Einer nennt Partei „Sündenpfuhl“ - Nach Thüringer Wahlerfolg rennen BSW die Sieger davon - und wechseln nach rechts

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Sahra WagenknechtIMAGO/Bernd Elmenthaler

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erhält wenige Wochen nach den ersten fulminanten Wahlerfolgen die ersten kleinen Risse. Im thüringischen Gotha bricht ein Machtkampf aus, an deren Ende zwei gewählte BSW-Abgeordnete die Seiten wechseln. Fortan sind sie bei der rechten Werteunion angesiedelt.

Die ersten Wahlergebnisse der BSW waren durchaus fulminant. Die frisch gegründete Partei räumte nicht nur bei der Europawahl, sondern auch bei Kommunalwahlen ab. So auch im thüringischen Gotha. Dort erhielt die BSW Stimmen für gleich sechs Kreistagsmandate.

Doch nur wenige Wochen später sind von den sechs Mandaten nur noch vier übrig geblieben. Der Grund: Der Kampf um den Fraktionsvorsitz entbrannte zwischen der 67-jährigen Vera Fitzke und Mike Creutzburg. Letzter wechselt daraufhin mit einem weiteren Abgeordneten des Kreistags ausgerechnet zur Werteunion, der als stramm rechts eingeordneten Partei von Hans-Georg Maaßen.

Nach Thüringer Wahlerfolg rennen BSW die Sieger davon - und wechseln nach rechts

Crreutzburg, ein 58-jähriger Wäschereibesitzer, wirft Fitzke vor, früher in der SED gewesen zu sein und bezeichnet die BSW im „Welt“-Interview nun als „Steigbügelhalter für Leute aus SED und Linkspartei“. Fitzke selbst widerspricht energisch:"Mir eine Nähe zum SED-Staat zu unterstellen, ist absurd."

Für Creutzburg ist die Sache jedoch eindeutig - er fühlt sich hintergangen und nicht genug gewürdigt. Seiner Meinung nach wäre das gute Wahlergebnis vor allen Dingen aufgrund seiner großen Bekanntheit in Gotha zustande gekommen. Weil er in Sachen Parteivorsitz gegenüber Fitzke den Kürzeren zog, trat er aus dem BSW aus, bezeichnete es sogar noch als „Sündenpfuhl“ - und vollzog einen brisanten Wechsel.

Der 58-Jährige macht nun bei der Werteunion weiter. Deren Chef Hans-Georg Maaßen wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz im Bereich Rechtsextremismus geführt. Creutzburg sieht es anders: „Wer was verändern will, kriegt die Keule ab.“ Denn beide Parteiprogramme, das des BSW und das der Werteunion, würden sich sehr ähneln.

BSW-Mann wandert nach Wahlerfolg zur Werteunion ab - und nimmt Kollegen mit

Zusammen mit Creutzburg wandert mit Jörg Schwerin ein zweiter Gewählter zur Werteunion ab. Der Bestatter beklagt sich dabei über die fehlende Wertschätzung der BSW. Er als „Anpacker“ habe im Vorfeld der Wahl viel Arbeit geleistet und bekam in seinen Augen wenig bis nichts zurück. Zwar war Schwerin selbst nie Parteimitglied, bekam bei der Kommunalwahl aber dennoch mehr Stimmen als viele Kandidaten vor ihm und rückte von Rang 12 auf Rang vier vor.

Nun werden weder Creutzburg noch Schwerin der BSW weiter zur Verfügung stehen. Fitzke betrachtet es nüchtern und sagt: „Mit seinem Verhalten disqualifiziert er sich.“

Eigentlich sind es Beispiele wie diese, die Wagenknecht mit der Parteigründung genau verhindern wollte. Deswegen sollten Interessierte und Bewerber vor Eintritt in die Partei genau geprüft werden, um Machtkämpfe oder Flügelstreitigkeiten zu unterbinden.