Nah dran an "den Menschen draußen": Die "drehscheibe" im ZDF feiert Jubiläum

Die "drehscheibe" feiert Jubiläum: Anlässlich 25 Jahren auf Sendung stehen die Moderatorinnen Babette von Kienlin (links) und Sandra Maria Gronewald erstmals gemeinsam vor der Kamera im ZDF. (Bild: ZDF / Michael Braunschädel)
Die "drehscheibe" feiert Jubiläum: Anlässlich 25 Jahren auf Sendung stehen die Moderatorinnen Babette von Kienlin (links) und Sandra Maria Gronewald erstmals gemeinsam vor der Kamera im ZDF. (Bild: ZDF / Michael Braunschädel)

Am 7. Januar 1998 ging "drehscheibe Deutschland" im ZDF erstmals auf Sendung. Zum Jubiläum hat das Magazin eine besondere Ausgabe mit Rückblicken auf die guten, alten Zeiten geplant.

"Eine fruchtige, mehrschichtige Sahnetorte" soll es sein: Mit diesem Kuchen wird, laut Moderatorin Sandra Maria Gronewald, das Jubiläum der "drehscheibe" am Freitag, 6. Januar, im ZDF gefeiert. Die Auswahl passt, denn bunt und vielschichtig ist auch das Ländermagazin, welches seit dem 7. Januar 1998 im ZDF auf Sendung ist: Montags bis freitags, um 12.10 Uhr, erwartet die Zuschauerinnen und Zuschauer ein stets bunter Themen-Mix in knapp 50 Minuten. Mal geht es ums Energiesparen, mal um Alpakas in der Prignitz und mal um die Sorgen in den überfüllten Kinderkliniken Deutschlands. Aufgearbeitet von Reporterinnen und Reportern aus den ZDF-Landesstudios stehen dabei aber immer der regionale und der menschliche Faktor im Zentrum: "In der 'drehscheibe' schildern wir Geschichten hinter den Schlagzeilen", sagt Anna Schilling, die Leiterin der ZDF-Redaktion Tagesmagazine Mainz. Man wolle zeigen, "was die Berliner Politikentscheidungen für die Bürgerinnen und Bürger bedeuten", erklärt Anne Gellinek, die Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Aktuelles.

Diese Nähe zu "den Menschen draußen" ist es, was auch die Moderatorin Sandra Maria Gronewald besonders an der Sendung schätzt. Seit Februar 2020 steht die inzwischen 46-Jährige für die "drehscheibe" vor der Kamera. Von 2001 bis 2003 war sie bereits als Redakteurin für die Sendung, die bis 2013 noch "drehscheibe Deutschland" hieß, tätig. Ihre Moderationskollegin Babette von Kienlin kennt sie bereits seit ihrem "allerersten Tag im ZDF": "Die Zusammenarbeit war sofort klasse", erinnert sie sich heute: "Ich schätze ihre professionelle Arbeit und ihr fröhliches Naturell sehr. Sie hat sich eine Leichtigkeit bewahrt, die ich schon immer bewundere."

Bis 2013 hieß das Magazin noch "drehscheibe Deutschland". Das Studio, aus welchem Moderatorin Babette von Kienlin das Publikum damals begrüßte war farblich gedeckter als heutzutage. (Bild: ZDF / Carmen Sauerbrei)
Bis 2013 hieß das Magazin noch "drehscheibe Deutschland". Das Studio, aus welchem Moderatorin Babette von Kienlin das Publikum damals begrüßte war farblich gedeckter als heutzutage. (Bild: ZDF / Carmen Sauerbrei)

Ohnmacht vor laufender Kamera

Babette von Kienlin ist das Urgestein der Sendung: Von den insgesamt 16 Moderatorinnen und Moderatoren, darunter die derzeitigen Moderationsvertreterinnen und -vertreter Lissy Ishag (seit 2013), Tim Niedernolte (seit 2015), Andrea Ballschuh (seit 2016) und Christopher Wehrmann (seit 2021) sowie langjährige Ehemalige wie Henner Hebestreit (2004 bis 2012) oder Hermann Bernd (2005 bis 2010), ist die inzwischen 60-Jährige als einzige seit der allerersten "drehscheibe" als Moderatorin zu sehen.

Anekdoten und Zwischenfälle gab es in dieser Zeit natürlich reichlich: "Besonders gerne erinnere ich mich an die Fußball-WM 2006", plaudert die Halb-Britin: "Während des 'Sommermärchens' habe ich unter anderem mit Jürgen Klopp in der Sendung Tischfußball gespielt - und gewonnen." - "Im Studio umfallen", fährt sie fort, könne sie übrigens auch. Die Aussage bezieht sich auf zwei Vorfälle in den Jahren 2001 und 2016. Damals fiel die routinierte Moderatorin vor laufender Kamera in Ohnmacht. "Grund für den Kollaps", so hieß es in einem "Best of Babette" zum 20-Jahre-Jubiläum der Sendung, sei im ersten Fall ihre Schwangerschaft gewesen. Den zweiten Vorfall 2016 begründete von Kienlin mit einem niedrigen Blutdruck.

