Pakistans Oppositionspartei PTI beansprucht Wahlsieg
Islamabad (dpa) - Pakistans Oppositionspartei PTI hat sich zur Siegerin der Parlamentswahl erklärt. Die Partei wolle die nächste Regierung bilden, sagte PTI-Anführer Gohar Khan auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Islamabad. Er sprach erneut von Wahlbetrug und forderte die Institutionen des südasiatischen Landes auf, den Wählerwillen zu respektieren. Auch der erst kürzlich aus dem Exil zurückgekehrte Wirtschaftsmogul Nawaz Sharif beansprucht mit seiner Muslimliga PML-N den Wahlsieg für sich.
Zwei Tage nach der Wahl stand die Atommacht vor einer schwierigen Regierungsbildung. Sharif, von vielen als klarer Favorit bezeichnet, verfehlte mit seiner Partei PML-N eine Mehrheit und kam nach der Auszählung von 95 Prozent der Wahlkreise nur auf 71 Sitze im Parlament. Die unabhängigen Kandidaten, die pakistanischen Medienberichten zufolge zum größten Teil Verbindungen zum inhaftierten Ex-Premier Imran Khan und dessen Oppositionspartei PTI haben, erzielten überraschend 100 der 266 Mandate.
Sharifs PML-N hat inzwischen Gespräche mit der drittplatzierten Volkspartei PPP um den 35-jährigen Bilawal Bhutto Zardari geführt und strebt ebenfalls an, die Regierung zu stellen. Sharif dürfte um Überläufer der unabhängigen Kandidaten werben, um eine Mehrheit zu finden. Diese haben 72 Stunden nach der Wahl Zeit, sich anderen Parteien anzuschließen oder eigene Fraktionen zu gründen. Auch ein Bündnis mit einer Kleinpartei wäre denkbar und würde Sharif die nötige Mehrheit von 134 Sitzen sichern.
Internetsperren und Manipulationsvorwürfe
Pakistans Armeechef Asim Munir mahnte, führende Politiker sollten ihre Eigeninteressen überwinden. Der einflussreiche General forderte die Parteien dazu auf, dem Volk zu dienen. «Denn das ist vielleicht der einzige Weg, um die Demokratie funktionsfähig und zweckmäßig zu machen.»
Pakistans Wahlen waren überschattet von Internetsperren und Manipulationsvorwürfen. Seit der Unabhängigkeit Pakistans vor über 75 Jahren infolge der Teilung Britisch-Indiens kam es immer wieder zu Unruhen und Instabilität im Land. Mehr als die Hälfte dieser Zeit regierte das Militär. Und auch unter den zivilen Regierungen galten Generäle als die Kraft, die über Erfolg oder Scheitern der politischen Führung entscheiden konnten.