Vor Olympia in Paris: Vorwurf der sozialen Säuberung

Vor Olympia in Paris: Vorwurf der sozialen Säuberung

Vier Monate vor den Olympischen Spielen in Paris wird der Vorwurf laut, die Stadt verfrachte Menschen ohne festen Wohnsitz ins Umland. So wurden etwa am Dienstag 26 Geflüchtete und Obdachlose aus der Hauptstadtregion an den Stadtrand von Orléans gebracht, 130 Kilometer südlich vom Pariser Zentrum.

Lokale Behörden und Nichtregierungsorganisationen vermuten, dass der Transport mit Olympia zu tun hat. Man wolle die Hauptstadt "vorzeigbarer machen".

Regelmäßige Bustransporte aus Paris heraus

Serge Grouard, Bürgermeister von Orléans, beobachtet das Vorgehen seit vielen Monaten. "Seit Mai 2023 kommen regelmäßige Busse, etwa alle drei Wochen, von Paris nach Orléans, mit 30 bis 50 Menschen pro Bus", berichtet er. Auf die Frage, ob er Zusammenhang zu den bevorstehenden Olympischen Spielen sieht, antwortet er: "Ich bin mir nicht sicher, aber natürlich ist der Zufall ein bisschen beunruhigend."

Die Präfektur des Departements Loiret bestätigt die Zahlen und die Einrichtung einer "Empfangsschleuse", bestreitet aber jede "Verbindung mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele".

"Starke Überbelegung" wegen Olympischer Spiele

Hilfsorganisationen sprechen von einer "sozialen Säuberung". Auch die Aussagen von Betroffenen deuten darauf hin. So sagt eine obdachlose Frau aus dem Großraum Paris, die namentlich nicht genannt werden möchte: "Mir wurde geraten, die Region zu wechseln. Sie sagten mir, dass es wegen der Olympischen Spiele zu einer starken Überbelegung komme."

Paul Alauzy von der Organisation Ärzte ohne Grenzen äußert Kritik: "Wenn die Idee nur darin besteht, das Elend und die Obdachlosen in ganz Frankreich zu verbergen, ohne den lokalen Behörden mehr Ressourcen zur Verfügung zu stellen, und die Stadt vor den Olympischen Spielen rein zu machen, funktioniert das auf humanitärer Ebene einfach nicht."

Die Bustransfers werden vom französischen Staat finanziert und organisiert. Man befördere aber nur "diejenigen, die es wünschen", heißt es. Die Betroffenen könnten zwischen zehn Städten im Land wählen, darunter Rouen, Bordeaux, Toulouse, Marseille und Lyon.