Nemos Garten: So können Pflanzen unter dem Meer wachsen

Alternative Anbaumethoden: Vor der Küste Italiens liegt ein Garten rund acht Meter tief unter dem Meeresspiegel. Wie können dort Erdbeeren wachsen?

Die Biosphären in Nemos Garten, mittlerweile gibt es insgesamt sechs. (Bild: Screenshot / ZDF)
Die Biosphären in Nemos Garten, mittlerweile gibt es insgesamt sechs. (Bild: Screenshot / ZDF)

In der Biosphäre herrschen gerade angenehme 27 Grad Celsius bei rund 95 Prozent Luftfeuchtigkeit, also ideale Bedingungen für ein Gewächshaus. Das ist auch den Pflanzen anzusehen, Erdbeeren treiben, Salatköpfe wachsen und gedeihen. Nur: Das alles passiert nicht in einem gewöhnlichen Gewächshaus, sondern knapp acht Meter unter dem Meeresspiegel.

Mit Basilikum fing es an

Das Projekt heißt „Nemos Garden“ und wurde von Sergio Gamberini im Jahr 2012 erdacht. Über ihn hat kürzlich auch das ZDF eine Reportage gezeigt. Der Italiener ist passionierter Taucher und Gärtner und stellte sich damals die Frage: Ist es möglich, Basilikum unter Wasser anzubauen?

Was zuerst wie eine Schnapsidee klang, stellte sich bei genauerer Überlegung als durchaus sinnvoll heraus. Basilikum benötigt geschützte und sonnige Standorte, stets feuchte Erde und konstant gleichbleibende Temperaturen.

Also hat sich Gamberini mit der Ocean Reef Group, eigentlich ein Unternehmen für Tauchequipment, zusammengeschlossen und gemeinsam konstruierten sie die erste Biosphäre: eine durchsichtige Plastikkugel mit Strom, Süßwasserbewässerung und über 90 Plätzen für Pflanzen.

Alles wird überwacht

Die wichtigsten Faktoren für den Unterwassergarten, also Temperatur, Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid, Licht, Druck und Luftfeuchtigkeit, können rund um die Uhr von außen überwacht werden. Es gibt mittlerweile sogar einen Livestream.

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In der Folge versenkten sie die Kugel vor der Küste Italiens, nahe der Stadt Noli bei Genua – in einer Tiefe, in die noch viel Sonnenlicht vordringt. Die ganze Konstruktion erinnert dabei an eine Qualle mit langen Tentakeln. Die Tentakel sind die Standbeine, die fest im Meeresboden verankert sind, obenauf ist die Biosphäre angebracht. Sie hat eine Öffnung, die Gamberini und sein Team von unten antauchen und dann den Kopf in die luftgefüllte Kuppel stecken können – für die Aussaat oder Ernte beispielsweise.

Eine Art Riff entsteht

Über die Jahre wurde die Anlage erweitert. Mittlerweile gibt es sechs Biosphären, in denen über 40 verschiedene Pflanzen gezogen werden, von Majoran bis zur Orchidee – längst nicht mehr nur Basilikum. Der gesamte Anbau geschieht dabei nachhaltig: Das benötigte Wasser ist entsalztes Meerwasser, der Strom stammt aus Sonnenkollektoren.

Dazu kommt der, nach dem Aufbau, minimale Aufwand. Denn die Kuppeln sind weitgehend geschlossene Systeme, Wasser verdunstet und wird erneut von den Pflanzen aufgenommen. Und die gesamte Anlage ist in der Größe bislang auch kein invasiver Eingriff in die Unterwasserwelt, im Gegenteil: Tiere verstecken sich darunter, Pflanzen haften sich an. In einem aktuellen Beitrag auf der Webseite heißt es, dass derzeit zahlreiche Tintenfische ihre Eier an den Biosphären abgelegt haben – es ist beinahe zum künstlichen Riff geworden.

Bislang nur in kleinem Maßstab

Das Projekt sieht sich als mögliche Teilantwort auf den Klimawandel. Denn es möchte eine Alternative zur konventionellen Landwirtschaft bieten, wenn es die Bedingungen an der Oberfläche immer schwieriger machen, Pflanzen zu kultivieren.

Auch wenn die Struktur noch nicht ganz ausgereift ist: Im Jahr 2019 wurde sie bei einem Sturm vollständig zerstört und Nemos Garten musste von Grund auf neu aufgebaut werden. Dabei wurden zwar Verankerungen erneuert und verstärkt, aber ob es kommenden Stürmen, die der Klimawandel stärker und häufiger mit sich bringt, standhalten kann, ist nicht sicher.

Noch findet das Projekt in sehr kleinem Maßstab statt, das Team um Gamberini hofft aber, dass es bald große Investoren anlockt und Nemos Gärten dann nicht mehr nur vor den Küsten Italiens, sondern auf der ganzen Welt blühen und gedeihen.

Im Video: Unterwasser-Tango - Rhythmus ohne Musik