Mysteriöser Anruf: Weißes Haus rief Handy von Kapitolstürmer an

In den Anhörungen zum Sturm auf das Kapitol kommen weitere Details ans Licht. Jetzt geht es um einen mysteriösen Anruf, der aus dem Weißen Haus mit einem der Kapitolstürmer getätigt wurde.

Trump-Unterstützer posieren vor dem Kapitol in Washington D.C. am 6. Januar 2021.
Trump-Unterstützer posieren vor dem Kapitol in Washington D.C. am 6. Januar 2021. (Bild: Bill Clark/CQ-Roll Call, Inc via Getty Images)

Der Anruf dürfte nicht nur das zuständige Gericht beschäftigen, sondern auch die Untersuchungsausschüsse zu den Vorkommnissen vom 6. Januar 2021. Denn er kam direkt aus einem Festnetzanschluss im Weißen Haus, während die Trump-Unterstützer das Kapitol stürmten um gewaltsam eine Annullierung der Präsidentschaftswahlen zu erzwingen.

Wie CNN berichtete, kam der Anruf am 6. Januar um genau 16:34 (Ortszeit) von einem Apparat mit der Nummer 202-456-1414. Dabei handelt es sich allerdings lediglich um die nachverfolgbare Nummer. Denn wie bei vielen politischen Institutionen wird auch beim Weißen Haus der genaue Anschluss nicht angezeigt. Es lässt sich also nicht mehr genau nachvollziehen, wer den Anruf getätigt haben könnte. Was hingegen klar ist, ist der Empfänger des neunsekündigen Anrufs.

Zu dritt angereist um "Pelosi zu ermorden"

Es handelt sich dabei um das Smartphone von Anton Lunyk. Der 26-Jährige stammt aus Brooklyn in New York, wie CNN aufdeckt. Mit seien Freunden sei Lunyk mit dem Auto nach Washington D.C. angereist, um an der Pro-Trump Demonstration am 6. Januar teilzunehmen. Die drei Männer nahmen aber nicht nur an der "Stop the Steal" ("Stoppt den Diebstahl") Protesten teil. Sie gehörten auch zu den hunderten von Demonstranten, die sich mit Gewalt Zutritt zum Kapitol verschafften, wie Videoaufnahmen und Fotos aus den Untersuchungsberichten zeigen. Zehn Minuten lang waren sie insgesamt im Gebäude, wie die Anklage nachweisen konnte. In Chats nach dem Sturm schrieben die drei davon, sie hätten "AOC vergewaltigt" (gemeint ist die linke Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez) und das "Endziel" Sprecherin Nancy Pelosi und Vizepräsident Milke Pence "brutal zu ermorden" sei noch nicht erreicht.

Keine Kontakte ins Weiße Haus?

Im April 2022 bekannten sich alle drei schuldig und wurden Anfang September zu einigen Monaten Hausarrest, Bewährung und geringen Geldstrafen verurteilt. In der Urteilsbegründung spielt der Anruf allerdings keine Rolle. Laut CNN sagte Lunyk vor Gericht aus, er wisse nichts von einem Anruf und kenne auch niemanden im Weißen Haus. Unklar ist bislang, ob der Anruf angenommen wurde oder direkt zur Mailbox ging. Lunyk und seine Begleiter hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Rückweg nach New York befunden.

Kurz vor dem Anruf hatte sich Donald Trump nach stundenlanger Stille schließlich dazu durchgerungen, sich per Videonachricht an seine Anhänger zu wenden und sie schließlich aufzufordern, nach Hause zu gehen. "Go home, we love you, you're very special" war der genau Wortlaut dieser Botschaft.

Komitee-Mitglied plaudert Anruf aus

Den mysteriösen Anruf hatte zunächst der republikanischen Kongressabgeordnete Denver Riggleman in einem Interview auf CBS bekannt gemacht, Riggleman gehörte bis zum April diesen Jahres als technischer Berater zum Untersuchungskomitee zum 6. Januar. Der Politiker nannte den Anruf in der Sendung "60 Minutes" einen "Aha-Moment". Ganz so weit wollten allerdings andere aktive Mitglieder des Untersuchungskomitee nicht gehen. Man sei sehr vorsichtig, was man sage und bemühe sich, Einzelheiten nicht überzubewerten, sagte zum Beispiel der demokratische Kongressabgeordnete Adam Schiff gegenüber CNN in einem TV-Interview. Es berge "echte Risiken", Dinge zu suggerieren. Dennoch soll der Anruf weiterhin vom Komitee untersucht werden, um möglicherweise doch noch herauszufinden, wer ihn im Weißen Haus getätigt haben könnte.

Allerdings sprach Riggleman auch noch über weitere Anrufe aus dem Weißen Haus im Vorfeld der Attacken auf das Kapitol. So habe es ingesamt fünf Anrufe mit Bianca Gracia gegeben. Sie ist die Präsidentin der Organisation "Latinos for Trump", die enge Verbindungen zu den martialisch auftretenden "Proud Boys" pflegen soll.

Im Video: Sturm aufs US-Kapitol: Anführer der „Oath Keepers" vor Gericht