Papst reist als «Pilger des Friedens» nach Kasachstan
Nur-Sultan (dpa) - Unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges hat Papst Franziskus zu Beginn eines dreitägigen Besuchs in Kasachstan einen Friedensappell formuliert. «Ich komme, um den Schrei der Vielen zu verstärken, die um Frieden flehen», sagte das Oberhaupt der Katholiken am Dienstag in Nur-Sultan, der Hauptstadt des zentralasiatischen Landes. «Ich komme hierher im Verlauf des wahnsinnigen und tragischen Krieges, der durch die Invasion der Ukraine ausgelöst worden ist, und während noch weitere Auseinandersetzungen und drohende Konflikte diese unsere Zeit gefährden.»
Die kasachische Regierung organisiert zum siebten Mal den «Kongress der Führer der Welt- und traditionellen Religionen» in Nur-Sultan, dem ehemaligen Astana. Franziskus ist der erste Papst, der an dem internationalen Treffen teilnimmt. «Es ist uns eine Ehre», sagte Präsident Kassym-Schomart Tokajew bei der Begrüßung am Flughafen.
Russischer Luftraum gemieden
Der 85-jährige Franziskus nennt inzwischen den russischen Angriff klar als Auslöser des Krieges, nachdem der Vatikan zu Beginn noch davon absah. Auf dem Hinflug von Rom hatte das Papst-Flugzeug der italienischen Gesellschaft Ita Airways wie fast alle westlichen Airlines den russischen Luftraum gemieden. Damit musste Franziskus auch kein Telegramm an Wladimir Putin senden - der Papst schickt immer Grüße in die Hauptstädte jener Länder, über die er fliegt.
Johannes Paul II. hatte im Herbst 2001 als bislang einziger Papst Kasachstan nach der Unabhängigkeit besucht. Nun flog Franziskus in das riesige Land, in dem unter den knapp 19 Millionen Einwohnern nur rund 125.000 Katholiken leben. Rund 70 Prozent der Kasachen sind Muslime, etwa 26 Prozent sind orthodoxe Christen. Der Papst lobte das friedliche Nebeneinander der verschiedene Religionsgruppen.
Franziskus komme als «Pilger des Friedens» auf der Suche nach Dialog und Einheit. «Unsere Welt hat dies dringend nötig, sie muss wieder zu Harmonie finden», meinte er auf seiner dritten Auslandsreise 2022.
Das hat sich auch der Kongress zum Ziel gesetzt, der seit der Premiere 2003 zum siebten Mal stattfindet. Insgesamt werden bei dem zweitägigen Event am Mittwoch und Donnerstag rund 100 Delegationen aus 50 Ländern erwartet. Neben Gebeten und privaten, bilateralen Treffen will Franziskus auch eine öffentliche Messe feiern. Zum Abschluss des Religionstreffens ist eine gemeinsame Erklärung vorgesehen. Welche konkreten Gespräche Franziskus führen will, präzisierte der Heilige Stuhl bislang nicht.
Kein Gespräch mit Kirill
Mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsausbruch in der Ukraine hätte die Versammlung die Möglichkeit für ein Treffen zwischen Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kirill geboten. Der russisch-orthodoxe Kirchenführer, der den Angriffskrieg in der Ukraine eisern verteidigt, reiste aber nicht nach Kasachstan.
Der Papst hatte lange gehofft, mit Kirill über gemeinsame Wege zum Frieden reden zu können. Dafür wurde er von Ukrainern kritisiert. Sie halten es für einen Affront, sollte Franziskus Kirill treffen, bevor er nach Kiew reist. Inzwischen haben auch die Diplomaten im Vatikan realisiert, dass ein Dialog mit Kirill derzeit sinnlos ist.