Welches Land hat nach den USA die meisten Oscar-Gewinner?

Oscars: Die Geschichte von Nicht-Amerikanern, die Hollywoods größte Auszeichnung für Schauspieler gewonnen haben
Olivia Colman, Gewinnerin des Preises als beste Hauptdarstellerin für „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“, posiert im Presseraum bei der 91. jährlichen Oscarverleihung (Frazer Harrison/Getty Images)

Obwohl die meisten Oscars für den besten Darsteller und die beste Darstellerin in der Regel an in den USA geborene Schauspieler und Schauspielerinnen verliehen werden, gibt es in Hollywood auch eine lange Tradition, bei der Vergabe der Oscars keine Unterschiede in Bezug auf die Nationalität zu machen.

Der in Deutschland geborene Schauspieler Emil Jannings, geboren als Theodor Friedrich Emil Janenz, war der erste Gewinner der Auszeichnung als bester Hauptdarsteller bei der allerersten Verleihung der Academy-Awards im Jahr 1929.

Janning gewann einen Oscar für seine Rolle in dem 1928 erschienen Film „The Last Command – Sein letzter Befehl“. Die in den USA geborene Schauspielerin Janet Gaynor gewann währenddessen den Preis für die beste Hauptdarstellerin in drei verschiedenen Filmen: „Street Angel – Engel der Straße“, „Das Glück in der Mansarde“ und „Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen“.

Es überrascht nicht, dass Großbritannien, das dieselbe Sprache wie das Gastgeberland spricht, mit nicht weniger als 43 Preisen an der Spitze der internationalen Gewinner steht. Drei davon gewann Daniel Day-Lewis für „My Left Foot – Mein linker Fuß“, „There Will Be Blood“ und „Lincoln“.

Oscars: Die Geschichte von Nicht-Amerikanern, die Hollywoods größte Auszeichnung für Schauspieler gewonnen haben
Daniel Day-Lewis (links) und Meryl Streep posieren im Presseraum während der Oscarverleihung im Loews Hollywood Hotel am 24. Februar 2003 (Jeff Kravitz/FilmMagic)

Bei der Preisverleihung 1934 gab es die erste nicht-nordamerikanische Gewinnerin in der weiblichen Kategorie, als die französische Schauspielerin Claudette Colbert den begehrten Preis für ihre Rolle in „Es geschah in einer Nacht“ erhielt.

Die gebürtige Britin Vivien Leigh räumte in dieser Kategorie gleich zweimal ab: für ihre Rolle der Scarlett O'Hara in „Vom Winde verweht“ (1939) und für ihre Rolle der Blanche DuBois in „Endstation Sehnsucht“ (1951). Und die Britin Audrey Hepburn gewann einen Oscar für „Ein Herz und eine Krone“ (1953).

Colbert war zwar die erste nicht-amerikanische Preisträgerin, aber es dauerte bis 1955, bis eine zweite nicht-englischsprachige Frau den Preis gewann, nämlich die italienische Schauspielerin Anna Magnani für ihre Rolle in Hal Kanters Verfilmung von Tennessee Williams' „Die tätowierte Rose“.

Oscars: Die Geschichte von Nicht-Amerikanern, die Hollywoods größte Auszeichnung für Schauspieler gewonnen haben
Anna Magnani wirft in Rom vor Jubel die Arme in die Luft, als sie erfährt, dass sie für ihre Rolle in „Die tätowierte Rose“ bei den 28. Academy-Awards als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde. (Getty)

Magnani hatte dank ihrer Hauptrollen in einer Reihe von Roberto Rossellinis gefeierten italienischen neorealistischen Filmen wie „Stromboli“, „Rom, offene Stadt“ und „Amore: Die menschliche Stimme“ und „Das Wunder“ eine große Fangemeinde gewonnen.

Man könnte sagen, dass die Popularität des italienischen Neorealismus die Inspiration für die Zunahme der Oscar-Nominierungen für nicht-englischsprachige Länder in den 1960er Jahren war.

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Reaktion der italienischen Schauspielerin Sophia Loren, nachdem sie den Oscar als beste Hauptdarstellerin für den Film „Und dennoch leben sie“ im April 1962 gewann. (Foto: Hulton Archive/Getty Images)

Aber während Melina Mercouri (Griechenland), Marcello Mastroianni (Italien), Anouk Aimée (Frankreich) und Ida Kamińska (Polen) zu Recht nominiert wurden, war der italienische Superstar Sophia Loren in diesen Jahren die einzige ausländische Gewinnerin.

