet: Bielefeld existiert

Kurioser Prozess rund um die "Bielefeld-Verschwörung"

Natürlich existiert Bielefeld. (Bild: Getty)
Natürlich existiert Bielefeld. (Bild: Getty)

Seit 1994 kursiert eine - nicht ernst gemeinte - Verschwörungstheorie, der zufolge Bielefeld gar nicht existiert. Für die natürlich sehr wohl existierende Stadt war das vor etwa 5 Jahren Grund genug, ein ebenfalls nicht ernst gemeintes Gewinnspiel mit einem noch viel weniger ernst gemeinten Preisgeld von einer Million Euro zu veranstalten. Die augenzwinkernde Challenge: Man musste beweisen, dass es Bielefeld nicht gibt, um das Preisgeld zu kassieren.

Da das aufgrund der Existenz Bielefelds selbstverständlich unmöglich ist, musste sich die Stadt auch keine Sorgen machen, die Summe auszahlen zu müssen. Eine Person, die nichtsdestotrotz der Ansicht war, einen gültigen Beweis erbracht zu haben, klagte dennoch vor dem Landgericht und - wer hätte das gedacht? - verlor. Somit hat es nun auch ein Gericht offiziell bestätigt: Bielefeld existiert. Alle Bielefelder können aufatmen.

Wie wollte der Kläger beweisen, dass Bielefeld angeblich gar nicht existiert?

Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, wies das Gericht die Klage, die erst kürzlich bekannt wurde, im September 2023 ab. Doch wie wollte der Kläger, laut RND ein Mathematiker und selbst Bielefelder(!), beweisen, dass es Bielefeld angeblich gar nicht gibt? Den "Beweis" begründete er "mit einem sogenannten Axiom, einer theoretisch abstrakten grundlegenden Aussage, die ohne Beweis gültig ist", schreibt das RND. Ein Axiom selbst muss also nicht bewiesen werden, da es als gültige Wahrheit vorausgesetzt wird. Wie das ARD-ZDF-Netzwerk Funk in einem aktuellen Instagram-Post zu der Meldung erklärt, war das vom Kläger behauptete Axiom in diesem Falle, "dass Menschen keine falschen Aussagen treffen, wenn die Wahrheit offenkundig ist. Daraus leitete der Teilnehmer ab, dass Bielefeld nicht existieren kann, WEIL Leute sagen, dass es nicht existiere." Wollte man das Argument tatsächlich ernst nehmen, müsste man an der Stelle erwähnen, dass es ja auch ganz viele Leute gibt, die sagen, dass es Bielefeld natürlich doch gibt - somit wäre ja auch das ein Axiom, also eine wahre Aussage, die keines Beweises bedarf. Zu dumm nur, dass sie dann dem behaupteten Axiom des Klägers widersprechen würde - welches Axiom gilt denn dann...?

So oder so: Der Kläger verlor vor Gericht, nach dessen Auffassung das Gewinnspiel ganz klar scherzhaft gemeint war. Statt eine Million Euro Preisgeld zu erhalten, muss er laut RND "die Gerichtsgebühren tragen und sogar die Anwaltskosten der Marketing GmbH der Stadt übernehmen".

Wie entstand die "Bielefeld-Verschwörung" eigentlich?

Die seit 1994 existierende "Bielefeld-Verschwörung", die sich über das Internet verbreitete und heute allgemein bekannt ist, geht auf den Informatiker Achim Held zurück. Die Idee hatte ihren Ursprung auf einer Studentenparty, wo jemand gerufen haben soll, dass es Bielefeld gar nicht gebe. Daraus entwickelte Held die nicht ernst gemeinte Verschwörungstheorie, der zufolge Bielefeld nicht existiert. Alle Beweise, die belegen, dass die nordrhein-westfälische Stadt mit über 300.000 Einwohnern sehr wohl existiert, seien laut der Verschwörungstheorie bloß ein weiterer Beleg dafür, dass man die Nicht-Existenz von Bielefeld vertuschen wolle. Somit parodiert die Bielefeld-Verschwörung ganz grundsätzlich Verschwörungstheorien, denen man mit rationalen Argumenten und Fakten generell nur schwer etwas entgegensetzen kann, weil besagte Argumente und Fakten von Verschwörungsanhängern einfach ebenfalls zu einem Teil der Verschwörung erklärt werden.

So reagieren Social-Media-User auf den kuriosen Prozess rund um die "Bielefeld-Verschwörung"

Bei Social-Media-Usern sorgt der kuriose Prozess für Belustigung. So befinden sich unter dem Instagram-Post von Funk, der bereits über 35.000 Likes hat, zahlreiche Kommentare, die den Fall ironisch einordnen. "Wenn es die Stadt nicht gibt, dann gibt bzw. gab es ja auch kein Gewinnspiel", wird augenzwinkernd auf die Paradoxie des Ganzen verwiesen. Ein anderer fragt ungläubig: "Dafür zieht jemand echt vor Gericht?"

Ein User amüsiert mit einem eigentümlichen Argument, das für die Existenz von Bielefeld spricht: "Meine autokorrektur im Handy hat sogar Bielefeld drauf also wird da schon was dran sein." Ein weiterer will wissen: "Ist dieses Bielefeld im selben Raum wie wir?" Und ein User fragt einfach nur: "Was ist Bielefeld?"