Paris: Drastische Russland-Entscheidung
Russlands Sportler dürfen nicht an der Parade bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris teilnehmen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) entschied am Dienstag in Lausanne, dass beim Spektakel am 26. Juli mit 160 Booten auf der Seine die als "neutral" antretenden Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus eine Zuschauerrolle einnehmen müssen.
Wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine dürfen russische und belarussische Sportler bei den Sommerspielen in Frankreichs Hauptstadt nur unter Auflagen antreten. Verboten sind unter anderem die russische Flagge, die Hymne und weitere staatliche Symbole. Die Athleten dürfen zudem keine Verbindung zum Militär besitzen, Mannschaften sind gar nicht zugelassen.
„Wir begrüßen, dass das IOC damit weiterhin den Auftritt von Gruppen russischer oder belarussischer Athlet*innen verhindert. Nach den Mannschaftswettbewerben gilt das nun auch für den Einmarsch der Nationen bei der Eröffnungsfeier“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert: „Somit sollte es von den Olympischen Spielen Paris 2024 keine Bilder geben, die ein russisches oder belarussisches Team zeigen.“
Bislang haben sich laut IOC-Direktor James MacLeod erst zwölf russische und fünf belarussische Athleten für Olympia qualifiziert, höchstwahrscheinlich steigen die Zahlen noch auf 36 und 22. Über die endgültige Zulassung entscheidet ein neues dreiköpfiges Gremium unter der Leitung der Vizepräsidentin Nicole Hoevertsz. Zum Vergleich: In Tokio 2021 starteten 330 Russen und 104 Belarussen. Über die Teilnahme an der Schlussfeier wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Bei der Siegerehrung werde im Falle eines Medaillengewinns eine neutrale Flagge gehisst und eine neutrale Hymne ohne Text gespielt, erklärte MacLeod.
Das IOC hatte im vergangenen Herbst das Russische Olympische Komitee wegen des Bruchs der Olympischen Charta suspendiert, weil das ROC die Sportorganisationen der annektierten ukrainischen Regionen Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk als Mitglieder aufgenommen hatte.
Bereits einige Stunden zuvor war das IOC auf Konfrontationskurs zur russischen Regierung gegangen, weil es seine eigenen Interessen bedroht sieht. In einer Mitteilung nannte das IOC den Plan Russlands, im September „Freundschaftsspiele“ auszurichten, „einen zynischen Versuch, den Sport zu politisieren“. Das IOC forderte alle von Moskau eingeladenen Nationen auf, die Teilnahme an den Konkurrenz-Wettkämpfen und jegliche Form der Unterstützung abzulehnen.