Im Gegensatz dazu schnitten die Briten wieder einmal besser ab. Julie Christie, Dame Julie Andrews, Dame Maggie Smith und Elizabeth Taylor gewannen alle einen Oscar und diese britische Siegesreihe setzte sich bis in die 1970er-Jahre fort: Die renommierte Shakespeare-Schauspielerin Glenda Jackson gewann gleich zweimal eine Auszeichnung – und zwar eine für ihre Rolle in „Liebende Frauen“ von Ken Russell und eine für ihre Leistung in Melvin Franks „Mann, bist du Klasse!“, während Peter Finch (posthum) für „Network“ einen Oscar holte.

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Glenda Jackson mit ihrem Academy-Award für die beste Hauptdarstellerin in dem Film „Liebende Frauen“ im Mai 1972. (Mike Lawn/Fox Photos/Hulton Archive/Getty Images)

Ende der 80er-Jahre gewann Daniel Day-Lewis zum ersten Mal mit dem Film „Mein linker Fuß“, und in den 90er-Jahren gewannen der australische Schauspieler Geoffrey Rush, der britische Star Jeremy Irons und der italienische Schauspieler Roberto Benigni. Letzterer gewann als erster männlicher Schauspieler überhaupt in einem nicht-englischsprachigen Film für seine Rolle in „Das Leben ist schön“ – einer von der Kritik gefeierten italienischen Produktion, bei der er das Drehbuch schrieb, Regie führte und die Hauptrolle spielte.

Die Anerkennung internationaler Schauspieltalente bei den Oscars nahm jedoch erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu. Marion Cotillard aus Frankreich gewann den großen Schauspielpreis für ihre Rolle als Edith Piaf in „La Vie en Rose“ (2007), während Penélope Cruz und Christoph Waltz in den Kategorien beste Nebendarstellerin bzw. bester Nebendarsteller für „Vicky Cristina Barcelona“ (2008) und „Inglourious Basterds“ (2009) abräumten.

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Schauspieler Christoph Waltz posiert im Presseraum bei den 82. Academy-Awards im Kodak Theatre am 7. März 2010 in Hollywood (Jeff Kravitz/FilmMagic)

Für Australien gewann Russell Crowe mit „Gladiator“ (2000) und fünf Jahre später erhielt Cate Blanchett ihren ersten von zwei Oscars für ihre Rolle in „Aviator“.

Nachdem Kate Winslet 2008 den Preis für die beste Hauptdarstellerin für „Der Vorleser“ gewonnen hatte, begann im nächsten Jahrzehnt eine regelrechte britische Invasion des Hollywood-Kinos: Daniel Day-Lewis (für „Lincoln“, sein dritter Oscar-Gewinn), Colin Firth, Eddie Redmayne und Gary Oldman.

Aber es war Jean Dujardin, der 2012 Geschichte schrieb, indem er als erster Franzose den Preis als bester Hauptdarsteller gewann. Er wurde für seine Rolle in Michel Hazanavicius' französischem Schwarz-Weiß-Stummfilm „The Artist“ ausgezeichnet. Der Film gewann im selben Jahr auch den Preis als bester Film.

Oscars: Die Geschichte von Nicht-Amerikanern, die Hollywoods größte Auszeichnung für Schauspieler gewonnen haben
Jean Dujardin verlässt mit Hund Uggie die Bühne, nachdem „The Artist“ bei den 84. Academy-Awards 2012 einen Oscar gewann (ROBYN BECK/AFP via Getty Images)

In den letzten Jahren gab es ebenfalls Oscar-Gewinne für Briten – für Olivia Colman („The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ 2018) und für Sir Anthony Hopkins für seine geniale Darstellung eines Mannes, der an Demenz leidet („The Father“ 2021).

Aber was ist mit diesem Jahr? Auch 2022 gibt es vielversprechende Nominierungen, unter anderem für das spanische Paar Penélope Cruz („Parallele Mütter“) und Javier Bardem („Being the Ricardos“), 14 Jahre nachdem er für seine Rolle in „No Country for Old Men“ der Coen-Brüder als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde.

Was die Briten angeht, sind sowohl Benedict Cumberbatch als auch Andrew Garfield Anwärter auf den Hauptpreis in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“, während Olivia Colman es mit ihrer Nominierung für „Frau im Dunkeln“ auf zwei Auszeichnungen als beste Hauptdarstellerin bringen könnte.

Linda Marric

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