Mythos Serienmörder: Diese True-Crime-Formate lassen das Blut in den Adern gefrieren
Ein Kühlschrank voller Leichenteile erwartete Polizisten, als sie Jeffrey Dahmer 1991 festnahmen. Nach der erfolgreichen Netflix-Serie "Dahmer" legt der Streamingdienst nun eine Doku-Miniserie zu dem Killer nach. Wir verraten, welche True-Crime-Formate ebenfalls in den Kopf von Mördern eintauchen.
Sie haben Menschen bestialisch ermordet - und doch werden ihre Taten immer wieder von Serien und Filmen aufgegriffen: Serienmörder wie Jack the Ripper und Charles Manson scheinen eine besondere Faszination auszuüben. Das lässt sich nicht zuletzt an der inflationären Veröffentlichung von True-Crime-Formaten ablesen.
Nun erweitert ein "prominenter" Serientäter die mitunter furchteinflößende Reihe von Filme und Serien, die in die Psyche von Mördern eintauchen: Jeffrey Dahmer. Er steht im Mittelpunkt der Netflix-Dokuserie "Jeffrey Dahmer: Selbstporträt eines Serienmörders" (ab 7. Oktober). Wir stellen die neue Produktion vor - und präsentieren weitere True-Crime-Tipps, die die Gefühlwelt von Serienkillern aufzuschlüsseln versuchen.
"Jeffrey Dahmer: Selbstporträt eines Serienmörders" (Netflix)
Ryan Murphy hat es mal wieder geschafft: Die neue Serie des "American Horror Story"-Schöpfers ist in aller Munde. In den ersten sieben Tagen bei Netflix stellte "Dahmer" sogar die Abrufzahlen von "Squid Game" in den Schatten. Nach der Fiction-Miniserie über den kannibalistischen Serienmörder folgt nun die dokumentarische Aufarbeitung der Gräueltaten. In drei Folgen schlüsselt "Jeffrey Dahmer: Selbstporträt eines Serienmörders" ab 7. Oktober bei Netflix das grausame Werk des US-Killers auf.
1991 verhaftete die Polizei in Milwaukee den 31-jährigen Jeffrey Dahmer. In seiner Wohnung stießen sie auf eine Kühltruhe voller menschlicher Köpfe, Knochen und anderer Überreste. Wenig später gestand der Täter 17 Morde. Warum Dahmer solch Grausamkeiten beging, versucht die Miniserie von Joe Berlinger ("Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders") zu ergründen - mit bislang unveröffentlichten Interviewaufnahmen von Dahmer und seinen Verteidigern. Außerdem wird die Rolle der Polizei kritisch hinterfragt.
"Ted Bundy: No Man Of God" (WOW)
Der Serienmörder Ted Bundy wurde im Jahr 1980 wegen seiner Gräueltaten zum Tode verurteilt. Bis zu seiner Hinrichtung bestritt er jedoch die Morde, die er begangen haben soll und verweigerte die Kooperation mit den Behörden. Erst dem Profiler Bill Hagmaier gelang es, ein psychologisches Täterprofil von Bundy zu erstellen und eine persönliche Bindung zu dem Killer aufzubauen.
Der Spielfilm "Ted Bundy: No Man Of God" (2021) erzählt von diesem wahren Kapitel eines der aufsehenerregendsten Kriminalermittlungen der Welt. Neben Elijah Wood ("Der Herr der Ringe"-Trilogie) als Bill Hagmaier und Luke Kirby ("The Marvelous Mrs. Maisel") als Ted Bundy sind im Film von Amber Sealey auch Robert Patrick und Aleksa Palladino zu sehen.
"Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders" (Netflix)
Nach außen hin wirkte Theodore Robert Bundy, besser bekannt als Ted Bundy, charmant und bestach mit seinem attraktiven Erscheinungsbild. Doch die blutige Wahrheit sieht anders aus: Zwischen 1974 und 1978 gehen 30 Vergewaltigungen und Morde auf das Konto Bundys. Insgesamt soll er sogar mehr als 100 Frauen in den Tod geschickt haben. Bundy wurde für seine Taten am 24. Januar 1989 auf dem elektrischen Stuhl in Florida getötet. Die unfassbaren Taten waren auch Gegenstand einer True-Crime-Doku bei Netflix, die hohe Wellen schlug.
"Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders" offenbarte Original-Tonbandaufnahmen von Ted Bundy, in denen der Serienkiller sein heimtückisches Vorgehen und seine bizarren Neigungen zu erklären versuchte - zweifelsfrei nichts für schwache Nerven. Material für die Dokumentation gab es jedenfalls genug: Als Bundy bereits im Todestrakt saß, sonnte sich der verurteilte Mörder im Licht des Blitzlichtgewitters. Selbst wenige Stunden vor seiner Hinrichtung stand der Killer dem TV-Prediger James Dobson noch Rede und Antwort.
