Neuer Finanzminister Griechenlands: Panne am ersten Arbeitstag

Euclid Tsakalotos in Brüssel: Interessanter "Spickzettel" unter dem Arm

Euclid Tsakalotos ist noch keine zwei Tage im Amt, da passiert dem neuen Finanzminister von Griechenland schon die erste kleine Panne: Als er in Brüssel ankommt, um mit seinen Kollegen der Euro-Gruppe über die Zukunft seines Landes zu sprechen, trägt er jede Menge Dokumente bei sich, einige davon in einer Arbeitsmappe, andere wiederum offen und für jeden sichtbar – zu sichtbar?

Ein A5-großer Zettel erregte schnell das Interesse der Fotografen: Auf dem Schreibblock eines Hotels hatte Euclid Tsakalotos sich einen kleinen "Spickzettel" zusammengestellt. Doch da er ihn so offenherzig mit sich herumtrug, konnte nicht nur der griechische Finanzminister selbst, sondern auch alle anderen lesen, was darauf stand. "No triumphalism" war dort unter anderem zu lesen. Zu Deutsch etwa: "Kein Triumphalismus" oder "Kein Prahlen mit dem Triumph".

Mit diesem Punkt nimmt Tsakalotos offensichtlich Bezug auf das Ergebnis des Referendums, in dem Griechenland mit mehr als 60 Prozent gegen die Reformvorschläge der EU gestimmt hatte – schließlich bestärkte das seine Position als Finanzminister. Doch angeben wollte er damit offenbar nicht, was sicher auch die klügere Entscheidung war, wenn er es sich nicht von Anfang an mit dem Rest von Europa verscherzen wollte.

Doch auch nach seinem wortlosen Auftritt mit Spickzettel unter dem Arm wurde der erste Arbeitstag für den neuen griechischen Finanzminister nicht viel einfacher. Denn entgegen der Hoffnungen in Brüssel hatte Tsakalotos am Dienstag noch keine neuen Reformvorschläge aus Athen dabei. Feinde scheint er sich damit zwar noch nicht gemacht zu haben, doch der Druck wächst nun weiter. Ein neues Ultimatum der EU sieht vor, dass Griechenland bis spätestens Donnerstag ein neues Reformpaket vorlegen muss – denn nur dann kann über ein neues Hilfsprogramm für das schuldengeplagte Land verhandelt werden.