Neuer Ansatz mit wenig Pep: Netflix erzählt die Lebensgeschichte von Kaiserin Elisabeth von Österreich

Die Hauptdarstellerin Devrim Lingnau überzeugt durch ihre Ähnlichkeit zur echten Sisi.  (Bild: Netflix / Julia Terjung )
Die Hauptdarstellerin Devrim Lingnau überzeugt durch ihre Ähnlichkeit zur echten Sisi. (Bild: Netflix / Julia Terjung )

Nach der RTL-Serie "Sisi" und dem Kinofilm "Corsage" widmet sich auch Netflix mit der Original Serie "Die Kaiserin" einer Neuerzählung des Lebens von Kaiserin Elisabeth von Österreich. Leider kann die Serie nicht vollständig überzeugen.

In der Welt von Film und Fernsehen, aber auch in der Literatur gibt es Geschichten, die die Menschheit scheinbar derart faszinieren, dass nahezu jede Generation ihre eigene Interpretation oder Neuerzählung schafft. "Romeo und Julia" von William Shakespeare ist so ein Beispiel ebenso wie "Heidi". Zuletzt erlebte die tragische Lebensgeschichte der Kaiserin Elisabeth von Österreich eine umfangreiche Renaissance: Ein knappes Jahr nach der Veröffentlichung der RTL+-Serie "Sisi" und nur wenige Wochen nach dem Kinostart von "Corsage" kommt sie nun auch noch als Netflix Original auf den Markt.

"Die Kaiserin" heißt die deutsche Miniserie von Showrunnerin Katharina Eyssen. Die sechs Episoden sind ab Donnerstag, 29. September, bei dem Streamingdienst verfügbar. Der schlichte Titel passt zu dem ein wenig behäbig daherkommenden erzählerischen Konzept. Im Zentrum steht die rebellische Elisabeth (Devrim Lingnau), genannt Sisi, die, wenn es nach ihrer Mutter, Herzogin Ludovika in Bayern (Jördis Triebel), geht, schon längst hätte heiraten sollen.

Die Bürde der Macht stellt den jungen Kaiser Franz (Philip Froissant) und seine Mutter (Melika Foroutan) oft auf eine harte Probe.  (Bild: Netflix)
Die Bürde der Macht stellt den jungen Kaiser Franz (Philip Froissant) und seine Mutter (Melika Foroutan) oft auf eine harte Probe. (Bild: Netflix)

Altbekannte Geschichte mit neuen Facetten

Doch leider vergrault die sturköpfige Prinzessin einen heiratswilligen Grafen nach dem anderen, nur um sich letztlich den jungen Kaiser Franz Joseph I. (Philip Froissant) zu angeln, der eigentlich für Elisabeths ältere Schwester Helene (Elisa Schlott) bestimmt wäre. Über die Verbindung sind weder Sisis Familie noch Franz' Mutter, Erzherzogin Sophie (Melika Foroutan), erfreut, und auch die freigeistige Sisi wird Mühe haben, sich mit den Regeln des höfischen Lebens zurechtzufinden.

Bis zu diesem Punkt dürfte die Erzählung den meisten Zuschauerinnen und Zuschauern bekannt sein. Sei es aus der kitschigen und gerade deshalb so legendären "Sissi"-Trilogie von Ernst Marischka mit Romy Schneider oder aus der romantischen, doch nicht zu verkitschten Serie "Sisi" mit Dominique Devenport und Jannik Schümann, die noch in diesem Jahr bei RTL und RTL+ fortgesetzt wird. Neu an "Die Kaiserin" ist hingegen, dass auch Franz' jüngere Geschwister, allen voran Erzherzog Maximilian (Johannes Nussbaum), in der Serie von Bedeutung sind. Maximilian zeigt sich als Lebemann, der ernsthaftes Interesse an der Braut seines Bruders zu hegen scheint. Gleichzeitig scheint auch eine der Zofen (Almila Bagriacik) etwas im Schilde zu führen ...

Maximilian (Johannes Nussbaum) zeigt unverblümt sein Interesse an der schönen Braut seines Bruders, des Kaisers.  (Bild: Netflix)
Maximilian (Johannes Nussbaum) zeigt unverblümt sein Interesse an der schönen Braut seines Bruders, des Kaisers. (Bild: Netflix)

Das gewisse Etwas fehlt

Es gäbe also durchaus Potenzial, um dem schon tausendfach erzählten Märchen ohne Happy End (die echte Sisi wurde letztlich ermordet) einen frischen Anstrich zu verpassen. Doch leider schafft das Team unter Regie von Katrin Gebbe und Florian Cossen den Absprung nicht ganz: Zwar treten an die Stelle von Kitsch und Protz aus der Marishka-Inszenierung die düsteren Seiten des Zeitalters: Sisis Mutter etwa droht der Tochter mit einer Einweisung in die Psychiatrie, sollte sie sich nicht endlich vermählen. Franz' Mutter hingegen scheinen Hinrichtungen aufständischer Bürger vollkommen kaltzulassen.

Verglichen mit anderen Neuinterpretationen fehlt der Serie allerdings ein gewisser Pep. Die Intrigen inner- und außerhalb des Habsburger Hofes werden anfangs nur angedeutet. So kommt es, dass sich vor allem die ersten beiden der rund einstündigen Episoden etwas in die Länge ziehen. Immerhin: Die 1998 in Mannheim geborene Hauptdarstellerin Devrim Lingnau sieht dem historischen Vorbild, der echten Sisi, erstaunlich ähnlich.

Gräfin Leontine von Apafi (Almila Bagriacik) kommt als Zofe der künftigen Kaiserin an den Hof. Doch früh wird klar, dass sie noch etwas anderes im Schilde führt. (Bild: Netflix)
Gräfin Leontine von Apafi (Almila Bagriacik) kommt als Zofe der künftigen Kaiserin an den Hof. Doch früh wird klar, dass sie noch etwas anderes im Schilde führt. (Bild: Netflix)