Und auch knapp 30 Jahre später lockte Ted Bundy mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination noch immer Menschen vor den Fernseher. Als "Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders" 2019 erschien, wurde er teils sogar glorifizierend zum "Bad Boy" stilisiert - so sehr, dass Netflix aktiv wurde. Via Twitter wies der Streaminganbieter damals darauf hin, dass sich genügend attraktiver Männer in seinem Programm tummeln würden - und so gut wie keiner von ihnen habe Morde begangen.
"The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit" (Netflix)
David Berkowitz hatte in den 1970er-Jahren mit sechs Morden und diversen weiteren Gräueltaten für Aufsehen gesorgt - und wurde schließlich 1977 verhaftet. Doch hat der US-Amerikaner seine Taten wirklich alleine begangen? Oder war der selbsternannte "Son of Sam" möglicherweise Teil eines größeren Netzwerkes? Dem geht die Netflix-Dokumentation "The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit" nach.
Die vierteilige Produktion nimmt die Perspektive des Autors Maury Terry ein, der seit Jahrzehnten in dem Fall recherchiert. Er ist überzeugt: Hinter den Morden steckt ein kriminelles Netz, das viel größer ist, als bisher gedacht. Er vermutet hinter den grausamen Taten gar eine satanische Verschwörung. In der Serie von Filmemacher Joshua Zeman kommen nun Ermittler und einstige Zeugen zu Wort. Außerdem werden alte Medienberichte rekapituliert. Hat Terry möglicherweise recht und es sind noch Mörder auf freiem Fuß?
"Making A Murderer" (Netflix)
Die Netflix-Produktion "Making A Murderer" wurde 2015 nicht nur bei den Zuschauern mit großem Interesse wahrgenommen, auch bei den Emmys räumte die True-Crime-Doku ab. Gleich vier Preise durften die Macher 2016 mit nach Hause nehmen. In der Serie stehen Steven Avery und sein Neffe Brendan Dassey im Fokus. Die beiden wurden als Mörder und Vergewaltiger verurteilt, weil sie im November 2005 die junge Frau Teresa Halbach missbraucht und getötet haben sollen. Doch ging bei der Verurteilung der Männer alles mit rechten Dingen zu?
Die Netflix-Serie von Laura Ricciardi und Moira Demos, die 2018 um eine zweite Staffel erweitert wurde, sät zumindest Zweifel an diesem Urteil. Bedenkliche Beweisführung, unkorrekte Prozesse und Polizisten, die die Männer mit dem Versprechen von Strafmilderung Geständnisse entlockten: Bei der Strafverfolgung von Steven Avery und Brendan Dassey ging bei weitem nicht alles nach Vorschrift vonstatten. So führte "Making A Murderer" weltweit zu kontroversen Diskussionen, die allesamt in der Frage kulminierten: schuldig oder unschuldig?
"Dunkle Seelen: Gespräche mit einem Serienkiller" (ZDFmediathek)
Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime Video haben das Potenzial von True-Crime-Formaten teils schon vor Jahren entdeckt. Doch auch die öffentlich-rechtlichen Sender sind bereits auf den Hype-Zug aufgesprungen. Sehenswert ist etwa die Doku-Reihe "Dunkle Seelen", die in der ZDFmediathek zum Streamen bereitsteht. In der ersten Episode mit dem Titel "Gespräche mit einem Serienkiller" trifft der CNN-Journalist Chris Cuomo auf den Mörder Joel Rifkin. Anfang der 1990er-Jahre soll der US-Amerikaner, der in Anlehnung an den Frauenmörder Jack the Ripper von der US-Presse einst "Joel the Ripper" getauft wurde, 17 Frauen getötet haben.
Doch nicht nur der Mehrfachmörder kommt zu Wort. Auch Angehörige schildern ihre Sicht auf die Gräueltaten. Des Weiteren geben Profiler und Verhaltensforscher ihre Expertise ab. Dadurch soll ein möglichst ganzheitliches Bild gezeichnet werden und der Versuch unternommen werden, die Hintergründe Rifkins grausamer Verbrechen zu skizzieren.
"Born To Kill: Als Mörder geboren?" (RTL+)
Potenzial in der dokumentarischen oder seriellen Aufarbeitung von Verbrechen sieht offenbar auch RTL+. Zu der beachtlichen Auswahl an Titeln zählt auch "Born To Kill - Als Mörder geboren?". Pro Folge wird ein Mordfall nacherzählt - stets mit dem Ziel, die Intention der Täter nachvollziehen zu können.
Unter anderem ist eine grausame Tat im kalifornischen Yosemite Nationalpark Gegenstand des True-Crime-Formats. In der optisch beeindruckenden Landschaft wurden 1999 vier Leichen entdeckt. Als Täter wurde schließlich Cary Stayner ausfindig gemacht. Insgesamt umfasst die True-Crime-Reihe über 50 Episoden.
Im Video: Serienmörder statt Retter: Diese Free-TV-Premiere basiert auf einem unfassbaren realen Fall