Anton Hofreiter bei Lanz: Olaf Scholz als "Hauptproblem im Kanzleramt"

Der angebliche Tod von Jewgeni Prigoschin bestimmte am Mittwoch die Schlagzeilen. Bei "Markus Lanz" spekulierte Ex-Botschafter Rüdiger von Fritsch über die Hintergründe des Flugzeugabsturzes. Anton Hofreiter äußerte sich hingegen offen zum neuen Ampelstreit - und übte harte Kritik an Kanzler Olaf Scholz.

In der jüngsten Ausgabe von
In der jüngsten Ausgabe von "Markus Lanz" sparte Grünen-Politiker Anton Hofreiter nicht mit Kritik an der Bundesregierung und Kanzler Olaf Scholz. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Wie die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija am Mittwoch mitteilte, soll der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, in einem in Russland abgestürzten Privatflugzeug gesessen haben. Insgesamt zehn Personen an Bord seien vorläufigen Informationen zufolge ums Leben gekommen. Bei "Markus Lanz" sprach Ex-Botschafter Rüdiger von Fritsch am Mittwochabend über die Hintergründe des Absturzes, Im Netz war bereits eine hitzige Diskussion darüber entbrannt, ob der Kreml hinter dem Tod des Wagner-Chefs stecken könnte.

Spekulationen über Prigoschin-Tod

"In der Tat bewegen wir uns im Bereich der Spekulationen", versicherte Rüdiger von Fritsch zunächst im Gespräch mit Markus Lanz. Er ergänzte vorsichtig: "Wir wissen nicht, ob tatsächlich Jewgeni Prigoschin in der Maschine war." Lanz erklärte jedoch, dass es laut erster Gerüchte bereits Aufnahmen gebe, die Prigoschin beim Besteigen des Privatflugzeuges zeigen sollen. Zur genauen Ursache des Flugzeugabsturzes ist derweil nichts bekannt. Ob es sich um einen reinen Absturz, eine Explosion oder gar einen geplanten oder versehentlichen Abschuss mit einer Flugabwehrrakete handelte, sei laut Lanz bislang noch völlig unklar.

"Wir wissen nicht, ob tatsächlich Jewgeni Prigoschin in der Maschine war", ordnete Rüdiger von Fritsch die Todesmeldung des Wagner-Chefs ein. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)
"Wir wissen nicht, ob tatsächlich Jewgeni Prigoschin in der Maschine war", ordnete Rüdiger von Fritsch die Todesmeldung des Wagner-Chefs ein. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Anton Hofreiter mit klarer Haltung zum Ukraine-Krieg

Laut Rüdiger von Fritsch sei durchaus denkbar, dass der Marsch der Wagner-Söldner auf Moskau vor genau zwei Monaten etwas mit dem Unglück zu tun haben könnte. "In dem Marsch auf Moskau und seinem Scheitern zeigt sich, dass auch Wladimir Putin immer wieder darauf angewiesen ist, Machtinteressen tarieren zu müssen", erläuterte der Ex-Botschafter. Von Fritsch fügte hinzu, dass laut Putin niemand "verachtenswerter als der Verräter" sei. Lanz hakte besorgt nach: "Wie groß ist die Gefahr, dass dieses riesige Land irgendwann komplett im Chaos versinkt?" Rüdiger von Fritsch antwortete prompt: "Sollte es zu einer Auseinandersetzung über die Macht kommen (...), ist am Ende auch nicht auszuschließen, dass weitere Teile des Landes beschließen, sich von Russland zu trennen."

In Bezug auf den Ukraine-Krieg forderte Anton Hofreiter:
In Bezug auf den Ukraine-Krieg forderte Anton Hofreiter: "Ich würde alles liefern, was wir liefern können." (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Mit Blick auf den anhaltenden Krieg in der Ukraine fragte Lanz weiter: "Ist jetzt ein guter Moment für Verhandlungen gekommen?" Von Fritsch stellte daraufhin mit ernster Miene klar: "Der richtige Moment wäre vom ersten Tag an gewesen." Daraufhin schaltete sich Grünen-Politiker Anton Hofreiter mit ein, der erklärte, dass Putin erst zu Verhandlungen bereit sei, wenn es für ihn lohnenswert erscheine. "Es bringt ja nichts, wenn wir alle verhandeln wollen (...), wenn der Aggressor es nicht will", sagte Hofreiter, der sich gleichzeitig über die ewig langen Waffendiskussionen im Land beschwerte.

