Pädophilie-Skandal: Ungarn feiern Rücktritt von Staatspräsidentin Novák
Hunderte Demonstranten haben vor dem Präsidentenpalast in Budapest den Rücktritt von Staatspräsidentin Katalin Novák gefeiert. Ungarns erste Frau im Präsidentenamt ist unter Druck geraten, weil sie einen Mann begnadigt hatte, der in einem Kindesmissbrauchsfall verurteilt worden war. Deshalb ist sie am Samstag, 10. Februar zurückgetreten.
Den Teilnehmern der Kundgebung reicht Nováks Rücktritt allerdings nicht aus. Das vom Premierminister Viktor Orbán geschaffene Regierungssystem müsse verändert worden, um ähnliche Fälle in Zukunft zu vermeiden, war aus den Reihen der Demonstranten zu hören.
Außerdem sei es nicht gerecht, dass Novák nach ihrem Rücktritt weitere Leistungen vom Staat beziehen wird, meinte Tamas Fazekas, ein Teilnehmer der Kundgebung. „Nach ihrem Rücktritt erhält sie Sozialleistungen, einen Leibwächter, eine Wohnung und Geld für den Rest ihres Lebens“, kritisierte er.
Eine weitere Demonstrantin Anna Bujna fügte hinzu: „Sie ist nicht die Hauptschuldige, man muss bis ganz nach oben schauen. Ich glaube, sie hat gute Absichten, aber ich weiß, dass sie ein großer Fan von Orbán ist. Die Wahrheit ist beängstigend: Sie wird wohl von einem Fidesz-Mitglied ersetzt.“
Nur wenige Minuten nach Nováks Rücktritt erklärte die ehemalige Justizministerin Judit Varga, dass sie sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehe. Varga, einer der wichtigsten Mitglieder der Fidesz, hätte ihre Partei bei den bevorstehenden EU-Wahlen anführen sollen.
Fidesz ist die größte bürgerlichen Partei Ungarns. Sie wird häufig als nationalkonservativ oder rechtspopulistisch eingestuft. Der Parteivorsitzende ist Viktor Orbán.