Mondgruben könnten Schutz vor extremen Temperaturen bieten
US-amerikanische Forschende haben mit NASA-Daten nach Höhlen und Gruben auf dem Mond gesucht, die Schutz vor extremen Temperaturen bieten. Eine Entdeckung ist vielversprechend.
Wie kann der Mond als nächster Erdennachbar im All bewohnbar gemacht werden? Eine Untersuchung, die sich auf Daten der US-Raumfahrtbehörde und wichtigen astronomischen Forschungseinrichtung NASA stützt, hat dazu einen Vorschlag gemacht.
Zu heiß, zu kalt
Die Temperaturen auf dem Mond sind nur wenig einladend: Auf der sonnenzugewandten Seite betragen sie über 120 Grad Celsius, während sie auf der Schattenseite unter minus 200 Grad Celsius fallen. Das ist dank der Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) bekannt, einer Sonde der NASA. Die umkreist seit 2009 den Mond und kartiert diesen ganz genau.
Dazu hat LRO diverse Messinstrumente an Bord. Mit einem Lasermessgerät wird beispielsweise die Topografie, also die Mondoberfläche, untersucht. Ein anderes Gerät misst die Temperaturen an unterschiedlichen Stellen. Außerdem werden kosmische Strahlen gemessen, die auf den Mond treffen und viele andere Werte erhoben.
Löcher, Gruben, Meere
Auf Basis dieser Daten hat kürzlich ein kleines Team von Forschenden um den Astrophysiker Tyler Horvath von der Loyola Marymount University in Kalifornien eine Untersuchung veröffentlicht. Dafür haben sie die Oberfläche abgesucht nach Orten, die sich für eine Mondbasis anbieten würden. Denn der Mond ist nicht glatt und gleichmäßig beschaffen, sondern von Löchern, Gruben und riesigen Tiefebenen – den Maren – durchzogen.
In der Untersuchung heißt es: „In den Tiefebenen Mare Tranquillitatis und Mare Ingenii finden sich Gruben mit außergewöhnlichen thermischen Bedingungen. Es ist dort wesentlich freundlicher, weil die Temperatur das ganze Jahr über um die 17 Grad Celsius beträgt – zumindest an den Stellen, die nicht direkt von der Sonne angestrahlt werden.“ Dazu komme, dass die Temperaturen in der Nacht um rund 100 Grad Celsius wärmer seien als in der Umgebung.
Geschützter Ort
Deshalb hoffen die Forschenden jetzt, dass sich dort auch Höhlen befinden. Darin würde das ganze Jahr über nicht nur eine nahezu konstante und relativ milde Temperatur herrschen. Sie würden auch vor anderen Gefahren schützen.
Ob es dort aber Höhlen gibt, lässt sich aus den NASA-Daten nicht herauslesen. Die ideale Umgebung würde sie laut den Forschenden aber aus folgendem Grund relevant machen: Gruben und Höhlen an dieser Stelle könnten für eine „langfristige Besiedlung und Erforschung des Mondes einen wünschenswerten Lebensraum darstellen“.
Was daran liegt, dass sie geschützt sind vor gefährlicher kosmischer Strahlung, Einschlägen und eben den extremen Temperaturschwankungen. Die Gruben und Höhlen könnten somit weitaus sicherer sein als Basisstationen auf der Oberfläche und deshalb „eine wichtige Entdeckung für die Fortsetzung menschlichen Lebens außerhalb der Erde“ darstellen.
Am beständigsten im ganzen Sonnensystem
In einem Ask me Anything auf Reddit schreibt der Hauptautor Horvath: „Natürlich ist die Erde deutlich lebensfreundlicher und bewohnbarer. Aber allein in Bezug auf die Temperatur wären diese Höhlen am beständigsten im ganzen Sonnensystem. Ich will damit nicht sagen, dass das Leben dort einfacher wäre. Aber in Bezug auf die Temperatur ist es nahezu perfekt.“
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