Ich würde alles liefern, was wir liefern könnenAnton Hofreiter

Der Grünen-Politiker kritisierte: "Mit unserer langsamen Reaktion tragen wir am Ende dazu bei, dass sich der Krieg in die Länge zieht." Lanz fragte deshalb: "Was würden Sie jetzt liefern?" Hofreiter gab zu: "Ich würde alles liefern, was wir liefern können." Er fügte hinzu: "Entweder wir liefern endlich alles, was die Ukraine braucht, um diesen Krieg für sich zu entscheiden, oder wir tun es nicht. Aber diese Halbherzigkeit zieht das Leiden unendlich in die Länge."

Journalistin Antje Höning reagierte stutzig auf die schweren Anschuldigungen Hofreiters gegenüber dem Bundeskanzler. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)
Journalistin Antje Höning reagierte stutzig auf die schweren Anschuldigungen Hofreiters gegenüber dem Bundeskanzler. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Hofreiter kritisiert Kanzler Scholz

Laut Anton Hofreiter leiste sich Deutschland "viel zu viele Debatten" und das Problem liege "überwiegend in der SPD und im Kanzleramt". Besonders der Führungsstil von Bundeskanzler Olaf Scholz sei ein großes Problem: "Das kann man einfach nicht leugnen". Dies brachte Markus Lanz auf den neuen Ampelstreit zwischen Christian Lindner und Lisa Paus zu sprechen. Die grüne Familienminister schlug jüngst einen Kompromiss aus, der ihr die Kindergrundsicherung und dem FDP-Finanzminister das Wachstumschancengesetz zugesagt hätte.

Der ZDF-Moderator wollte deswegen von Hofreiter wissen, ob nun "der richtige Moment" sei, sich erneut "so zu zerlegen in der Ampel". Statt Fehler einzusehen, erneuerte der Grünen-Politiker seine Kritik: "In meiner Analyse (...) ist das Hauptproblem im Kanzleramt der Kanzler selber. Er ist der Regierungschef."

Markus Lanz (links) diskutierte am Mittwochabend mit seiner Runde unter anderem über den Ukraine-Krieg und den anhaltenden Streit der Ampelkoalition. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)
Markus Lanz (links) diskutierte am Mittwochabend mit seiner Runde unter anderem über den Ukraine-Krieg und den anhaltenden Streit der Ampelkoalition. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Lanz verortet "kommunikative Katastrophen" in Ampelkoalition

Top-Ökonom und Lindner-Berater Lars Feld sah dies vollkommen anders und konterte: "Sie machen es sich zu einfach, Herr Hofreiter." Feld sehe demnach vielmehr eine "Führungsschwäche von Herrn Habeck" und konfontrierte Hofreiter: "Es kann doch nicht sein, dass Sie das jetzt wie beim Ukraine-Krieg auf das Kanzleramt projizieren."

Lanz hakte nach: "Hat Robert Habeck schlecht verhandelt?" Anton Hofreiter dementierte und behauptete, dass es ein fehlendes Vertrauen gebe, "dass das gehaltene Wort ohne Druckmittel eingehalten wird". Lanz ließ aber nicht locker und nannte die vielen Streitereien "kommunikative Katastrophen". Auch Journalistin Antje Höning reagierte stutzig auf die schweren Anschuldigungen Hofreiters. Während sie von "Erpressung" sprach, bezeichnete Lanz die jüngste Veto-Aktion von Lisa Paus im Kabinett als eine "Retourkutsche". Hofreiter ließ sich indes nicht provozierten und entgegnete: "Es sind Streitereien und Interessenskonflikte - und damit sind wir wieder beim Kanzler."

Im Video: "Markus Lanz": Anton Hofreiter bezeichnet Olaf Scholz als "Hauptproblem im Kanzleramt"