Palästinenserfahne in Israel: Ein Stück Stoff, das für Zündstoff sorgt

In Israel stößt das Hissen der palästinensischen Flagge auf erbitterte Gegenwehr. Sie wurde vor kurzem von israelischen Behörden wieder heruntergenommen, Stunden nachdem Aktivisten sie an einem Hochhaus in Tel Aviv befestigt hatten. Mit dem Schritt wollten diese für gute Beziehungen zwischen Israelis und Palästinsern werben - und erreichten das Gegenteil.

Gesetz über palästinensische Fahne im Parlament

Die Knesset steht kurz davor, ein Verbot der palästinensischen Fahne in staatlichen Gebäuden durchzusetzen. Sie wird immer weniger akzeptiert in einem Staat, dessen Bevölkerung jedoch zu einem Fünftel aus Palästinensern besteht.

Auf der Beerdigung der US-palästinensischen Al Dschasira-Journalistin Shireen Abu Akleh in Ostjerusalem zerrissen israelische Sicherheitskräfte die Flagge.

Zwei israelische Universitäten stehen schon länger in der Kritik, weil sie die palästinensische Fahne auf dem Campus zuließen.

"Palästinenserfahne als Bedrohung"

Dennoch wurde diese in den Friedensverträgen von Oslo 1995 offiziell von beiden Seiten anerkannt - wenn auch der Friedensprozess seit Jahren auf Eis liegt.

In den vergangenen zehn Jahren begann die israelische Gesellschaft, die palästinensische Fahne als Bedrohung wahrzunehmen.

Ronni Shaked, der für das Friedensforschungsinstitut Harry S. Truman arbeitet, sagt, "in den vergangenen zehn Jahren begann die israelische Gesellschaft, die palästinensische Fahne als Bedrohung wahrzunehmen, vor allem rechte Wähler in Israel. Diese wollen mittels der israelischen Flagge ihren Nationalismus oder Patriotismus ausdrücken. Nicht nur in Bezug auf den Staat Israel, sondern auf das Territorium Israels, denn sie wollen nicht wahrhaben, dass unter uns Palästinenser leben."

Während der Friedensprozess in immer weitere Ferne rückt und neue israelische Siedlungen in den besetzten Palästinensergebieten entstehen, entlarvt der Flaggenstreit, wie weit entfernt die Palästinenserinnen und Palästinenser von einem eigenen Staat sind.