Netflix-Serie "Bodies": Eine Leiche auf Zeitreise?

Shira Haas spielt die Ermittlerin der Zukunft. Als DC Maplewood untersucht sie den seltsamen Fall im London der Zukunft, das sich in einer neuen Gesellschaftsordnung wiederfindet. (Bild: Matt Towers/Netflix)
Shira Haas spielt die Ermittlerin der Zukunft. Als DC Maplewood untersucht sie den seltsamen Fall im London der Zukunft, das sich in einer neuen Gesellschaftsordnung wiederfindet. (Bild: Matt Towers/Netflix)

Die britische Netflix-Serie "Bodies" geht von ungewöhnlichen Vorfällen aus: Wie kann es sein, dass vier Polizisten in den Jahren 1890, 1941, 2023 und 2053 in einer Londoner Gasse dieselbe Leiche finden? Über acht Folgen ermitteln die Detectives "gemeinsam" in einem zeitübergreifenden Fall.

"Multiversen" sind in heutigen Filmen und Serien allüberall zu finden. Da passt die Idee der britischen Netflix-Serie "Bodies" (ab Donnerstag, 19. Oktober) bestens dazu: In Folge eins des achtmal etwa 60 Minuten langen Werks lernt man vier Londoner Polizeiermittler kennen. Die junge Mutter DS Hasan (Amaka Okafor) arbeitet in einem schmutzigen und gewaltbereiten London des Jahres 2023. Ihr neuester Fall ist die nackte Leiche eines Mannes, der in einer unscheinbaren Seitengasse der Metropole aufs Pflaster drapiert wurde. Danach kommt es zu einem Schnitt der Zeit, aber keinesfalls des Raums: DI Hillinghead (Kyle Soller, "Andor") findet im Jahre 1890 dieselbe Leiche am selben Ort. Und auch DS Whiteman (Jacob Fortune-Lloyd, "Das Damengambit") trifft auf diesen Toten, auch wenn seine Ermittlungen 1941 durch deutsche Bombenangriffe auf London im Zweiten Weltkrieg erschwert werden.

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Nachdem die drei Detectives - mit jeweils zeitgemäßen Methoden - mehr über den Toten und die Umstände seines Ablebens herausfinden, betritt am Ende von Folge eins noch eine weitere Ermittlerin das Spielfeld: Shira Haas, Hauptdarstellerin von "Unorthodox", verkörpert DC Maplewood, die den Fall im London des Jahres 2053 untersucht.

Einer Stadt, die sich mittlerweile in einer neuen Gesellschaftsordnung wiederfindet. Erdacht hat sich diese Geschichte vor knapp zehn Jahren der 2021 verstorbene Graphic-Novel-Autor Si Spencer. Dessen achtbändiges Werk aus dem DC-Verlag wurde nun von Showrunner Paul Tomalin in acht Netflix-Serienstunden verwandelt. Regie bei den ersten Folgen führt der renommierte deutsche Filmemacher Marco Kreuzpaintner ("The Lazarus Project", "Beat").

Trailer "Bodies"

Ein sich über 150 Jahre streckendes Mordrätsel

Die Serie sortiert sich irgendwo zwischen Sci-Fi-Gedankenexperiment, Ermittlerkrimi und Charakterdrama ein. Besetzt mit vier charismatischen Hauptdarstellern, die allesamt schon in anderen Stoffen für Aufsehen sorgten, bleiben die persönlichen Geschichten der Ermittler und ihrer epochentypischen Probleme leider ein bisschen blass. Vielleicht hat die Serie aufgrund ihrer "geviertelten" Erzählstruktur einfach nicht genug Zeit, neben ihres komplizierten Plots, der den Gehirnwindungen des Zuschauers viel Aufmerksamkeit abverlangt, auch noch für charakterliche Zwischentöne zu sorgen.

Er ermittelt im London des Zweiten Weltkrieges, inmitten deutscher Bombenangriffe: Jacob Fortune-Lloyd (
Er ermittelt im London des Zweiten Weltkrieges, inmitten deutscher Bombenangriffe: Jacob Fortune-Lloyd (

Deshalb wirkt "Bodies" an manchen Stellen ähnlich blutleer wie die Serien-Leiche in der immer gleichen Londoner Gasse. Schlecht ist "Bodies" aufgrund der interessanten Struktur aber dennoch nicht: Freunde von Christopher Nolans Plots oder Grübel-Serien wie "Dark" oder Marvels "Loki" dürften bei diesem Netflix-Trip genug Nachdenkstoff finden, wie das vertrackte, sich über 150 Jahre streckende Mordrätsel gelöst werden könnte.

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