Ein Mord wäre doch gar nicht nötig gewesen: So gut ist Daniel Craig im neuen "Knives Out"-Film

Der knorrige Privatdetektiv Benoît Blanc (Daniel Craig) sucht bei einem Tech-Milliardär einen Mörder. (Bild: John Wilson/Netflix)
Der knorrige Privatdetektiv Benoît Blanc (Daniel Craig) sucht bei einem Tech-Milliardär einen Mörder. (Bild: John Wilson/Netflix)

Ein Haufen neureicher Wunderlinge macht die Thrillersatire "Glass Onion - A Knives Out Mystery" bei Netflix zur vergnüglichen Hölle. Nicht nur für Elon Musk.

James Bond, das war einmal. Daniel Craig jedenfalls scheint die Freiheit nach seinem Ende als 007 zu genießen. Allerdings hat er sich als überaus knorriger, dafür aber modisch verirrter Privatdetektiv Benoît Blanc schon wieder eine wiederkehrende Rolle ausgesucht und klärt in "Glass Onion - A Knives Out Mystery" erneut einen Mordfall auf. Wobei es auch in der Fortsetzung des Kino-Knallers "Knives Out" aus dem Jahr 2020 um mehr geht als um das Verbrechen an sich: Regisseur und Drehbuchautor Ryan Johnson hatte aus einem "Whodunnit" in bester Agatha-Christie-Tradition eine doppelbödige Gesellschaftssatire von grotesker Bösartigkeit gemacht.

Offenbar sahen damals auch die Netflix-Verantwortlichen die zwei aufregendsten und witzigsten Kinostunden seit langer, langer Zeit und beschlossen, sich die Rechte für gleich zwei weitere Filme zu sichern. Den ersten nimmt der Streamingdienst nach kurzer Kinoauswertung am 23. Dezember ins Programm. Dies vorweg: "Glass Onion" ist ein Fest zum Fest.

Mehr Elon Musk geht nicht: Edward Norton spielt den Tech-Milliardär Miles Bron mit großer Hingabe. (Bild: © 2022 Netflix)
Mehr Elon Musk geht nicht: Edward Norton spielt den Tech-Milliardär Miles Bron mit großer Hingabe. (Bild: © 2022 Netflix)

Mehr Elon Musk geht nicht

Rian Johnson, der wieder das Drehbuch schrieb und Regie führte, hatte freie Hand und wusste seine künstlerischen Freiheiten zu nutzen. Von einem Nachlassen ist bei der Fortsetzung nichts zu spüren. Im Gegenteil, der Film ist noch scharfzüngiger, noch pointierter. Das liegt allein schon am Setting: Ein neureicher Tech-Milliardär lädt eine Handvoll Wegbegleiter auf seine griechische Privatinsel, um ein exzentrisches Spiel zu spielen.

Wem jetzt Elon Musk in den Sinn kommt, der liegt nicht ganz falsch: Mehr Elon Musk als der von Edward Norton gespielte Miles Bron geht nicht. Die hohe Kunst dabei ist, dass der verwöhnte Sonderling satirisch auseinandergenommen und gleichzeitig als normaler Mensch gezeigt wird. Das gilt auch für all die anderen Figuren, die Johnson in seiner zeitgemäßen Abrechnung mit Cancel Culture, Social Media und Corona-Pandemie ausstellt: Dazu gehören eine sehr liberale Politikerin (Kathryn Hahn), ein Ex-Model (Kate Hudson), ein Influencer, der sich für Männerrechte einsetzt (Dave Bautista) mitsamt "heißer Freundin" (Madelyn Cline).

Eigentlich braucht es gar keinen Mord mehr, so spannend und witzig ist Johnsons Analyse der Dynamiken in diesem herrlichen Gruselkabinett moderner Ausprägung. Aber gestorben wird doch: Sonst hätte Benoît Blanc ja nichts zu tun und könnte die geheimnisvolle Cassandra (Janelle Monáe) nicht dank cleverer Twists Elon Musk den Zahn ziehen.

Der überraschende Besuch von Cassandra (Janelle Monáe, rechts) gibt nicht nur dem Ex-Model Birdie (Kate Hudson, Mitte) und ihrer patenten Assistentin Peg (Jessica Henwick) Rätsel auf. (Bild: © 2022 Netflix / John Wilson)
Der überraschende Besuch von Cassandra (Janelle Monáe, rechts) gibt nicht nur dem Ex-Model Birdie (Kate Hudson, Mitte) und ihrer patenten Assistentin Peg (Jessica Henwick) Rätsel auf. (Bild: © 2022 Netflix / John Wilson)