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Nach Sieg gegen Portugal: AfD-Politiker hetzt gegen Manuel Neuer und DFB-Team

Nach dem 4:2-Erfolg der deutschen Mannschaft gegen Portugal befindet sich Fußball-Deutschland im kollektiven Freudentaumel. Doch statt mitzufeiern, hetzt die AfD gegen das DFB-Team und ein geplantes Zeichen der Solidarität.

AfD-Politiker Uwe Junge. (Bild: Reuters)
AfD-Politiker Uwe Junge. (Bild: Reuters)

Nach dem kuriosen 4:2-Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft gegen Titelverteidiger Portugal feiern die deutschen Fußballfans fröhlich und ausgelassen.

Doch statt sich über den sportlichen Erfolg zu freuen, hetzt die AfD gegen DFB-Kapitän Manuel Neuer, die Nationalmannschaft und Homosexuelle.

Neuers regenbogenfarbene Kapitänsbinde als "Schwuchtelbinde" bezeichnet

In einem mittlerweilen gelöschten Twitter-Beitrag bezeichnete Uwe Junge, langjähriger AfD-Fraktionschef in Rheinland-Pfalz, die regenbogenfarbene Kapitänsbinde, die Neuer am Arm trägt, als "Schwuchtelbinde“. Auch das die Münchner Arena am Mittwoch im Spiel gegen Ungarn in Regenbogenfarben statt in den deutschen Nationalfarben leuchten soll, ist dem AfD-Mann ein Dorn im Auge.

"Jetzt fehlt noch der Kniefall und ihr werdet immer mehr Fans verlieren. Muss man sich leisten können“, schreibt Junge weiter.

Hintergrund für den Hass-Tweet: Die Münchner Stadtrat hat fraktionsübergreifend entschieden, dass die Münchner Allianz Arena gegen Ungarn nicht in Schwarz-Rot-Gold, sondern regenbogenfarben erleuchtet werden soll. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) möchte sich dafür bei der Uefa und dem DFB einsetzen.

Zeichen in Richtung Ungarn: Münchner Stadtrat will Stadion in Regenbogenfarben

Die Stadt München möchte mit dieser Aktion ein Zeichen der Solidaritt mit der LGBT-Community setzen, die in Ungarn massiv diskriminiert wird. Laut einem neu verabschiedeten Gesetz der ungarischen Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán dürfen sich Unternehmen künftig in der Werbung nicht mehr für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transgendern einsetzen oder sie als Normalität vorkommen lassen; Bücher über Homosexualität und sogar manche Hollywoodfilme werden in Zukunft auf dem Index stehen.

Junge war nicht der erste AfD-Politiker, der sich über Neuers regenbogenfarbene Kapitänsbinde aufgeregt. Auch eine Bundestagsabgeordnete und der Berliner AfD-Fraktionschef Georg Pazderski haben sich bereits abfällig darüber geäußert. So twitterte der ehemalige Bundeswehr-Oberst Pazderski sarkastisch: Wir freuen uns schon auf die im nächsten Jahr bei der Fußballweltmeisterschaft in #Katar in Regenbogenfarben illuminierten Fussballstadien?“

Mit seinem Begriff "Schwuchtelbinde“, setzte Junge aber einen traurigen Tiefpunkt.

Bei den Twitter-Nutzern kam diese Verbalentgleisung alles andere als gut an. "Was sie da schreiben ist an Widerlichkeit nicht zu überbieten. Das zeigt einmal mehr die Einstellung ihrer Partei“, schreibt eine Nutzerin.

"Bei den Temperaturen scheinen Ihnen anstandsmäßig ein paar Sicherungen durchgebrannt zu sein?“, lautet ein weiterer Kommentar.

Harte Kritik der Twitter-Nutzer und von Lauterbach

Und auch bei AfD-Wählern kam der Tweet von Uwe Junge nicht gut an: "Ich wähl zwar die AfD, aber für dieses "Schwuchtelbinde" gibts von mir ein entfolgen, wie kann man nur so entgleisen?“.

Auch zahlreiche Bundeswehrsoldaten meldeten sich unter dem Tweet des Offiziers a.D. der Bundeswehr zu Wort: "Ihr Sohn leistet seinen Reservedienst in der gleichen Einheit wie ich. Ich kann nur hoffen, dass er sich als Offizier und als Mensch für Sie ebenso schämt wie ich! Diese Äußerungen sind auf jeder Ebene unwürdig“, schreibt einer davon.

Auch von den anderen Parteien kam harte Kritik. So twitterte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach: "Solche Kommentare zeigen, wie schrecklich intolerant Deutschland regiert würde, wenn jemals die @AfD mitregieren würde. Alle demokratischen Parteien müssen daher zusammenstehen beim Prinzip: egal was auch kommt, niemals eine Koalition mit der @AfD.“

In der AfD ist Uwe Junge kein Unbekannter, in der Partei hatte er schon zahlreiche Spitzenämter inne. In der Vergangenheit fiel er bereits häufiger mit Beleidigungen und Hetze auf, so soll er sich u.a. als gegenüber einer lesbischen Soldatin diskriminierend geäußert haben.

AfD hat sich bisher nicht von Junges Tweet distanziert

Im Januar 2021 kritisierte Junge, dass das Erzbistum München und Freising Geld für die Seenotrettung von Flüchtlingen gespendet hatte, und twitterte an Erzbischof Reinhard Marx gerichtet: "Der Teufel soll Euch holen. Das ist aktiver Verrat am deutschen Volk.“

Im April 2020 kündigte Junge an, sich aus der Politik zurückzuziehen und für die Landtagswahl 2021 nicht mehr zu kandidieren.

Die AfD hat sich bisher noch nicht offiziell von Junges "Schwuchtelbinde"-Entgleisung distanziert.

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