"Es ist nichts mehr da, alles wie ausradiert": "Mutter Beimer" voller Wehmut beim "Kölner Treff"

Schauspielerin Marie-Luise Marjan war zu Gast beim "Kölner Treff" und blickte auf ihr Leben zurück. (Bild: WDR)
Schauspielerin Marie-Luise Marjan war zu Gast beim "Kölner Treff" und blickte auf ihr Leben zurück. (Bild: WDR)

25 Mal hat sie eine Mutter gespielt, die Schauspielerin Marie-Luise Marjan. Ihre bekannteste Rolle war die der "Mutter Beimer" in der ARD-Serie "Lindenstraße". In der WDR-Talkshow "Kölner Treff" blickt sie am Freitagabend auf ihr Leben und den erschreckenden Umgang mit ihrem Lebenswerk zurück - und hofft noch auf ein bisschen mehr.

Wenn Marie-Luise Marjan das WDR-Gelände in Köln-Bocklemünd besucht, kommen die Erinnerungen hoch. Dort wurde 34 Jahre lang die ARD-Fernsehserie "Lindenstraße" gedreht. Hier war sie Helga Beimer. Das war die Rolle ihres Lebens. "Die 'Lindenstraße ist ein Stück Leben. Und es wurde abgewürgt. Das ist schade", sagt die Schauspielerin (83) am Freitagabend in der WDR-Talkshow "Kölner Treff". In der Sendung blickt sie auf einige Ereignisse in ihrem Leben zurück. Und die 2020 eingestellte "Lindenstraße" gehört unweigerlich dazu. "Wenn ich nach Köln-Bocklemünd komme und sehe auf das Gelände, und es ist nichts mehr da, alles wie ausradiert, dann bekomme ich Wehmut. Diese Radikalität erschreckt mich", sagt sie in der großen Runde der Gastgeber Susan Link und Micky Beisenherz.

Noch immer wird sie auf der Straße angesprochen. Die Fans fragen nach Autogrammen, machen Selfies mit ihr. "Und manche sagen sogar Marie-Luise Marjan", freut sie sich.

Erinnerungen an die Nachkriegszeit

Ursprünglich hieß sie Marlies Wienkötter. Doch mit so einem Namen hat man es als Schauspielerin nicht leicht. Darum gab sie sich einen Künstlernamen, der mittlerweile auch in ihrem Pass steht. Ihre Mutter gibt die kleine Marlies gleich nach der Geburt in ein Waisenhaus. Ein Jahr später kommt sie zu Pflegeeltern, die sie später adoptieren. Wenn Marie-Luise Marjan an ihre Kindheit denkt, erinnert sie sich an eine Kaffeemühle. "Wir haben nach dem Krieg Buchäckern gesammelt", erzählt sie im "Kölner Treff". "Dann haben Mama und ich die Buchäckern wie Ähren ausgeschüttelt und die Körner in dieser Mühle gemahlen. Die Mama hat das Mehl dann mit Wasser vermengt und Plätzchen daraus gemacht."

Ende der 1950er-Jahre beginnt Marie-Luise Marjan eine Schauspielausbildung. Noch während der Ausbildung bekommt sie eine Rolle in einem Fernsehfilm, den der damalige NWDR produziert: "Untergang der Freiheit." Da ist Marie-Luise Marjan 19 Jahre alt. In dem Film spielt sie zum ersten Mal eine Mutter. 25 Mutterrollen hat sie in ihrem Schauspielerleben gespielt. Doch ein eigenes Kind hat sie nie gehabt.

Die zwei Mütter

Dafür hatte sie selber zwei Mütter: Ihre Adoptivmutter und ihre leibliche Mutter. Ihre Adoptivmutter nennt sie "Die richtige Mutter, die mich groß gezogen hat. Sie war eine sehr gestandene Frau, eine sehr mütterliche, sehr liebevolle. Sie war Hutmacherin, hat mir Kleider genäht. Sie war für mich da. Wenn ich erkältet war, hat sie Hühnerbrühe gemacht und saß an meinem Bett. Das war eigentlich die Mama." Ihre richtige Mutter hat Marie-Luise Marjan ebenfalls kennengelernt. Die war 1956 nach Kanada ausgewandert. Beide haben sich gegenseitig besucht. Doch eine wirkliche Beziehung hat es nie gegeben. "Das habe ich sehr bedauert."

Manchmal vermisst sie die Familie. Vor drei Jahren verstarb ihr Partner Bodo Dressler, mit dem sie 40 Jahre lang liiert war. Auch ihr Halbbruder, den sie mit 67 Jahren gefunden hat, lebt nicht mehr. "Ich habe einen großen Freundeskreis. Die rufen mich an und laden mich ein. Aber das ist was anderes", sagt Marjan. "Wenn einer um einen herum ist und man versteht sich gut, und man hat gleiche Interessen oder gleiche Schnittmengen für die Lebenseinstellung - das ist was anderes."

Doch Ruhe gönnt sich Marie-Luise Marjan auch nach 65 Jahren Schauspielerei nicht. Sie spielt Theater, veranstaltet Lesungen, engagiert sich für Kinder. "Ich gehe meinen Weg weiter. Und sollte der liebe Gott meinen, dieser Weg wird nochmal gekreuzt von einem Menschen, dann kann man ja nicht nein sagen."