EU, USA und Russland fordern sofortiges Ende der Kampfhandlungen in Berg-Karabach

Tausende Demonstranten zogen am späten Dienstagabend vor das armenische Parlament in Eriwan, um gegen den von Aserbaidschan gestarteten Militäreinsatz gegen die Südkaukasus-Region Berg-Karabach zu protestieren.

Protest gegen Ministerpräsident Nikol Paschinjan

Sie forderten den Rücktritt von Ministerpräsident Nikol Paschinjan und warfen ihm "Verrat" an den Armeniern in Berg-Karabach vor. Berichten zufolge setzt die Polizei Blendgranaten zum Schutz des Parlaments ein.

Paschinjan hatte zuvor in eine Ansprache erklärt: "Die Republik Armenien ist nicht an den militärischen Aktionen beteiligt und ich möchte noch einmal betonen, dass die Republik Armenien keine Armee in Bergkarabach hat."

Groß angelegte Offensive zur Eroberung Berg-Karabachs

Die Ex-Sowjetrepublik Aserbaidschan hatte am Dienstag eine groß angelegte Offensive zur Eroberung Berg-Karabachs gestartet mit der Begründung, Armenien bereite "Terrorakte" vor und habe die Bereitschaft des Militärs erhöht.

Die Region liegt zwar auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Die beiden ehemals sowjetischen Nachbarländer kämpfen bereits seit Jahrzehnten um Berg-Karabach.

Anar Eyvazov, Sprecher des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums: "Wir haben Schritte beobachtet, dass die Einheiten auf ein hohes Niveau der Kampfbereitschaft gebracht wurden, zusätzliche Einheiten für die Mobilisierung geschaffen wurden, der Nachrichtendienst gegenüber der aserbaidschanischen Armee verstärkt wurde, unsere Stellungen tief infiltriert und entminte Gebiete sowie die zivilen Straßen zum Zweck terroristischer Provokation wieder vermint wurden."

Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats

Der neu aufgeflammte Konflikt forderte bereits Dutzende Tote und Verletzte. Laut Angaben aus Eriwan vom Mittwochmoregn wurden mindestens 32 Menschen getötet und 200 verletzt.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich "äußerst besorgt" und forderte eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen. Ein ähnlicher Appell kam auch aus Russland.

Für Donnerstag wurde in New York eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats einberufen. Unterdessen setzte Aserbaidschan seinen Militäreinsatz auch am Mittwoch fort.

Schon vor Beginn des Militäreinsatzes war die humanitäre Lage in dem Gebiet katastrophal, weil Aserbaidschan den einzigen Zugang Armeniens in die Exklave - den Latschin-Korridor - blockierte.

Beobachter warnten zudem schon länger, dass Aserbaidschan auch militärisch ausnutzen könnte, dass Armeniens traditionelle Schutzmacht Russland wegen des Kriegs gegen die Ukraine im Südkaukasus derzeit weniger präsent ist.