Martin Leutke (links), Babette von Kienlin und Ralph Szepanski bildeten das Moderationsteam Anfang der 2000-er. (Bild: ZDF / Rico Rossival)
Martin Leutke (links), Babette von Kienlin und Ralph Szepanski bildeten das Moderationsteam Anfang der 2000-er. (Bild: ZDF / Rico Rossival)

Jubiläumssendung mit vielen Highlights

Gut möglich, dass diese beiden Szenen auch in der Jubiläumsausgabe "drehscheibe - 25 Jahre auf Sendung" am Freitag, 6. Januar, um 12.25 Uhr, im ZDF zu sehen sein werden: Ein "Best of Babette" ist in den 34 Minuten jedenfalls fest eingeplant. Ebenfalls für diesen Tag angekündigt ist ein Beitrag über das Selbstverständnis der Sendung sowie eine Umfrage unter Bürgerinnen und Bürgern, was ihnen zu dem Magazin einfällt.

Die "Expedition Deutschland", die seit 2011 fester Bestandteil der Sendung ist, startet zum Jubiläum auf dem Mainzer Lerchenberg, genau an dem Punkt, von dem aus das Magazin seit einem Vierteljahrhundert live sendet. Welche spannenden privaten Geschichten die Gesprächspartner dort wohl zu berichten wissen?

Moderatorin Babette von Kienlin, die zum Jubiläum erstmals gemeinsam mit ihrer Ko-Moderatorin Sandra Maria Gronewald vor der Kamera steht, wird zusammen mit Gerhard Trabert, dem Vorsitzenden des Vereins Armut und Gesundheit in Mainz, obdachlose und arme Menschen in der Stadt besuchen: "Professor Trabert nimmt mich in seinem Medibus mit zur Teestube Zitadelle in Mainz", erzählt sie: "Dort in der Nähe lebt ein Mann in einem Zelt. Wir reden zudem mit einem ehemaligen Obdachlosen, der momentan in einer Wohnung lebt, und wir besuchen die Flüchtlings-Unterkunft 'Housing-Area' in Mainz-Gonsenheim." Auch die Situation der Obdachlosen in der Mainzer Innenstadt soll Teil des Beitrags sein. Im Studio ist zudem eine Volleyballerin zu Gast, die Anfang Januar 1998 geboren wurde, als die "drehscheibe" auf Sendung ging. Welche Beziehung hat sie zu dem Format?

Immer wieder waren Prominente bei Babette von Kienlin im  "drehscheibe"-Studio zu Gast, so auch Alfred Biolek im Jahr 2013.  (Bild: ZDF / Rico Rossival)
Immer wieder waren Prominente bei Babette von Kienlin im "drehscheibe"-Studio zu Gast, so auch Alfred Biolek im Jahr 2013. (Bild: ZDF / Rico Rossival)

Gute Quoten und Blick in die Zukunft

Bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern ist die "drehscheibe" bis heute eher schwach nachgefragt: Ein Marktanteil von 4,8 Prozent im Juni 2020 ist hier sicher auch der ungünstigen Sendezeit geschuldet, befindet sich die Mehrheit der Jungen zur Mittagszeit doch meistens in der Schule, in der Universität oder auf der Arbeit. Verglichen mit dem zeitgleich gesendeten "ARD Buffet", das im genannten Zeitraum nur 3,5 Prozent erzielte, schneidet das ZDF-Format noch halbwegs gut ab. Beim Gesamtpublikum ist die "drehscheibe" inzwischen mindestens gleich auf, hat sogar bisweilen die Nase vorne: Im Mai 2020 sahen durchschnittlich 1,01 Millionen Menschen das ZDF-Magazin, was einem Gesamtmarktanteil von immerhin 13,3 Prozent entspricht. Das "ARD Buffet" kam in dem gleichen Zeitraum auf nur 0,78 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer (Marktanteil insgesamt: 10,1 Prozent).

Eine durchaus zufriedenstellende Bilanz also, auf die die Verantwortlichen der "drehscheibe" nach dem ersten Vierteljahrhundert blicken. Was die Zukunft des Formats anbelangt, so darf es, nach Moderatorin Babette von Kienlin auch erst einmal so weitergehen: "Wir bleiben immer in Bewegung. Wie heißt es so schön: Wer rastet, der rostet! Wir wachsen mit den Veränderungen und Herausforderungen - und sind längst auch auf Social Media präsent."

Von 2015 bis 2020 war Tim Niedernolte Hauptmoderator bei der "drehscheibe". Inzwischen ist der 44-Jährige nur noch vertretungsweise im Einsatz. (Bild: ZDF / Rico Rossival)
Von 2015 bis 2020 war Tim Niedernolte Hauptmoderator bei der "drehscheibe". Inzwischen ist der 44-Jährige nur noch vertretungsweise im Einsatz. (Bild: ZDF / Rico Rossival)