"Menschen flogen durch die Luft": Erschütternde ZDF-Doku zeigt Hamas-Angriff auf Musikfestival

Fotograf Noam musste sich bei dem Hamas-Überfall auf das Supernova-Festival mit Leichen bedecken, um zu überleben. (Bild: ZDF / Uri Ackerman)
Fotograf Noam musste sich bei dem Hamas-Überfall auf das Supernova-Festival mit Leichen bedecken, um zu überleben. (Bild: ZDF / Uri Ackerman)

Todesfalle statt "Safe Space": Das Supernova-Festival in Israel unweit der Grenze zum Gazastreifen wurde am 7. Oktober von Hamas-Terroristen überfallen. Die Gräuel rekapituliert nun eine aufwühlende Doku im Rahmen des ZDF-"Auslandjournals".

Der Ausdruck "Safe Space" fällt des Öfteren in einer neuen "auslandsjournal"-Doku (ab sofort in der ZDFmediathek). "Ich liebe die Menschen, die Musik", schildert etwa Shoval. Für sie seien Festivals "Orte absoluter Sicherheit, voller Liebe". Auf einen solchen freuten sich die junge Jüdin und Tausende andere Musikfans auch vor dem Supernova-Festival in der israelischen Negev-Wüste.

Doch die Veranstaltung in unmittelbarer Nähe zum Gazastreifen entpuppte sich für über 350 Besucher als Todesfalle. Die ZDF-Doku "die doku: Renn um dein Leben" rekapituliert mit erschreckenden Bildern den Angriff der Hamas-Terroristen auf das Festival am 7. Oktober.

"Unsere Heimat, unsere Seelen und Herzen wurden heimgesucht", klagt der einstige israelische Soldat Tomar in dem erschütternden halbstündigen Film von Noam Pinchas, Yossi Bloch und Duki Dror. Zunächst, so zeigen es verwackelte Handyaufnahmen des friedlichen, ersten Teils des Festivals, hielten die Feiernden die Hamas-Raketen aus der Ferne für ein Feuerwerk oder vertrauten dem Raketenabfangsystem Iron Dome. "Partygirl" Michal sieht man in einem Videoschnipsel scherzen: "Wir wollen doch nicht gerade jetzt sterben."

Tomer hat nach dem Attentat auf das Supernova-Festivals ein Trauma davongetragen. (Bild: ZDF / Uri Ackerman)
Tomer hat nach dem Attentat auf das Supernova-Festivals ein Trauma davongetragen. (Bild: ZDF / Uri Ackerman)

Hamas-Terroristen verfolgten Festivalgäste: "Alle rannten um ihr Leben"

Doch rasch schlug die Stimmung um - und Todesangst verbreitete sich unter dem Festivalpublikum. Vor dem TV-Bildschirm sieht man fassungslos dabei zu, wie Menschen panisch weglaufen vor den Kugeln der Hamas-Terroristen. "Auf einmal sprangen Leute aus den Büschen und begannen auf uns zu schießen", schildert Fotograf Noam in der Dokumentation. Racheli, ein weiterer Festivalgast beschreibt, Hamas-Terroristen auf Quads hätten die Flüchtenden getrieben und dabei auf sie geschossen: "Alle rannten um ihr Leben."

Zwischendrin einkehrende Stille und Pausen der Gewehrsalven entpuppten sich als Trugschluss: Die Hamas brachten Menschen in ihre Gewalt, verschleppten sie in den Gazastreifen. "Für mich war kein Platz mehr. Ich krallte mich am Fenster fest und rannte nebenher", erinnert sich Michal an den verzweifelten Versuch, ein Fluchtauto zu besteigen: "Die Leute waren direkt hinter uns und schossen auf uns. Also zog mich mein Freund durch's Fenster." Andere bangten in Büschen um ihr Leben.

Überlebender Noam: "Musste mich mit Leichen bedecken, um zu überleben"

Besonders schockierend: Eine Gruppe um Fotograf Noam schaffte es in einen der Schutzräume, die in Israel nahe der Grenze erbaut wurden, um vor Luftangriffen zu schützen. "Viele Leute pressten sich gegen mich", beschreibt er. Doch die vermeintliche Sicherheit stellt sich als Trugschluss heraus. "In den Schutzraum gegenüber warfen die Terroristen Granaten", denkt Noam zurück, wenig später ereilte ihn und seine Gruppe dasselbe Schicksal. "Menschen flogen durch die Luft. Ich musste mich mit Leichen bedecken, um zu überleben."

Auf Hilfe mussten die Opfer in Todesangst lange warten. Ortsansässige erwiesen sich mit Pick-ups als Retter. Von israelischen Soldaten war indes stundenlang keine Spur. Erst sechs Stunden nach dem Überfall der Hamas trafen erste Truppen vor Ort ein. Sie brauchten wiederum mehrere Stunden, um das Gelände unter Kontrolle zu bringen.

"Sie sagen, Terroristen wären Tiere, aber sie sind einfach nur das Böse", zieht Tierpflegerin Michal am Ende des halbstündigen Films bitter Bilanz. Sie hat als Einzige aus ihrer Freundesgruppe von 50 Leuten überlebt - ein Trauma, das sie kaum noch aus dem Haus gehen lässt. "Wir wurden immer daran erinnert, was während der Shoah geschah. Jetzt haben wir es erlebt am eigenen Leib."

Traumatische Erinnerungen verbinden fast alle der Festivalbesucher, die in der "auslandsjournal"-Doku zu Wort kommen, mit dem Supernova-Festival. "Sie raubten uns den Ort, der unser sicherster sein sollte", gibt Racheli zu Protokoll. Aber: "Wir tanzen weiter für sie [die Opfer], ich bin sicher, sie hätten es so gewollt."