Mordfall Politkowskaja: Russland begnadigt Täter wegen Kriegsdienst

Rund 17 Jahre nach dem Mord an der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja ist einer der verurteilten Täter in Russland, als Gegenleistung für einen Kriegsdienst in der Ukraine, vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Das bestätigte der Anwalt des Mannes.

Dem Telegram-Kanal Baza zufolge kämpfte bereits Ende 2022 in der Ukraine. Der ehemalige Polizist war 2014 zu 20 Jahren Straflager verurteilt worden. Nach einem halben Jahr soll er seinen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium verlängert haben. Wo genau er derzeit im Einsatz ist, sei nicht bekannt.

Politkowskaja wurde im Oktober 2006 vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen. Für das weltweit beachtete Attentat wurden mehrere Männer aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus verurteilt. Der nun freigelassene Mann soll die für ihre kritische Tschetschenien-Berichterstattung geschätzte Journalistin vor ihrer Tötung beschattet haben lassen. Politkowskajas Familie vermutet hinter dem Mord ein politisches Motiv und fordert bis heute eine vollständige Aufklärung.

In den vergangenen Wochen haben in Russland immer wieder Fälle für Aufsehen gesorgt, in denen teils Schwerverbrecher von Präsident Wladimir Putin begnadigt wurden, damit sie in den Krieg gegen das Nachbarland Ukraine ziehen können. Der Kreml verteidigt die umstrittene Rekrutierungspraxis als Möglichkeit für die Verurteilten, ihre Taten durch "Blut auf dem Schlachtfeld" zu sühnen.